Kommt es schon in wenigen Tagen zum Warnstreik beim Meridian? Rosenheim/Holzkirchen.

Isidoro Peronace ist davon überzeugt. „Ich habe nicht das Gefühl, dass wir die Sache noch am Verhandlungstisch lösen können“, sagt der Gewerkschaftsführer zum aktuellen Tarifkonflikt bei der Bayerischen Oberlandbahn GmbH (BOB). Die Spitze des Unternehmens gibt sich dagegen zuversichtlich, noch eine Lösung für alle zu finden.

– Bei den so genannten Fahrgastfahrten scheiden sich die Geister. Das sind Anreisen von der Einsatzstelle eines Lokführers oder Zugbegleiters bis zum Beginn der „eigentlichen“ Arbeit. Peronace von der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) erklärt das so: „Wenn ein Beschäftigter seine reguläre Dienststelle in Freilassing hat, aber am Hauptbahnhof in München einen Zug von einem Kollegen übernehmen muss, erhält er für die über eineinhalb Stunden lange Gastfahrt dorthin nur 50 Prozent des Gehalts.“

Dabei geht es der EVG nicht um die reguläre Fahrt zur Arbeitsstätte. Soll heißen: Wohnt der Lokführer in Teisendorf, muss er auf eigene Kosten zuerst zu seiner Einsatzstelle am Bahnhof in Freilassing fahren. „Es geht uns nicht um die Fahrt zur Arbeitsstätte, wie sie jeder andere Arbeitnehmer auch zu bewältigen hat“, stellt der Gewerkschaftler klar. Doch die Häufigkeit und die Länge der Gastfahrten zwischen Rosenheim, Salzburg, Kufstein und München seien den Meridian-Beschäftigten nicht mehr zumutbar.

Sauer stößt Peronace dabei vor allem auf, dass bei der Nordwestbahn (NWB) mit Sitz in Osnabrück eine Lösung für das Problem gefunden wurde. Bei der NWB handelt es sich, wie bei der BOB, um eine Tochtergesellschaft der bundesweiten Trandev GmbH. „Warum geht das in Norddeutschland, aber nicht hier in Südbayern, wo wir noch dazu weitaus höhere Lebenshaltungskosten haben?“, fragt er.

Der Kaufbeurer sieht die Verhandlungen zwischen EVG und BOB-Spitze als festgefahren. „Ich vermute fast, dass es auf einen Warnstreik hinauslaufen wird“, fasst er zusammen. Es wäre der erste in der Geschichte der BOB seit ihrer Gründung am 31. März 1998.

Ob es tatsächlich zum Arbeitskampf kommt, entscheide sich wohl am Freitag. „Wenn wir streiken, fährt kein Zug mehr, dann gibt es auch keinen Notfallfahrplan“, findet Peronace klare Worte. Denn neben dem Meridian seien auch das Stammnetz der BOB zwischen München, Bayrischzell, Tegernsee und Lenggries sowie die Bayerische Regiobahn (BRB) in den Regionen Eichstätt, Ingolstadt, Augsburg und Weilheilm/Schongau betroffen. „Wenn es so kommt, steht halb Oberbayern“, sagt er.
BOB glaubt an Einigung

Ihm sei klar, dass ein Streik die Fahrgäste – und im Fall des Meridian vor allem die Pendler – treffe. „Aber es muss auch weh tun, damit unsere Botschaft bei der Geschäftsführung ankommt“, sagt er. Diese wiederum schätzt die Lage anders ein. „Sie ist zuversichtlich, dass es eine zufriedenstellende Lösung für alle geben wird“, ließ eine Sprecherin auf Nachfrage der OVB-Heimatzeitungen mitteilen. Details könne man jedoch nicht nennen, hieß es mit Verweis auf die laufenden Verhandlungen.