Moin Bronies!
Wenige von Euch werden es vielleicht schon im Vorstellungsthread von mir gelesen haben. Ja ich züchte Käfer und nein es ist kein Scherz. Es ist mir im Grunde nicht sonderlich wichtig, ob ihr es euch durchlest oder nicht, aber schön würde ich es finden. Schließlich ist es ein interessantes Thema! Es folgen innerhalb des Threads auch ne Menge Fotos, aus meiner eigenen
Zucht (Alle Fotos sind von mir selbst gemacht worden und wurden nicht von mir geklaut!), daher wirds sicher nicht langweilig. In diesem Sinne, Viel Spaß!
Insgesamt mache ich das Ganze nun etwa zwei Jahre. Wie ich darauf gekommen bin? Gute Frage...
Das Ganze war, als ich im Wald spazieren war (Ich liebe die Natur!). Dort habe ich auf dem Waldweg einen Waldmistkäfer laufen sehen...ein wundervolles Tier. Tja, seit diesem Tag habe ich angefangen mich sehr für die Tiere zu interessieren, ich wollte sie verstehen und besser kennenlernen.
Beginn einer Zucht:
Bevor man mit der
Zucht beginnen will, sollte man sich im Klarem sein, dass selbst die Käfer Tiere sind und auch so behandelt werden wollen. Dem Anfänger stellen sich sicherlich viele Fragen, wie und wo er anfangen soll: "Wo bekomme ich die Tiere her?", "Mit welcher Art fange ich an?", "Was brauchen die Tiere?"
Im Grunde ist es ganz einfach. Entweder man hofft auf eine Terrarienmesse und sucht einen Züchter, der zufällig etwas verkauft oder bestellt sie sich online (Kaum zu glauben, aber das gibts). Jedes Jahr findet außerdem die inernationale Insektenbörse in Frankfurt statt. Ich werde dort das ertse Mal mit meinem eigenem Stand vertreten sein. (Wer mich besuchen will, kann kommen!). Es gibt ebenfalls eine Forencommunity, welche oft genug aus ihrem eigenem Bestand etwas abgeben. Anfangen sollte man mit anfängergerechten Arten, in diesem Fall sind die meisten Rosenkäfer sehr gut geeignet. Was die Tiere benötigen, um sich bei euch wohl zu fühlen wird euch nun erklärt:
Substrat:
Innerhalb der Käfer
zucht wir dem Substrat am meisten Beachtung geschenkt. Es denken sich jetzt ne Menge von euch: "Was zum Geier ist Substrat?". Tja, im Grunde besteht es aus toten pflanzlichen Stoffen. Es ist der Bodengrund und die Eiabglage der Käfer, sowie Lebensraum und Futter der Larven. Es gibt zwei wichtige Arten des Substrats: Laubwaldhumus (verrottetes Falllaub) und weissfaules Holz. Diese beiden Komponenten fressen die meisten Larven der züchtbaren Käfer. Während Rosenkäferlarven fast nur Laubwaldhumus fressen, benötigen die Larven von Hirsch- und Nashornkäfern fast nur weissfaules Holz. Viele Arten benötigen auch eine Mischung aus Beidem. Man kann immer selbst entscheiden, wo man sich das Substrat besorgen will. Entweder geht man in den Wald und macht sich schmutzig, oder man kauft es sich online.
Weissfaules Holz:
Laubwaldhumus:
Fertigmischung (Ca. 80% Holz und 20% Humus):
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Es gibt auch die möglichkeit das Substrat vollkommen durch Flake Soil oder Black Soil zu ersetzen. Dies ist ein fermentiertes Substrat und wird aus zerhäckseltem weissfaulem Holz hergestellt. Das Holz wird sehr stark angefeuchtet und mir Mehl kräftig vermischt. Hier findet dann eine Reaktion statt, nämlich die Gährung. Das Holz verfärbt sich über vier Wochen zu einer Art Orange-Braun. Das Ganze wiederholt man alle paar Wochen, indem man neues Mehl dazugibt. Man kann immer selbst entscheiden, wann man aufhören möchte es zu gähren. Je länger es gährt, desto nahrhafter wird es für die Larven. Von der Farbe wird es auch immer dunkler, bis es schließlich fast schwarz wird. Dann wird es Black-Soil genannt. Da Dieses Suubstrat erst hergestellt werden muss, ist es sehr teuer. Pro Liter werden ca. 2€ verlangt.
