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Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...? - Druckversion

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RE: Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...? - Hagi - 22.02.2018, 18:21

Deine Aussage verliert für mich einiges an Kraft wenn man bedenkt das dein Lebensstil nur dadurch möglich ist das du im Hotel Mama wohnst. Es hat für mich wenig mit Minimalismus zu tun wenn man seine eigenen Ausgaben nur dadurch kürzen kann dass andere für einen bezahlen. Bedenkt man das du 200€ "Miete" bezahlst frage ich mich was daran Minimalistisch sein sollen wenn du dann trotzdem noch 400€ im Monat brauchst.


RE: Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...? - HeavyMetalNeverDies! - 22.02.2018, 19:03

(22.02.2018)Hagi schrieb:  Deine Aussage verliert für mich einiges an Kraft wenn man bedenkt das dein Lebensstil nur dadurch möglich ist das du im Hotel Mama wohnst. Es hat für mich wenig mit Minimalismus zu tun wenn man seine eigenen Ausgaben nur dadurch kürzen kann dass andere für einen bezahlen. Bedenkt man das du 200€ "Miete" bezahlst frage ich mich was daran Minimalistisch sein sollen wenn du dann trotzdem noch 400€ im Monat brauchst.

Ich brauche dann nicht trotzdem noch 400 Eur, ich brauche dann nur noch 200 Eur.

Ich sehe keinen Sinn darin, für mich selbst einen kompletten Hausrat anzuschaffen, wenn ich den schon vorhandenen einfach mitnutzen kann. Wofür? Damit ich anderen eindrucksvoll beweisen kann wie unabhängig ich bin?

Alles nochmal anzuschaffen um es dann alleine zu nutzen ist für mich eigentlich schon fast die Definition von unnötigem Luxus.

Die Betonung liegt auf "fast". Noch schlimmer sind natürlich Dinge die man nur für sich selbst anschafft, dann aber selbst nicht nutzt. Davon habe ich, zugegeben, auch noch genug.


RE: Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...? - HeavyMetalNeverDies! - 23.02.2018, 18:03

Heute hatte ich ein interessantes Erlebnis. War im Mediamarkt zwecks einer Haarschneidmaschine weil die alte kaputt ist. Stehe vorm Regal mit 15 verschiedenen Modellen. Die Verkäuferin: "Suchen Sie eine mit Akku oder Kabel?", ich: "Kabelgebunden".... Das wäre dann die, die, die und die...... "Äh, OK!".

Ich bin wieder gegangen. Ohne Haarschneidmaschine. Man will ja nichts falsches kaufen. Eeyup

Wobei mich das mit dem Mediamarkt spontan wieder an das hier erinnert:




EDIT:

Die Maschinen beim Friseurversand kosten ja schon mal um einiges mehr als die Consumer-Teile im Mediamarkt. Werde wohl eher zu sowas greifen.


RE: Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...? - Hagi - 23.02.2018, 18:31

Warte .... damit ich das richtig verstehe: Du warst im Elektronikmarkt wegen einer Haarschneidemaschine. Weil jedoch eine Verkäuferin sich erdreistet hat dir Kaufunterstützung anzubieten was ja ihr verdammter Job ist, hast du keine gekauft. Im Gegenteil du gehst nun deinem Minimalismus treu weg von einem Gerät für den Gelegenheitsgebrauch und kaufst dir das deutlich teurere Profi-Gerät. Ähm ja ... nicht? Je mehr ich von dir in diesem Thread lese desto mehr denke ich das du das Prinzip "Minimalismus" kein bisschen verstanden hast.


RE: Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...? - Triss - 23.02.2018, 18:53

(22.02.2018)HeavyMetalNeverDies! schrieb:  Vielleicht mach ich ja nen Mittelweg und wechsle in eine geringfügige Beschäftigung mit 20 Stunden die Woche. Ich bin momentan wirklich ratlos aber mein Job geht mir derartig am Sack, weil der einfach nur grenzenlos oversized ist vom Zeitaufwand her.

Tu doch was Gutes mit dem Geld, das du nicht brauchst, und spende es.


RE: Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...? - HeavyMetalNeverDies! - 23.02.2018, 18:57

(23.02.2018)Hagi schrieb:  Warte .... damit ich das richtig verstehe: Du warst im Elektronikmarkt wegen einer Haarschneidemaschine. Weil jedoch eine Verkäuferin sich erdreistet hat dir Kaufunterstützung anzubieten was ja ihr verdammter Job ist, hast du keine gekauft. Im Gegenteil du gehst nun deinem Minimalismus treu weg von einem Gerät für den Gelegenheitsgebrauch und kaufst dir das deutlich teurere Profi-Gerät. Ähm ja ... nicht? Je mehr ich von dir in diesem Thread lese desto mehr denke ich das du das Prinzip "Minimalismus" kein bisschen verstanden hast.

Ich habe keine gekauft, weil ich keinen Schrott kaufen will und wenn ich ein Regal voller Maschinen vor mir habe, wo keine mehr als 50 Eur kostet (die teuerste 48 Eur), dann werde von Natur aus stutzig. Demzufolge entschied ich mich dann doch vorher noch im Internet herum zu schauen ehe ich auf gut Glück eine im Laden kaufe.

Bzgl. Minimalismus: Mir geht es da eigentlich mehr um verantwortungsvollen Konsum, weil wenn ich drei billige Maschinen kaufe, weil der Krempel gleich hin wird, dann verbraucht das natürlich mehr Ressourcen als eine Maschine die ordentlich konstruiert ist und im Umkehrschluss dann natürlich etwas teurer ist.

Aber kläre mich mal über dein Minimalismus-Verständnis auf: Dürfte ich deiner Meinung nach nur das billigste vom billigen kaufen, selbst dann, wenn ich davon ausgehen muss, dass der Billigschrott nicht annähernd so lange hält wie er halten könnte?

Und gelegentlich... naja... alle zwei Wochen, als die alte Maschine noch ging. Das war im übrigen eine billige Akku-Maschine mit fest verbautem Akku, welche so gebaut wurde, dass man sie nur verwenden konnte, wenn das Ladekabel nicht angeschlossen war. Demzufolge wurde die Lebensdauer durch jene des eingebauten Akkus begrenzt. Und irgendwie habe ich etwas dagegen mich als Konsumenten verarschen zu lassen, mit Schrottwaren die schon so gebaut werden, dass sie kaputt gehen.

(23.02.2018)Triss schrieb:  
(22.02.2018)HeavyMetalNeverDies! schrieb:  Vielleicht mach ich ja nen Mittelweg und wechsle in eine geringfügige Beschäftigung mit 20 Stunden die Woche. Ich bin momentan wirklich ratlos aber mein Job geht mir derartig am Sack, weil der einfach nur grenzenlos oversized ist vom Zeitaufwand her.

