Meine Probleme mit dem Anfang hatte ich ja oben schon beschrieben. Das bleibt auch eine ganze Weile so. Womit ich auch ein Problem habe, ist, dass der Anfang kaum was mit späteren Episoden zu tun hat und das Alles total undurchdacht wirkt. Auch Dinge, die später wichtig sind, werden hier nicht eingeführt. Menschliche Emotionen beeinflussen Digimon? Ok, ist nur ganz am Ende wieder relevant. Dabei sind die Einzelepisoden bei denen Menschen auf Digimon treffen das Beste des Anfangs. Andersrum: Thomas hat eine kleine Schwester, die ihm total wichtig ist? Ist am Anfang der Serie keine Rede von. So kommen plötzliche Entwicklungen aus dem Nichts oder werden an unpassenden Stellen aus dem Hut gezogen und es entsteht keine aufeinander aufbauende Handlung wie zB bei Tamers oder Frontier.

Der erste Schurke Merukimon ist leider ziemlich langweilig. Er hätte Potenzial komplex zu sein, aber wie fast alle wird er dann durch schlechten Dialog wieder ziemlich platt. Die ganze Geschichte mit Keenan ist interessant, aber sobald der in der realen Welt ankommt, zieht sich seine Geschichte ewig. Irgendwann hat man verstanden, dass er ganz doll wütend ist und allein gelassen werden will. Das muss man nicht 100 mal wiederholen. Ansonsten ist das erste Drittel besonders durch die Tatsache gehemmt, dass keiner den Hauptcharakteren erzählen will, was eigentlich in der Vergangenheit passiert ist ohne dass es einen Grund dafür gäbe.

Mit Kurata wurde die Serie zumindest unterhaltsam. Klar, er ist ein platter muhahahaha-Bösewicht, aber das war Devimon zB. auch und unterhaltsam war der trotzdem. Die Animatoren haben ihre Freude daran, ihn richtig wahnsinnig aussehen zu lassen und die Kämpfe in der Digiwelt mit den Mensch-Hybriden sind ganz witzig. Die "Komplexität" der ersten Hälfte ist weg, aber man hat alberne Anime Action mit Charakteren, die ganz unterhaltsam sind und den Konflikt zwischen Thomas und Markus fand ich auch ganz gut. Das Ende mit Belphemon ist ziemlicher Murks. Thomas "aus dem Nichts Schwester" habe ich ja schon erwähnt. Wir kennen die nicht, haben keinerlei Bindung und auch Thomas hatte die vorher nie gezeigt und nun sollen wir glauben, dass er sich Kurata anschließt? Pls. Künstliches Drama ohne Ende. Aber grundsätzlich find ich diesen Abschnitt der Serie am Besten ^^

Den dritten Abschnitt wollte ich dann wirklich mögen. Der Auftritt von den königliche Rittern und Spencer Damon waren ziemliches Highlights der Serie und auch die Folge danach, in der Markus mit all dem klarkommen muss, wussten zu gefallen. Sein Vater wurde für viele Staffeln aufgebaut und sein Auftritt mit diesem toten Gesichtsausdruck war echt cool. Yggdrasil hätte als Gegner durchaus interessant sein können. Aaaaber das versauen sie dann in den letzten Folgen ziemlich. Yggdrasil wird von einer erstmal unpersönlichen, mystischen Entität, zu einem wahnsinnig daher redenden Cartoon Schurken, zu einem Computer mit Fehlfunktion? Was denn nun? Sein Vater ist gar nicht so richtig eine Puppe von Yggdrasil, sondern ist eigentlich in Banchyou Leomon? Warum war Leomon nicht nur sein Partner? Thomas hat eine Schwester und einen Vaterkonflikt? Warum kommt das Alles erst jetzt? Wat?

Irgendwie wirkt es, als hätten viele verschiedene Schreiber an der Serie gearbeitet, die sich nicht auf ein Script einigen konnten oder sich einfach spontan Dinge überlegt haben, ohne mal vorher drüber nachzudenken. Es gibt einige coole Momente, aber kein geschlossenes Ganzes. Meine Abneigung gegen Yoshino und Markus hilft da auch nicht und die interessanten Charaktere abseits von Thomas (Commander, Mitglieder der DATS) dürfen oft kaum an der Story teilhaben. Charaktere wie Markus Mutter oder Schwester sind völlig leblose Charakterhüllen, die sich nicht annähernd wie echte Menschen verhalten und abseits ihrer Funktion nichts beitragen. Und Charaktere mit Potenzial werden vergessen (Commander, Keenans Eltern). Die Digimon sind hier wieder auf einen Charakterzug reduziert, was erstmal ok ist. Hat Adventure auch so gemacht. Aber Agumons nerviges Hunger Gimmick wird sehr schnell sehr langweilig.

Letzter Punkt: Markus und die toxische Maskulinität. Bin kein Fan davon wie die Serie ihn immer ins Recht stellt und seine hyperaggressive Kampfmentalität validiert. Das gipfelt dann in einem Flashback. Markus Vater soll als ganz toll dargestellt werden und ruhige Musik spielt, als er seinen Sohn, der vom Klettergerüst gefallen ist, zum Arzt trägt. "Du bist doch ein echter Mann, also hör auf zu weinen". Wuärgh. "Bei dieser neuen Reise wirst du ein echter MANN!" Wuärgh. Klar, Digimon ist ein Anime, in dem es ums Kämpfen geht, aber der konstante Unterton von "es ist ja so männlich sich ständig willentlich auf die Schnauze zu hauen" ist neu. Fast jeder Gegner erkennt Markus Stärke an, weil er sich ja so gerne prügelt. Sogar jemand wie Merukimon, der als halbwegs intelligent dargestellt wird. Finde ich einfach nicht gut. Insbesondere in Kombination mit Yoshino als einziger Frau, die deutlich schwächer als die Männer ist und eigentlich nur die Rolle des "emotional Support" hat. Heck, sie hat ja nichtmal ne tragische Backstory wie alle Anderen Irgendwie sind in dieser Staffel dadurch mehr toxische Untertöne als für Digimon üblich.