Flake-Soil:
Black-Soil:
Larven:
Bevor ein Käfer überhaupt ein Käfer wird, ist er eine Larve. Die Larven der Käfer machen drei Stadien in ihrem Leben durch, bevor sie sich in einem Kokon in der Erde verpuppen. Diese Stadien werden kurz L1, L2 und L3 genannt. Bei vielen Anfängern sind Larven vorher beliebter als Käfer, da der Aufwand nicht so groß ist. Für einen
Zuchtansatz (Ca. 15-20 Larven) benötigt man ungefähr zwei große Plasikeimer, die mit Substrat gefüllt werden. Da die Larven auch in der Natur unter der Erde leben, brauchen sie sonst nichts (Also keine Beleuchtung etc.).
Während der Verpuppungsphase der Larve sollte man sie auf jeden Fall komplett in Ruhe lassen, da sie einen Kokon bauen muss und das für das Tier eine große Anstrengung ist. Der Kokon wird komplett aus Kot gebaut. Getrocknet ist der Kokon sehr wiederstandsfähig. Die Puppenruhe braucht in den meisten Fällen etwa vier bis acht Wochen, bevor der fertige Käfer den Kokon aufbricht und sich zur Oberfläche gräbt. Sollte ein Kokon dennoch zerbrechen, kann man einen Ersatzkokon aus Steckschaum nehmen und die Larve/Puppe darin unterbringen. Die Käfer sind sofort geschlechtsreif, nachdem sie geschlüpft sind.
Echter Kokon von Chlorocala africana oertzeni:
Larve in einem Steckschaumkokon:
Das Substrat sollte alle paar Monate gewechselt werden, da die Larven auch (logischerweise) Kot hinterlasen und sich dieser unterhalb des Eimers/der Box absetzt. Der Kot ist bei Milben beliebt, also sollte man regelmässig wechseln, um keine Milben zu züchten.
(Die nächsten Fotos könnten für manche Mädels jetzt eklig werden. Ich garantiere für nichts!)
Trypoxylus (Allomyrina) dichotoma dichotoma L2/L3 Larve:
Megasoma elephas L3 Männchen (Die größte lebende Käferart in Mexico):
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Etwa 74 L2/L3 Larven von Eudicella (cyprolais) hornimanni:
Haltung der adulten Käfer:
Im Grunde ist die Haltung der meisten Arten einfach. Es ist alles züchtbar, man muss nur wissen wie und mit welchen Mitteln. Kommt auch immer drauf an, wie viel Mühe sich der Züchter geben will! Profizüchter (So wie ich *hust*) halten die Tiere in den großen, durchsichtigen Stapelboxen von IKEA, Obi etc. Der Vorteil bei diesen Boxen ist ganz klar, dass viel mehr Substrat reinpasst und die Nach
zuchtrate dadurch enorm steigt. Ich persönlich halte aber nur Hirsch- und Nashornkäfer in Plasikboxen, da diese Tiere sowieso nachtaktiv sind und daher keine Beleuchtung brauchen.
Anders ist das bei Rosenkäfern, sie sind geradezu sonnenliebend. Eine Beleuchtung von mindestens 20-25°C ist notwenig, sonst kommt es zu keiner Paarung und die Tiere sterben binnen 14 Tagen einfach ab. Kälte vertragen sie überhaupt nicht! Auch die Feuchtigkeit spielt eine Rolle. Hirsch- und Nashornkäfer benötigen eine Luftfeuchte von ca. 80%, damit es auch zur Eiablage kommt. Das Substrat muss IMMER sehr hoch sein in der Box. Bei Rosenkäfern etwa 15-20cm bis hin zu fast 40cm bei Nashornkäfern.
Optisch kann man die Box einrichten, wie man möchte. Meistens bietet sich ein Stück Rinde als Sitzplatz an. Falllaub sowie ein wenig Moos als Feuchtigkeitsspender vervollständigen die Einrichtung. Für Hirschkäfer wird zusätzlich noch ein weissfauler Holzstamm in das Substrat eingegraben. Die Weibchen nagen sich dann ind en Stamm und legen dort ihre Eier ab.
Gefüttert werden sie mit süßen Früchten. Bewährt haben sich besonders Bananen und Erdbeeren, da sie schön weich sind. Es ist auch möglich sie mit Beetle Jelly (deut. Käfergelee) zu füttern. Es ist ein Proteinfutter und nahrhafter als Früchte und lockt außerdem keine Fruchtfliegen an. Jelly gibt es in drei Geschmacksrichtungen: Banane, Milch und Honig:
Alle Sorten:
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Bei Rosenkäfern müssen viele Kletteräste mit in das Terrarium/die Box. Ebenfalls muss nach oben hin ein wenig Platz sein, da die Tiere gerne mal ohne Vorwarnung losfliegen.