Tu doch was Gutes mit dem Geld, das du nicht brauchst, und spende es.

Ja, das habe ich auch schon in Erwägung gezogen. Ich tu mir nur schwer damit zu entscheiden wohin zumal ich nicht weiß wie das Geld dann tatsächlich genutzt wird.


RE: Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...? - Jandalf - 23.02.2018, 20:16

(23.02.2018)HeavyMetalNeverDies! schrieb:  Ja, das habe ich auch schon in Erwägung gezogen. Ich tu mir nur schwer damit zu entscheiden wohin zumal ich nicht weiß wie das Geld dann tatsächlich genutzt wird.

Ich spende jeden Monat an die Kinderkrebsstiftung. Die sind mehrfach für ihre offene Kommunikationspolitik ausgezeichnet und du kannst beim spenden entscheiden mit welchem Anteil du Forschung, Unterstützung für die Kinder selbst und anderes unterstützen möchtest.


RE: Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...? - Conqi - 23.02.2018, 20:27

(23.02.2018)HeavyMetalNeverDies! schrieb:  Ich habe keine gekauft, weil ich keinen Schrott kaufen will und wenn ich ein Regal voller Maschinen vor mir habe, wo keine mehr als 50 Eur kostet (die teuerste 48 Eur), dann werde von Natur aus stutzig. Demzufolge entschied ich mich dann doch vorher noch im Internet herum zu schauen ehe ich auf gut Glück eine im Laden kaufe.

Und was hat deine Recherche nun ergeben? Dass Profigeräte teurer sind. Das hat aber doch erstmal nichts mit der Lebensdauer zu tun, sondern oftmals mit Features, die man als Laie gar nicht braucht. Natürlich kann man annehmen, dass das teurere Gerät auch länger hält, aber das ist dann doch ne ziemlich oberflächliche Betrachtung und genau das, was Unternehmen sich wünschen.

(23.02.2018)HeavyMetalNeverDies! schrieb:  Das habe ich auch schon in Erwägung gezogen. Ich tu mir nur schwer damit zu entscheiden wohin zumal ich nicht weiß wie das Geld dann tatsächlich genutzt wird.

Glücklicherweise gibt es ja Seiten wie Charity Navigator, die ermitteln, wie gut das Geld am Ende wirklich genutzt wird.


RE: Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...? - Hagi - 23.02.2018, 20:37

(23.02.2018)HeavyMetalNeverDies! schrieb:  Aber kläre mich mal über dein Minimalismus-Verständnis auf: Dürfte ich deiner Meinung nach nur das billigste vom billigen kaufen, selbst dann, wenn ich davon ausgehen muss, dass der Billigschrott nicht annähernd so lange hält wie er halten könnte?

Was du beschreibst hat nichts mit Minimalismus zu tun. Ein Minimalist würde sich gar keine Maschine kaufen sondern zum Friseur gehen oder gänzlich darauf verzichten. In meinem Verständnis von Minimalismus legt man dabei besonderen Wert darauf möglichst wenig zu besitzen. Das was du hier scheinbar veranstaltest hat damit aber nichts zu tun.

Meiner Meinung nach geht es dir lediglich darum deine Gesellschaftskritik unter dem Deckmantel eines minimalistischen Lebensstil an die Öffentlichkeit zu tragen. Du willst nicht wenig besitzen, du willst nur allen anderen zeigen was für ein aufgeklärter Mensch du doch bist. Echter Minimalismus hat mit Unabhängigkeit zu tun. Mit der Unabhängigkeit von Konsum aber auch der persönlichen Unabhängigkeit mit einem Minimum an persönlichem Besitz sein Leben selbst gestalten zu können. Dein Lebensstil ist aber nur möglich weil du im Hotel Mama wohnst. Das hat nichts mit Minimalismus zu tun sondern nur damit das du offensichtlich nicht bereit bist selbst Verantwortung in diesem Punkt zu übernehmen.

Von zuhause auszuziehen ist mehr als nur eine reine Kosten-Nutzen-Rechnung. Ich könnte es mir nicht vorstellen mit 30 Jahren noch daheim bei Mutti zu leben. Von Daheim auszuziehen ist einer der letzten Schritte auf dem Weg vom Kind zum Erwachsenen und es ist ein Schritt den jeder machen sollte. Andernfalls wird man nie die nötige Reife erlangen um einmal wirklich selbstständig zu sein.

Du stellst dich hier als Prediger für Minimalismus hin aber ich sehe in dir nur jemanden der sich irgendwie die Tatsache schön reden will das er mit 30 Jahren noch bei Mutti wohnt.

Damit verabschiede ich mich aus dem Thread.


RE: Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...? - Space Warrior - 23.02.2018, 20:50

Ein Großteil der "Konsumkritik" ist auch nur ne Marketing-Masche, um Produkte und Leistungen verkaufen zu können. Statt Haus und Auto dienen dann bio-vegan Fressalien und handgemachte Möbel als Statussymbole und anstatt Zum Goldenen M und Primark sind Bioladen, Fahrradwerkstatt oder Eso-Markt die Konsumtempel. Shrug


RE: Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...? - HeavyMetalNeverDies! - 23.02.2018, 21:45

(23.02.2018)Hagi schrieb:  Was du beschreibst hat nichts mit Minimalismus zu tun. Ein Minimalist würde sich gar keine Maschine kaufen sondern zum Friseur gehen oder gänzlich darauf verzichten. In meinem Verständnis von Minimalismus legt man dabei besonderen Wert darauf möglichst wenig zu besitzen. Das was du hier scheinbar veranstaltest hat damit aber nichts zu tun.

Dann hast du dich scheinbar sehr wenig mit dem Thema beschäftigt, weil bis auf ein paar absolute Hardliner, die vielleicht aus einem Koffer heraus leben - und das auch nur deswegen, weil sie ohnehin mehr auf Reisen sind als daheim, wirst du kaum auf Minimalisten stoßen, die auf nützliche Gegenstände verzichten.

Aber natürlich stechen die Hardliner von allen am meisten hervor, daher ist es gut nachvollziehbar, dass viele Leute das Bild von Minimalismus haben, in dem es einfach nur darum geht wenig zu besitzen.

Das ist aber falsch. Es geht darum bewusster zu leben und sich von den Dingen zu befreien die man nicht wirklich braucht, um mehr Zeit und Qualität in die Dinge stecken zu können, die einen wirklich glücklich machen.

