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Abtreibung-Ethisch verwerflich? - Druckversion

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Abtreibung-Ethisch verwerflich? - Ozy - 03.04.2013, 16:58

Dieses Thema ist sehr kontrovers, deswegen bitte ich darum ein wenig darauf zu achten, dass die Diskussion nicht eskaliert. Danke.

Abtreibung (form. Schwangerschaftsabbruch) ist der vorzeitige Abbruch einer Schwangerschaft, jedoch sollte dieser Begriff allgemein sehr geläufig sein, da dieses Thema in den Medien stets präsent und heftig umstritten war, da mehrere Faktoren zusammenkommen welche nur schwer vereinbar sind, um Wikipedia zu zitieren:

Wikipedia schrieb:"Im Widerstreit stehen dabei religiöse und ethische Vorstellungen, gesellschaftliche Ansprüche, das Selbstbestimmungsrecht der Frau und das Lebensrecht des Embryos bzw. Fötus."

Juristisch gesehen ist die Abtreibung in Deutschland grundsätzlich verboten, aber es können Ausnahmen beantragt werden. Folgendes Gesetz gilt:

Regelung (Öffnen)

Hier wird von einem gesunden Embryo bzw. Fötus ausgegangen welcher nicht durch ein Sexualverbrechen entstanden ist. Ist dies nicht der Fall gelten andere Gesetze, welche alle hier nachzulesen sind.

Außerdem gibt es diverse religiöse Standpunkte, so äußerte sich Papst Johannes Paul II. in der Enzyklika "Evangelium Vitae" (der Name sagt eigtl. alles) von 1995 folgenermaßen zur Abtreibung:
Papst Johannes Paul II. schrieb:„Mit der Autorität, die Christus Petrus und seinen Nachfolgern übertragen hat, erkläre ich deshalb in Gemeinschaft mit den Bischöfen – die mehrfach die Abtreibung verurteilt und, obwohl sie über die Welt verstreut sind, bei der eingangs erwähnten Konsultation dieser Lehre einhellig zugestimmt haben – dass die direkte, das heißt als Ziel oder Mittel gewollte Abtreibung immer ein schweres sittliches Vergehen darstellt, nämlich die vorsätzliche Tötung eines unschuldigen Menschen.“
Damit definiert sich eine deutliche Contraposition der RKK.

Weltweit sieht es nach Wikipedia folgendermaßen aus:

Wikipedia schrieb:"Etwa 40 Prozent aller Schwangerschaften sind ungeplant und etwa ein Fünftel aller schwangeren Frauen entschließt sich zu einem Abbruch. Dies entspricht jährlich etwa 42 Millionen Schwangerschaftsabbrüchen, davon etwa 20 Millionen legal und 22 Millionen gegen die gesetzlichen Bestimmungen am Ausführungsort."

Damit sind die meisten Abtreibungen gesetzeswidrig. Statistiken widerlegen die Annahme, dass eine strenge Gesetzgebung die Raten der Abtreibungen vermindern, jedoch scheint diese Rate mit dem Grad der sexuellen Aufklärung zusammenzuhängen.
Christian Fiala (Gynäkologe) schrieb:"„Je besser Länder über Verhütungsmittel aufklären, je mehr Anstrengungen sie in die Prävention stecken, umso niedriger ist die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche“

Das Thema Abtreibung wirft Fragen auf, einserseits muss über die Menschenrechte und ob diese auch uneingeschränkt für Föten gelten, so wird die Wertigkeit des menschlichen Lebens diesbezüglich scharf diskutiert, so bildeten sich ganze Organisationen die ethische Standpunkte verteten.

"Pro-Choice" ist für die Abtreibung, mit der Hauptbegründung ein Verbot würde das Selbstbestimmungsrecht der Mutter einschränken.

"Pro-Life" ist gegen die Abtreibung, mit der Hauptbegründung die Abtreibung verletze die Rechte des Fötus/Embryos.

Zwangsweise kommt der moralische Konflikt zwischen dem immer stärker werdenden Individualismus und dem Axiom, dass menschliches Leben schützenswert ist.



