Nun, von klein auf hatte ich eigentlich immer sehr schnell großes Mitleid. Besonders schlimm waren für mich damals Obdachlose, welche am Straßenrand im Dreck saßen und um Kleingeld bettelten oder Tiere, welche einfach vor sich hinvegetierten. Aber das ist wohl nur ein kleiner Bruchteil der Dinge. In diesem Zusammenhang hatte meine Mutter damals schon immer Kleingeld für mich einstecken gehabt, welches ich dann spenden durfte (was ein guter Tausch war, da sie ansonsten durch mein Gejammer sicherlich jetzt taub wäre
![Pinkie happy Pinkie happy]()
).
Im Laufe der Jahre aber, hört man ja immer wieder die typischen Sätze wie 'Die Leute sind doch selbst schuld", 'Wenn die sich zusammenreißen würden, ginge es denen auch besser' oder 'Das ist nur Ballast für die Gesellschaft', wodurch ich folglich nicht mehr so naiv (?) war bzw. anfing diese Sachen ebenfalls zu missachten. Aus heutiger Sicht würde ich sagen, dass ich blind durch die Gesellschaft ging oder solche Dinge alle über einen Kamm scherte.
Ich hatte aber das Glück selbst einige Erfahrung sammeln zu können. So hatte ich hin und wieder die Gelegenheit, Fälle wie z.B. Obdachlose, sog. 'Assi-Familien', Tierquälerei, alte und behinderte Menschen, aber auch einige andere soziale Schichten (teilweise die höchste Oberschicht) kennenzulernen.
Einen wichtigen Grundsatz habe ich dabei sehr schnell für mich erkannt; dass man von außen betrachtet sich niemals ein Bild von einer Sache machen sollte, weil man sich kein richtiges machen kann.
Das ist auch ein Grund dafür, weshalb mich z.B. Bilder im TV nur in gewissermaßen tangieren.
Bezüglich Obdachlose:
Natürlich gibt es Obdachlose, welche den ganzen Tag über nur an der Flasche hängen. Mir sagte mal einer, dass er morgens aufsteht und dann den Tag mit Trinken verbringt, weil ihm langweilig sei. Ein anderer erzählte, dass er so glücklich ist und er sich um nichts kümmern braucht und ihn andere nicht kümmern. Er belästigt teilweise sogar andere Leute regelmäßig aus Spaß.
Auf der anderen Seite habe ich mal nachts einen betrunkenen/fast bewusstlosen Mann am Straßenrand liegend getroffen. Vor mir war schon ein anderer, ein Obdachloser, der 'Abschaum der Gesellschaft', da und hatte mit dem Handy des Mannes Hilfe gerufen (weil er selbst keins besaß) und sich um ihn gekümmert. Das lustige war nur, dass der Obdachlose ihn dann an die Rettungskräfte übergab und ausversehen mit dem 600€ Samsung des Mannes davonging, es kurze Zeit später aber merkte und wieder zurückkam und sich für das Versehen entschuldigte. In meinen Augen also ein sehr ehrenvoller Mann.
Genauso habe ich Personen (Leute der 'Top-Elite') getroffen, welche mit ihrer Nase so hoch in den Wolken steckten, dass ihnen jeglicher Respekt und Menschlichkeit gegenüber 'kleineren/der Mittelschicht', etc. fehlte und sich für etwas besseres hielten. Leute, die von anderen (z.B. Fans) verehrt wurden und als Vorbild fungieren (Bei solchen Leuten frage ich mich dann regelmäßig was verkehrt gelaufen ist, dass sie solch eine Person wohl offenbar mehr wertschätzen als den 'einfachen Müllmann', welcher täglich dafür sorgt, dass ihre Wohnung nicht verdreckt). Und auch hier gab es Leute, die sich nichts aus ihrem Reichtum machten und offen auf jeden zugegangen sind, weil ihm dessen Herkunft egal war.
Auch hier kann man sich nun die Frage stellen, sollte man Mitleid/Mitgefühl mit dem besoffenen Mann haben. Nun, warum sollte ich es nicht haben? Mir hat sich mal ein junger Mann (ich schätze ca. 18 Jahre) anvertraut. Er war stark betrunken und tränenüberströmt. Er schilderte mir, dass er von einer Feier mit Freunden nach Hause kam und dort dann aus für ihn unerklärlichen Gründen mit seiner alleinlebenden Mutter in einen heftigen Streit geriet und sich daraufhin noch mehr betrank. Er hatte auch keinen Ausweg mehr gesehen, weil er auch sonst ziemlich viele Probleme hatte. Letztendlich haben sie sich dann einige Zeit später wieder vertragen. Sollte ich mit dem Mann jetzt kein Mitleid/Mitgefühl haben, obwohl seine Situation doch eigentlich so verständlich ist? Ich kann nun genauso wenig wissen, weshalb sich der fast bewusstlose Mann so stark betrank, aber sollte ich ihm deshalb nun nicht helfen und ihm ohne weiteres Wissen Schuld zusprechen?
Einmal hatte ich eine sog. 'Assi-Familie' kennengelernt. Vater, Mutter und ein Sohn sind Alkoholiker, der andere Sohn sitzt im Knast und die intelligenteste war die fünfjährige Tochter (die sich im Übrigen Morgens selbstständig für die Schule fertig machte, inkl. Pausenbrot usw., da es die anderen nicht kümmerte)
![Twilight: No, Really? Twilight: No, Really?]()
Tolle Voraussetzungen für das Kind ...
Eine andere sog. 'Assi-Familie' (Vater, Mutter, Kind) wohnte zusammen in einer Bruchbude und drehte jeden Tag den Penny 2x um. Aber ich persönlich wollte dieses Kind niemals in einer anderen Familie sehen, weil sich die Eltern irgendwie durchs Leben kämpften und für das Kind alles aufopferten, was sie hatten.
Ich könnte nun noch stunden- und tagelang an diesem Text schreiben und weiter Beispiele bringen. Ich möchte damit nicht bezwecken dass jeder nun in aufopferungsvoller Hingabe überall seine Liebe verströmt. Denn das wäre genauso falsch. Man kann aber nicht immer pauschal eine Aussage treffen.
Festgestellt habe ich zumindest für mich, die Dinge nicht von vornherein zu beurteilen. Natürlich gehe auch ich mit gewissen Vorurteilen, aber auch mit meinen bisherigen Erfahrungen an eine Sache ran.
Zu Beginn schrieb ich, dass ich mir vor kurzem Gedanken gemacht hatte, wann ich Mitleid/Mitgefühl verspüre. Warum? Weil solche Erfahrungen mit der Zeit dann doch ganz schön abstumpfend wirken und mir auffiel, dass ich eine gewisse Zeit lang kein starkes Mitleid wie früher verspürte. Interessanterweise ließ es nicht lange auf sich warten und ich fand einen kleinen Hundewelpen abends am Straßenrand einer stark befahrenen Schnellstraße sitzen, der die Autos zählte
![Wink Wink]()
Er tat mir leid, ich packte ihn ein und mit Hilfe der Polizei konnte er nur wenige Stunden später der Besitzerin übergeben werden (er wurde also nicht ausgesetzt, sondern war lediglich weggelaufen).