Ist es verboten, jemandem zu sagen, dass er sich umbringen soll? - Druckversion +- Bronies.de (https://www.bronies.de) +-- Forum: Off-Topic (https://www.bronies.de/forumdisplay.php?fid=11) +--- Forum: Smalltalk (https://www.bronies.de/forumdisplay.php?fid=55) +--- Thema: Ist es verboten, jemandem zu sagen, dass er sich umbringen soll? (/showthread.php?tid=27382) |
RE: Ist es verboten, jemandem zu sagen, dass er sich umbringen soll? - Crash Override - 22.07.2018, 00:27 Körperlich? Solche Personen brauchen Psychische Hilfe - und können auch nur durch solche vielleicht von ihrem Vorhaben abgehalten werden. Körperlich isses da gradewegs scheiss egal, ob man das könnte oder nicht; selbst wenn man jemanden körperlich aufhalten könnte - woher will man wissen, das dieser nicht doch versucht, sich umzubringen und möglicherweise auch in Betracht zieht, andere mit in den Tod zu nehmen (grade, wenn wir es vom Sprung vom Dach haben)? Man kann nur versuchen, die Personen zu beruhigen und auf sie einzureden, mitfühlender weise - sonst wird es nie funktionieren. Da ist es egal, auf welche Art sie sich das Leben nehmen wollen. Erst wenn sie vertrauen zu der anderen Person aufgebaut haben, kann man schlimmeres verhindern. RE: Ist es verboten, jemandem zu sagen, dass er sich umbringen soll? - Nerymon - 22.07.2018, 00:33 In Akutsituationen, wenn Jemand schon quasi auf dem Sprung ist, hilft nur glaub ich alles Reden auch nicht mehr... v.a. nicht von irgendwelchen fremden random Menschen, die mit dieser Person gar nichts weiter zu schaffen haben. Da hilft meist nur noch, diese Person halt irgendwie versuchen zurück zu ziehen, aber in dem Fall ist es besser halt die Polizei zu rufen (oder Feuerwehr?), oder wer auch immer in so einem Fall zuständig ist... die kommen nur oft dann auch schon zu spät. Ich wüsste jedenfalls nicht, wie ich durch gutes Zureden einer Person helfen sollte, über die ich quasi nichts weiß... einfach mit Sprüchen wie "Du hast so viel, für das es sich zu leben lohnt"... obwohl ich das ja gar nicht wissen kann? Ich hoffe ich komme niemals in eine derartige Situation, weil ich ehrlich nicht wüsste, wie ich da reagieren sollte oder was ich sagen sollte. RE: Ist es verboten, jemandem zu sagen, dass er sich umbringen soll? - Terran_wrath - 22.07.2018, 00:46 (21.07.2018)Crash Override schrieb: Das mit der Bestrafung "wann" und auch unter welchem Gesichtspunkt ist da sehr schwierig. Wenn man jemanden nciht davon abbringen kann, sollte man nicht bestraft werden - denn letztlich hatte man versucht zu helfen; das würde sonst auch auf die Rettungskräfte auswirkungen haben, wenn diese z.b. jemanden, der springen will, mit einem Sprungkissen oder Sprungtuch auffangen wollen würden.Generell wird niemand einen Beschuldigen, wenn man z.B. die Polizei verständigt. Das reicht schon für Hilfeleistung. Danach kann man immer die berühmte "Ich wusste nicht, was ich tun soll" Argumentation verwenden. Gilt auch für Erst Hilfe. Bei Strafen bin ich da ein wenig vorsichtiger... es ist schnell gemacht jemanden wegen praktisch Nichts zu verurteilen(Siehe GB und die "Messerfunde"). Juristerei eben. Kommt immer auf den Kontext an. Wenn es simpler "hatespeech" ist, dann whatever, ist im Netz doch an der Tagesordnung und praktisch unmöglich zu verfolgen ohne viel Geld für faktisch nichts auszugeben... wieder GB als Beispiel. I notice a theme here. Falls es zu handfestem stalking oder Ähnlichem mit dem Hintergedanken den jenigen in den Selbstmord zu treiben kommt, dann rechtferigt das meiner Meinung nach definitiv rechtliche Schritte... Packt man alles zu sehr in Watte kann am Ende keiner mehr irgendwas sagen, da es jemanden verletzen könnte... auch nicht schön. (21.07.2018)Nerymon schrieb:Ach, ein bisschen Pfefferspray und einmal die Glocken läuten und schon hat er andere Sorgen als zu springen. Ob das seine Motivation weiterzuleben steigert bezweifle ich zwar, aber er lebt noch.