Meiner Meinung nach ist die Gesetzgebung in Deutschland gut, es gibt Ausnahmereglungen und es besteht die Möglichkeit einer Abtreibung, jedoch kann diese nicht leichtfertig stattfinden, damit ist die deutsche Gesetzgebung ein Kompromiss zwischen den genannten Konflikten. Meiner Meinung nach sollte verstärkt auf Aufklärung gesetzt werden, dies scheint die einzige effektive Prävention vor ungewollten Schwangerschaften zu sein.

Wie steht ihr zu dem Thema?


RE: Abtreibung-Ethisch verwerflich? - Silky Skene - 03.04.2013, 17:11

Ein wahrlich heikles Thema, über das ich selbst schon oft diskutiert habe. Ich zähle mich zu der Fraktion, die pro Abtreibung ist. Im Falle einer Vergewaltigung steht dieser medizinische Eingriff außer Frage, doch auch bei einem 'Unfall' bin ich der Meinung, dass dieser Weg durchaus beschritten werden darf (Natürlich den gesetzlichen Regelungen entsprechend- eine Frau, die im siebten Monat schwanger ist, muss auch nicht mehr an eine Abtreibung denken).
Eine schwangere Frau sollte, unabhängig aller äußeren Einflüsse selbst entscheiden können, ob sie das Kind, das ihr Leben wirklich von Grund auf verändern und auch in eine Krise stürzen kann (sofern man nicht gewappnet ist), zur Welt bringen möchte oder nicht. Verwandte und Freunde reden dann ja gern mal auf die Betroffene ein, dabei müssen sie das Leben mit einem Kind nicht durchstehen. Sie haben nicht das Recht, der werdenden Mutter eine Entscheidung aufzuzwängen. Es gibt Beratunsgespräche mit dem Arzt und wenn sich die Mutter nicht bekehren lässt, dann ist es ihr gutes Recht, ihr Leben vor einem möglichen Ruin zu bewahren, den ein noch ungeborenes Kind in Form eines Zellhaufens anrichten könnte.
Für die werdende Mutter ist so eine Entscheidung gewiss nicht leicht... viele glauben, solch ein Weg würde frohen Mutes beschritten werden, doch dem ist nicht so. Viele benötigen danach den Beistand professioneller Hilfe, da sie von Schuldgefühlen und allerlei belastenden Gedanken geplagt werden, obwohl sie rational (oder auch egoistisch) betrachtet den besseren Weg gewählt haben.

Ich schreibe niemandem vor, pro oder contra Abtreibung zu sein, aber ich persönlich stelle das Leben der Mutter über das des ungeborenen Kindes. Sie hat Priorität.

Wie man diese ganzen illegalen bzw überhaupt Abtreibungen vermeiden kann... naja, wie du schon schriebst - Aufklärung und bessere Bereitstellung entsprechender Verhütungsmittel. Viele schämen sich, andere haben Angst, die Schwangerschaft zu beichten (womöglich entsteht dadurch auch ein Teil der illegalen Schwangerschaftsabbrüche), da gibt es wirklich viele Faktoren.

Eine Abtreibung ist nicht schön, meines Erachtens nach aber in manchen Fällen durchaus notwendig, damit das Leben der unachtsamen Mutter nicht völlig aus den Fugen gerät.


RE: Abtreibung-Ethisch verwerflich? - Whitey - 03.04.2013, 17:17

Ich finde das Thema gar nicht so heikel. Ja, Abtreibung ist ethisch vertretbar. Nicht nur das, es ist sogar viel ethischer als es Leuten zu verbieten. Erstmal hat ein Fötus keine Rechte, denn das ist kein Lebewesen, nur eine Ansammlung von Zellen, deswegen ist eine Abtreibung auch kein Mord oder irgendwie sowas.

Abgesehen davon halte ich es für weit besser eine Schwangerschaft abzubrechen als dass man nachher ein Kind hat das man nicht will, mit dem man nicht umgehen kann oder für dessen Versorgung man nicht die finanziellen Mittel hat. Ganz zu schweigen von medizinischen Komplikationen. Damit ist ja nun wirklich niemandem geholfen. Außerdem kann eben jeder machen was er will, Selbstbestimmungsrecht und so. Den religiösen Standpunkt kann man eh vergessen, die haben nämlich nix zu sagen.


