History-Wochen bei McWhitey’s
Ich hatte am letzten Wochenende Lust mir ein paar Historienfilme anzusehen. Deswegen pack ich das jetzt einfach mal alles in einen Post.
Sophie Scholl – Die letzten Tage
Ähnlich wie „Stammheim“ über den Baader-Meinhof-Prozess, basiert auch dieser Film auf den Originalprotokollen im Fall Sophie Scholl, ihreszeichens Widerstandskämpferin gegen die Nazis.
Man hält sich dabei nicht lange auf, zeigt nur kurz was die Weiße Rose so macht und beginnt den Film dann im Grunde mit ihrer Verhaftung. Die Geschichte erledigt dann den Rest. Der Film ist beängstigend real, gerade weil vor allem der Polizist der sie Verhört kein klischeehafter Hollywood-Nazi ist, sondern bloß die Gesetze von selbigen durchsetzt.
Der Film gibt da quasi eine tolle Einsicht in das Denken eines moderaten Anhängers des Regimes und man beginnt wirklich zu verstehen, wie der dazu gekommen ist Nazi zu werden. Der Film wird stellenweise zu einer einzigen großen Politikdiskussion Anno 1943. Das macht ihn wirklich interessant zu sehen.
Das Schauspiel ist auf ganz hohem Niveau, die Besetzung gut und deswegen wird es gegen Ende dann wirklich ziemlich erschütternd. Die Gerichtsverhandlung nimmt sogar fast schon schmerzhafte Züge an.
Der Film war für einen Oscar nominiert und hat verloren, aber meiner Meinung nach hätte er auf jedenfall einen verdient. Ein beeindruckender Film über eine beeindruckende Frau, die es geschafft hat Widerstand zu leisten, ohne dabei Bomben zu legen.
9/10
The Countess
Der Film erzählt die Geschichte der sogenannten Blutgräfin Elisabeth Báthory, die angeblich im Blut von Mädchen gebadet haben soll, um dadurch ihre Haut zu verjüngen. Der Film selbst ist eine Mischung aus Liebesgeschichte, Historienfilm und dem Versuch, den Charakter realistisch darzustellen, um so die Entwicklung zur Serienmörderin nachzuvollziehen. Die erste Hälfte des Films nimmt dabei die Lovestory ein, die zweite dann die Morde und den langsamen Verfall in den Wahnsinn.
Allerdings muss ich sagen, dass der Film mitunter ziemlich langweilig ist. Er wirkt realistisch, stützt sich aber auf Legenden und er wirkt düster, schafft es aber nicht "gothic" zu sein und bleibt damit schlicht grau. Der Anfang wirkt zudem irgendwie fehl am Platz und einfach drangebastelt, weil die Schauergeschichte allein nicht genug Stoff für einen Film geliefert hat. Der Teil erklärt zwar die Taten der Gräfin, allerdings hätte man das sicher auch schneller abhandeln können.
Die schauspielerische Darstellung ist ganz solide, aber die Charaktere verhalten sich unrealistisch und vor allem Daniel Brühl wird in dem Film ziemlich verschwendet, da er selbst als Erzähler und wichtiger Charakter nur kurze Auftritte hat.
Allerdings gibt es eine Sache die mir an dem Film sehr gut gefallen hat. Nämlich dass er zwischen all der Farblosigkeit doch hin und wieder mal ein paar visuelle Höhepunkte bietet. Allen voran eine Szene die den Wechsel der Jahreszeiten zeigt, inklusive Leichen im Wald. Alles in allem ist er ganz nett, aber eben irgendwie blass. Man versuchte wohl realistisch zu sein, schaffte das aber nur bedingt.
5/10
J. Edgar
J. Edgar ist ein Biopic über J. Edgar Hoover, dem Gründer und langjährigen Leiter des FBI. Angefangen bei der Gründung des Bureao, bis hin zu seinem Tod nach dem gescheiterten Kampf gegen die amerikanische Bürgerrechtsinitiative um Martin Luther King.