(21.07.2018)Crash Override schrieb: Das mit der Bestrafung "wann" und auch unter welchem Gesichtspunkt ist da sehr schwierig. Wenn man jemanden nciht davon abbringen kann, sollte man nicht bestraft werden - denn letztlich hatte man versucht zu helfen Das Ziel war doch den Suizid zu verhindern, auch gegen seinen Willen, oder nicht? Man sollte generell vorsichtig mit einem Einschreiten in so einer Situation sein. Der Drang gutes zu tun kann schnell das Urteilsvermögen beeinträchtigen. Ein 2 Meter Kerl, der keinen Bock mehr hat kann dich schnell mit in den Tod reißen... man ist nicht unsterblich, das wird einem in solchen Situationen ganz brutal klar gemacht. Klar, wenn Beweise Vorliegen(Zeugenaussagen, Protokolle, you name it) wird glaub' ich ohnehin in die Richtung ermittelt. Wie weit das nun eine Strafe mit sich bringt... keine Ahnung. RE: Ist es verboten, jemandem zu sagen, dass er sich umbringen soll? - Terran_wrath - 22.07.2018, 00:52 (22.07.2018)Nerymon schrieb: In Akutsituationen, wenn Jemand schon quasi auf dem Sprung ist, hilft nur glaub ich alles Reden auch nicht mehr... v.a. nicht von irgendwelchen fremden random Menschen, die mit dieser Person gar nichts weiter zu schaffen haben. Da hilft meist nur noch, diese Person halt irgendwie versuchen zurück zu ziehen, aber in dem Fall ist es besser halt die Polizei zu rufen (oder Feuerwehr?), oder wer auch immer in so einem Fall zuständig ist... die kommen nur oft dann auch schon zu spät. Ich wüsste jedenfalls nicht, wie ich durch gutes Zureden einer Person helfen sollte, über die ich quasi nichts weiß... einfach mit Sprüchen wie "Du hast so viel, für das es sich zu leben lohnt"... obwohl ich das ja gar nicht wissen kann? Ich hoffe ich komme niemals in eine derartige Situation, weil ich ehrlich nicht wüsste, wie ich da reagieren sollte oder was ich sagen sollte. Erstmal nach dem Namen fragen(Wie bei einem schwer ansprechbaren). Keep'em busy till the cavalry arrives. Small talk. Was für Klamotten hat die Person an.... danach fragen. Gespräch aufbauen, nicht zu persönlich werden oder nach Gründen fragen, da man den jenigen ja von dem Gedanken abbringen und nicht dahin lotsen will, jadajadajada. Und hoffen, dass er nicht schon eine Entscheidung getroffen hat. Ganz wichtig: ABSTAND HALTEN!!! Unberechenbar. RE: Ist es verboten, jemandem zu sagen, dass er sich umbringen soll? - Nerymon - 22.07.2018, 00:56 (22.07.2018)Terran_wrath schrieb: Ach, ein bisschen Pfefferspray und einmal die Glocken läuten und schon hat er andere Sorgen als zu springen. Ob das seine Motivation weiterzuleben steigert bezweifle ich zwar, aber er lebt noch. ....... Aber stimmt schon, sich selbst in Gefahr zu bringen, macht es in solchen akuten Situationen dann auch kein Stück besser und so ein Mensch, der grad vielleicht auch nicht mehr Herr seiner Sinne ist, kann einen dann schnell mal mitreißen oder er schubst einen im Affekt vom Dach runter, weil man versucht ihn aufzuhalten. Da bewundere