RE: Abtreibung-Ethisch verwerflich? - Fou Lou - 03.04.2013, 17:21

Ich schließe mich Withey an.
Wie es in D derzeit geregelt ist ist es relativ gut. Die Frau muss sich beraten lassen und hat in einem Gewissenzeitfenster dann die Möglichkeit sich dagegen zu netscheiden.

Sehe ich auch kein Problem darin. Die Mutter ist diejenige dessen Leben sich Grundlegend verändern wird. Ein potenzielles leben rechtfertigt in Meinen augen nicht die Einschränkung der Mutter die mit einem Verbot des Schwangerschaftabbruches einhergehen.


RE: Abtreibung-Ethisch verwerflich? - DwBrot - 03.04.2013, 17:25

(03.04.2013)Whitey schrieb:  Abgesehen davon halte ich es für weit besser eine Schwangerschaft abzubrechen als dass man nachher ein Kind hat das man nicht will, mit dem man nicht umgehen kann oder für dessen Versorgung man nicht die finanziellen Mittel hat. Ganz zu schweigen von medizinischen Komplikationen. Damit ist ja nun wirklich niemandem geholfen. Außerdem kann eben jeder machen was er will, Selbstbestimmungsrecht und so. Den religiösen Standpunkt kann man eh vergessen, die haben nämlich nix zu sagen.

^This Pinkie approved

Religion in eine Diskussion einzubeziehen ist nie sinnvoll. Auch finde ich das Argument, das man in diesem Fall das Kind ja abgeben kann, nicht wirklich schlagkräftig.

Allerdings schreibt Whity, dass ein Fötus kein Lebewesen ist, was dann zu einer Frage führt, die unmittelbar mit der Diskussion verbunden ist: Ab wann ist Leben Leben? Viele sagen ja, dass sie Abtreibung befürworten, solange es noch kein richtiges Leben ist, wobei die Ansichten, wann etwas ein Lebewesen ist, vom Zeitpunkt des Geschlechtsverkehrs bis zu 5 Monate nach der Geburt geht.


RE: Abtreibung-Ethisch verwerflich? - Draven - 03.04.2013, 17:35

Nicht das Thema ... als ob man sowas nicht schon in der Schule 3-Mal durchgekaut hat.

(03.04.2013)Whitey schrieb:  Ich finde das Thema gar nicht so heikel. Ja, Abtreibung ist ethisch vertretbar. Nicht nur das, es ist sogar viel ethischer als es Leuten zu verbieten. Erstmal hat ein Fötus keine Rechte, denn das ist kein Lebewesen, nur eine Ansammlung von Zellen, deswegen ist eine Abtreibung auch kein Mord oder irgendwie sowas.
Biologisch betrachtet ist ein Fötus ein Lebewesen. Es herrscht Bewegung aus eigener Kraft (auch Zellbewegung), Stoffwechsel, Reizwahrnehmung, Fortpflanzung (damit ist auch Zellteilung gemeint) und Wachstum. Die Reizwahrnehmung ist im frühen Stadium eher schwach vertreten, aber der Rest ist schon seit der Zygote vorhanden.

Aber da es nur aus biologischer Sicht so ist, obliegt es allein der Person selber, ob man da zustimmt oder ablehnt ... [Bild: cl-pp-shrug.png]


(03.04.2013)Whitey schrieb:  Abgesehen davon halte ich es für weit besser eine Schwangerschaft abzubrechen als dass man nachher ein Kind hat das man nicht will, [und der ganze Rest]
Das wäre für mich der einzige Grund, eine Abtreibung zu legitimieren, da man nicht zulassen sollte, dass ein Kind in schlechten Verhältnissen aufwächst (welche wahrscheinlich z.T. durch das Kind selber hervorgerufen wurde wie z.B. finanzielle Probleme). Es erspart den Eltern und das Kind eine Last, aber dafür muss das Kind selber abgetrieben werden. Anders geht es nicht.
Und ein Kind an Fremde abzugeben ist auch nicht das Wahre. Immerhin ist es ein schwerer Schlag, wenn man als Kind an diese Fremden gewöhnt ist und sie für die Eltern hält, aber sich dann später herausstellt, dass sie nicht die wahren Eltern sind.


