Meganium schrieb:Dieses Kaff hat aber immerhin 30 000 Einwohner. Das Nichtbesitzen einer Waffe steht dort allerdings nicht unter Strafe.
Ich bin in einer 50.000 Einwohner Stadt aufgewachsen und ich kann dir versichern, dass je nach Aufbau der Stadt sowas definitiv als Kaff durchgeht.
Herrmannsegerman schrieb:Interessant wäre aber einer Statistik inwieweit sich eine sehr hohe Anzahl an privaten Schusswaffen auf die Kriminalität auswirkt und bei welcher Anzahl an Schusswaffen die höchste Kriminalität resultiert.
Da gibt es eine ganze Reihe von Statistiken. Im Grunde ist es da erstmal nur fraglich nach welchen Informationen du gucken willst. So gibt es beispielsweise in Gegenden mit vielen Schusswaffen mehr Frauen die sich durch Warnschüsse vor Vergewaltigung schützen (was gut ist). Auf der anderen Seite neigen Verbrecher dazu ihre Opfer schlimmer anzugehen und schneller zu erschießen.
Ich habe auch mal eine Statistik in die Hände bekommen, wonach die Mehrzahl der mit Schusswaffen ermordeten Hausbesitzer in den USA mit ihre eigene Schusswaffe ermordet wurden. Mal durch Ehepartner/Affären, oftmals auch weil Einbrecher in Amerika in einer Wohnung erstmal das Arbeitszimmer suchen, denn statistisch befindet sich die Schusswaffe des Hauses meistens in einer der Schubladen vom väterlichen Schreibtisch.
Selbstmorde und Unfälle nicht mit eingerechnet.
Falls einer der hier Anwesenden also jemals in den USA ein Haus besitzen und über den Kauf einer Schusswaffe nachdenken sollte. Denkt daran: "Wenn ihr erschossen werdet, dann wahrscheinlich mit der Waffe die ihr gerade kauft. Wählt also etwas aus was den Job sicher erledigt und ihr nicht langsam ausbluten müsst."
Ich persönlich denke, dass der Schusswaffenbesitz alleine nicht das Problem darstellt. Aber er kann auf eine Gemütslage in der Bevölkerung treffen, die eher kontraproduktiv ist. Ich denke auch auf lange Sicht, eine solche Ansicht hervorbringen.
Der einfachste Weg sich bei einem Verbrechen zu schützen ist Flucht und das würde ich auch jedem herzlich nahelegen. In den USA oder sonstwo. Ja, dann hängt da eben gerade einer bei euch im Wohnzimmer und wird den neuen Laptop mitgehen lassen. Das ist immernoch besser als sich von einem flüchtigen Verbrecher abstechen zu lassen. Ganz davon abgesehen, dass ich den Schusswaffeneinsatz gegen Einbrecher in meiner Wohnung für völlig unverhältnismäßig halte. Aber darüber darf man streiten.
Was ich von vielen Waffenbefürwortern aber mitbekomme, ist eine sehr naive Sicht auf die Situationen in denen Waffen notwendig sein sollten. Eine Mischung aus "Stand your ground" - Rethorik, wonach man Verbrechern keinen Meter Boden abgeben dürfte. (Ernsthaft Leute, wenn da jemand mit der Waffe steht, überlegt ob euer Leben tatsächlich nur die 100 Euro aus eurer Brieftasche wert ist.) Oder aber der Gedanke sich in so einer Situation als Held behaupten zu können.
"Stell' dir vor wie viele Leben du rettest während du die Aufmerksamkeit des Amokläufers auf dich ziehst."
oder
"Es ist sehr unwahrscheinlich das ich an beiden Armen so getroffen werde, dass ich meine Waffe nicht ziehen und zurückfeuern kann."
