Glückliches Eislaufen zu zweit
So leise es ihm möglich war, teleportierte er sich vor ihre Haustüre. Es war bereits Mittag und damit Essenszeit, doch diese hatte er bereits hinter sich gebracht. Nach einem langen, ausgiebigen und erholsamen Schlaf hatte er sich ein sehr leckeres Frühstück gegönnt; nun war er bereit für den Tag. Nur mit einer Mütze auf dem Kopf hatte er sich aus seiner eigenen kleinen Taschendimension in die der Ponys gewagt; doch auch die Kälte schien ihn nicht großartig zu stören.
Mit seinem Schweif wischte er die kleine Schneeschicht vom Türknauf, bevor er ihn langsam und vorsichtig umdrehte. Kaum hatte er das Haus betreten, verschloss er die Türe und schwebte die Treppe hinauf. Seine Klaue würde ihm keine Schwierigkeiten bereiten, aber sein Huf wäre mehr als deutlich an ihrem Holzboden hörbar. Genau das, was er nicht wollte: Dass sie ihn hörte.
So schwebte er in ihr Schlafzimmer, in welchem sie lag, tief und fest schlafend. Ihre Decke hob und senkte sich in regelmäßigen Abständen, auf dem Rücken liegend und den Kopf ein wenig zur Seite gekippt. Er sah es sich eine kleine Weile lang an, beobachtete die kleinen Nüstern, die sich weiteten und wieder zusammenzogen. Wie ihre Augen sich hinter ihren Lidern bewegten und dann wieder still blieben. Nur schwer widerstand er dem Drang, seine Pfote über ihre Mähne zu streichen, mit ihren Strähnen zu spielen und sich darin zu verlieren.
So vorsichtig es ihm möglich war, schwebte er über sie, und ließ seinen kleinen, weißen Schweif zu ihrem Gesicht herabhängen. Sachte kitzelte er sie ihre Nase und es dauerte nicht lange, bis sie sich mit einem zarten Niesen selbst aus dem Schlaf riss. Einem Niesen, dass sogar er ohne zu Lügen als niedlich empfand.
Verwirrt rieb sie sich ihr Näschen und versuchte, sich in der Wirklichkeit zurecht zu finden.
„Discord?“, sah sie ihn fragend an, er dagegen lächelte sie an. Das Gesicht auf seine Pfoten gestützt, schwebte er nun fast auf ihrer Augenhöhe. Fluttershy rieb sich den Schlaf aus den Augen und setzte sich aufrecht hin.
„Nimm es mir nicht übel, Fluttershy, aber ich musste dich einfach wecken. Es ist so ein schöner Tag und ich dachte, das wäre eine der sanften Methoden. Bei anderen wäre ich nicht so nett gewesen.“
Fluttershy schmunzelte ihn unbeholfen an, auch, als er sich in eine kleinere Version seiner selbst verwandelte und auf ihr Bett sprang.
„Es freut mich wirklich, dass du mich wieder besuchen kommst, Discord. Aber ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, warum du genau gekommen bist? Habe ich etwas vergessen? Hast du heute etwa Geburtstag und ich habe nicht daran gedacht?“
Der Schock stand ihr ins Gesicht geschrieben, doch er legte seine kleine Pfote auf ihren Huf.
„Beruhig dich wieder, Fluttershy, du hast nichts vergessen …“
Nicht, dass ich überhaupt selbst wüsste, wann ich geboren wurde.
„Nein, es ist nur so, dass draußen endlich der Schnee gefallen ist und es gibt da eine Sache, die ich dich schon länger fragen wollte. Genauso lange musste ich auch warten, bis endlich die Zeit gekommen ist, in der ich dich das fragen könnte. Die Gelegenheit wollte ich gleich am Schopfe packen!“
Neugierig sah sie den kleinen Draconequus an, der es sich da auf ihrer weichen Decke gemütlich gemacht hatte. Dieser sah sie verwundert an, er war der festen Überzeugung gewesen, dass es relativ klar sein müsste, weshalb er zu ihr gekommen war. Dann ging Fluttershy ein vermeintliches Licht auf. Mit flinken Bewegungen schnappte sie sich das kleine Mischwesen und holte es zu sich unter die Decke. Ein Hauch von Rosa huschte auf seine kleinen Wangen; und auch wenn er merkte, dass Fluttershy ihn missverstanden hatte, genoss er die spontane Nähe zu ihr sehr.
