Fallout 1 erschuf eine faszinierende Welt. Doch anstatt wie in vielen RPGs eine Figur zu spielen, die bereits in dieser Welt lebt, übernimmt man die Kontrolle über jemanden, der ebenso wenig darüber weiß wie der Spieler. Der "Vault Dweller" kennt die postapokalyptische Westküste der USA nicht. Er kennt noch nichtmal die Sonne. Er will nur seine eigene Welt, die Vault 13, vor dem Untergang bewahren. High-Tech Wasserchip von der Nachbar-Vault holen, zurück und fertig. Der Spieler kann zugleich mit dem Helden lernen und es wirkt nicht albern, wenn der Held nach der funktionsweise von alltäglichen Dingen fragt.

Ehrlich, mich hat die Atmosphäre des Spiels damals umgehauen. Man startet in einer dunklen Höhle, hinter einem das massive Stahltor zur eigenen Heimat verschlossen, vor einem das Skelett eines armen Schluckers, der nicht in die Vault gelassen wurde. Im Gepäck eine Pistole, ein paar Schuss Munition (die gerade so für die Ratten in der Höhle reichen) und ein Messer. Man fühlte sich sofort verlassen, verloren und bedroht.

Das Spiel hat auch nur minimale Hilfestellungen gegeben. So startete man nur mit der Information, wo sich die Nachbar-Vault befindet, in der es wohl den gesuchten Chip gibt. Dort angekommen scheitert man bereits am Betreten, denn man hat kein Seil dabei um einen Aufzugschacht hinabzusteigen. Aber auf dem Weg zur Vault kam man an einem Dorf vorbei, "Shady Sands". Also erstmal dorthin, zum ersten Kontakt mit der Zivilisation, vielleicht haben die ja Seile ... und so entwickelt sich ein Klasse RPG.

Wieso nicht 1. Platz? Weil Fallout 2 alles noch einen Tick besser gemacht hat!

Fallout 2 spielt bekanntlich nach Fallout 1. Man spielt nun einen (indirekten) Nachfahren des "Vault Dwellers", der in einem von der Welt abgeschiedenen Dorf lebt. Das Prinzip ist genau das selbe wie in FO1, und es funktioniert wieder wunderbar: Das Dorf stirbt, ein High-Tech-Gerät ist zur Rettung nötig. Ein Händler namens "Vic" kennt sich mit Vault-Technologie scheinbar aus, finde ihn, vielleicht weiß er wo das Gerät gefunden werden kann. Wieder ist das Ziel klar, rette deine Heimat, das Ödland ist dir egal. Erneut spielt man eine Figur, die keine Ahnung von der Welt "da draußen" hat und wieder wird der eigentlich simple Auftrag immer komplexer.

Praktisch alles von Fallout 1 wurde für Teil 2 verbessert. Mehr Orte, mehr Waffen, mehr Perks, mehr von allem. Einige Orte aus Teil 1 sind wieder mit dabei, z.B. aus dem Dorf "Shady Sands" entwickelte sich die NCR. Es gibt inzwischen sogar eine echte Währung (Münzgeld) statt der Bottlecaps. Den Supermutanten wurde mehr Komplexität gegeben, einige haben sich inzwischen mit Menschen zusammen in Siedlungen niedergelassen. Es gibt so viele Orte und Quests, so viel Hintergrundstory zu entdecken, dass man sich richtig in der Welt verlieren kann.

Allerdings muss man unbedingt die uncut Version spielen. Für den deutschen Markt (und viele andere Länder) wurden z.B. Kinder kurzfristig aus dem Spiel entfernt, ungeachtet dessen, dass einige Quests nur mit Kindern funktionieren.

Fallout 3 spielt an der Ostküste anstatt der Westküste. Die Motivation ist im Gegensatz zu 1+2 diesmal eine andere. Obwohl man wieder als Vaultbewohner ohne Kenntnis der Außenwelt startet, tut man es nicht um die Heimat zu retten, sondern um die Hintergrundgeschichte der eigenen Familie zu lernen.

