Grüße, Genosse.
Da es hier auch um Literatur geht möchte ich mein Lieblingsgenre vorstellen, da es in den bisherigen Themen kaum bis gar nicht erwähnt wird:
Science-Fiction aus der Sowjetunion.
Ich meine keine russischen Autoren oder Werke, wie zum Beispiel Dmitry Glukhovsky mit
Metro 2033, sondern die aus Zeiten der Sowjetunion.
Aber wie komme ich auf dieses eher seltsam anmutende Genre?
Es fing mit den PC Spielen der STALKER Reihe an. Im Zusammenhang mit dem ersten Teil las ich, dass die Idee zur Zone und den Anomalien aus dem Werk
Picknick am Wegesrand der Gebrüder Strugatzki stammte. Neugierig borgte ich mir das Buch und habe es verschlungen. Mein Interesse war geweckt und flugs wurden weitere Werke, auch von anderen Autoren, in meine kleine Sammlung annektiert.
Aber was ist anders im Vergleich zu herkömmlicher Sci-Fi?
Die meisten Werke die ich gelesen habe sind sehr philosophisch, doppeldeutig und erinnern fast an Märchen. Tatsächlich sind viele Werke von russischer Folklore durchzogen und schaffen es Spannung zu erzeugen obwohl es weder Aktion noch Gewalt gibt. Es liegt ein großteil der Inhalte darauf das der Mensch nach höherem strebt obwohl er nicht einmal die Gegenwart unter Kontrolle hat. Es wird sich mit der Moral von Robotern auseinander gesetzt, ebenso mit den Grenzen von Raum und Zeit und menschliche Evolution, sowohl moralisch als auch geistig.
Fast immer sind Andeutungen auf die Gesellschafts- und Herrschaftssysteme der Sowjets zu finden, aber nicht so eindeutig dass die Zensurbehörden etwas zu beanstanden gehabt hätten. Einige Werke, vorallem der Gebrüder Strugatzki, konnten erst nach dem Fall der Sowjetunion veröffentlicht werden weil die Autoren für so etwas ins Gefängnis hätten gehen können.
Aber lange Rede, kurzer Sinn. Falls jemand neugierig geworden sein sollte ein paar empfehlenswerte Autoren mit Werken.
Boris und Arkadi Strugatzki.
Meine Lieblingsautoren in dem Genre. Im Heyne Verlag sind bisher die gesammelten Werke 1-4 erschienen, leider muss ich zugeben dass ausgerechnet Band 1 langweilig ist. Dieser enthält Auftragswerke in welche die Autoren nur wenig eigenes mit einbauen durften.
Für Einsteiger und neugierige schlage ich Band zwei vor. Dieser enthält das bereits erwähnte Picknick am Wegesrand, Eine Milliarde Jahre vor dem Weltuntergang und Das Experiment (auch als Stadt der Verdammten bekannt).
Fast alle Geschichten werfen den Leser mitten ins Geschehen und enden abrupt. Als würde man bei einem Film die ersten und die letzten 10 Minuten wegschneiden. Aus den servierten Infos muss der Leser selbst erkennen worum es eigentlich geht. Viele Sachen erschließen sich nicht sofort, sondern werden erst am Ende schlüssig. Aber nicht ohne neue Fragen aufzuwerfen.
Stanisław Lem
Viele, viele Kurzgeschichten aber auch Romane. Einige seiner Werke wurden verfilmt, zum Beispiel Solaris. Einige Ideen aus seinen Werken erhielten Einzug in die Serie Futurama. Besonders die Sterntagebücher möchte ich erwähnen. Unglaublich witzig und sarkastisch, aber dennoch kritisch und intelligent. Die Verfilmung der Sterntagebücher ist hingegen totaler Schrott und sollte auf den Mond verbannt werden.
Die Sammlung Der weiße Tod enthält die gesammelten Robotermärchen. Einige lahme Geschichten sind schon dabei, das kann ich nicht abstreiten. Aber die Geschichten um Trurl und Klapauzius sind herrlich. Ein ironische, menschenfeindliche Sammlung voller Fantasie und Witz.
Die phantastischen Erzählungen ist hingegen schwerer Stoff. Wissenschaftlicher Sci-Fi für Technikfreunde. Es ist sehr aufmerksames Lesen nötig um den Storys folgen zu können.
Sergei Alexandrowitsch Snegow
Es wird langsam anspruchsvoller. Das der Autor ein echter und hoch angesehener Wissenschaftler war merkt man seinen Werken an. Na klar, es gibt Raumschlachten, außerirdische Aggressoren und fremde Welten. Aber das Hauptaugenmerk liegt auf Physik, Naturgesetze und Wesen jenseits des menschlichen Entwicklungsniveaus.
Menschen wie Götter ist eine Trilogie, in welcher die Menschen sich aufgrund ihrer Technik wie Götter fühlen und dementsprechend in die Geschicke anderer Völker eingreifen. Bei einer reise zum Mittelpunkt der Galaxis sehen die Hauptpersonen jedoch ein, wie klein und schwach sie doch sind. Den ein älteres, mächtigeres Volk schickt sie in ein kaputtes Raum-Zeit-Kontinuum und sprengt damit alles, was sie erklären oder selber anstellen können.
Natürlich hat der Autor noch weitere, empfehlenswerte Werke geschrieben. Aber dieses ist einfach ein Knaller und quasi ein adliger unter den Geheimtipps.
Isaac Asimov
Zumindest der Name sollte bekannt sein. Er erfand die 3 Gesetze der Robotik, I, robot und Der 200 Jahre Mann basieren auf seinen Geschichten.
Insgesamt hat Asimov über 500 Bücher geschrieben, obwohl viele davon ziemlich kurz sind eine beeindruckende Anzahl.
Seine Sci-Fi Werke lassen sich grob in drei Kategorien unterscheiden:
-Nahe Zukunft, Anfang der Robotik.
-Weitere Zukunft, Roboter werden menschenähnlich.
- Ferne Zukunft, die Roboter sind uns überlegen und ersetzten uns Stück für Stück.
Wer Gewalt und Aktion sucht könnte enttäuscht werden. Sehr, sehr philosophisch und technisch-kompliziert sind seine Werke eher was für Personen die einen Warpantrieb nachbauen könnten.
Das sollte fürs erste reichen. Bin ich der einzigste der so etwas liest, oder gibt es hier noch mehr? Welche Autoren aus dem Bereich kennt und lest ihr?
Und vor allem, welche Werke empfehlt ihr?