„Du Armer, du hättest dich auch viel wärmer anziehen sollen, als nur diese Mütze auf deinem Kopf. Da ist es doch kein Wunder, dass dir so kalt ist. Keine Angst, unter meiner Decke ist es kuschelig warm für uns beide.“
Sich unauffällig an sie kuschelnd, lächelte er vor sich hin.
„Vielen Dank, Fluttershy, das ist sehr nett von dir. Nein, wirklich …“
„Oh, du bist ja eiskalt. Discord, du musst mehr auf dich achten, sonst wirst du wieder so schrecklich krank werden. Und das willst du doch nicht, oder?“
Aber dann kümmerst du dich wieder um mich …
Er hörte die Sorte aus ihren Worten heraus, spürte, dass sie ernst meinte, was sie zu ihm sagte. Das Rosa wurde ein Ticken dunkler, das Lächeln breiter.
„Gut, dann bleibe ich eben hier drin. Aber beschwer dich hinterher nicht, es war immerhin deine Idee. Nicht, dass es Grund zur Beschwerde geben würde …“
Stumm gingen sie ihren Gedanken nach, und als sie begann, seinen kleinen Kopf zu streicheln, hatte er endgültig das Gefühl, sich an ihr zu verlieren. Das unbekannte, aber doch wohlige Gefühl, dass er so oft spürte, seit er sie näher kannte, breitete sich wieder in ihm aus. Er konnte nicht genug davon bekommen, auch, wenn er sich wenig davon … fürchtete. Und er würde dafür sorgen, dass es ihn nicht vollkommen wegspülen würde. So auch jetzt.
Mit einem Schnipsen befreite er sich aus ihrem sanften Griff und teleportierte sich wieder vor sie hin.
„Ich glaube, ich bin jetzt aufgewärmt genug, Fluttershy. Vielen Dank fürs Aufwärmen!“, und streckte sich in alle Richtungen, um ihr zu demonstrieren, wie gemütlich er sich nun fühlte.
„Aber das war nicht der Grund, weswegen ich hierhergekommen bin. Ich bin ein wenig enttäuscht, dass du es nicht erraten hast. Nun, wenn ich darüber nachdenke, so offensichtlich ist es wohl doch nicht …
Wie dem auch sei, erinnerst du dich noch an die Geschichte mit dem Biberdamm auf der Apple Farm und wie ich alles eingefroren habe?“
Fluttershy waren die Erinnerungen so klar, als wären sie gerade mal wenige Wochen alt. Skeptisch schob sie eine Augenbraue nach oben und sah ihn schief an.
„Nun, das hat dir ja nicht so gut gefallen damals, als ich dich zu einer Runde Eislaufen eingeladen habe. Jetzt liegt ja überall Schnee, wie du mitbekommen hast und es ist auch ziemlich kalt. Daher ist auch der See zugefroren und ich … ich wollte ich dich fragen, ob du mit mir zum Eislaufen gehen möchtest. Nur wir beide. Ohne Tricks, einfach nur wenig auf einem See in einem festen Aggregatzustand. Zumindest die oberste Schicht davon. Na, hast du Lust?“
Er ließ in seiner Kralle vier kleine Schlittschuhe erscheinen und schüttelte sie ein wenig umher. Fluttershy sah ihn erfreut an, hielt sich jedoch damit zum größten Teil zurück. Als würde sie etwas dazu sagen wollte, nur nicht wusste, wie sie es am besten in Worte fassen könnte. Discord beobachtete sie dabei, dann drehte er sich weg und schluckte seine Enttäuschung so gut er konnte hinunter. Augenblicklich stand er wieder in seiner Originalgröße neben ihrem Bett, mit dem Rücken zu ihr.
„Natürlich musst du es nicht tun, wenn du bereits anderweitige Pläne hast oder nicht möchtest. Oder geht es darum, dass du die anderen mitnehmen möchtest? Nun, dagegen könnte ich natürlich nichts sagen, wenn du dir das wirklich wünschen würdest, würde ich mich … fügen.
