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Thunders Kurzgeschichten - Thunderbolt - 20.03.2013, 20:10 Hallo und einen herzlichen an alle, die sich hier her verirrt haben! In diesem Thema möchte ich euch meine Kurzgeschichten vorstellen. Vorn weg: Sie haben sehr selten ein gutes Ende *hust* und gehen sehr in Richtung Fantasy. Jetzt, ohne große Umschweife, zu Geschichte Nummero eins: Personen: Ein Junge, Ein Drache Traumfreunde (Öffnen) Traumfreunde Traurig hob die Kreatur ihren Kopf in den Himmel. Eine Sternschnuppe zerschellte einige Meter vor ihr und warf kurz flackerndes Licht auf sie. Das Wesen zog den Kopf zurück und verschwand in seiner Höhle. Vinu schlug die Augen auf. Er betastete seine Umgebung und spürte weiches Gras durch seine Finger gleiten. Der Junge lächelte: Endlich war er hierher zurückgekehrt! Das letzte Mal, als Vinu hier war, lag schon etwa drei Monate zurück. Vinu rappelte sich auf und nahm sein Umfeld genau in Augenschein. Er befand sich in einem Wald, das dichte Blätterdach lies nur wenig Licht auf den Waldboden hinab. Birken standen ringsherum, ein unermündliches Rauschen erfüllte die Luft, es stammte von einem dünnen Bach, der sich wie ein Silberfaden durchs Unterholz schlängelte. Der Junge ging zum Bach, tauchte seine Hände in das klare Wasser und spritzte sich Tropfen ins Gesicht, um in dieser Welt richtig wach zu werden. Schon bei seiner ersten Traumreise hatte sich der Junge in tiefster Nact wiedergefunden. Vielleicht, überlegte er manchmal, ist das so, weil auf der Erde auch gerade Nacht ist. Sicher konnte man es allerdings nicht wissen. Der Schwarzhaarige sprang über das Gewässer und lief tiefer in den Wald hinein. Ein Ort blitzte vor seinen Augen auf, ein Ort, den der Junge schon bei seinem ersten Mal hier entdeckt hatte. Vinu rannte und rannte, schließlich durchbrach er das Unterholz und stieß ins Freie. Vor ihm erstreckte sich weites Hügelland, über ihm leuchteten die Sterne, so nah, das er glaubte, sie greifen zu können, und weit hinten am Horizont, dort, wo sich Himmel und Erde berühren zu schienen, löste sich Sternschnuppe für Sternschnuppe aus dem Firnament, raste ein Stück über den Himmel und zerschellte dann buchstäblich auf den Boden. Vinu konnte sich nicht daran satt sehen, es hatte etwas anziehendes an sich. Es konnten noch so viele Sterne vom Himmel fallen, nie schien oben das Licht zu verglimmen. Links von dem Jungen erhob sich eine gigantische, steile Felswand, an deren Fuß mehrere Höhlen lagen, die ein Fluss, der vor langer Zeit hier geflossen war, im Laufe von Millionen Jahren aus dem harten Stein gespült hatte. Plötzlich regte sich in einer der Aushöhlungen etwas. Etwas, das bestimmt keine Pflanze war. Schlagartig wuchs die Neugier des Jungen. Er hatte in dieser Welt noch kein Lebewesen erblickt, dass nicht er selbst oder eine Pflanze war. Und mit seiner Neugierde wuchs die Furcht- was konnte ihn auf diesem fremden Planeten vielleicht alles erwarten? Vinu malte sich das Schlimmste aus, aber trotzdem stieg er tapfer den Hang hinab und schlich zu der Höhle. Das war einer der Momente, in denen er sich selbst viel zu neugierig fand, und in denen er gerne umgekehrt wäre, doch wie immer siegte seine Wissbegierde. Der Junge lugte in den Hohlraum. Die Öffnung reichte noch etwa fünf Meter in den Fels hinein, sie war etwa vier Meter breit und an manchen Stellen wurde der Boden von einer dünnen Schicht Tannennadeln bedeckt, sonst war alles kahl. Ganz hinten regte sich etwas. Sofort zog Vinu seinen Kopf aus dem Höhleneingang, dann steckte er ihn nach ein paar Sekunden wieder hinein. Verdammte Neugierde! Was das wohl war? Das unbekannte Wesen richtete sich auf. Es hatte vier Beine, die in jeweils sieben lange Klauen ausliefen,einen langen, stacheligen Schwanz, einen langen Hals, der mit einer dichten, zotteligen