(25.04.2015)zer0x schrieb: Was haltet ihr davon? Ist die Festlegung des Kammertons eher Willkür oder gibt es tatsächlich einen qualitätsmäßigen Unterschied in der Musik?
Da gibt es kein oder, meiner Meinung nach. Es schließt sich ja nicht beides aus. Wenn man sich einmal die Geschichte der mitteleuropäischen Musik anschaut, wird man feststellen, dass es nie eine wirklich einheitliche Stimmung gab, wie es sie heute gibt. Das war stark regional unterschiedlich; die Kapellen und Musikanten waren "in sich" gestimmt, aber nicht nach einem fixen Kammerton. Ein Flötist, der in einem Dorf mit anderen spielen konnte, wird sich in einem anderen Dorf nach gequälter Katze anhören -die Stimmung vieler Instrumente ließ sich nicht oder nur schwerlich ändern.
Im Zuge der Globalisierung und der sich auflösenden Dauerbindung von Kapellen und Orchestern wurde es halt notwendig, einen Standard einzuführen, aus genannten Gründen. Dass dieser bei 440 Hertz liegt, das ist Willkür, ja, aber eine notwendige.
Von A=432 als irgendein möchtegernwissentschaftliches Mumbojumbo halte ich nicht viel, aber andere Kammertöne verändern das Obertonverhalten der Instrumente. Das klingt dementsprechend anders, 432 ist halt dunkler, wenn man 440 gewohnt ist sollte man schon etwas hören, auch wenn man nicht genau bennenen kann, was da anders ist. Wenn alle Instrumente in 432 sind, mag man da also vielleicht nicht einmal bemerken, dass da eine andere Stimmung verwendet wird, ebensowenig, wenn die Stimmung eines "historisch korrekten" Orchesters höher liegt als 440.
Ich selbst habe auch schon mit 432 experimentiert und fands sehr inspirierend. Mein Hauptgrund, warum ich damit noch nicht viel gemacht habe, ist jedoch, dass sich die inhärente Stimmung meiner VST-Instrumente nicht umstimmen lässt (und ich verwende da hauptsächlich Pianos und Orgeln); man kann einen pitch shift machen, aber es verändert die Obertöne nicht authentisch. Vielleicht irgendwann mal.