Die wichtigsten Ereignisse werden im Verlauf des Films grob abgehandelt, aber einige besonders herausgestellt, um deren Wirkung auf das FBI und dessen Chef zu zeigen. Vor allem die frühen Jahre und den Aufbau der Behörde, die Entführung des Sohnes von Charles Lindbergh, sowie Hoovers Kampf gegen den Kommunismus und die Bürgerrechtsbewegung.
Das Ganze wird erzählt von einem alternden Hoover selbst, der auf die früheren Ereignisse zurückblickt. Dabei werden Recht clever verschiedene Zeiträume gemischt und manchmal durcheinander gezeigt, um so zu verdeutlichen, dass der Protagonist mitunter genauso konfus war, wie der Film an einigen Stellen selbst.
„J. Edgar“ macht seine Sache gut und schafft es, selbst die kontroversen Themen differenziert zu behandeln. Es wird gezeigt was der Mann alles geschafft hat, ohne dabei seine Fehler und die Skandale unter den Teppich zu kehren. Selbst seine angebliche Homosexualität und die Beziehung zu seinem Stellvertreter sind gut in Szene gesetzt und bilden das menschliche Herzstück des Films.
Ich hatte nicht das Gefühl, dass man mich hier auf irgendeine Seite ziehen will. Erfolge und Misserfolge nehmen den selben Platz ein und Hoover wird als Mensch dargestellt, der weder perfekt noch abgrundtief schlecht war. So kann man sich selber eine Meinung bilden.
Leonardo DiCaprio spielt einen hervorragenden J. Edgar, der auch im älter machenden Make-Up noch überzeugend wirkt und Regisseur Clint Eastwood, von dem man ja ohnehin nur Qualität gewöhnt ist, schafft es mal wieder ein Thema gut und anspruchsvoll zu beleuchten, ohne dabei langweilig zu sein.
8/10
Und nun zu etwas völlig Anderem.
The Woman in Black
The Woman in Black ist Horror wie ich ihn liebe. Guter, altmodischer Gothic-Horror im Stile der großen Meister wie Edgar Allan Poe. Der Film ist düster und gruselig, hat es aber nicht nötig sich auf eine platte Aneinanderreihung von Jumpscares zu verlassen, wie das heutzutage nur zu gern gemacht wird. Die Story ist zwar eher rudimentär, erfüllt aber ihren Zweck. Ein verlassenes Landhaus im Süden Englands um 1900, ein rachsüchtiger Geist und ein Anwalt aus London, der wider Willen dort hineingerät. Das ist der Stoff aus dem die Klassiker gemacht sind.
Man merkt sehr, dass Hammer Films hier versucht hat einen Film zu machen, der an ihre goldene Ära in den 40er und 50er Jahren anknüpft. Allein die Idee finde ich als großer Fan dieser Filme sehr sympathisch und sehe den Versuch durchaus als gelungen an. Der Film nutzt alle Stilmittel der Gothic-Novel und mischt sie mit modernen Elementen und den Schockeffekten heutiger Filmproduktionen. Dadurch entsteht eine wunderbare Mischung aus alt und neu, gegen die man absolut nichts sagen kann.
Einziges Manko ist meiner Meinung nach nur die Tatsache, dass man Daniel Radcliffe nicht besonders effektiv eingesetzt hat. Der Mann hat kaum Dialog und ich vermute man wollte erstmal sehen, wie er sich denn so macht. Ich für meinen Teil würde gern mehr von ihm sehen, außerhalb von Harry Potter.
The Woman in Black ist jedenfalls eine gewisse Rückkehr zu den Wurzeln den amerikanischen Horrorfilms und schafft es positiv an die guten alten Hammer-Filme zu erinnern. Davon brauchen wir definitiv mehr.
8/10