Mähne bedeckt war und einen breiten Kopf mit vier gedrehten Hörnern. Plötzlich entfaltete es gewaltige Schwingen, die fast die Wand zu beiden Seiten berührten. Das Licht war zu schwach, um Farben zu erkennen. Also sah der Junge nur einen schwarzen Schatten, der an manchen Stellen mit einem blauen Schimmern durchwoben zu sein schien. Die Kreatur hatte ihn bemerkt. Panik stieg in ihm hoch, Furcht packte sein Herz mit eisigen Klauen. Das Wesen machte einen Schritt auf ihn zu. Es wirkte ungewöhnlich graziös, trotz seiner Größe. Vinu, der gelähmt vor Angst im Höhleneingang stand und keinen Schritt machen konnte, empfand eine wiederstrebende Bewunderung. Das Wesen hatte leichtes Spiel mit ihm. Es drückte den Jungen mühelos ins Gras. „Jetzt ist es aus“, dachte er. Würde man ihn in seiner Welt vermissen? Wahrscheinlich nicht. Im Waisenhaus hielten ihn so wie so alle für verrückt, Niemanden würde es stören, wenn Vinu nicht mehr da wäre. Doch die Kreatur senkte nur ihren Kopf und musterte ihn. Ihre tiefen, hellblauen Augen glänzten im Licht der Sterne. Und sie sahen unendlich traurig aus. Eine Träne lief über das Gesicht des Wesen. Vinu war verwirrt. Was hatte das zu bedeuten? Sein Gegenüber stellte seine Tatze zurück auf den Boden und lies den Jungen los. Bevor der nächste Stern auf dem Boden zerplatzte, zog es seinen Kopf in der Schatten der Höhle zurück, doch seine Augen starrten den Jungen weiter betrübt an. Dann fing es an, ihm allmählich zu dämmern. Das Wesen fühlte sich alleine. Warum sollte es ihn töten wollen? „Bist du auch so alleine?“ fragte der Junge vorsichtig. Ob das Tier ihn wohl verstand? Sein Gegenüber legte den Kopf schief und nickte dann langsam. Also konnte es ihn verstehen! Vinu machte vorsichtig einen Schritt auf das unbekannte Lebewesen zu, das zunächst zurückzuckte, dann aber blieb wo es war. Der Junge legte ihm sanft die Hand auf die breite Stirn. Obwohl sie kalt war, fühlte sie sich trotzdem tröstlich an- auf ihre eigene, sonderbare Art. Die Schuppige Haut war rau. Und auf einmal fing das Wesen an, zu leuchten und zu schimmern. Ein heller Schein lief über seine Schuppen und lies sie in einem silbrigen Licht erstrahlen. Das Haar der Mähne wurde, ebenso wie die Schwanzstacheln, von einem wässrigen Eisblau durchwirkt und die ganze Kreatur fing an, sich so zu verändern, das Vinu wegen der atemberaubenden Schönheit nach Luft schnappen musste. Beide waren ihr ganzes Leben lang allein gewesen, jetzt hatten sie ineinander einen Freund gefunden. Und der Junge wusste auf einmal ganz genau, wie der Name seines neuen Freundes lautete: Cornu. All seine Scheu fiel von ihm ab und er begann, Cornu die seidige Mähne zu kraulen und ihm dabei alles von seinem bisherigen Leben zu erzählen. Und sein Freund hörte aufmerksam zu, seine intelligenten Augen auf Vinu gerichtet. Er verstand ihn, da war sich der Junge nun ganz sicher. Eine Welle der Wärme überspülte die Beiden. „Beste Freunde für immer?“ fragte der Junge nach einer Weile. Cornu nickte feierlich und blies ihm mit den Nüstern sanft durch die Haare. Vinu umarmte den langen Hals seines Gegenübers und kuschelte sich tief in die Mähne. Cornu legte schützend einen Flügel über ihn. Zusammen betrachteten die Freunde das Schauspiel der Sterne. Plötzlich bewegte Cornu ruckartig seinen Hals, Vinu riss unbeabsichtigt einen Haarbüschel aus der prächtigen Mähne. Sein bester Freund zeigte auf die langsam aufgehende Sonne, die verschlafen begann, den Horizont zu erklettern. Die Zeit war schnell vergangen. Cornu wandte den Kopf zu ihm und blickte ihn traurig an. Da begriff Vinu, und Trauer bohrte sich wie ein Eissplitter in sein Herz: Seine Zeit hier war um, bald müsste er in sein Paralleluniversum zurückkehren. Der Junge umklammerte das Haarbüschel in seiner Hand fester. „Ich werde wiederkommen“ versprach er betrübt. Cornu legte ihm tröstend die Schnauze auf die Schulter, natürlich war auch er den Tränen nahe. „Adieu. Warte hier auf mich, ich werde dich nie vergessen“ seufzte der Junge, denn er spürte, wie eine unsichtbare Macht an ihm zog. Cornu blies ihm einen warmen Wind hinterher, als Zeichen dafür, das er verstanden hatte. Und von diesem Moment lang wartete er, doch sein bester Freund kam nie mehr zurück. Vinu schlug die Augen auf. Unmittelbar über ihm schwebte die Decke. Er war wieder im Waisenaus, in seinem alten, verrosteten Hochbett, wo niemand ihn mochte. War alles nur ein Traum gewesen? Etwas kitzelte in seiner Hand. Er öffnete sie. Ein Büschel silbriger Haare rieselte auf die Bettdecke. Personen: Zwei Katzen Sternengeist (Öffnen)
Die Nacht hatte sich wie ein schwarzer Rabenflügel über das Land gesenkt, ein sanfter Wind fuhr durch das weiche Gras der Ebene und in der Ferne ertönte das leise Plätschern eines Baches. Blut. Überall Blut, es tränkte den Erdboden und trocknete langsam zu einer dunkelroten Schorfschicht, als wollte es das ruhige Szenario um jeden Preis zerstören. Und in dem Rot, zusammengekauert und eingerollt wie ein junger Igel, lag eine Katze. Eine Katze mit blutenden, leeren Augenhöhlen. Viele Jahre später... Kara strich unter den langen Schatten des prachtvollen Hauses entlang, die hübschen Bogenfenster warfen schimmernde Silhouetten auf den gut gepflegten Pfad vor ihr, der im leichten Zick-Zack durch den Garten führte. Überall duftete es nach edlen Rosen, Kamille und Thuja. Die kleine Schildpattkatze hatte die Augen geschlossen und genoss die Ruhe. Mit langsamen, geschmeidigen Bewegungen schlängelte die Kätzin sich zwischen Büschen hindurch, als sie den Weg verließ. Die lockeren Erdflocken unter ihr wurden leicht aufgewirbelt, als Kara begann zu sprinten. Sie hatte es vermisst, eine Auszeit vor ihren Pelzlosen zu haben, die sie mit ekligen Bröckchen fütterten, die sie aus einer nach altem Metall stinkenden Dose nahmen. Zum Glück waren sie endlich aus der Großstadt hierher gekommen und hatten sich diesen großzügigen, gemütlichen Bau gekauft. Kara wurde wieder langsamer. Gen Horizont entdeckte sie einen kleinen Wald. Die Kätzin hielt darauf zu und erreichte ihn nach einiger Zeit. Die Sonne ergoss ihr wärmstes Nachmittagslicht auf die Landschaft, Gerüche von Nektar, Mäusen und das Geräusch von emsig summenden Bienen erfüllten die Luft. Die Zweige schüttelten sich sanft in einer angenehmen Brise und verschluckten die junge Katze mit ihren Schatten. Ihr Blick schweifte prüfend durch das lichte Unterholz, um zu wissen, ob es irgendwelche Anzeichen von Gefahr gab. Es gab keine. Sie trabte voran, zwischen den Stämmen hindurch, sog das natürliche Aroma der verschiedenen Rinden ein und fühlte sich unbeschreiblich frei. Ihre Schritte führten Kara schließlich auf eine kleine Lichtung, die an jeder Seite von jungen Tannen eingegrenzt war. In ihrer Mitte erhob sich ein runder Felsen, gemaßert von einer dünnen, weißen Ader. Die Kätzin sprang zu ihm, erkletterte ihn mühsam und setzte sich auf den sonnenwarmen Stein. Ihr Schildpattfell glänze unter den hellen Strahlen, als Kara den Schweif ordentlich über die Pfoten legte und ihren Kopf zu den Wolken hob. Es gab eine, die aussah wie ein Schwan, eine, die aussah wie ein Hund und viele mehr. Plötzlich zeichnete sich vor der Himmelwolle ein schwarzer, winziger aber immer größer werdender Punkt ab. Kara verstand es nicht. Sie war noch jung und hatte keine Erfahrung, was das sein könnte. Die Kätzin beobachtete nur immer weiter fasziniert den dunklen Punkt. Und dann erkannte sie den Falken. Er zischte im Sturzflug auf sie herab, mit angelegten Schwingen und nach vorne gestreckten Klauen. Sie schrie entsetzt auf, wollte nur noch weglaufen. Aber es ging zu langsam, sie spürte den Luftzug des Jägers in ihrem dünnen Fell und ihr Herz schlug so schnell in ihrer Brust, dass Kara glaubte, bald zu explodieren. Sie warf sich instinktiv zur Seite. Ihr Kopf schlug hart gegen den Stein und für einige Sekunden wurde ihr schwarz vor Augen. „Nein... bitte nicht! Ich will nicht sterben!