Es ist nur, wir haben in den letzten Wochen so viel in der Gruppe und mit eurer neuen Freundin Starlight Glimmer unternommen, dass ich gerne auch mal wieder Zeit mit dir verbringen möchte. Nicht nur bei unseren Teetreffen, sondern auch mal was anderes. Aber, was auch immer für dich ok ist, ist es dann für mich auch.“
Seine Worte verwirrten das freundliche Pegasuspony, sanft schob sie ihren Hof an seine Pfote heran. Ein Schauer durchfuhr seinen Rücken, doch er ließ ihn sich nicht anmerken. Zu gern hätte er sich umgedreht, er wusste, er war zu weit gegangen und dass er in zwei feuchte Ponyaugen blicken würde, würde er sie nun ansehen. Seine Augen durchsuchten den Raum nach einem Fixpunkt, wurden dabei nicht fündig. So entschied er sich, auf den Boden zu sehen.
„Discord, es tut mir leid, wenn ich damit irgendwie verletzt haben sollte, es war wirklich nicht in meiner Absicht, das zu tun. Es ist nur so, ich verbringe meine Zeit gerne mit all meinen Freunden, da gehörst du auch dazu. Wenn ich gewusst hätte, dass ich dich so vernachlässige, dann …“
Eine Kralle legte sich auf ihren Mund, streichelte ihre Wange. Sanft sah er ihr ins Gesicht, und er konnte sehen, dass sie wieder zu lächeln begann.
„Das ist schon in Ordnung, Fluttershy. Deine Freundinnen sind ein Teil von dir, das habe ich verstanden. Und ich würde sie dir nie wegnehmen wollen … ich habe mich nur etwas allein gefühlt, als du nicht mehr so viel Zeit hattest, wie vor ein paar Wochen. Egal, vergessen wir das Thema, das macht uns nur traurig. Wichtig ist jetzt nur, dass du mir eine Frage beantwortest: Willst du mit mir auf dem See Schlittschuh laufen? Ich hab nachgesehen, die Eisschicht müsste dick genug sein und wenn nicht, bin ich ja immer noch da um da ein wenig nachzuhelfen.“
Fluttershy kicherte, dann nickte sie ein wenig. Ihre Stimme klang nun auch ein wenig fester, als sie zu sprechen begann, als sie es vor wenigen Minuten noch war.
„Sehr gerne würde ich mit dir Eislaufen. Das möchte ich wirklich sehr gerne tun. Aber nur einer Bedingung.“
Unter seinem verwundertem Blick flog sie zu ihrem Schrank und begann darin nach etwas zu suchen. Nach ein paar Sekunden suchen wurde sie fündig und zog ihren Fund heraus.
„Ich möchte, dass du dir diesen Schal anziehst. Es ist sehr kalt draußen und nur die Mütze reicht nicht. Du bist zwar ein sehr mächtiges, unsterbliches Wesen, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass du nicht auch krank werden kannst. Tu mir also bitte den Gefallen und ziehe ihn an, das wäre super von dir.“
Discord seufzte übertrieben.
„Na gut, wenn du dir das wünscht, dann werde ich es tun. Aber nur für dich!“
Mit raschen Bewegungen warf er den Schal um den kaum vorhandenen Nacken und ließ seine Nase unauffällig in den Schal sinken. Ein wohlvertrauter Geruch stieg ihm in die Nase, der ihn ein wenig lächeln ließ. Fluttershy kleidete sich selbst sehr warm an, Mütze, Schal und eine kleine Jacke zierten nun ihren zarten, weichen Körper.
„Nein, Angel Bunny, ich kann dich leider nicht mitnehmen“, sagte sie zu dem kleinen Hasen, der an ihr herumzog und sie verzweifelt ansah.
„Es ist draußen sehr kalt und du könntest dich erkälten oder noch schlimmer, eine Grippe bekommen. Du bist sehr empfindlich, und ich möchte nicht, dass du krank wirst. Heute Abend bin ich ja wieder hier, da puschel ich deinen Puschel extra puschelig; und mache dir einen leckeren Salat mit Sonnenblumenkernen.“
Sie streichelte ihren Hasen, dieser grummelte ein wenig vor sich hin und hoppelte zurück zu seinem kleinen Bettchen. Er sah zu ihr herüber und nickte auf ihre Frage, ob das in Ordnung für ihn wäre.
„In Ordnung, Angel, mach es dir gemütlich, wir sehen uns dann heute Abend!“
Sie winkte ihm zu, was dieser erwiderte und dann verließen sie das Haus. Nicht, ohne dass sich Discord und Angel heimlich ein paar finstere Blicke zuwarfen.