Und mit "Dinge" ist auch nicht zwangsweise nur materialistisches gemeint. Man kann auch Aufwand oder Arbeitszeit minimalisieren. oder einfach den Terminkalender. Oder Hobbies. Immerhin kann man da auch nur eine Sache gleichzeitig machen.

Zitat:Meiner Meinung nach geht es dir lediglich darum deine Gesellschaftskritik unter dem Deckmantel eines minimalistischen Lebensstil an die Öffentlichkeit zu tragen. Du willst nicht wenig besitzen, du willst nur allen anderen zeigen was für ein aufgeklärter Mensch du doch bist.

Tatsächlich bin ich ein aufgeklärter Mensch. Das ist für mich auch der Grund warum ich mein Konsumverhalten massiv geändert habe und mich schweren Herzens von meinen E-Gitarren trenne, obgleich ich die lieber behalten würde. Und warum ich versuche mich immer weiter zu verbessern

Klar, ich bin (noch) nicht das Musterbeispiel, das ich deiner Meinung nach sein muss um eine Meinung haben zu dürfen, aber weißt du was? Es ist immer leichter mit dem Finger auf andere zu zeigen als bei sich selbst anzusetzen.

Zitat:Dein Lebensstil ist aber nur möglich weil du im Hotel Mama wohnst. Das hat nichts mit Minimalismus zu tun sondern nur damit das du offensichtlich nicht bereit bist selbst Verantwortung in diesem Punkt zu übernehmen.

Von zuhause auszuziehen ist mehr als nur eine reine Kosten-Nutzen-Rechnung. Ich könnte es mir nicht vorstellen mit 30 Jahren noch daheim bei Mutti zu leben. Von Daheim auszuziehen ist einer der letzten Schritte auf dem Weg vom Kind zum Erwachsenen und es ist ein Schritt den jeder machen sollte. Andernfalls wird man nie die nötige Reife erlangen um einmal wirklich selbstständig zu sein.

Das darfst du gerne sehen wie du willst. Mehrgenerationenhaushalte waren und sind allerdings bei weitem nicht so unüblich wie du denkst und ich wäre nicht die erste Generation in diesem Haus, die nie hier weggezogen ist. Viel mehr die dritte oder vierte.

Bzgl. Selbstständig: Wie selbstständig bist du, wenn du darauf angewiesen bist, dass dir irgendwer eine Arbeit gibt damit du Geld verdienen kannst, mit dem du dann die Leute bezahlst die dir Heizung, Strom, Wasser und eine Wohnung zur Verfügung stellen oder die Supermarktregale für dich füllen, damit du dich daraus bedienen kannst?

Zitat:Damit verabschiede ich mich aus dem Thread.

Ja, war schön mit dir zu diskutieren. Leider hauen die Leute immer gerne gleich ab, weil sonst müssten sie sich ja noch mit meiner Gegendarstellung belasten. Eeyup



(23.02.2018)Space Warrior schrieb:  Ein Großteil der "Konsumkritik" ist auch nur ne Marketing-Masche, um Produkte und Leistungen verkaufen zu können. Statt Haus und Auto dienen dann bio-vegan Fressalien und handgemachte Möbel als Statussymbole und anstatt Zum Goldenen M und Primark sind Bioladen, Fahrradwerkstatt oder Eso-Markt die Konsumtempel. Shrug

Tatsächlich ist Green-Washing ein großes Problem, wo einfach nur vermittelt wird, wenn man anders konsumiert, würde man umweltfrerundlicher konsumieren. Im Falle von Lebensmitteln mag das auch zutreffen. Wenn die regional angebaut wurden, dann entfällt schon mal der Energieaufwand einer unnötig langen Transportkette. Nur ist es schwer für den Konsumenten die Produktionsbedingungen wirklich nachvollziehen zu können.

Was Luxusprodukte angeht: Da wäre es natürlich besser gar nichts zu konsumieren. Aber wenn man konsumiert dann sollte man es möglichst lange nutzen oder gebraucht kaufen und/oder wieder weitergeben, wenn man es mal nicht mehr benötigt. Die Werbung blendet allerdings den Ressourcenaufwand in der Produktion völlig aus und argumentiert dann nur mit Energieklasse A+ odgl.

Niko Paech hält da recht gute Vorträge darüber (werde ich bei gelegenheit mal verlinken, ansonsten einfach auf YT suchen), in denen er auch sagt, dass der Energieaufwand umweltbewusster Menschen sogar über dem jener liegt, die nicht darauf achten, was er darauf zurückführt, dass Umweltbewusste eher gebildet sind, diese aber mehr Langstreckenflüge in Anspruch nehmen würden als ungebildete Menschen. Außerdem gibt es sowas wie ein Kompensationsverhalten, wonach Menschen, die etwa im Elektroauto daher kommen, sich dann einreden, dass sie zum Ausgleich auch mal sündigen könnten weil sie sonst eh so Öko leben.

Dennoch. Konsumkritik an sich würde ich nicht als Marketing verkaufen. Die ist aus vielerlei hinsicht gerechtfertigt. Das eigentliche Marketing liegt in den vermeintlichen Wunder-Produkten, die angeblich alle Probleme lösen.


RE: Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...? - Outcider - 23.02.2018, 21:55

(23.02.2018)HeavyMetalNeverDies! schrieb:  Das ist aber falsch. Es geht darum bewusster zu leben und sich von den Dingen zu befreien die man nicht wirklich braucht

Ist das der Grund, weshalb du dich von deinem Sondertitel trennen musstest, oder hat das nichts mit Minimalismus sondern dem Überwerfen der Mehrklassengesellschaft zu tun?


RE: Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...? - HeavyMetalNeverDies! - 23.02.2018, 22:00

(23.02.2018)Outcider schrieb:  
(23.02.2018)HeavyMetalNeverDies! schrieb:  Das ist aber falsch. Es geht darum bewusster zu leben und sich von den Dingen zu befreien die man nicht wirklich braucht

Ist das der Grund, weshalb du dich von deinem Sondertitel trennen musstest, oder hat das nichts mit Minimalismus sondern dem Überwerfen der Mehrklassengesellschaft zu tun?

Nö. Der hatte einfach nur Angst vor mir und ist davon gerannt. Eeyup


RE: Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...? - Hagi - 23.02.2018, 22:04

(23.02.2018)HeavyMetalNeverDies! schrieb:  Tatsächlich bin ich ein aufgeklärter Mensch. Das ist für mich auch der Grund warum ich mein Konsumverhalten massiv geändert habe und mich schweren Herzens von meinen E-Gitarren trenne, obgleich ich die lieber behalten würde. Und warum ich versuche mich immer weiter zu verbessern

Und warum genau wenn ich fragen darf? Du hast sie ja schließlich schon besessen, von daher kann es nichts mit Konsumverhalten zu tun haben. Was genau zwang dich also dazu die wegzugeben?