“, weinte die Kätzin noch, bevor sie das Bewusstsein verlor. Ihre Augen öffneten sich. Keine Verletzungen. Keine Wunden. Kein... Kratzer. Sie sah sich verwirrt um, bis ihr Blickfeld den Vogel einfing- auf den Boden genagelt von den Krallen einer blaugrauen Katze, die von Kara abgewandt dastand. Der Falke rührte sich nicht mehr, sein Kopf saß grotesk verrenkt auf seinen Schultern. „Oh mein Gott!“, quietschte die Kätzin. Die andere Katze hatte dem Vogel das Genick gebrochen! Und... ja, und sie gerettet. „Ähm...“ Kara räusperte sich entschuldigend. „Danke, dass du mich gerettet hast“ Unter ihrem Fell wurde sie rot. Die Andere drehte sich zu ihr um. Kara schrie erneut auf, viel lauter und überraschter als vorhin, Galle stieg ihren Hals hoch. Die Blaugraue starrte sie aus augenlosen Höhlen an. „Was ist, mein Kind?“, fragte die Stimme ihrer Retterin sanft. „Sie... sie haben... sie sind... sie sind blind und... haben keine Augen!“, hauchte Kara, der langsam die Tränen kamen. „Ja, ich habe keine Augen mehr. Aber ich bin nicht blind. Ich kann nur nicht sehen“, erwiderte die Augenlose. Dann löste sie sich auf wie der Staub eines welken Blattes im Herbst. Ein Windstoß trug einen bläulichen Schimmer über die Lichtung. Während sie über die komischen Worte nachdachte, fing Kara zu rennen an, immer hinter dem leichten Glitzern her. Vielleicht würde es sie zu der Kätzin führen. „Ich war sehr unhöflich. Ich sollte ihr für meine Rettung mehr danken als mit ein paar Worten... vielleicht kann ich ihr helfen“, nahm die Katze sich innerlich vor und schämte sich ein wenig dabei. Die Böe wand sich zwischen den Bäumen hindurch, immer weiter, ohne ihre zarte Farbe zu verlieren. Irgendwann führte sie Kara über einen leise murmelnden Bach, den die Kätzin mit einem unbeholfenen Satz überwand. Der Wald blieb immer weiter zurück, die dichte Laubschicht wich einer weiten, grünen Grasebene, die sich, so weit das Auge reichte nach Süden erstreckte. Auf einmal stolperte Kara über etwas. Sie fiel der Länge nach hin, doch das weiche Grün dämpfte den Aufschlag so, als ob man sich in einen Berg Federkissen stürzte. Die Kätzin wollte weiter rennen, doch der Wind war verschwunden, jegliche Spur von Blau war hinfort, mit Ausnahme des unendlichen Bandes am Himmel, das allmählich von dichten, grauen Regenwolken angefüllt wurde. Sie drehte sich seufzend um. Sie hatte ihre Fährte verloren. Also wollte die Kätzin wenigstens wissen, wegen was sie zu Boden gestürzt war. Zuerst entdeckte Kara zwischen der dicken Grasschicht nichts. Dann sah sie etwas verblichen gelbes dazwischen hervorlugen. Zögerlich machte die Katze ein paar Schritte darauf zu. Mit ihrem Schweif wischte sie die Halme beiseite. Und erstarrte. Vor ihr lag ein Skelett, das Skelett einer Katze, überwuchert von unzähligen, winzigen Ranken. „Oh Nein...“, hauchte Kara. Es war schrecklich für die junge Katze, das zu sehen. Blut, das vor unzähligen Jahren vergossen worden war, klebte am Boden. Der Wind war wieder da und trug den blauen Schimmer vor Karas Pfoten, wo er plötzlich Gestalt annahm und zu der blaugrauen, augenlosen Kätzin wurde. Hätte sie noch sehen können, wäre ihr Blick auf das Skelett vor ihr gerichtet gewesen. „Ja, mein Kind... das bin ich“, seufzte sie mit unendlicher Verzweiflung in der Stimme. Kara begann, zu weinen. Es war traurig und sie verstand nicht, was hier vor sich ging. Also fragte sie schluchzend danach. „Ich war verliebt“, erzählte die Katze. „In einen stattlichen, schwarzen Kater. Und er liebte mich auch. Zumindest dachte ich das...