„Fluttershy, ich wusste gar nicht, dass du so gut eislaufen kannst. Das sieht man dir gar nicht an!“, lobte Discord sie und schwebte selbst auf dem Eis die eine oder andere Pirouette.
„Das letzte Mal, als du mich auf dem Eis gesehen hast, hatte ich auch keine Schlittschuhe an. Und die, die du mir gezaubert hast, sind sehr bequem. Damit kann man sich sehr gut auf dem Eis bewegen.“
Discord lachte ein wenig, dann sprang er in die Lüfte und fuhr rückwärts über dem Eis.
„Selbstverständlich. Einer meiner leichtesten Übungen. Und jetzt, pass auf, das wird lustig!“
Er nahm sie an den Hufen, und zog sie mit sich mit. Fuhr mit ihr über das Eis, darauf achtend, dass das kleine Pony mit ihm mithalten konnte. Auch wenn sie nicht schlecht im Eislaufen war, so hatte er weitaus mehr Erfahrung darin als sie. Er zog sie zu sich hoch und drehte noch mehr Pirouetten, sprang kleine Sprünge und fuhr in Ruhe über das Eis. Fluttershy zeigte erste Bedenken, doch sie gewöhnte sich daran. Auch fühlte sie sich immer wohler, vor allem, als sie merkte, dass sie Discord fest im Arm hatte. Lächelnd sah sie zu ihm herauf und sah pure Freude in seinem Gesicht.
Was die Dicke des Eises betraf, so hatte er richtig gelegen, nur hier und da ließ er eine kleine Rampe oder einen kleinen Hügel erscheinen, den er für einen Sprung oder Trick benutzte.
Nach einer Weile ließ er das Pony herunter und tätschelte ihren Kopf.
„So, Fluttershy, ich hab dir nun gezeigt, wie das geht. Jetzt kannst du es selbst machen. Los, du wirst sehen, dass du es kannst und dass es dir Spaß machen wird.“
Mit einem Schubs schob er sie voran, mit leicht zitternden Beinen brachte sie sich selbst zum stehen.
„Ich … bin mir nicht ganz sicher, ob ich das heute schon kann. Kannst du nicht so weiterfahren wie bisher auch und ich mache die ganzen Sachen beim nächsten Mal?“
Doch Discord ließ nicht mit sich diskutieren, anders würde er das ängstliche Pony niemals dazu bringen, mal etwas mehr über ihren Schatten zu springen.
„Komm, Fluttershy, ich weiß, dass du das kannst. Und mit deinen Flügeln kannst du schon mal viel weniger Bruchlandungen machen als deine Freundin … Apple … jack. Einfach nur laufen und ein wenig springen. Zur Not bin ich ja auch immer noch für dich da.“
Fluttershy lächelte ihn unsicher an, dann drehte sie sich um und schluckte schwer. Mit schwerem Herzen steuerte sie auf den nächsten Hügel zu, bremste kurz davor und kam ins Schludern. Scheppernd fuhr sie gegen den Haufen, alle viere von sich gestreckt lag sie auf dem Eis. Kopfschüttelnd half ihr Discord wieder auf die Hufe.
„Fluttershy, du musst vor einem Hindernis mehr Fahrt aufnehmen; und nicht bremsen. Los, versuch es nochmal!“
Mit einem Schnipsen hatte er sie zu ihrem Ausgangspunkt zurückteleportiert, Fluttershy sah ihn nur unsicher an.
„Zwing mich nicht, Maßnahmen zu ergreifen. Oder ich werde das hier machen müssen …“
Mit seinen zwei Pfoten fing er an, sie kitzeln, und sie zum Lachen zu bringen. Fluttershy wand sich, doch da seine Pfoten nicht mehr mit seinem Körper verbunden waren, konnte sie ihnen nicht entkommen. Lachend bat sie ihn darum, mit dem Kitzeln aufzuhören, doch Discord ließ nicht von ihr ab. Erst, als sie ihm das Versprechen machte, das Hindernis noch ein weiteres Mal zu versuchen. Und es dieses Mal ernst zu nehmen.