ich schon alle Menschen, die da so beherzt eingreifen... aber man sollte schon auch aufpassen und nicht total überstürzt handeln, nur weil man das Gefühl hat, dass man jetzt helfen MUSS. RE: Ist es verboten, jemandem zu sagen, dass er sich umbringen soll? - Mephysta - 22.07.2018, 11:11 Die rechtliche Lage sieht momentan, glaube ich, noch anders aus (außer, wenn man denjenigen nach der Tat auffindet, obviously), aber ich denke für anbahnenden Suizid sollten dieselben Regeln gelten wie für unterlassene Hilfeleistung in anderen Situationen. Man sollte die Menschen gesetzlich dazu anhalten, zumindest darüber nachzudenken, dass man dejenigen helfen sollte. Das schließt natürlich auch etwaige Gefahrensituationen für das eigene Wohl mit ein. Wenn man mitten in der Nacht auf einer verlassenen Straße ein umgefallenes Auto sieht, muss man ja aus Sicht der unterlassenen Hilfeleistung auch nicht gleich aussteigen und etwa sein eigenes Leben in Gefahr bringen, wenn man sich nicht sicher ist. Aber sehr wohl kann und muss man dann Krankenwagen, Polizei oder ähnliche Instanzen dazu holen. Für das Verhindern von Suizid sollten ähnliche Regeln gelten. Und wenn man nur daneben steht und gafft oder sogar noch Ermutigungen ausspricht, sollten dafür auch harte Strafen ausgeteilt werden. Wird's bei Unfällen und Co. ja auch, wenn man die offiziellen Arbeiten dadurch behindert. Generell Aufrufe zum Suizid, Ermutigungen, Mobbing und die ganze Palette werden ja bereits durch diverse andere Gesetze abgedeckt. Das wurde hier auch schon irgendwo genannt, glaube ich. Sowas kann man ja bereits ahnden lassen, sind aber eben alles Anzeigedelikte, wenn ich mich nicht irre. Then again wird mir hier die Zurechnungsfähigkeit Suizidgefährdeter teilweise etwas zu hoch eingeschätzt. "Wegen ein paar dummen Sprüchen würde man sich doch nicht umbringen!"; "ICH würde sowas niemals machen!"; usw. You don't say. Ein Mensch, der keine ernsthaften Probleme im Leben hat und noch einen subjektiven Sinn in seinem Dasein sieht, würde selbstverständlich keinen Suizid begehen. Wenn man so jemandem sagt, er solle sich umbringen, wird der das natürlich nicht tun. Die Geschichte sieht aber sehr anders aus, wenn man dasselbe mit jemandem macht, der ohnehin schon labil ist. Suizide haben ganz häufg auch einen Appell-Charakter an ihr soziales Umfeld, weil diese Menschen den Freitod unrichtigerweise als einzigen Ausweg betrachten. Und wer sowas weiß und zu solchen Leuten hingeht und sie in den Tod redet (ob systematisch wie diese Blauwal-Geschichte oder so 0815-Volldeppen, die das so richtig lustig finden, instabile Leute zu beleidigen) sollte meiner Meinung nach wegen fahrlässiger Tötung mitverantwortlich gemacht werden. RE: Ist es verboten, jemandem zu sagen, dass er sich umbringen soll? - Herrmannsegerman - 22.07.2018, 12:15 (22.07.2018)Mephysta schrieb: Die rechtliche Lage sieht momentan, glaube ich, noch anders aus (außer, wenn man denjenigen nach der Tat auffindet, obviously), aber ich denke für anbahnenden Suizid sollten dieselben Regeln gelten wie für unterlassene Hilfeleistung in anderen Situationen. Oh ja, damit trauernde Angehörige wenigstens das ganze Umfeld verklagen können. Ich hatte mal eine Bekannte die diverse Psychische Probleme hatte, und immer wenn sie überfordert mit irgendetwas war, hat sie gedroht sich umzubringen. Wir haben alle gewusst das sie das nicht tun wird und das aus anderen Gesichtspunkten schreibt; Aber wie