Hallo Tamatou,
vielen Dank für die Antwort und Deine Frage.
Es hängt davon ab aus welchem Material man die Figuren macht. Bei den Specksteinfiguren braucht man eigentlich nur einen Speckstein (gibt es in den meisten Künstlerbedarfsläden) und ein paar Feilen und Schmiergelpapier. Speckstein ist ein sehr weiches Material (meistens kann man ihn mit dem Fingernagel einritzen) und im Gegensatz zu Holz gibt es keine Fasern auf die man Rücksicht nehmen muss wenn man in eine bestimmte Richtung schnitzen will. Speckstein gibt es (je nachdem was für partikel anderer Stoffe in dem Stein enthalten sind) in unterschiedlichen Farben, weiß, schwärzlich/grau, grünlich, rosa, bräunlich etc.
Wichtig zu beachten ist dass das Speckstein schnitzen sehr viel sehr glatten (daher die englische bezeichnung "Soap stone", weil er glatt wie Seife werden kann) Staub produziert der auch nicht besonders gesund ist wenn man ihn einatmet. Man sollte daher über irgendeinen Ort im freien verfügen wo der Staub niemanden stört.
Die Arbeit kann wunderbar entspannend sein und da es nicht sehr lange dauert den Stein deutlich sichtbar in eine andere Form zu bringen (bzw. das zu entfernen was man nicht braucht um die Figur aus dem Stein zu holen die schon in ihm drin steckt) kann man den Fortschritt bei der Arbeit sehr gut beobachten was ein sehr guter Motivator ist.
Es kann vorkommen, dass es in dem Stein selber Einschlüsse von sehr hartem oder aber sehr porösem Material gibt, dass manchmal zu Brüchen führen oder sonst wie das Vorhaben sabotieren kann
Aber das ist eher die Ausnahme und tut dem Spaß keinen großen Abbruch (außer natürlich wenn der "Abbruch" mal im wörtlichen Sinne eine fast fertige Figur ruiniert...
was sich oft allerding zumindest einigermaßen kleben lässt). Ungeeignet ist Speckstein für sehr dünne oder filigrane Arbeiten, denn da bricht er zu leicht ab. Zum Beispiel wäre es keine gute Idee eine Figur von Petrie mit weit ausgebreiteten Flügeln oder eine MLP Figur auf sehr langen und dünnen Beinen schnitzen zu wollen (man kann sich da aber durch Körperhaltungen bei denen keine langen, dünnen oder filigranen Teile vorkommen behelfen oder aber indem man solche Teile nur als Relief (also nicht ganz dreidimensional) ausarbeitet).
Meistens erfolgt die grobe Schnitzarbeit mit Feilen und anschließend kann man den Stein mit feinem Schmiergelpapier glätten (vorsichtig dabei, denn er wird wirklich fast so glatt wie Seife und wenn er hinfällt ist es sehr wahrscheinlich das etwas abbricht). Wenn man möchte kann man die Figur anschließend noch mit einem speziellen Öl aufpolieren (gibt es auch beim Künstlerbedarf) wodurch die Oberfläche glänzender wird. Das habe ich bei der Obigen Figur von Petrie gemacht, allerdings erst nachdem ich die obigen Fotos gemacht hatte. Nach der Behandlung sah er dann so aus:
Was ich oben über dünne Teile geschrieben habe soll nicht heißen, dass es ganz unmöglich wäre etwas dünnere Teile zu schnitzen, aber wenn man auf der sichereren Seite bleiben will ist es besser da etwas vorsichtiger zu sein. Ich habe hier noch eine Cera Figur auf vier Beinen, die aber beispielsweise deutlich dicker sind als das zum Beispiel bei den meisten MLP Charakteren der Fall wäre:
Bei Zinngussformen ist es etwas komplizierter. Um eine Gussform herzustellen braucht man meistens zuerst eine Figur von der man einen Abguss machen möchte. Das können beispielsweise Kunststofffiguren sein aber auch etwas das man selber hergestellt hat (z.B. aus Wachs). Gussformen für Zinn müssen natürlich hitzebeständig genug sein um nicht durch das flüssige Metall (Zinn schmilzt bei etwa 232 °C) zu schmelzen oder zu springen. Übrigens ist Speckstein ein sehr hitzebeständiges Material und wird seit der Antike benutzt um dort Gussformen hineinzuschnitzen. Bei meinen Zinngussformen habe ich meistens einen Silikonkautschuk verwendet, der extra für Gussformen in Künstlerbedarfsläden verkauft wird. Er ist sehr hitzebeständig und flexibel, hat aber auch eine Reihe von Nachteilen. Zunächst mal ist der Preis ziemlich happig. Dann ist es ein einigermaßen schmieriges Zeug. Wenn davon irgendwas auf Klamotten kommt dann bleibt es da, also immer alte Arbeitsklamotten anziehen wenn damit hantiert wird. Auch von den Händen muss man diesen Kautschuk einigermaßen abscheuern. Der Kautschuk kommt in Flüssiger Form in einer Dose und mit einem Fläschchen Vulkanisator dabei der, wenn er dem flüssigen Kautschuk beigemengt wird, dafür sorgt dass er aushärtet. Dabei muss man aber sehr genau die richtige Menge an Vulkanisator bestimmen (hierzu muss man das Volumen der Form berechnen und dann die richtige Menge an Kautschuk und Vulkanisator bestimmen, aber die Mathematik will ich euch hier ersparen). Wenn man zu viel Vulkanisator dazu gibt härtet der Kautschuk zu schnell aus und formt nicht mehr richtig ab, wenn man zu wenig Vulkanisator dazu gibt oder ihn nicht ausreichend gleichmäßig unter rührt ist das Ergebnis eine schmierige Sauerei mit der sich nichts abgießen lässt
Das Problem ist, dass sobald man den Vulkanisator dazu gibt der aushärtungsprozess beginnt und man muss sehr genau den richtigen Moment abpassen in dem man den Vulkanisator ausreichend gleichmäßig mit dem Kautschuk verrührt hat, der Kautschuk aber noch flüssig genug ist um die Figur die man abformen will genau abzudecken. Der Vulkanisator stinkt leider fürchterlich und ist auch nicht besonders gesund wenn man ihn einatmet.