Klar, ich bin (noch) nicht das Musterbeispiel, das ich deiner Meinung nach sein muss um eine Meinung haben zu dürfen, aber weißt du was? Es ist immer leichter mit dem Finger auf andere zu zeigen als bei sich selbst anzusetzen.

(23.02.2018)HeavyMetalNeverDies! schrieb:  Das darfst du gerne sehen wie du willst. Mehrgenerationenhaushalte waren und sind allerdings bei weitem nicht so unüblich wie du denkst und ich wäre nicht die erste Generation in diesem Haus, die nie hier weggezogen ist. Viel mehr die dritte oder vierte.
Dagegen spricht auch nichts. Was mir hier sauer aufstößt ist die Tatsache das du geschrieben hast, du könntest auch mit 600€ und nem Halbtagsjob locker durchkommen. Dem ist aber nicht so. Du kannst damit nur durchkommen weil du eben nicht selbstständig lebst. Du hast es dargestellt als ob dein Minimalistischer Lebensstil dir das ermöglicht aber die Wahrheit ist, dass es dir deine Eltern ermöglichen und sonst niemand.

(23.02.2018)HeavyMetalNeverDies! schrieb:  Bzgl. Selbstständig: Wie selbstständig bist du, wenn du darauf angewiesen bist, dass dir irgendwer eine Arbeit gibt damit du Geld verdienen kannst, mit dem du dann die Leute bezahlst die dir Heizung, Strom, Wasser und eine Wohnung zur Verfügung stellen oder die Supermarktregale für dich füllen, damit du dich daraus bedienen kannst?
Du meinst weil ich mein Essen nicht selbst im Wald jage und dort in einer Blätterhütte wohne? Joar, dann bin ich wirklich unselbstständig. Ich hatte zwar immer geglaubt dass ich selbstständig wäre, immerhin hab ich eine eigene Wohnung, ein eigenes Auto, einen Job und genug Geld um mir darüber keine Sorgen zu machen aber scheinbar reicht das in deiner Sichtweise noch lange nicht.

Gegenfrage: Wie Selbstständig bist du dass du auf die Atemluft angewiesen bist die dir Mutter Natur zur Verfügung stellt?

(23.02.2018)HeavyMetalNeverDies! schrieb:  Ja, war schön mit dir zu diskutieren. Leider hauen die Leute immer gerne gleich ab, weil sonst müssten sie sich ja noch mit meiner Gegendarstellung belasten. Eeyup
Dann leg ich mal einen klassischen Columbo hin RD wink


RE: Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...? - HeavyMetalNeverDies! - 23.02.2018, 22:46

(23.02.2018)Hagi schrieb:  Und warum genau wenn ich fragen darf? Du hast sie ja schließlich schon besessen, von daher kann es nichts mit Konsumverhalten zu tun haben. Was genau zwang dich also dazu die wegzugeben?

Die Dissonanz zwischen meinem vorher geführten Lebensstil und meinen heutigen Ansichten. Ich kann moralisch natürlich nicht vertreten in enormen materiellem Überfluss zu leben, wenn mich das Verhalten stört. Und wenn ich mehr Zeug habe als ich verwenden kann - welches wer anderer aber verwenden könnte, dann ist es natürlich sinnvoller die wieder herzugeben.

Zitat:Dagegen spricht auch nichts. Was mir hier sauer aufstößt ist die Tatsache das du geschrieben hast, du könntest auch mit 600€ und nem Halbtagsjob locker durchkommen. Dem ist aber nicht so. Du kannst damit nur durchkommen weil du eben nicht selbstständig lebst. Du hast es dargestellt als ob dein Minimalistischer Lebensstil dir das ermöglicht aber die Wahrheit ist, dass es dir deine Eltern ermöglichen und sonst niemand.

Das ist aber eine perspektivische Frage. Gemessen an deinen Ansprüchen, vollkommen unabhängig von Verwandten sein zu wollen, würde es sich nicht ausgehen. Ich stelle diesen Anspruch aber nicht, von daher geht es sich aus. Ich sehe da eigentlich kein Problem mit meiner Aussage. AJ hmm

Zitat:Du meinst weil ich mein Essen nicht selbst im Wald jage und dort in einer Blätterhütte wohne? Joar, dann bin ich wirklich unselbstständig. Ich hatte zwar immer geglaubt dass ich selbstständig wäre, immerhin hab ich eine eigene Wohnung, ein eigenes Auto, einen Job und genug Geld um mir darüber keine Sorgen zu machen aber scheinbar reicht das in deiner Sichtweise noch lange nicht.

Ich weiß was du meinst und finde deine Entscheidung die du für dich selbst getroffen hast auch legitim, wenn du so leben willst. Ich stimme dir auch zu mit Selbstständigkeit und so. Dennoch, das ist eine Möglichkeit sein Leben zu organisieren, aber eben nicht die einzige Möglichkeit.

Ich könnte mir ehrlich gesagt schlecht vorstellen in einer Wohnung irgendwo in der Stadt zu leben. Das war mal aber mittlerweile habe ich die Natur echt zu schätzen gelernt, von daher wäre für mich langfristig wahrscheinlich ein Zelt im Wald eine attraktivere Option als in irgend einem Betonbunker in der Stadt zu leben. Das kenne ich als gebürtiger Wiener ja auch.

Zitat:Wie Selbstständig bist du dass du auf die Atemluft angewiesen bist die dir Mutter Natur zur Verfügung stellt?

Hehe. Natürlich überhaupt nicht selbstständig, weshalb ich ja auch versuche irgendwie ökologisch etwas besser zu leben als bisher, damit ich meine eigene Lebensgrundlage nicht an die Wand fahre. Aus der Überlegung heraus bin ich dann Vegetarier geworden. Das bin ich leider nicht geblieben, aber meinen Fleischkonsum habe ich dennoch nachhaltig um einiges reduziert. Ich experimentiere halt herum um irgendwann hoffentlich einen Lebensstil zu erreichen der irgendwo zwischen ganz akzeptabel, vielleicht sogar etwas schöner und ökologisch verträglich ist. Ich bin da ja durchaus optimistisch, dass ich im Grunde auch ohne das Überangebot der Indurstriegesellschaft ein glückliches Leben führen könnte. Nur aus den gewohnten Denkmustern rauszukommen ist leider nicht so einfach, wie ich mir das vorgestellt habe. Twilight happy

Zitat:Dann leg ich mal einen klassischen Columbo hin RD wink

Also hast du noch was vergessen? Tongue


RE: Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...? - Hagi - 23.02.2018, 23:08

(23.02.2018)HeavyMetalNeverDies! schrieb:  Die Dissonanz zwischen meinem vorher geführten Lebensstil und meinen heutigen Ansichten. Ich kann moralisch natürlich nicht vertreten in enormen materiellem Überfluss zu leben, wenn mich das Verhalten stört. Und wenn ich mehr Zeug habe als ich verwenden kann - welches wer anderer aber verwenden könnte, dann ist es natürlich sinnvoller die wieder herzugeben.