RE: Abtreibung-Ethisch verwerflich? - Dsingis - 03.04.2013, 17:37

Ich bin übrigens Pro-Abtreibung, nicht jedoch wegen dem Selbstbestimmungsrecht der Frau, sondern weil einfach Unfälle passieren können, und man eventuell nicht in der Lage ist, oder sich in der Lage fühlt das Kind aufzuziehen.
Mit dem Selbstbestimmungsrecht der Frau zu argumentieren, finde ich nicht gut.
Hat denn der Vater nicht genau das gleiche Recht über den Abbruch einer Schwangerschaft zu entscheiden?
Hat die Mutter das Recht dem Vater eine Vaterschaft vorzuenthalten?
Ich finde der künftige Vater sollte da ein Mitspracherecht haben, das nur nebenbei.

Meiner Meinung nach ist das in Deutschland schon einigermaßen gut geregelt, bis auf die Tatsache, dass der Vater nichts zu sagen hat.

Whitey schrieb:Erstmal hat ein Fötus keine Rechte, denn das ist kein Lebewesen, nur eine Ansammlung von Zellen

Aber was ist denn für dich ein Lebewesen? Ist ein Bakterium kein Lebewesen? Laut wissenschaftlicher Meinung schon. Denn nach der Definition von Leben, ist etwas lebendig, wenn es einen Stoffwechsel hat, sich selbst vermehrt und von der Außenwelt durch irgendwas abgeschirmt ist.
Bei Zellen treffen alle diese Kriterien zu.

Sicher, es ist kein menschliches Leben, da stimme ich dir zu, deswegen finde ich es auch nicht verwerflich bis zu einem gewissen Punkt abzutreiben, aber Leben ist es dennoch.

Um mal den religösen Standpunkt in die Diskussion einzubringen:

Ab wann ist denn der Fötus menschlich? Laut edm Christentum ist es ja sowieso verboten abzutreiben.

Wenn man jedoch nach dem Islam geht, dort wird gesagt, dass der Fötus erst nach dem 120. Tag der Empfängnis eine Seele von Gott erhält.
Vor der Zeit ist es erlaubt abzutreiben, wenn eine Notwendigkeit dazu besteht.


RE: Abtreibung-Ethisch verwerflich? - TheClover - 03.04.2013, 17:38

Ich schließe mich Whitey auch an. Aber ich kann ihm in dem Punkt nicht zustimmen das er sagt das ein Fötus kein Lebewesen ist. Er hat Recht es ist nur eine Ansammlung von Zellen aber man kann nicht zu 100% sagen ob es schon denken kann.
Trotzdem kann man es auch einfach Utilitaristisch betrachten und da gewinnt jedenfalls auf kurze Zeit die Mutter plus ihr näheres Umfeld.


RE: Abtreibung-Ethisch verwerflich? - Silky Skene - 03.04.2013, 17:42

(03.04.2013)Dsingis schrieb:  Meiner Meinung nach ist das in Deutschland schon einigermaßen gut geregelt, bis auf die Tatsache, dass der Vater nichts zu sagen hat.

Es wäre sicherlich anders, wenn der Mann auch nur annähernd die Strapazen der Schwangerschaft/Geburt durchleben müsste oder das Kind in seinem Leib heranreifen würde. Die Mutter ist da nun einmal direkt betroffen und sicherlich reden Paare zuerst miteinander darüber; dennoch hat die Frau letztenendes das alleinige Recht, zu entscheiden, was ich sogar ganz gut finde. Das würde eventuell ja erneut einem Zwang gleichen, wenn Frau von ihrem Partner gezwungen wird, das Kind auszutragen. Rechtlich gesehen ist und bleibt die werdende Mutter die einzige mit dem Recht, sich für oder gegen eine Abtreibung zu entscheiden (Die Sache mit dem Gewissen ist wieder eine völlig andere Geschichte).



Für mich ist so ein Zellhaufen auch schon lebendig. Im biologischen Sinn. Dennoch muss er in dem Moment weichen, damit größere Schwierigkeiten, die mit der Geburt einhergehen, vermieden werden können.