Es gibt außerdem noch einen so genannten "Entlüfter" den man vor dem Vulkanisator unter den Kautschuk mengen sollte um die Bildung von Luftblasen (die die Form ruinieren können) unwahrscheinlicher zu machen.
Was die Formen und Figuren selber angeht gibt es unterschiedliche Arten. Die meisten Figuren die ich gemacht habe sind recht einfach gehalten, so wie die Ducky Figur da oben oder diese Littlefoot Figur:
Diese Figuren sind "einseitig", das heißt, dass sie auf der Rückseite einfach nur flach sind. Dadurch kann auch die Gussform sehr einfach gehalten werden und ist dann im Grunde nur ein Kautschukblock mit einem Loch in der Form der Vorderseite Figur darin. Oben in dem Bild sieht man wie so eine Gussform (die von Ducky) mit eingfülltem Metall dann aussieht.
Die Cera Figur wahr etwas komplizierter. Es ist eine sogenannte Flachfigur, d.h. die Figur hat zwar Vorder und Rückseite, aber sie ist sehr flach / reliefartig gehalten. Bei einer solchen Figur muss die Gussform aus zwei teilen bestehen. Die Form muss zunächst nur für eine der beiden Seiten erstellt werden. Diese Form hälfte muss dann mit einem Trennmittel bestrichen werden um zu verhindern, dass die Zweite hälfte der Form, die auf sie gegossen wird sich nicht mit der ersten Hälfte zu einem Block verschmilzt (so aufgeschrieben klingt das sehr viel komplizierter als es ist). Mann sollte außerdem bei der ersten Formhälfte ein paar Löcher außerhalb der Figur einbauen, Für die dann in der Zweiten Formhälfte Zapfen entstehen (in dem Foto der Gussform für Cera gut zu erkennen) mit denen sich die beiden Formhälften Passgenau aufeinander fixieren lassen. Mann muss außerdem beachten wo es in der fertigen Form Lufteinschlüsse geben würde, die beim befüllen der Form mit Metall verhindern würden dass die Form dort komplett ausgefüllt würde (im Fall der Cera Figur wäre das an den Beinen der Fall). An diesen stellen muss man kleine Kanäle (Windpfeifen) schaffen, durch die die Luft entweichen kann. Ausgefüllte Teile dieser Windpfeifen müssen nach dem Guss der Figur entfernt werden.
Komplett dreidimensionale Figuren sind am schwierigsten und können manchmal auch mehr als drei Formteile erfordern (je nachdem wie kompliziert die Figur ist). Hier sieht man eine Kunststofffigur von Petrie die ich mit etwas Wachs "ergänzt" habe weil mir die Flügel zu Fledermausartig und das "Horn" am Hinterkopf zu klein im Vergleich zu Petrie aus den Filmen waren. Die Figur ist in eine Schachte mit Knetgummi so eingespannt, dass man die erste Formhälfte daraus Gießen kann, an den Füßen sieht man die Vorkehrungen für das spätere Einfüllloch und eine Windpfeife:
Hier das Ergebnis des Gusses der ersten Formhälfte:
Und hier die Vorbereitungen für den Guss der zweiten Formhälfte (der Zahnstocher ist für eine Windpfeife zu Petries Schnabel):
Hier die beiden zusammengehaltenen und mit Metall befüllten Formhälften:
Die geöffnete Form mit der Figur die noch "entgratet" werden muss (d.h. alle unnötigen Teile, scharfe Kanten etc. müssen noch abgefeilt werden):
Und das Endergebnis von allen Seiten und einmal neben der Plastikfigur auf der die Zinnfigur basiert:
Für nicht zu komplizierte Formen gibt es auch die Alternative statt Kautschuk sogenannten Ölsand zu verwenden. Dass ist ein Sand der sehr genau eine Figur abformt die in ihn eingedrückt wird, so dass ergebniss meistens nicht viel schlechter ist als bei dem Kautschuk. Ein Vorteil ist dass man diesen Sand immer wieder verwenden kann. Allerdings kann dieser Sand manchmal auch bröseln und damit die arbeit ruinieren. Der größte Nachteil beim Ölsand ist, dass man damit für gewöhnlich nur einen sauberen Guss hinbekommt und die Form beim herausnehmen der Figur zerstört wird, so dass man für die nächste Figur wieder von Vorne beginnen muss.
Falls Du oder jemand anderes weitere Fragen habt dann zögert bitte nicht sie zu stellen