Wenn du damit sagen willst dass die Trennung von deinen Gitarren für dich eine Art "Schlussstrich ziehen" war dann kann ich das verstehen. Was ich aber nicht verstehe ist wieso du dann ständig sagst dass es dir weh getan hat sie wegzugeben wenn der einzige Grund dafür war das du ein Zeichen setzen wolltest. Ich finde nicht das du da groß Jammern darfst, niemand außer dir selbst hat dich dazu gezwungen das zu tun Shrug

(23.02.2018)HeavyMetalNeverDies! schrieb:  Das ist aber eine perspektivische Frage. Gemessen an deinen Ansprüchen, vollkommen unabhängig von Verwandten sein zu wollen, würde es sich nicht ausgehen. Ich stelle diesen Anspruch aber nicht, von daher geht es sich aus. Ich sehe da eigentlich kein Problem mit meiner Aussage. AJ hmm
So kann man das natürlich auch sehen. Allerdings sehe ich ein Ziel nicht als erreicht an wenn man das Ziel einfach nur so lange herab steckt bis man es mit möglichst wenig persönlicher Aufopferung erreichen kann.

(23.02.2018)HeavyMetalNeverDies! schrieb:  Ich könnte mir ehrlich gesagt schlecht vorstellen in einer Wohnung irgendwo in der Stadt zu leben. Das war mal aber mittlerweile habe ich die Natur echt zu schätzen gelernt, von daher wäre für mich langfristig wahrscheinlich ein Zelt im Wald eine attraktivere Option als in irgend einem Betonbunker in der Stadt zu leben. Das kenne ich als gebürtiger Wiener ja auch.
Ein Zelt im Wald als Behausung wird aber in Europa schwer durchgehen. Mal abgesehen davon kann ich mir nicht vorstellen dass du das auch aushalten würdest wenn du eben noch geschrieben hast das du dir im Internet einen passenden Haarschneider suchen musstest. Da ist eine gewaltige Diskrepanz zwischen dem was du schreibst was du tust und dem was du predigst.

(23.02.2018)HeavyMetalNeverDies! schrieb:  Hehe. Natürlich überhaupt nicht selbstständig, weshalb ich ja auch versuche irgendwie ökologisch etwas besser zu leben als bisher, damit ich meine eigene Lebensgrundlage nicht an die Wand fahre. Aus der Überlegung heraus bin ich dann Vegetarier geworden. Das bin ich leider nicht geblieben, aber meinen Fleischkonsum habe ich dennoch nachhaltig um einiges reduziert. Ich experimentiere halt herum um irgendwann hoffentlich einen Lebensstil zu erreichen der irgendwo zwischen ganz akzeptabel, vielleicht sogar etwas schöner und ökologisch verträglich ist. Ich bin da ja durchaus optimistisch, dass ich im Grunde auch ohne das Überangebot der Indurstriegesellschaft ein glückliches Leben führen könnte. Nur aus den gewohnten Denkmustern rauszukommen ist leider nicht so einfach, wie ich mir das vorgestellt habe. Twilight happy
Ich glaube kaum das ein Lebensstil so wie du ihn vorher beschrieben hast (Zelt im Wald) in unserer Gesellschaft überhaupt möglich geschweige denn rechtlich erlaubt ist. "Bei der siebten Eiche links neben dem Fuchsbau" wird am Magistrat wohl kaum als Hauptwohnsitz durchgehen. Hast du auch realistische Ziele wo du dich sagen wir mal 10 Jahren siehst?

(23.02.2018)HeavyMetalNeverDies! schrieb:  Also hast du noch was vergessen? Tongue
Da wäre noch eine Kleinigkeit


RE: Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...? - HeavyMetalNeverDies! - 24.02.2018, 00:35

(23.02.2018)Hagi schrieb:  Wenn du damit sagen willst dass die Trennung von deinen Gitarren für dich eine Art "Schlussstrich ziehen" war dann kann ich das verstehen. Was ich aber nicht verstehe ist wieso du dann ständig sagst dass es dir weh getan hat sie wegzugeben wenn der einzige Grund dafür war das du ein Zeichen setzen wolltest. Ich finde nicht das du da groß Jammern darfst, niemand außer dir selbst hat dich dazu gezwungen das zu tun Shrug

Ich wollte kein Zeichen setzen. Ich finde das ich nicht im Überfluss leben sollte. Es steht mir moralisch nicht zu, folglich erzeugt das innere Spannung, wenn ich gegen meine eigenen Prinzipien lebe. Diese Spannung kann nur dadurch gelöst werden, indem ich mein Verhalten meiner Moral anpasse. Das ist für mich eine vollkommen rationale Entscheidung gewesen, die langfristig mein Selbstwertgefühl steigert.

Der mit der Trennung einhergehende Schmerz ist keine Entscheidung, sondern etwas das einfach auftritt und mit dem ich mich organisieren muss. Gefühle entstehen im limbischen System, dem weit älteren Teil des Gehirns. Damit kann man keine komplexen Denkaufgaben lösen, aber es ist in der Signalverarbeitung um einiges Schneller als die Großhirnrinde. Folglich war das sehr praktisch um sich schnell zu entscheiden in der Steinzeit vor Säbelzahntigern zu flüchten.

In der heutigen hochkomplexen, globalisierten Welt ist man mMn. schlecht damit beraten, sich seine Entscheidungen von einem vorsintflutlichen Denkorgan diktieren zu lassen. Aber selbst wenn man versucht sich seiner eigenen Grenzen ständig bewusst zu sein, sobald mal unvorbereitet irgend ein emotionales Ereignis geschieht, reagiert das limbische System und der Zugang zum objektiven Denken ist gesperrt.

Das macht sich die Werbeindustrie auch zu nutze. Da werden Produkte emotionalisiert, so dass die Werbung gleich mal ins impulisve limbische System geht und gar nicht erst bis in die analysierende Großhirnrinde vordringt.

Werner Tiki Küstenmacher hat da ein ziemlich witziges Buch drüber geschrieben, namens "Limbi", in welchem er das limbische System als naive kleine Cartoonfigur darstellt, welche einem in allen erdenklichen Alltagssituationen ihren Willen aufzwingt.