soll ich da richtig reagieren; Wenn sie es dann doch tut, dann bin ich halt dran und mehr als sie in stationäre Therapie schicken (Was sie bereits war) kann ich aus der Entfernung auch nicht tun. RE: Ist es verboten, jemandem zu sagen, dass er sich umbringen soll? - Mephysta - 22.07.2018, 12:32 Ich habe selbstverständlich eine Situation gemeint, in der jemand z.B. auf der Brücke oder dem Hochhausdach steht und runterspringen möchte. Wenn jemand obligatorisch ständig droht, sich umzubringen, reagiert man da nicht mal als Therapeut unmittelbar darauf, sondern weist denjenigen auf Notfallanlaufstellen hin. RE: Ist es verboten, jemandem zu sagen, dass er sich umbringen soll? - Herrmannsegerman - 22.07.2018, 12:35 (22.07.2018)Mephysta schrieb: Ich habe selbstverständlich eine Situation gemeint, in der jemand z.B. auf der Brücke oder dem Hochhausdach steht und runterspringen möchte. Okay. Tut mir leid falls ich da etwas forsch reagiere, aber das Verhältniss mit der Frau war auch für mich eine emotionall sehr belastende Situation; Auch aufgrund solcher Vorfälle. Ich habe selber noch ein paar Narben in phsychologischer Hinsicht zu tragen, und sich dann noch um jemand akut phsychischen Kranken im Freundeskreis zu kümmern ist nicht leicht gewesen. (Leider wurde das ganze dann einseitig aufgekündigt, weil die Frau nicht mehr mit uns befreundet sein konnte da wir ja nicht vegan leben und ihr Gewissen das nicht hergibt dann noch mit uns befreundet zu sein. Leider. Eigentlich war mir emotional viel an ihr gelegen, weswegen ich auch versucht habe ihr in dieser Problemphase zu helfen aber man sieht ja was dabei herauskommt.) RE: Ist es verboten, jemandem zu sagen, dass er sich umbringen soll? - Mephysta - 22.07.2018, 12:49 Ja, das ist natürlich die andere Seite der Münze: Menschen, die (häufig angebliche) Suizidalität als Druckmittel und Rechtfertigung benutzen. Ich glaube, da wird es häufig auch tricky, was die gesetzliche Lage angeht. Das sind, denke ich, auch eher Situationen, an denen einem ein "Ja, dann mach doch!"-Gedanke durch den Kopf geht, den man natürlich eigentlich nicht so meint, aber der einem trotzdem ganz gern mal kommt, einfach aus Provokation heraus. Für mich persönlich habe ich da (auch privat) eine recht forsche Lösung gefunden: Wenn jemand mir mit sowas kommt und ich das Gefühl habe, da will jemand gerade meine Aufmerksamkeit und mein Mitgefühl erregen und ist nicht ernsthaft suizidal, dann verweise ich ihn oder sie einfach an die nächstmögliche Notfallstelle und biete an, diese für ihn/sie zu kontaktieren. Da werden die Leute immer plötzlich sehr viel weniger "suizidal", weil sie eben kein emotionales Tätscheln, sondern eine richtige Lösung vorgeschlagen bekommen, die für ihre Situation natürlich völlig over the top wäre. Man will ja keinen 14-tägigen Aufenthalt in der Akutpsychiatrie, sondern nur etwas Mitleid. Aber im Zweifelsfall ist man damit eben trotzdem auf der sicheren Seite, denn wenn das ein echter Notfall wäre, wären das nämlich exakt die Schritte, die man einleiten sollte. RE: Ist es verboten, jemandem zu sagen, dass er sich umbringen soll? - Meganium - 22.07.2018, 12:51 (22.07.2018)Mephysta schrieb: Ich habe selbstverständlich eine Situation gemeint, in der jemand z.B. auf der Brücke oder dem Hochhausdach steht und runterspringen möchte.Falls es wirklich durchgesetzt werden sollte, und man sonst mit unterlassener Hilfeleistung angezeigt wird, dann muss in