RE: Abtreibung-Ethisch verwerflich? - Blue Sparkle - 03.04.2013, 18:01

Für mich ist der einzige Fall der wirklich eine Kontroverse beinhaltet, wenn es ganz klar darum geht den Willen der Mutter gegen das Recht auf Leben des Kindes aufzuwiegen.

Wann immer das Wohl der Mutter in Gefahr oder war, sei es durch ein Vergewaltigung, die schwangerschaft selbst etc. dann ist meines Erachtens die Mutter vollkommen dazu berechtigt eine Abtreibung vornehmen zu lassen.
Wenn es jedoch nur um die Frage geht ob die Mutter gerade im Augenblick ein Kind will, dann sieht es für mich anders aus. Dann muss denke ich abgewägt werden. vor allem das Alter des Embryos ist da denke ich entscheidend.
Da erlaube ich mir allerdings dann kein urteil mehr.


RE: Abtreibung-Ethisch verwerflich? - Wondi - 03.04.2013, 18:10

Einem reinen "Gegen Abtreibung" stehe ich genauso ablehnend gegenüber wie einem reinen "Pro Abtreibung". Entscheidend sollte der Sachverhalt des Einzelfalles sein. Bei folgenden Konstellationen sehe ich eine Abtreibung als nachvollziehbar an:

1. Schwangerschaft durch Vergewaltigung.
2. Es ist von vorne herein klar, dass das Kind nicht lebensfähig sein wird.
3. Akute Lebensgefahr der Mutter.

In allen anderen Fällen bin ich tatsächlich weitaus skeptischer, denn einen heiklen Fall sehe ich beim Thema Abtreibung doch. Zumal die Frage, ab wann Leben nun Leben ist, eine ist, bei der sich die Geister scheiden. Hier geht es auch gar nicht darum, wieder mal gegen die Religion zu wettern, denn dabei handelt es sich lediglich um eine ethische Position einer Glaubensgemeinschaft. Ob diese Position jetzt auf der Vorstellung beruht, dass sie im Sinne eines höheren Wesens ist, oder ob man aus vollkommen atheistischer Sicht eine ethische Position vertritt, ist dabei vollkommen irrelevant. In meinen Augen ist ein Fötus dahingehend schon ein Lebewesen. Ich muss auch tatsächlich sagen, dass ich die Auffassung, eine befruchtete Eizelle sei bereits Leben, durchaus nachvollziehen kann. Unter dem Strich muss man es ja nämlich nicht so weit kommen lassen, was dieses Dilemma obsolet werden lassen würde, es gibt heutzutage mehr als genügend sehr zuverlässige Verhütungsmittel, die, im dem Fall, dass eine Schwangerschaft verhindert werden soll, eingesetzt werden können. Aus diesem Grund sehe ich etwaige Ausflüchte dahingehend als nicht hinnehmbar an. Dahingehend ist eine Abtreibung immer eine (Ab-)tötung. Ist sie mehr oder weniger notwendig, bleibt es bei einer Tötung. Eine ungerechtfertigte Tötung kann aber durchaus als "Mord" angesehen werden.

Zitat:Abgesehen davon halte ich es für weit besser eine Schwangerschaft abzubrechen als dass man nachher ein Kind hat das man nicht will, mit dem man nicht umgehen kann oder für dessen Versorgung man nicht die finanziellen Mittel hat.

Ein solches Statement erinnert mich bizarrer Weise an meine Auffassung davon, ob man sich ein Haustier halten sollte oder nicht. Wie dem auch sei, soetwas kann und sollte man sich vorher überlegen, nicht hinterher. Aus diesem Grunde:
Verhütung? Ja.
Abtreibung im speziellen Fall (s. o.)? Ja.
Abtreibung aus Unachtsamkeit, Schluderigkeit usw.? Nein.