Wieso letzter Platz? Mehrere Gründe:

- Der Bruch mit dem Fallout Storyprinzip: In Fallout 1+2 ist man ein Niemand. Es zählt nur, was man tut. In Fallout 3 ist man nun plötzlich jemand mit einer Familiengeschichte, die es aufzuklären gilt. Tatsächlich ist dies die (versteckte) Motivation: Finde heraus, wer dein Vater wirklich ist. Der Typ, der mit seinem Verhalten dich fast und seinen Kollegen tatsächlich umgebracht hat. Zu keinem Zeitpunkt hat mich das interessiert, als ich FO3 gespielt habe. Wieso nicht ein neues Leben in Megaton anfangen? Die Leute da sind freundlich und erfolgreich. Dein Vater wollte eh nicht, dass du ihm folgst und deine Vault will dich auch nicht ...

- Washington D.C.: Eine riesige, langweilige Stadt die die Hälfte aller zu besuchenden Gebiete beherbergt. Ständig durch irgendwelche Tunnel laufen, um von A nach B zu kommen. Alles sieht gleich aus. Fallout 1+2 hatten viele kleine Orte, die alle Wiedererkennungswert hatten. Baustil, Vegetation, irgendwas war fast immer einzigartig. Gefiel mir viel besser.

- Supermutanten: Supermutanten waren in Fallout 1 mächtige Gegner, auf die man erst spät traf. Gute Ausrüstung und Planung waren nötig um zu überleben. In Fallout 2 wurde bekannt, dass sie sehr wohl Intelligenz besitzen
und sich ein friedliches Leben aufbauen können. Nun in Fallout 3 waren sie meist Kanonenfutter, leicht zu besiegen und absolut uninteressant. Sie essen halt Menschen, sehr tiefsinnig.

- Perks bei jedem Level: In Fallout 1+2 waren Perks was ganz besonderes, alle 3 (oder 4) Level konnte man einen auswählen. Hier bekommt man mit jedem Level einen neuen Perk. Wofür die Änderung gut sein sollte?

Fallout NV, wieder zurück an der Westküste. Die Motivation ist wieder mau, es geht um vergangene Ereignisse, die eigene Geschichte aufklären, Rache vielleicht.

Warum besser als Fallout 3:

- Ortschaften sind diesmal wieder kleiner und individueller. Ich kann jeden Ort fast sofort wiedererkennen, auch wenn ich nur ein, zwei Gebäude davon sehe. Fast jeder Ort hat ein Highlight, ein spezielles Gebäude, eine Statue, ein riesiges Leuchtreklam, ... Zudem ist es toll die NCR wiederzusehen, diesmal bereits als eigener Staat nach altem US-Vorbild. Und alles hat mit einem kleinen Dorf "Shady Sands" und einer jungen Frau angefangen, die man in Fallout 1 traf.

- Supermutanten bekommen wieder Intelligenz und Motivation und sind im Kampf harte Gegner.

- Perks sind wieder nur alle 3 Level verfügbar und dadurch auch wieder wertvoller.

- Fraktionen: Fallout 1+2 hatten bereits Beliebtheitswerte pro Ortschaft, Fallout NV bringt zusätzlich Beliebtheit bei Fraktionen. Gefällt mir, denn ich habe meine eigenen Vorstellungen davon, was gut und schlecht ist (und ignoriere daher diesen Moralwert in allen Fallout -Spielen). Zumal die Fraktionen gut geplant wurden. Es gibt keine auf den zweiten Blick offensichtlich gute/böse Fraktion, jede Seite hat Leichen im Keller oder gute Argumente.

Ich empfehle allerdings Fallout NV zumindest das erste Mal ohne die 4 DLC Kampagnen zu spielen. Die 4 Kampagnen reißen einen mMn. zu sehr aus dem eigentlichen Spiel heraus. Schade, dass man hier nicht fähig war, diese sinnvoll in die bestehende Welt und die bestehenden Fraktionen einzubauen.

Warum schlechter als Fallout 2:

- Wie gesagt, die Motivation zur Hauptquest funktioniert auch hier für mich nicht. Mir doch egal, warum der Typ mich erschossen hat. Ich lebe, er denkt ich bin tot und der Chip gehörte eh nicht mir. Das ist doch wohl bereits das beste, was passieren kann. Zeit ein neues Leben zu starten. Prim sucht doch einen neuen Sheriff ...

- Generell ist Waffengewalt immernoch zu häufig nötig und führt zu leicht zum Erfolg, im Vergleich zu Fallout 1+2.