einem Erste Hilfe Kurs unbedingt gesagt werden, wie man eine suizidgefährdete Person vor dem Absturz bewahren kann. Weil wenn ich jemanden mit Worten am Suizid hindern will, wird die Person wahrscheinlich springen. Wenn ich nichts sage oder tue, wird die Person wahrscheinlich springen. Ich kann den Notruf holen, bis dahin ist die Person gesprungen. Es muss also gewährleistet sein, dass es eine hundertprozentige Lösungsstrategie gibt, die erstens den Absturz hindert, um zweitens um bloß nicht wegen unterlassener Hilfeleistung angeklagt zu werden. RE: Ist es verboten, jemandem zu sagen, dass er sich umbringen soll? - Mephysta - 22.07.2018, 12:58 (22.07.2018)Meganium schrieb: Weil wenn ich jemanden mit Worten am Suizid hindern will, wird die Person wahrscheinlich springen. Wenn ich nichts sage oder tue, wird die Person wahrscheinlich springen. Ich kann den Notruf holen, bis dahin ist die Person gesprungen. Ja, das war ein Gedanke, der mir beim Tippen auch gekommen ist. Then again ist "echter" Suizid häufig etwas anders als man ihn sich vorstellen würde oder als man ihn z.B. in einigen Medien dargestellt sieht. Häufig stehen Leute ohnehin nicht lange am Rand des Gebäudes und sinnen über ihre Tat nach. Viele davon springen einfach sofort, weil sie den Plan schon sehr lange gefasst und sich mit dem Gedanken angefreundet haben. Leute, die lange genug zögern, dass sie angesprochen werden können, sind in der Regel ohnehin so zwiegespalten, dass die reine Tatsache, dass jemand auf sie zukommt und sich dafür interessiert, dass sie weiterleben, für sie ein großes Hindernis ist, jetzt doch zu springen. Das ist letztlich natürlich kein Erfolgsgarant und auch der größte Psychologieprofi könnte nicht garantieren, dass derjenige nicht trotzdem springt, aber es ist schon mal ungemein hilfreicher als die Menge an Leuten unten am Fuß des Gebäudes, die hochgaffen und ihr Handy für Fotos zücken, eventuell sogar noch Ermutigungen rufen. Oder anders gesagt: Wenn man einfach gar nichts macht, springt derjenige vermutlich sowieso. Allerdings kommt da auch die psychische Schädigung zu, die man als Zeuge erleiden könnte, wenn man das Gefühl bekommt, jemand wäre "wegen einem selbst" gesprungen. Ich finde nicht, dass man gezwungen werden sollte, zu demjenigen hinzugehen und ihm gut zuzureden, wenn man sich selbst dazu nicht in der Lage fühlt. Aber mindestens der Notruf sollte verpflichtend sein. Wie bei anderer unterlassener Hilfeleistung eben auch. Aber ja, ich hätte letztlich nichts dagegen, wenn man sowas im Erste-Hilfe-Kurs oder ähnlichen Dingen behandelt. Es gibt natürlich keine Non-Plus-Ultra-Strategie, aber ich finde, es kann nicht schaden, den Leuten das Thema näher zu bringen. RE: Ist es verboten, jemandem zu sagen, dass er sich umbringen soll? - Herr Dufte - 22.07.2018, 13:06 Selbstmord nicht zu verhindern gilt bereits als unterlassene Hilfeleistung. Nvm, der Titel ist recht irreführend. Egal. Zumutbarkeit würde aber trotzdem gelten. Aber es wird doch kein Mensch wg unterlassener Hilfeleistung angeklagt, wenn er es nach besten Gewissen versucht hat. Unterlassene Hilfeleistung ist es nur wenn ich eine realistische und zumutbare Hilfe unterlassene oder andere dabei behindere. Wenn also jemand gerade eine Hand voll Tabletten geschluckt hat, muss ich den Krankenwagen rufen. Wenn jemand von Haus springen will, muss ich die Feuerwehr rufen. Ihn davon abzuhalten ist nicht unbedingt realistisch oder zumutbar. RE: Ist es verboten, jemandem zu sagen, dass er sich umbringen soll? - Herrmannsegerman - 22.07.2018, 13:10 (22.07.2018)Mephysta schrieb: Für mich persönlich habe ich da (auch privat) eine recht forsche Lösung gefunden: Wenn jemand mir mit sowas kommt und ich das Gefühl habe, da will jemand gerade meine Aufmerksamkeit und mein Mitgefühl erregen und ist nicht ernsthaft suizidal, dann verweise ich ihn oder sie einfach an die nächstmögliche Notfallstelle und biete an, diese für ihn/sie zu kontaktieren. Ja, das haben wir die ersten 10 mal auch gemacht. (Am Ende war sie dann auch von selber in einer Tagesklinik, von demher haben wir das irgendwann nicht mehr gemacht. Sie war ja schon da.) (22.07.2018)Mephysta schrieb: Aber im Zweifelsfall ist man damit eben trotzdem auf der sicheren Seite, denn wenn das ein echter Notfall wäre, wären das nämlich exakt die Schritte, die man einleiten sollte. Ich bin da ganz ehrlich, wenn ich jedes mal das machen müssten, was ich tun würde wenn ich wüsste es wäre ernstgemeint (Also den Notruf wählen), dann würde ich in Zukunft mich nicht mehr in dieser Form um Menschen mit solchen Problemen kümmern. Unterlasse Hilfeleistung ist schließlich eine nicht zu vernachlässigende Straftat und das Risiko sowas im Lebenslauf erklären zu müssen wäre mir zu hoch. RE: Ist es verboten, jemandem zu sagen, dass er sich umbringen soll? - Triss - 22.07.2018, 13:14 (22.07.2018)Meganium schrieb: Es muss also gewährleistet sein, dass es eine hundertprozentige Lösungsstrategie gibt, die erstens den Absturz hindert, um zweitens um bloß nicht wegen unterlassener Hilfeleistung angeklagt zu werden. Es gibt keine hundertprozentige Lösung, nie bei der ersten Hilfe. RE: Ist es verboten, jemandem zu sagen, dass er sich umbringen soll? - Mephysta - 22.07.2018, 13:19 (22.07.2018)Herr Dufte schrieb: Das Problem an dem Rechtsbeschluss ist, dass sie sich damit schon in einem körperlich kritischen Zustand befunden hat. Afaik greifen unsere Gesetze nämlich nicht, wenn jemand "nur" am Rand eines Gebäudedaches oder mit dem Strick um den Hals steht, sondern nur, wenn derjenige gerade "aktiv stirbt" - was bescheuert sein mag. Aber ein Gaffer, der sich unten am Kirchturm hinstellt und hochguckt, statt 'was zu machen, kann - afaik - noch nicht rechtlich belangt werden. Korrigiert mich gern, wenn ich falsch liege, das will ich nicht ausschließen. (22.07.2018)Herrmannsegerman schrieb: Ich bin da ganz ehrlich, wenn ich jedes mal das machen müssten, was ich tun würde wenn ich wüsste es wäre ernstgemeint (Also den Notruf wählen), dann würde ich in Zukunft mich nicht mehr in dieser Form um Menschen mit solchen Problemen kümmern. Unterlasse Hilfeleistung ist schließlich eine nicht zu vernachlässigende Straftat und das Risiko sowas im Lebenslauf erklären zu müssen wäre mir zu hoch. Je nach Situation würde ich das selbst auch nicht tun, wenn ich die Situation nicht als akut einschätze. Und wirklich "akut" beginnt bei mir da, wo derjenige sich schon das Messer bereitgelegt hat, um sich die Pulsadern aufzuschneiden oder gerade den Kirchturm erklimmt. In der Psychotherapie wird das auch nochmal in verschiedene Stadien eingeteilt: -Gedanken über Tod und Sterben -Überlegungen, wie man seinen eigenen Tod durchführen könnte -ernsthafte Planung (z.B. am Freitag um 14 Uhr wäre ich allein zu Hause und ich habe schon Tabletten hier liegen) -Schritte zur Durchführung einleiten Kritisch wird das erst ab den letzten