RE: Abtreibung-Ethisch verwerflich? - Silky Skene - 03.04.2013, 18:15

@Wonderbolt: Dann hab ich jetzt eine Frage an dich. Was, wenn es trotz Verhütung (Kondom oder Pille beispelsweise) zu einer Schwangerschaft kommt und das Paar bzw. die Mutter weder finanziell, noch psychisch in der Lage ist, ein Kind auf die Welt zu bringen und zu erziehen?
Babyklappe, Therapie oder Sozialhilfe können da doch nicht die Lösung sein AJ hmm


RE: Abtreibung-Ethisch verwerflich? - Wondi - 03.04.2013, 18:23

Ich wusste, dass diese Frage kommen würde. Ansich denke ich schon, dass eine Mutter, die ihr Kind weggibt, nicht zu verurteilen ist. Manchmal ist das ja auch nur temporär. Die optimale Sache ist das zwar nicht, aber unter dem Strich ist das möglich und verkraftbar. Sollte sie es trotz der widrigen Umstände behalten, steigt sie in meiner Achtung ohnehin drei Leitern höher, ist bei einer ehemaligen Schulkameradin der Fall gewesen. In meinen Augen hat sie richtig gehandelt und sich für das Kind entschieden. Unterstützung muss da natürlich da sein, ist auch alles einzelfallspezifisch. Ansonsten denke ich, auch wenn es möglicherweise zynisch klingt: No risk, no fun. Handlungen haben in der Regel Konsequenzen, und Geschlechtsverkehr fällt da eben auch drunter. Das muss niemand, wenn er/sie es nicht will (die Vegewaltigung ist die Ausnahme, aber wurde ja schon angesprochen), man sollte sich halt vorher möglichen Folgen bewusst sein. Von daher sehe ich dahingehend eher kein Problem.


RE: Abtreibung-Ethisch verwerflich? - Ozy - 03.04.2013, 18:28

(03.04.2013)Wonderbolt21 schrieb:  Einem reinen "Gegen Abtreibung" stehe ich genauso ablehnend gegenüber wie einem reinen "Pro Abtreibung". Entscheidend sollte der Sachverhalt des Einzelfalles sein. Bei folgenden Konstellationen sehe ich eine Abtreibung als nachvollziehbar an:

1. Schwangerschaft durch Vergewaltigung.
2. Es ist von vorne herein klar, dass das Kind nicht lebensfähig sein wird.
3. Akute Lebensgefahr der Mutter.

Dafür gibt es ja auch gesonderte Gesetze.

Zitat:"§ 218a Abs. 2 (Medizinische Indikation): Es besteht eine Gefahr für das Leben oder die körperliche oder seelische Gesundheit der Schwangeren, welche nur durch einen Schwangerschaftsabbruch abgewendet werden kann. Dann besteht Straffreiheit während der gesamten Zeit der Schwangerschaft. Dieser Grund wurde im Jahr 2010 bei 3.077 Abtreibungen angegeben.
§ 218a Abs. 3 (Kriminogene oder kriminologische Indikation): Es besteht Grund zu der Annahme, dass die Schwangerschaft Folge einer Vergewaltigung oder einer vergleichbaren Sexualstraftat ist. Auch hier ist der Schwangerschaftsabbruch nur innerhalb der ersten zwölf Wochen zulässig. Dieser Grund wurde im Jahr 2010 bei 24 Schwangerschaftsabbrüchen angegeben."

Damit stehen solche Fälle sowieso juristisch gesehen nicht zur Diskussion, liegt eine von dir genannte Indikation vor ist die Abtreibung rechtens.


RE: Abtreibung-Ethisch verwerflich? - Silky Skene - 03.04.2013, 18:46

(03.04.2013)Wonderbolt21 schrieb:  Sollte sie es trotz der widrigen Umstände behalten, steigt sie in meiner Achtung ohnehin drei Leitern höher, ist bei einer ehemaligen Schulkameradin der Fall gewesen.

Deine Achtung bringt ihr in dem Sinne aber herzlich wenig. Weder Zeit, noch Geld oder Nerven, um ein Kind zu erziehen und dabei noch ein eigenes Leben zu führen. Natürlich es es beachtlich, das durchzuziehen, das steht außer Frage.
Aber wie du schon sagst, das ist von Fall zu Fall und vor allem von Mutter zu Mutter unterschiedlich und lediglich von ihr zu entscheiden.


RE: Abtreibung-Ethisch verwerflich? - InvaderPsi - 03.04.2013, 18:48

Ich bin, was das angeht, geteilter Meinung. Ganz verbieten sollte man die Abtreibung auf garkeinen Fall. Vor allem, wenn das ungeborene Kind aus einer Vergewaltigung entstanden ist, oder das Leben der Mutter durch die Schwangerschaft gefährdet ist, ist das für mich ein klarer Fall.

