RPG - Dark Alley - Druckversion

Flashback (lesen optional) (Öffnen)

Fierce Flourish - Persönliche Eintragung in Akte Snow Breaker

Nasskalter Vorwintertag, fand Blutreste in Seitenstraße. Der Regen hatte das Meiste schon heruntergewaschen. Milchig rote Rinnsale, die sich den Weg in die Kanalisation bahnten. Es bestand keine Hoffnung mehr sie noch lebend zu finden, zu langsam Fierce, viel zu langsam.

Weitere Spuren an Boden und Mauer, anders als vorher. Er hatte Probleme mit ihr gehabt, sie muss sich gewehrt haben. Kratzer und Scheuermarken von Hufen.

Die Spuren waren zu verwaschen um genau zu identifizieren wo sie hin geschleppt wurde.

Ein Klopfen an einem der Straße zugewandten Fenster. Durch das schmutzige Glas war andeutungsweise das Antlitz eines Hengstes zu erkennen. Der Huf am Glas wanderte ganz langsam hinab, schabte die Spuren von Schmutz und Schimmel beiseite um hinauszublicken. Das Fenster wurde einen Spalt geöffnet, erzeugte dabei ein schmatzendes klebrig feuchtes Geräusch.

"Suchen sie nach dem Mädchen?"

Die Stimme wirkte kratzig...beansprucht und dennoch sehr ruhig.

"Und wenn es so wäre?"

Eine Pause entstand. Aus dem Fenster entkam ein eigentümlicher Geruch nach Rauch, doch ein klein wenig süßlich. Pfeifentabak zweifelsohne. Die Stimme wurde dann wieder laut.

"Apartment Zwei."

Das Fenster wurde wieder geschlossen. Eine Minute später öffnete sich auf mein Klopfen hin die Türe zu Apartment Zwei. Er war ein unauffälliger Hengst, in die Jahre gekommen aber wie seine Hufe und seine Garderobe verrieten durchaus noch berufstätig. Einfache Tätigkeit, körperlich nicht zu anstrengend.

"Sie war nicht die erste die verschwunden ist."

Das war allgemein bekannt. Snow Breaker war die dritte Stute die verschwunden war.

Seine Apartment war klein, schäbig. Die Türe verriegelte er nach meinem Eintreten wieder. Das Schloss war leicht aus dem Holz herausgezogen worden, kaum wahrscheinlich dass sie so noch wirklich sicher war. Er musste mich von der Vorratskammer aus gerufen haben. Der Geruch nach süßlichem Rauch war überall, steckte in Wänden und den leicht schmutzigen speckig glänzenden Möbeln. Er bat mich mit ihm zu essen.

Auch seine Küche bot keinen anderen Eindruck. Alte Bilder an der Wand, deren Motive schon längst so ausgeblichen waren, dass kaum mehr zu sehen war was darauf abgebildet war. Das Licht war halbdunkel, die meisten Glühbirnen längst ausgebrannt. Sie hing an einem einsamen Kabel so tief, dass jedes Mal wenn jemand sie passierte der Luftzug die Glühbirne leicht in Schwingung versetzte.

Geisterhaft tanzten die Schatten in der nicht weniger schmutzig wirkenden Küche. Über dem Herd brodelte ein großer Topf Suppe. Dunkle Spuren liefen nach unten. Der Alte hatte sich schon bedient gehabt, sein benutztes Geschirr stand auch noch auf dem Tisch.

Über der dicken und dunklen Suppe, deren Brühe überraschend angenehm kräftig schmeckte erzählte er mir was er gesehen hatte.

"... sie war hier. Ich habe sie gesehen. Sie hatte sich verlaufen, das passiert den jungen Stuten manchmal wenn sie des Nachts um die Häuser ziehen. In der Dunkelheit sieht die Stadt ganz anders aus."

Ich aß weiter die Suppe, die Teigtaschen darin waren gefüllt, ein Geschmack den ich nicht kannte. Ich blickte zu ihm auf und sah sein lächelndes Gesicht. Die Glühbirne hatte aufgehört zu schwingen und beleuchtete nur eine Seite seines Antlitzes wirklich.

Etwas stimmte nicht. Wenn sie mit ihm gesprochen hatte, dann hätte sie unmöglich nochmal die Seitengasse genommen, sie war gar nicht so sehr auf dem falschen Weg gewesen.

Kälte kam in mir hoch, griff nach mir und kroch durch meinen Körper, während ich die warme Suppe schluckte.

Wer in so ärmlichen Verhältnissen lebte, konnte sich außerdem derartigen Tabak kaum leisten. Sorten mit so süßlichem Geruch waren untypisch.

Ich sah in das lächelnde Gesicht, nahm wahr wie er stutzte dass ich nicht weiteraß. Ich nahm rasch noch eine der Teigtaschen, doch ich wusste bereits was es war.

Kalter Schweiß brach mir aus, der Geschmack entfaltete sich in meinem Mund. Warum sollte er so eine große Menge für sich alleine zubereiten? Warum führten keine Spuren aus der Seitengasse hinaus? Warum klang das Fenster nicht nur feucht...sondern irgendwie auch klebrig...?

Ich aß weiter, gab vor seinen Lügen zuzuhören, nahm weiter die Suppe zu mir, ich durfte keinen Verdacht erregen. Alle anderen hatte er zu sich hineinlocken können...aber diesmal war etwas schiefgegangen. Sie hatte Widerstand geleistet, sich losgerissen und wollte entkommen.

Mein Blick huschte in Richtung Gang.

Die Haustüre war verschlossen gewesen, gab auf ihre Tritte hin nicht nach. Er war schon ganz nah...also hatte sie in Panik umgedreht. Armes Mädchen...die Türe hätte kaum mehr zwei Tritte ausgehalten. Er war in die Küche gelaufen...brauchte eine Waffe...sie flüchtete in die Vorratskammer...wollte über das Fenster raus, er war hinter ihr...verletzte sie....blutend fiel sie hinaus...benommen und angsterfüllt schlug sie um sich, leistete Widerstand...bis sein Schatten sich endgültig über sie beugte.....

Er musste sie übers Fenster hineingehievt haben. Der Rauch verdeckte den Geruch...aber nicht ganz. Ich wartete auf seine Unaufmerksamkeit, schmetterte ihm dann den Rest des grausigen Mahls entgegen. Er drehte sich um...fand das Messer sofort obwohl ich ihn mit dem Angrif geblendet hatte. Ich wäre der Nächste gewesen. Er drehte sich herum, fuchtelte mit dem Messer ins Leere, dann traf ihn der schwere Topf.

Roter Saft breitete sich auf dem Boden aus, sickerte in die Rinnen und Riefen des alten Holzes. Es dampfte leicht, der heißen Suppe wegen. Im Halbdunkel sah ich ihn noch reflexartig zucken. Ich trat zurück als die sich ausbreitende Brühe noch dicker und dunkler geworden war.

Ich fand sie...das was noch da war... in der Vorratskammer.