beiden Schritten. Jemand, der permanent darüber redet, dass er sich umbringen möchte, hebt mich auch nicht sonderlich an. Da würde ich auch nicht selbst den Notruf wählen (außer evtl. um demjenigen klar zu machen, dass das kein Spaß ist und er mit sowas zu rechnen hat, wenn er sich so aufspielt) - wirklich in Aktion treten würde ich erst, wenn ich merke, da bestehen konkrete Absichten. RE: Ist es verboten, jemandem zu sagen, dass er sich umbringen soll? - Herrmannsegerman - 22.07.2018, 13:41 (22.07.2018)Mephysta schrieb: (außer evtl. um demjenigen klar zu machen, dass das kein Spaß ist und er mit sowas zu rechnen hat, wenn er sich so aufspielt) - wirklich in Aktion treten würde ich erst, wenn ich merke, da bestehen konkrete Absichten. Das wollte ich eigentlich nach dem ersten mal auch machen, aber mir wurde abgeraten dies zu tun. Ich hätte eigentlich schon Lust dazu gehabt, weil ich solche Drohungen absolut nicht lustig finde. Dann ist es aber zu oft passiert als dass ich sowas noch ernsthaft hätte tun können, wobei die Drohungen schon sehr konkret waren, teilweise auch mit dem entsprechenden Mittel der Wahl. Glücklicherweise hörte das dann nach der Therapie auf, aber dann kahmen die verbalen Ausfälle uns als Freunden gegenüber auf.... RE: Ist es verboten, jemandem zu sagen, dass er sich umbringen soll? - Nerymon - 22.07.2018, 13:54 Ich kannte auch mal einen Typen, der mir bei jeder kleinen Diskussion gleich mit selbstverletztendem Verhalten drohte oder das er von der nächsten Brücke springt. Das ging irgendwann beinahe täglich und als er dann zum gefühlt 100. mal an einem Tag mich anschrieb und er meinte, er springt von der Brücke, hab ich dann zurück geschrieben "Dann spring halt". Aber bei dem wusste ich, dass es nur Drohungen sind, um mir ein schlechtes Gewissen machen zu wollen. Das ist aber Jahre her und glaube heute würde ich sowas nicht mehr schreiben... wenn mir Leute dauernd damit ankommen, weise ich meistens darauf hin, dass ich das weiterleite, damit Jemand deren Adresse prüft und Hilfe vorbei schickt. Meist sind die dann ganz schnell still oder sagen "War ja nicht so ernst gemeint"... ... mit solche Drohungen macht man keine Späße einfach aus einer Laune heraus, sowas regt einen irgendwann nur noch auf. Aber irgendwann nervt das halt und man kann es wirklich nicht mehr ernstnehmen, wenn einem sowas ständig geschrieben wird. Da kann ich Herrmann schon verstehen. RE: Ist es verboten, jemandem zu sagen, dass er sich umbringen soll? - Honey Pie - 22.07.2018, 15:20 (22.07.2018)Nerymon schrieb: Ich kannte auch mal einen Typen, der mir bei jeder kleinen Diskussion gleich mit selbstverletztendem Verhalten drohte oder das er von der nächsten Brücke springt. Das ging irgendwann beinahe täglich und als er dann zum gefühlt 100. mal an einem Tag mich anschrieb und er meinte, er springt von der Brücke, hab ich dann zurück geschrieben "Dann spring halt". Aber bei dem wusste ich, dass es nur Drohungen sind, um mir ein schlechtes Gewissen machen zu wollen.Sowas ist auch oft ein Hilfeschrei, einfach mal jemanden zu haben mit dem man reden kann. Da einem nicht zugehört wird kommen viele oft mit diesen Drohungen sich etwas anzutun, damit man merken soll das es einem echt schlecht geht und man nur ein offenes Ohr sucht. Aber auch das mit jemandem ein schlechtes Gewissen machen zu wollen stimmt oft, manchmal ist es auch beides. Also "Hör mich, hör mir doch mal zu, warum interessiert es