Geht es jedoch darum, dass das Kind ungewollt ist, ist die Sache für mich nicht ganz so klar. Ich verstehe es, dass viele Frauen sich nicht bereit für ein Kind fühlen, doch wenn ich von manchen höre, dass zum dritten Mal schon eine Abtreibung vorgenommen wird, kann ich mir nur an den Kopf fassen. Sicherlich ist es nicht gut, ein Kind in schlechten Verhältnissen aufwachsen zu lassen oder es zu bekommen, wenn man keine Liebe dafür empfinden kann. Doch dass so etwas ein und der selben Person mehrmals passiert, finde ich wirklich schrecklich und ist mir auch nicht verständlich.

Allerdings kann man das durch eine andere Regelung wohl auch nicht verhindern. Mir würde auch keine bessere Möglichkeit einfallen, was die gesetzlichen Bestimmungen angeht. Immerhin werden wichtige Gespräche geführt, bevor der Eingriff vorgenommen werden kann. Auch, wenn festgestellt wird, dass das Kind später (schwerst) behindert sein wird, kann ich diesen Schritt verstehen.

Ich wollte damit nur nocheinmal klarstellen, dass ich diese "leichtfertige" Einstellung von manchen dazu nicht nachvollziehen kann. Für viele Frauen mag es emotional auch eine schwere Situation sein, keine Frage. Aber da gibt es auch wirklich abgebrühte Individuen, denen das alles gar nichts ausmacht und die - wie gesagt - es auch in Wiederholungsfällen immer wieder so machen, anstatt daraus zu lernen und vorsichtiger zu sein.

Ich verstehe auf der einen Seite auch den von Dsingis angesprochenen Punkt - als Vater, der im Falle einer unerwarteten Schwangerschaft gegen die Abtreibung ist, ist es bestimmt alles andere als schön, wenn die Partnerin das Kind abtreibt. Doch wie Hausfreak schon sagte, ist es eben die Frau, die das Kind zur Welt bringen muss und daher sehe ich nicht, wie man das sonst regeln sollte. Zwingen darf man eine Frau dazu nunmal nicht und wenn Gespräche nichts bringen, kann man leider als Vater des Kindes nicht viel ausrichten.

Würde man Abtreibungen komplett verbieten, kämen viele Menschen zur Welt, die im Laufe ihres Lebens ein besonders schweres Los gezogen haben. Das wäre wohl auch keine bessere Variante, als so, wie es bisher läuft. Auch wenn mich diese Thematik immer wieder schlucken lässt, aufgrund meiner emotionalen Einstellung zu diesem Thema.

Ich selbst könnte es mir übrigens nicht vorstellen, mich in einer solchen Lage gegen das Kind zu entscheiden (sofern nicht die oben genannten Fälle eintreten) - ich würde mir das selbst wohl nie verzeihen.

Kurz gesagt: Ich kann nicht sagen, dass ich alles in allem eine totale Befürworterin von Abtreibungen wäre, aber die momentane Gesetzeslage lässt sich meiner Meinung nach nicht besser regeln und es liegt auch nicht an den Gesetzen, das alles besser zu machen, sondern an den Menschen. Wenn man weiß, dass man absolut keine Kinder will, sollte man dafür sorgen, dass es nicht passiert. Unfälle kann es natürlich geben, aber nicht in x Fällen hintereinander. Facehoof


RE: Abtreibung-Ethisch verwerflich? - Blue Sparkle - 03.04.2013, 18:52

Zitat:Damit stehen solche Fälle sowieso juristisch gesehen nicht zur Diskussion, liegt eine von dir genannte Indikation vor ist die Abtreibung rechtens.
Was rechtens ist muss nicht immer ethisch richtig sein und darum gehts ja auch.
Wenn es nach der Kirche geht, dann ist auch solch ein Fall kein Rechtfertigungsgrund.

Was die finanziellen Aspekte angeht, so sollte es meiner Meinung nach möglich sein ein Kind zu erziehen ohne davon größere finanzielle Nachteile zu haben.


