So, das Album ist eine Weile raus und dann will ich mich noch mal um ein paar noch nicht reviewte Songs kümmern. Weiter oben habe ich ja schon zu
Dead Inside und
Psycho etwas geschrieben.
Mercy ist…Hand aufs Herz…ein Versuch, den poppigen Klang von
Starlight nachzubauen. Für mich allerdings einer der langweiligeren Songs des 2006er Albums, daher überzeugt mich auch dieses Remake nicht wirklich.
Reapers ist eine überraschend unterhaltsame Mischung irgendwo zwischen Van Halens
Hot for Teacher, einem Jimmy Page-artigen Mainriff, einem Refrain, der sich an George Michaels
Freedom anlehnt und einem Solo, das stark an die Whammy-Exzesse von Tom Morello erinnert, allerdings mit ein paar interessanten Ideen, die durchscheinen lassen, dass Matthew Bellamy immer noch einer der vielversprechendsten Rock-Gitarristen des neuen Jahrhunderts sein kann, wenn er nur will. Über große Strecken vielleicht mehr Hommage als Eigenwerk, aber dennoch einer der besten Ausflüge an die Schnittstelle von Alternative Metal und Progressive Rock von MUSE.
The Handler ist dann wieder recht plakativer Arena Rock, der erst ziemlich genau ab der Hälfte wirklich Fahrt aufnimmt, aber das Riff nur wiederholt, statt es auszuarbeiten und letzten Endes nirgends ankommt.
[JFK] ist lyrisch der wohl beste Track des Albums, was vor allem daran liegt, dass Matthew Bellamy den Text nicht geschrieben hat, sondern eine Rede von JFK eingebaut hat, einer Person, bei der man sich fragt, warum sie bei Matts Vorliebe für Verschwörungstheorien erst jetzt Erwähnung findet. Musikalisch leider recht lustlos. Ein bisschen Streicher, ein bisschen verzerrtes Geriffe…selbst als Intro des danach folgenden Songs ist das zu wenig.
Defector ist thematisch wohl der Wendepunkt des Albums, bei dem der Protagonist sich dafür entschieden hat, die Seiten zu wechseln. Musikalisch ändert sich aber nicht viel. Verzerrte Gitarren, stellenweise geschichtete Gesangsharmonien…so weit nichts, was man von MUSE nicht schon mal besser gehört hat.
Revolt beginnt mit einer Geräuschkulisse, die an Daft Punks
Revolution 909 erinnert. Musikalisch allerdings wenig revolutionär. Der Refrain erzählt eine ebenso idealistische wie oberflächliche "Du kannst die Welt verändern"-Botschaft, die an Pathos kaum zu überbieten ist. Ugh.
Aftermath ist eine recht untypische, aber anfangs dennoch ganz schöne Ballade, die mit zunehmender Spielzeit und einsetzendem Backup-Gesang allerdings unnötig kitschig und vorhersehbar wird.
The Globalist ist der mit Abstand progressivste Song des Albums, dessen Intro recht offensichtlich an Ennio Morricones Werke angelehnt ist, was bei
Knights of Cydonia und besonders dessen Live-Version schon einmal ganz gut geklappt hat. Streicher, Gepfeife, militärische Drums, akustische und Slide-Gitarren ergeben eine durchaus nette Klanglandschaft und Melodien wie Akkordabfolgen zeigen, dass Matthew Bellamy durchaus noch einige interessante Ideen hat.
Das aufgebaute Potential einer komplexen und nuancierten Komposition wird durch das darauf folgende Gitarrenriff und den einsetzenden Arena Rock-Part allerdings wieder geschmälert. Der anschließende Klavierpart kommt wie eine Variation von
United States of Eurasia rüber, ohne allerdings dessen Grandeur zu erreichen. Schade, dass man nach 10 Minuten auf einen Song zurückblickt, der nach einem vielversprechenden Anfang nicht viel mehr bieten konnte.
Drones ist dann ein recht skurriler und unerwarteter Schlusstrack, der in seiner Vokalpolyphonie eine Hommage an Kompositionen einer Epoche darstellt, die - je nachdem, wo man ansetzen will - schon 300 bis 500 Jahre zurückliegt. Matthew Bellamy kann hier mit seinem zugegeben imposanten Stimmumfang angeben, auch wenn es
Alternative Rock Bands, die sich an unerwartetem gregorianischem Choral versuchen, auch schon mal in einer Weise gab, die in der Musikgeschichte wohl einen deutlich größeren Fußabdruck hinterlassen hat, als es
Drones tun wird. Aber der Vergleich ist auch unfair, das gebe ich zu, schließlich ist es ein netter, unkonventioneller Ausklang, der die Frage aufwirft, ob Matthew Bellamy sich nicht vielleicht mal den Baroque Pop der Beach Boys als Einfluss für sein nächstes Album vorknüpfen oder mehr in Richtung Musical/Oper tendieren sollte. Gesanglich dürfte ihm das keine Schwierigkeiten bereiten, was für einen Sänger einer Rockband eine respektable Leistung ist.
Alles in allem leider ein Album mit einigen guten, aber nicht weiter verfolgten und vielen weniger guten, aber überpräsenten Ideen. Lyrisch ohnehin recht schwach. Als Konzeptalbum, das die Geschichte von einem Dissidenten und seiner Liebesgeschichte in einem totalitären Staat bis hin zu Revolution, Weltuntergang und Nachwirken erzählt, ist es thematisch doch recht ähnlich zu
The Resistance, kommt aber nicht an dessen Qualitäten in Storytelling und Komposition heran.
Man merkt: ich bin nicht sonderlich zufrieden mit
Drones. Von einer anderen Band wäre es eben ein mittelmäßiges Album, Punkt. Aber Matthew Bellamy hat in der Vergangenheit öfters und auch auf dieser Veröffentlichung sporadisch gezeigt, dass er immer noch großes Potential in sich trägt, das er nicht annähernd ausschöpft, weswegen ich doch immer wieder mit großen Erwartungen auf neues Material schaue und letzten Endes doch eher enttäuscht bin. Vielleicht sollte ich ihn einfach endgültig abhaken. Aber dann höre ich wieder ältere MUSE-Songs und denke mir, dass er die einstige Klasse irgendwann wieder erreichen wird, und erhoffe mir Grandioses. Vielleicht beim nächsten Album…
5/10 Cheerilees.