dich nicht? Soll ich erst von der Brücke springen damit du merkst dass es mir schlecht geht?" Manche würden jetzt sagen "bin aber kein Psychologe, soll er sich doch professionale Hilfe besorgen" Ja leider ist es nur so das man ne ziemlich lange Wartezeit bekommt wenn man sich dort anmeldet, aber es geht einem ja JETZT schlecht und 3 Monate warten? Auch weiß man nicht ob der Psychologe überhaubt gut ist, es gibt auch echt viele die den Beruf verfehlt haben, dass zieht dann nochmehr runter, erst monatelange Wartezeit und dann so ein lächerlicher Witz von Psychodoc. Hinzu kommt noch, dass man sich nur ca 1 mal die Woche sieht, dass ist für viele verzweifelte einfach zu wenig und eben mal anschreiben weil man nicht mehr weiterweiß kann man auch nicht, da es für die auch nur n Job ist. Klar das dann viele eher zu Freunden greifen die man schnell anschreiben kann. Zitat:Das ist aber Jahre her und glaube heute würde ich sowas nicht mehr schreiben... wenn mir Leute dauernd damit ankommen, weise ich meistens darauf hin, dass ich das weiterleite, damit Jemand deren Adresse prüft und Hilfe vorbei schickt. Meist sind die dann ganz schnell still oder sagen "War ja nicht so ernst gemeint"...Das ist eigentlich eine richtig gute Idee. Zitat:Aber irgendwann nervt das halt und man kann es wirklich nicht mehr ernstnehmen, wenn einem sowas ständig geschrieben wird. Das ist es, auch weiß ab nem bestimmten Punkt nicht mehr was man noch sagen soll. RE: Ist es verboten, jemandem zu sagen, dass er sich umbringen soll? - Nerymon - 22.07.2018, 15:58 (22.07.2018)Honey Pie schrieb: Sowas ist auch oft ein Hilfeschrei, einfach mal jemanden zu haben mit dem man reden kann. Spoiler (Öffnen) Er hatte tatäschlich offenbar massive psychische Probleme und in gewisser Hinsicht war das wohl wirklich ein Hilfeschrei... er hätte wirklich Hilfe gebraucht, aber wollte sie nicht... irgendwann kann man das nicht mehr mitmachen und muss sich aus Selbstschutz dann halt zurückziehen, auch wenn es ein doofes Gefühl ist, Jemanden zu verlassen, dem es offenbar grad aus irgendwelchen Gründen schlecht geht. Wüsste allerdings nicht, wie ich damit klargekommen wäre, wenn er sich dann gegen alle Vermutungen doch was angetan hätte und in wie weit man mir das vielleicht hätte ankreiden können. Irgendwie mag man da gar nicht so drüber nachdenken. Ich weiß auch nicht, in wie weit man Jemanden eigentlich zwangseinweisen lassen darf, wenn Derjenige sichtlich Hilfe braucht, aber diese absolut nicht möchte....? Hat man da überhaupt irgendwelche Möglichkeiten? (22.07.2018)Honey Pie schrieb: Ja leider ist es nur so das man ne ziemlich lange Wartezeit bekommt wenn man sich dort anmeldet, aber es geht einem ja JETZT schlecht und 3 Monate warten? Die Wartezeiten sind echt schlimm... generell überhaupt einen Therapieplatz zu bekommen. Das ist so eine langatmige und teilweise demotivierende und frustrierende Angelegenheit. Und wenn man dann bei einem landet, der nicht gut ist... dann geht der Krampf von vorne los. Ich bin auch lange schon nicht mehr glücklich mit meinem Psychologen, bei dem ich seit 2015 bin und habe jetzt ENDLICH ab September einen neuen Therapieplatz bekommen, aber frag nicht, wie lang das gedauert hat. Eigentlich ist das wirklich alles ein Witz, aber was soll man machen, man muss es halt so nehmen wie es ist. Gibt einfach viel zu viele Menschen, denen es schlecht geht und der die Therapieplätze reichen hinten und vorne nicht. |