RE: Abtreibung-Ethisch verwerflich? - Silky Skene - 03.04.2013, 18:54

Stimmt, solche Wiederholungstäter laden zur Skepsis und zum Facehoof ein. Man hat vorsichtig zu sein, entsprechende Maßnahmen zu treffen oder den Geschlechtsakt sein zu lassen. Diese Abstumpfung bei mehreren Abtreibungen finde ich durchaus beängstigend, doch ich muss Psi zustimmen - die Regelung, wie sie jetzt ist, kann meines Erachtens nach nicht besser geregelt werden.
Würde ein komplettes Abtreibungsverbot herrschen, würde es wohl auch viel mehr Kriminalität im Bereich der illegalen Schwangerschaftsabbrüche geben. Ich will auch gar nicht an die ganzen Risiken denken, welche sich einer Frau aussetzt, wenn sie ein Kind auf unprofessionelle Weise abtreiben lassen möchte bzw. muss.
Weniger Rechte sollte es für ungewollt Schwangere auf keinen Fall geben.


RE: Abtreibung-Ethisch verwerflich? - Wondi - 03.04.2013, 18:56

(03.04.2013)Hausfreak schrieb:  Deine Achtung bringt ihr in dem Sinne aber herzlich wenig. Weder Zeit, noch Geld oder Nerven, um ein Kind zu erziehen und dabei noch ein eigenes Leben zu führen. Natürlich es es beachtlich, das durchzuziehen, das steht außer Frage.
Aber wie du schon sagst, das ist von Fall zu Fall und vor allem von Mutter zu Mutter unterschiedlich und lediglich von ihr zu entscheiden.

Sicherlich nicht. Dieser kleine Ausschnitt ist ja aber auch nicht Die Quintessenz aus meiner Stellungnahme. Zunächst verwehre ich mich nämlich im Grunde genommen der Aussage, diese ganze Thematik sei kein Dilemma, nicht heikel usw. Das ist nämlich um Grunde genommen das einzige Statement, über welches im Allgemeinen Einigkeit herrschen sollte. Ansonsten kann halt viel passieren. Und letzendlich ist man immer für sein Handeln verantwortlich. Hinterher so zu tun, als habe man von nichts gewusst, ist bedenklich, eben in moralischer Hinsicht. Schließlich muss man im Leben auch Verantwortung übernehmen. Und, so scheint es mir zumindest, haben die Leute heutzutage immer weniger die Reife dazu. Wenn nicht alles glatt läuft, ist's Mist. Und da die Freiheit, die ein hohes Gut ist, auf der anderen Seite eben auch Verantwortung voraussetzt, damit können sich offensichtlich einige Leute überhaupt nicht anfreunden.


RE: Abtreibung-Ethisch verwerflich? - InvaderPsi - 03.04.2013, 19:01

Genau das, Hausfreak. So ist es.

Mich macht es persönlich einfach nur stinkwütend, wenn ich höre "ach, wenn's passiert, treib' ich halt ab" - aber aufgrund solch einer Wut sollte man sich nicht dazu hinreißen lassen, Abtreibungen völlig zu verteufeln, auch wenn die Thematik einem vielleicht übel aufstoßen mag.

Es ist eben nicht immer nur am Gesetzgeber, alles in die Hand zu nehmen. Vor allem, wenn es - wie in diesem Fall - einfach nicht möglich ist. Da spielen andere Faktoren eine Rolle - Aufklärung; Verantwortungsbewusstsein; die Fähigkeit, die Folgen seines Handelns zu kennen und zu wissen, dass man diese tragen muss. Auch die eigene Erziehung spielt da eine Rolle. Ich kenne leider viel zu viele Leute, die sich den Folgen ihres Handelns oft nicht bewusst sind und dann am Ende so tun, als hätten sie von nichts gewusst und einzig andere wären an ihrer Situation Schuld.

Wie gesagt, einmalige Unfälle können vorkommen und ich möchte auch niemanden Verurteilen. Aber wenn jemand aus solch einem einschneidenden Erlebnis nichts lernt und weiterhin leichtfertig ohne Verhütung weitermacht, dann habe ich für diese Person nur noch Verachtung übrig.