Ich sehe die Welt jedenfalls nicht so einfach, dass "Ich" aus einem völlig freien Willen heraus irgendwelche Entscheidungen treffe, nur aus dem Grund weil "Ich" es gerade für gut und angebracht halte. Ich mache eine Menge Scheiss im Leben, obgleich ich objektiv lieber anders handeln würde, wo ich mich dann aber gegen das Gefühl etwas tun zu wollen (oder nicht) nicht wehren kann. Beispiel eben: Impulskauf - Wie bei den E-Gitarren. Weil beim spielen ist mir dann eigentlich komplett egal welche Gitarre ich gerade in der Hand habe.

Da ich ständig gegen mich selbst ankämpfe ist es mir auch lieber in einem Umfeld leben zu können, wo ich mich nicht dauernd mit den äußeren Umständen herumschlagen muss. So kann ich mich mehr auf die Introspektion konzentrieren.

Zitat:So kann man das natürlich auch sehen. Allerdings sehe ich ein Ziel nicht als erreicht an wenn man das Ziel einfach nur so lange herab steckt bis man es mit möglichst wenig persönlicher Aufopferung erreichen kann.

Und ich sehe ein Ziel nicht darin erreicht, indem man es so hoch steckt, dass man es nur noch unter enormen Stress erreichen kann. Überhaupt weil mMn. Die "eigenen Ziele" vielmehr gesellschaftlichen Normen entsprechen. Ich würde darin zumindest keine Erfüllung finden.

Zitat:Ein Zelt im Wald als Behausung wird aber in Europa schwer durchgehen. Mal abgesehen davon kann ich mir nicht vorstellen dass du das auch aushalten würdest wenn du eben noch geschrieben hast das du dir im Internet einen passenden Haarschneider suchen musstest. Da ist eine gewaltige Diskrepanz zwischen dem was du schreibst was du tust und dem was du predigst.
...
Ich glaube kaum das ein Lebensstil so wie du ihn vorher beschrieben hast (Zelt im Wald) in unserer Gesellschaft überhaupt möglich geschweige denn rechtlich erlaubt ist. "Bei der siebten Eiche links neben dem Fuchsbau" wird am Magistrat wohl kaum als Hauptwohnsitz durchgehen. Hast du auch realistische Ziele wo du dich sagen wir mal 10 Jahren siehst?

Offiziell würde es nicht durchgehen, aber ich habe erst einen Beitrag gesehen, wo jemand genau das gemacht hat. Die Bauaufsicht geht i.d.R. Nicht im Wald spazieren um zu schauen ob sich da wer häuslich niederlässt.

In meinem Fall war es aber eher als plakatives Beispiel gemeint. Ich könnte mir auch nicht wirklich vorstellen so zu leben. Ein Tiny House wäre für mich aber wiederum ein relativ attraktives Konzept, welches Modernität und Mäßigung miteinander vereint.

Was in zehn Jahren sein wird vermag ich heute nicht zu sagen. Einen kongreten Plan gibt es keinen. Ich würde mich aber auch gar nicht trauen bei derart viel Unsicherheit überhaupt zehn Jahre voraus zu planen.


RE: Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...? - Mephysta - 24.02.2018, 09:10

(24.02.2018)HeavyMetalNeverDies! schrieb:  Der mit der Trennung einhergehende Schmerz ist keine Entscheidung, sondern etwas das einfach auftritt und mit dem ich mich organisieren muss. Gefühle entstehen im limbischen System, dem weit älteren Teil des Gehirns. Damit kann man keine komplexen Denkaufgaben lösen, aber es ist in der Signalverarbeitung um einiges Schneller als die Großhirnrinde. Folglich war das sehr praktisch um sich schnell zu entscheiden in der Steinzeit vor Säbelzahntigern zu flüchten.

In der heutigen hochkomplexen, globalisierten Welt ist man mMn. schlecht damit beraten, sich seine Entscheidungen von einem vorsintflutlichen Denkorgan diktieren zu lassen. Aber selbst wenn man versucht sich seiner eigenen Grenzen ständig bewusst zu sein, sobald mal unvorbereitet irgend ein emotionales Ereignis geschieht, reagiert das limbische System und der Zugang zum objektiven Denken ist gesperrt.

Wenn das Thema auf Neurologie umschwenkt, bin ich doch gleich gewillt, einzusteigen. Vor allem, weil gleich wieder auf dem armen (meso-)limbischen System 'rumgehackt wird. FS sad
Die Sache ist: Das limbische System ist kein böser Verleiter, der uns falsche Informationen einflüstert. Der Hauptgrund, warum das limbische System eingreift, ist die Tatsache, dass der Präfrontalkortex eben nicht so schnell ist. Wenn wir alle unsere Entscheidungen immer erst bis ins Detail abwägen würden, kämen wir nirgendwo hin. Nicht nur im Angesicht des Säbelzahntigers. Das limbische System bietet uns emotionale Entscheidungsheuristiken und die sind nicht per se falsch.

Soll heißen: Wenn Du die Entscheidung, Deine Gitarren zu verkaufen, doof findest, ist es gut möglich, dass sie für Dich tatsächlich doof ist. Sinn am Abwägen ist ja nicht, grundsätzlich das Gegenteil von dem zu tun, was das limbische System vorschlägt. Und Du sagst ja selbst, dass Du mit dem Verkauf Dissonanz reduzieren möchtest - sollte das dann nicht eigentlich mit einem besseren Gefühl einhergehen? Dissonanz löst sich i.d.R. durch Erleichterung auf. Für mich klingt da so, als würdest Du Dir aufgrund rein theoretischer Konstrukte Teile eines Lebensstils aufzwingen wollen, den Du eigentlich gar nicht in dem Ausmaß möchtest.

Dissonanz lässt sich doch auch reduzieren, indem man seinen Bezugsrahmen verändert. Wenn ich mir vorstelle, dass ich meine Instrumente verkaufen müsste, wäre das schon 'ne ganz andere Geschichte, als wenn ich irgendwelche Gebrauchsgegenstände verkaufe. Dazu hat man halt einen emotionalen Bezug. Dann könntest Du gleich ausziehen, weil Du sagst, Du möchtest mit Deinen Familienkontakten minimalistisch umgehen. Tongue (Ja, das war ein Witz.)
Ich will nur sagen: Du allein legst Du den Rahmen fest, den Minimalismus für Dich bedeutet. Es hat objektiv keinen Grund, die Gitarren zu verkaufen. Es wird auch langfristig keine Probleme lösen, die Gitarren zu verkaufen, außer die Dissonanz zu lösen, die Du Dir selbst erschaffen hast.