Es gibt drei
Zuchthauptgruppen, welche züchtbar sind:
Rosenkäfer: Die gängigste Einsteigerart. Es gibt viele leicht zu züchtende Arten, wie Pachnoda, Chlorocala, Eudicella und Mecynorrhina. Es gibt auch schwer zu züchtende Arten, wie Goliathus. Rosenkäfer sind auch deshalb so beliebt, weil es sie in so vielen unterschiedlichen Farben gibt.
Hirschkäfer: Es gibt auch Hirschkäferarten, die leicht zu züchten sind. Beliebt sind hier besonders: Dorcus, Phalacrognathus muelleri, Lamprima und Prosopocolius. Sehr schwer zu züchten sind Hexarthrius und Lucanus. Bei den Hirschkäfern stechen sofort die übergroßen Köpfe, der Männchen auf, sowie die großen Mandibeln (Oberkieferzangen).
Nashornkäfer: Bei Nashornkäfern sind wenige Arten für Anfänger geeignet, da die Tiere eine sehr lange Entwicklungszeit haben (Manche fast drei Jahre). Für Anfänger sind Trypoxylus, Xylotrupes und Chalcosoma geeignet. Schwer zu züchten sind Dynastes und Megasoma. Nashornkäfer stechen durch ihre enorme Größe ins Auge. Herklueskäfer werden bis zu 170mm lang.
Mecynorrhina polyphemus confluens - Ein Trio auf meiner Hand (Rechts zwei Männchen; oben links Weibchen):
Kleines Männchen von Chalcosoma caucasus, ebenfalls auf meiner Hand:
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Ein Trio von Dorcus curvidens binodulosus:
Etwa 10 Käfer von Chlorocala africana oertzeni:
http://oi41.tinypic.com/2rppn3a.jpg
So, hier habe ich non noch zwei Fotos aus meiner Haltung. Das erste zeigt zwei schwarze Regale. Das rechte enthält drei Terrarien und vier große Plasikboxen, in diesen Käfer aber auch Larven Zuhause sind. Im linken Regal ist das komplette Zubehör, bestehend aus: Substrat, Plastikboxen und Dosen, Futter und Äste. Das zweite zeigt meine Larvenauf
zuchtstation mit ca. 300 Larven darin (Grob geschätzt).
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http://oi41.tinypic.com/2rmw85h.jpg
Präparieren und sammeln:
Verstorbene Käfer werden nicht begraben oder weggeworfen! Sie werden präpariert und genadelt. Um sicher zu gehen, dass der Käfer auch wirklich tot ist, sollte man ihn sicherheitshalber lieber ein paar Tage aus der Box nehmen und ihn in Ruhe sterben lassen. Dann muss man ihn wieder aufweichen, da er in den paar Tagen Sterbezeit trocknen kann. Das Aufweichen kann man mit Fensterreiniger oder Essig erreichen. Es muss nur alles gut beweglich sein.
Man sollte sicher gehen, dass es rostfreie Nadeln oder Insektennadeln sind. Da die rostenden Nadeln innerhalb des Käfers rosten können und ihn irgendwann von innen sprengen. Als Präparationsunterlage dient ein Stück Styrophor mit einem Blatt Papier. Als erstes sticht man eine Nadel direkt durch den Körper auf der rechten oder linken Seite (Also durch eine Flügeldecke). Da dann der Käfer gut fixiert ist, kann man die Beine so anordnen, wie man es möchte und mit weiteren Nadeln fixieren. Der Käfer wird dann für ca. eine ochen getrocknet. Die Trocknungszeit hängt allerdings vond er Größe des Käfers ab. Sind die Körperteile perfekt und symetrisch angeordnet, kann man für solch ein Präparat mehr Geld verlangen, als für ein lebendes Tier.
Mecynorrhina polyphemus confluens Männchen am trocknen:
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Mein Kasten (Etwa 95 präparierte Käfer):
http://oi40.tinypic.com/295zsq1.jpg
So...im Grunde war das erstmal alles über meine
Zucht. Ich hoffe doch, dass es euch ein wenig interessiert hat. Ich würde mich über ein wenig Feedback freuen. bei Fragen stehe ich gerne offen, ich beiße ja nicht.
Es gab scheinbar Probleme mit dem Thread. Es waren 23 Grafiken enthalten, es sind aber nur 10 pro Post erlaubt. Daher muss ich den Rest eben als Links dazuposten, Sorry!
In diesem Sinne,
Stay Heavy!
Gruß,
GD