“ „Aber?“ Karas Augen leuchteten gefühlvoll auf. „Er verbrannte meine Freiheit vor meinen Augen und ließ mich erblinden, damit ich es nicht sah“ Ihr Gegenüber kniff die Lieder über den leeren Höhlen zusammen. „Er ließ mich hier erblinden, fügte mir Wunden zu, bis ich nicht mehr aufstehen konnte... bis ich... bis ich verblutete“ Sie seufzte. „Und weil ich nicht frei bin, kann ich nicht gehen“ Ihre Höhlen waren nun auf sie gerichtet, auch ohne die Augen konnte man sich die Gefühle vorstelle: Traurigkeit, Verzweiflung... Hass. „Kann ich dich befreien?“, fragte Kara. „Du musst es dir bloß wünschen“, hauchte die Augenlose und löste sich abermals auf. Die Nacht hatte sich mittlerweile am Firmament ausgebreitet, Sterne verbreiteten fahles Licht. Die Schildpattkätzin konnte ihre Tränen nicht stoppen. Sie war so traurig wie noch nie, fühlte tiefes Mitleid für die Kätzin. Die grauen Wolken über ihr begannen, erbarmungslos abzuregnen. Ein gleißend heller Blitz zuckte am Horizont auf. Nasse Tropfen fielen auf Karas Pelz, der sich damit vollsog und unangenehm schwer wurde. „Ich bin nicht blind, ich kann nur nicht sehen... Er verbrannte meine Freiheit vor meinen Augen und ließ mich erblinden, damit ich es nicht sah“, wiederholte sie in Gedanken. Jetzt, wenn man darüber nachdachte, ergab alles Sinn. Die Kätzin war nicht blind, sie konnte noch fühlen, hören riechen... hätte noch lieben können. Trotzdem hatte der Kater sie erblinden lassen- er hatte die Kätzin enttäuscht, verraten... ihre Liebe zerstört. Wie konnte eine Katze so grausam sein? Aus dem Augenwinkel sah sie einen Komet auf die Erde sausen. Zuerst kümmerte Kara sich nicht darum. Sterne starben genauso wie Katzen, Hunde oder Pelzlose. So war die Natur. Die Kätzin legte sich auf den Rücken, direkt neben die Gebeine der Augenlosen. Sie hatte keine Angst mehr, was sollte schon passieren? Die blinde Kätzin weilte noch auf der Erde, aber, selbst wenn sie gekonnt hätte, angetan hätte sie Kara bestimmt nichts. Dann fiel ihr etwas ein. Ihre Pelzlosen hatten einmal in ihrer komischen, aber halbwegs verständlichen Sprache über Kometen und Sternschnuppen geredet. Sie hatten gesagt, wenn man einen fallenden Stern sah, durfte man sich was wünschen. Und dann hatte der dritte Pelzlose, ein Junges, gesagt, dass man nach dem Tod selber ein Himmelslicht würde. Und irgendwann fiel man herunter und konnte in eine andere Welt gehen, die man sich selber ausgedacht hatte, oder, wenn man es so wollte, nochmal als Junges auf unsere Erde kommen und nocheinmal heranwachsen. Aber diese Sichtweise hatten die Ausgewachsenen lautstark kritisiert und ihm gesagt, dass er wohl zu wenig in einen komischen Buch las, das sie 'Bibel' oder so ähnlich nannten. Aber Kara hatte ihm geglaubt, sie hatte das Junge immer mehr gemocht als die zwei anderen Pelzlosen. Es war viel offener für die Welt. Und plötzlich fiel ihr ein, was die tote Kätzin zu ihr gesagt hatt:e „ Du musst dir bloß wünschen, dass ich frei bin...“ Und das tat sie, nichts wünschte sie sich mehr. Und Kara hatte einen Kometen gesehen. Also durfte sie das auch. „Ich wünsche mir, dass du frei bist und ein Stern wirst. Dann kannst du auf mich schauen und mich leiten. Und wenn dich eine Wolke verdeckt, werde ich daran denken, dass ich dich nicht sehen kann, aber nicht blind bin. Denn du wirst immer da sein.“ Ein kräftiger Wind fuhr über die Ebene, zerzauste ihr regennasses Fell und trug eine leise Stimme zu ihr. „Danke“, hauchte diese leise, kaum merklich, begleitet von einem blauen Schimmer. „Danke...“ Die dicken Gewitterwolken rissen auf. Sie rissen auf und offenbarten der Welt einen einzigen, hell leuchtenden Stern. Das war es ersteinmal ,habe zwar noch mehr auf dem Rechner, will aber erstmal Feedback und Verbesserungsvorschläge und Meinungen generell abwarten ^^ lg Thunder |