RE: Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...? - Hagi - 24.02.2018, 10:52

(24.02.2018)HeavyMetalNeverDies! schrieb:  Ich wollte kein Zeichen setzen. Ich finde das ich nicht im Überfluss leben sollte. Es steht mir moralisch nicht zu, folglich erzeugt das innere Spannung, wenn ich gegen meine eigenen Prinzipien lebe. Diese Spannung kann nur dadurch gelöst werden, indem ich mein Verhalten meiner Moral anpasse. Das ist für mich eine vollkommen rationale Entscheidung gewesen, die langfristig mein Selbstwertgefühl steigert.

Schieb es bitte nicht auf Minimalismus oder urzeitliche Gehirnteile wenn der einzige Grund ist das du dich selbst für weiß Gott was bestrafen willst. Wer bestimmt denn was dir zusteht und was nicht? Du alleine entscheidest dass. Wenn du selbst dich mit dem Verkauf deiner Gitarren bestrafen willst für einen Überfluss den du dir selbst einredest dann ist dass eine zu 100% gewollt getroffene Entscheidung von dir selbst. Da brauchst du dich gar nicht rausreden.

(24.02.2018)HeavyMetalNeverDies! schrieb:  Der mit der Trennung einhergehende Schmerz ist keine Entscheidung, sondern etwas das einfach auftritt und mit dem ich mich organisieren muss. Gefühle entstehen im limbischen System, dem weit älteren Teil des Gehirns. Damit kann man keine komplexen Denkaufgaben lösen, aber es ist in der Signalverarbeitung um einiges Schneller als die Großhirnrinde. Folglich war das sehr praktisch um sich schnell zu entscheiden in der Steinzeit vor Säbelzahntigern zu flüchten.

In der heutigen hochkomplexen, globalisierten Welt ist man mMn. schlecht damit beraten, sich seine Entscheidungen von einem vorsintflutlichen Denkorgan diktieren zu lassen. Aber selbst wenn man versucht sich seiner eigenen Grenzen ständig bewusst zu sein, sobald mal unvorbereitet irgend ein emotionales Ereignis geschieht, reagiert das limbische System und der Zugang zum objektiven Denken ist gesperrt.

Jetzt mach aber mal halblang. Du stellst das limbische System so dar als ob es die vollständige Körperkontrolle in jeder nur erdenklichen Situation wo Emotionen geweckt werden übernimmt. Du machst es dir da aber verdammt leicht alle Schuld auf etwas zu schieben wovon du denkst, dass du keinen Einfluss darauf hast. Dem ist aber nicht so. Die Eigenschaft mit der man das limbische System kontern kann hat sogar einen Namen: "Besonnenheit". Der genaue Zweck des limbischen Systems wurde schon hier genannt aber es ist nur eines von vielen Systemen. Es ist nicht so das man als Mensch nur ein blinder Passagier ist der hilflos zusehen muss wie das limbische System einen Kontrolliert. Besonnenheit oder einfach nur Impuskontrolle sind alles was man braucht.

(24.02.2018)HeavyMetalNeverDies! schrieb:  Das macht sich die Werbeindustrie auch zu nutze. Da werden Produkte emotionalisiert, so dass die Werbung gleich mal ins impulisve limbische System geht und gar nicht erst bis in die analysierende Großhirnrinde vordringt.
Wenn ich eine Werbung sehe und sofort das gezeigte Produkt kaufe dann ja. Im Normalfall vergeht aber ein kleines bisschen Zeit zwischen dem ansehen einer Werbung und dem tatsächlichen Kaufen. Genug Zeit für die Großhirnrinde in die Gänge zu kommen. Ob du etwas kaufst oder nicht, ist letzlich deine eigene Entscheidung.

(24.02.2018)HeavyMetalNeverDies! schrieb:  Werner Tiki Küstenmacher hat da ein ziemlich witziges Buch drüber geschrieben, namens "Limbi", in welchem er das limbische System als naive kleine Cartoonfigur darstellt, welche einem in allen erdenklichen Alltagssituationen ihren Willen aufzwingt.
Das klingt eher danach als hätte er sich einen bequemen Sündenbock geschaffen dem er die Schuld für fehlende Impulskontrolle geben kann wann immer es ihm passt.

(24.02.2018)HeavyMetalNeverDies! schrieb:  Ich sehe die Welt jedenfalls nicht so einfach, dass "Ich" aus einem völlig freien Willen heraus irgendwelche Entscheidungen treffe, nur aus dem Grund weil "Ich" es gerade für gut und angebracht halte. Ich mache eine Menge Scheiss im Leben, obgleich ich objektiv lieber anders handeln würde, wo ich mich dann aber gegen das Gefühl etwas tun zu wollen (oder nicht) nicht wehren kann. Beispiel eben: Impulskauf - Wie bei den E-Gitarren. Weil beim spielen ist mir dann eigentlich komplett egal welche Gitarre ich gerade in der Hand habe.
Wenn du der meinung bist das du dein Leben nicht selbst steuren kannst dann ist es müßig mit dir über irgendetwas zu diskutieren. Eine Diskussion setzt schließlich voraus das alle Gesprächsteilnehmer voll zurechnungsfähig sind. Diese Zurechnungsfähigkeit sprichst du dir aber scheinbar selbst ab. Ist ja auch einfacher als zu akzeptieren dass man am Ende des Tages selbst dafür verantwortlich ist wo man steht. Da ist es ja viel einfacher die Schuld einem Teil des Gehirns zu geben und sich in herrlicher Ohnmacht aller Schuld zu befreien.

(24.02.2018)HeavyMetalNeverDies! schrieb:  Und ich sehe ein Ziel nicht darin erreicht, indem man es so hoch steckt, dass man es nur noch unter enormen Stress erreichen kann. Überhaupt weil mMn. Die "eigenen Ziele" vielmehr gesellschaftlichen Normen entsprechen. Ich würde darin zumindest keine Erfüllung finden.
Es tut regelrecht weh in den Augen zu lesen dass du gesellschaftliche Normen und persönliche Ziele gleichsetzt. Wenn das bei dir der Fall ist dann bist du ein noch schlimmeres Werbeopfer als jeder andere. Es gibt Ziele die einer gesellschaftlichen Norm entspringen, das ist kein Geheimnis. Ein großes Haus, ein schickes Auto usw. Das hat aber nichts mit den persönlichen Zielen zu tun. Persönliche Ziele definieren sich doch gerade dadurch das sie eben nicht die allgemeinen gesellschaftlichen Standardziele sind.