Ich musste auch an folgendes Bild denken, weil in den USA einige Waffenfetischisten aus dem Pariser Attentat ja wieder ein Argument Pro Waffenbesitz machen wollten. Erstmal fühle ich mich extrem unwohl bei dem Gedanken, dass bei einem Schusswechsel in der Umgebung alle Anwohner zu den Waffen greifen und auf den Ort des Geschehens zurennen. Ein Szenario das vielen Befürwortern im Kopf zu sein scheint wenn sie davon reden.
Anschließend musste ich auch an ein Szenario denken, dass es einen Amoklauf weißer Jugendlicher in einem Einkaufszentrum gäbe. Die erste Gruppe von bewaffneten Anwohnern die zur Hilfe eilt ist eine Gruppe von Muslimen mit der ehrlichen Intention ein Verbrechen zu verhindern. Sie sind allerdings wegen Hautfarbe und Bärten problemlos von außen als Muslime identifizierbar.
Die zweite Gruppe findet dann also in diesem Einkaufszentrum eine Gruppe weißer Jugendlicher im Feuergefecht mit einer Gruppe Muslimen vor. There is no way this could possibly end in a catastrophy. Obiges Beispiel lässt sich beliebig auf Gesellschaften mit vorurteilsbehafteten Minderheiten umdeuten, also alle.
Nachbarschaftswachen haben meist einen solide positiven Effekt auf Einbruchsraten in einer Gegend. Weil Einbrecher die Lust verlieren in einem Gebiet ihr Glück zu versuchen wo Nachbarn auch einfach mal etwas wachsam Sinn. Aber bewaffnete Bürgerwehren können in meinen Augen nur zu Problemen führen. Wegen der bereits genannten Missbrauchswahrscheinlichkeit, der schwierigen Kontrolle Bewaffneter Gruppen innerhalb eines Staatsterritoriums, ich verweise auf die Milizen in der Ukraine. Hat auch bestens funktioniert und in Deutschland gibt es auch genug Gruppen die ohnehin gerne Bürgerkrieg spielen würden.
Für mich aber entscheidender ist es eigentlich, dass sich um solche Probleme auch Leute kümmern die dafür ausgebildet sind. Der normale Bürger soll gefälligst nicht Held spielen, sondern sich aus dem ganzen Zeug raushalten so gut es geht. Es ist ein mieses Gefühl keine Chance zu haben. Aber in meinen Augen sollte einem Menschen sein eigenes Leben doch etwas mehr wert sein, als sich Freiwillig als Kanonenfutter auf irgendwelche Amokläufer oder Terroristen zu werfen.
Nico schrieb:Ich habe aber mal gelesen, dass diese Bürgermilizen oder allgemein die freie Bewaffnung der Bevölkerung der Grund dafür sind, warum jeder Einmarsch feindlicher Truppen in die USA reiner Selbstmord wäre.
Über 35 Millionen Bürger sind im Besitz von Schusswaffen (im Schnitt etwa 90 Waffen je 100 Einwohner). Militärische Ausbildung hin oder her, aber keine Armee kann 35 Millionen stemmen.
Da wäre ich vorsichtig. Erstmal wäre ein Einmarsch in die USA schon wegen dem erwartbaren Einsatz taktischer Nuklearwaffen aussichtslos, daher wäre eine Bürgerwehr völlig unnötig. Zum anderen wird der Wert von Bürgerwehren stark dadurch modifiziert, welche Waffen der Invasor bereit ist einzusetzen und auf welchem Terrain gerade gekämpft wird. Wenn du mit Fußsoldaten in eine Stadt einmarschieren willst und du dich mit einem Großteil der Bevölkerung im Häuserkampf messen musst, dann wäre das eine sehr verlustreiche Geschichte. Wenn du aber bereit wärest die Stadt vorher ohnehin erstmal über Wochen sturmreif zu schießen oder sie sogar mit ABC Waffen bereitwillig von der Landkarte tilgst hat eine Bürgerwehr dem Land keinerlei Vorteile gebracht.