(24.02.2018)HeavyMetalNeverDies! schrieb:  Offiziell würde es nicht durchgehen, aber ich habe erst einen Beitrag gesehen, wo jemand genau das gemacht hat. Die Bauaufsicht geht i.d.R. Nicht im Wald spazieren um zu schauen ob sich da wer häuslich niederlässt.
Das Bauamt nicht aber der Jäger/Förster/Besitzer des Waldes sehr wohl. Waldflächen gehören schließlich jemanden und der hat sicher keine Freude daran wenn dort irgendwelche Leute ihre Zeltlager aufbauen um auf seinem Grundstück zu hausieren.

(24.02.2018)HeavyMetalNeverDies! schrieb:  In meinem Fall war es aber eher als plakatives Beispiel gemeint. Ich könnte mir auch nicht wirklich vorstellen so zu leben. Ein Tiny House wäre für mich aber wiederum ein relativ attraktives Konzept, welches Modernität und Mäßigung miteinander vereint.
Ein Tinyhouse ist tatsächlich etwas lustiges. Eine ähnliche Erfahrung konnte ich schon machen. Zu viert in einem Doppel-Wohncontainer zu wohnen war zwar eine gewaltige Zerreißprobe in Sachen Geduld und dem Unterdrücken von Mordgedanken aber es hat auch gezeigt das man gar nicht viel Platz oder Zeug braucht. Das Wissen darum ändert aber nichts daran das ich keinen Sinn in selbst auferlegtem Verzicht sehe. Ich würde darin keine Erfüllung finden mich selbst unnötig zu beschneiden. Vor allem dann nicht wenn es um Dinge geht die für mich von emotionalem Wert sind und woraus ich keinen persönlichen Vorteil ziehen kann (So wie bei deinen Gitarren)


RE: Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...? - HeavyMetalNeverDies! - 24.02.2018, 14:48

(24.02.2018)Hagi schrieb:  Jetzt mach aber mal halblang. Du stellst das limbische System so dar als ob es die vollständige Körperkontrolle in jeder nur erdenklichen Situation wo Emotionen geweckt werden übernimmt. Du machst es dir da aber verdammt leicht alle Schuld auf etwas zu schieben wovon du denkst, dass du keinen Einfluss darauf hast. Dem ist aber nicht so. Die Eigenschaft mit der man das limbische System kontern kann hat sogar einen Namen: "Besonnenheit". Der genaue Zweck des limbischen Systems wurde schon hier genannt aber es ist nur eines von vielen Systemen. Es ist nicht so das man als Mensch nur ein blinder Passagier ist der hilflos zusehen muss wie das limbische System einen Kontrolliert. Besonnenheit oder einfach nur Impuskontrolle sind alles was man braucht.

Wenn ich eine Werbung sehe und sofort das gezeigte Produkt kaufe dann ja. Im Normalfall vergeht aber ein kleines bisschen Zeit zwischen dem ansehen einer Werbung und dem tatsächlichen Kaufen. Genug Zeit für die Großhirnrinde in die Gänge zu kommen. Ob du etwas kaufst oder nicht, ist letzlich deine eigene Entscheidung.

Ich sehe in dieser Gesellschaft die von dir beschriebene Impulskontrolle leider nicht.
Mag sein, dass einige Menschen sie haben, dennoch, der Ressourcenverbrauch wächst Jahr für Jahr. Da muss man sich, denke ich, schon fragen ob A) der Mensch einfach nur Grottendämlich ist, oder B) besser manipuliert werden kann, als er gerne zugeben möchte.

Zitat:Wenn du der meinung bist das du dein Leben nicht selbst steuren kannst dann ist es müßig mit dir über irgendetwas zu diskutieren. Eine Diskussion setzt schließlich voraus das alle Gesprächsteilnehmer voll zurechnungsfähig sind. Diese Zurechnungsfähigkeit sprichst du dir aber scheinbar selbst ab. Ist ja auch einfacher als zu akzeptieren dass man am Ende des Tages selbst dafür verantwortlich ist wo man steht. Da ist es ja viel einfacher die Schuld einem Teil des Gehirns zu geben und sich in herrlicher Ohnmacht aller Schuld zu befreien.

Eigentlich mach ich ja das genaue Gegenteil von dem was du schreibst, indem ich versuche unterbewusste Prozesse zu verstehen und eine Strategie zu entwickeln bewusst gegenzusteuern. Das ist die Befreiung aus der Ohnmacht, welcher man unterliegt wenn man keine Ahnung davon hat, was im eigenen Kopf eigentlich vorgeht und warum man welche Entscheidungen trifft.

Zitat:Es tut regelrecht weh in den Augen zu lesen dass du gesellschaftliche Normen und persönliche Ziele gleichsetzt. Wenn das bei dir der Fall ist dann bist du ein noch schlimmeres Werbeopfer als jeder andere. Es gibt Ziele die einer gesellschaftlichen Norm entspringen, das ist kein Geheimnis. Ein großes Haus, ein schickes Auto usw. Das hat aber nichts mit den persönlichen Zielen zu tun. Persönliche Ziele definieren sich doch gerade dadurch das sie eben nicht die allgemeinen gesellschaftlichen Standardziele sind.

Ich dachte auch mal, dass ich super-Indiviuell wäre. Bis ich angefangen habe mich etwas für Psychologie, Soziologie, Hirn-Forschung usw. zu interessieren. Und siehe da, all die "individuellen" Eigenschaften wurden bereits tausendfach auseinandergenommen und können so ziemlich auf jeden X-Beliebigen Menschen angewandt werden. Mehr noch, die gesamte Persönlichkeit ist ein Resultat der Kultur in der man aufgewachsen ist. Diese super unabhängige Selbstständigkeit des eizelnen Individuums, die gibt es nicht. Wenn ich mich wider erwartens mal dafür entscheiden sollte in die Wildnis auszuwandern, dann nicht deswegen weil ich einfach so frei und super-individuell bin, sondern weil dem Erkenntnisse über die Schädlichkeit und den Nachteilen der hiesigen Gesellschaftform vorangegangen sind, welche gegen die Vorteile aufgewogen wurden. Das Gehirn ist ja kein einarmiger Bandit oder so, wo ein zufälliges Ergebnis rauskommt.

Zitat:Vor allem dann nicht wenn es um Dinge geht die für mich von emotionalem Wert sind und woraus ich keinen persönlichen Vorteil ziehen kann (So wie bei deinen Gitarren)

Der persönliche Vorteil ist der Abbau von Dissonanz. Habe ich bereits geschrieben.
Bei den meisten Menschen wird das kein Problem sein, weil den meisten Menschen ist schlichtweg egal, was ihr Konsumverhalten an Mensch und Umwelt anrichtet.