Die Augen zusammengekniffen, nahm sie Anlauf und fuhr auf den Hügel zu. Kurz kamen ihr wieder Zweifel, wieder kam ihn ihr das Bedürfnis abzubremsen. Doch sie nahm allen Mut zusammen, fuhr an den Hügel – und sprang ab. Sich ein wenig in der Luft drehend, schloss sie die Augen und genoss, wie sich der Wind durch ihre Mähne bahnte. Kurze Zeit später landete sie wieder auf ihren Hufen, sie spürte, wie ihr das Adrenalin durch die Adern floss. Und es gefiel ihr.
Discord verschränkte die Arme, sah ihr mit einem „Ich wusste es doch!“-Blick nach, wie sie noch mehr Hindernisse übersprang und auch die eine oder andere Pirouette versuchte.
„Das sieht doch schon mal gut aus, Fluttershy!“, lobte er sie, dann wurde seine Aufmerksamkeit abgelenkt.
„Ich bin so froh, dass ich euch endlich gefunden habe. Üüüüüüberall habe ich nach euch gesucht, und ich glaubt gar nicht, wo ich überall nach euch geschaut habe!“
Pinkie Pie war wie aus dem Nichts aufgetaucht und hatte sich vor Discord aufgebaut. Dieser sah sie verwundert an, aber auch gleichzeitig seinen gemeinsamen Nachmittag mit Fluttershy den Bach hinuntergehen.
„Und wieso hast du uns gesucht, wenn ich dich fragen darf?“, sagte er wenig begeistert.
„Wir sind hier beschäftigt, Fluttershy oder ich haben also nicht viel Zeit für dich.“
„Och, es ist nur eine Kleinigkeit, um die ich dich bitten wollte … aber wenn du schon beschäftigt bist, dann versuche ich eben was anderes.“
Sie ging ein paar Schritte weiter, dann sagte sie etwas, bei dem Discord nicht anders konnte, als hellhörig zu werden.
„Es ist nur so, ich organisiere gerade eine Geburtstagsparty für ein kleines Fohlen und nachdem sie gehört hat, dass wir beide befreundet sind, wollte sie ein wenig positives Chaos haben. Aber ich bin mir sicher, dass sie mit meiner Art von Chaos sicherlich klar kommen wird …“
„Bist du des Wahnsinns? Kein Chaos der Welt kann dem meinen das Handtuch reichen. Von welcher Art von Chaos reden wir denn hier genau?“
Pinkie Pie erklärte ihm ausführlich, was sie sich dabei vorgestellt hatte. Discord hörte ihr zu, dann nickte er ihr zu.
„Eigentlich bin ich ja mit Fluttershy hier, aber ich denke mal, dass ich für ein paar Minuten mitkommen werden kann. Sehr schlauer Trick von dir, mich zu provozieren, dass muss man dir lassen!“
Er suchte die Eisfläche ab, und wurde schnell fündig.
„Fluttershy, ich bin nur mal eben für ein paar Minuten weg, Pinkie Pie bei einer Geburtstagssache helfen. Ich komme dann aber wieder zurück und dann laufen wir wieder zusammen. In Ordnung?“
Er wartete ihre Antwort ab, dann machte er sich mit Pinkie Pie auf den Weg zur Party. Nicht ohne Fluttershy daran zu erinnern, dass sie noch ein wenig üben sollte.
Was sie auch ernst nahm. Sie sprang immer öfter über kleine Rollen, Hügel und andere Hindernisse und wurde immer besser dabei. Auch bekam sie die Drehungen und Pirouetten immer besser hin, wobei sie merkte, dass sie dafür noch deutlich mehr Übung brauchen würde. So verging ein wenig Zeit, Discord war immer noch mit Pinkie Pie unterwegs. Fluttershy störte das nicht, sie ging voll und ganz im Eislaufen auf.
Bis sie in der letzten Sekunde etwas in den Augenwinkeln sah, dass sie abrupt zum Bremsen und aus dem Gleichgewicht brachte.
„Angel Bunny, was machst du denn hier? Ich hab dir doch gesagt, dass du zu Hause bleiben sollst. Du könntest dich erkälten und dabei bist du doch so kälteempfindlich … nein, bleib stehen!“
Doch das Häschen hatte keine Lust, auf seine Besitzerin zu hören. Trotzig schob es eine Pfote vor die andere, und lief auf dem Eis herum. Fluttershy lief ihm hinterher, doch das Häschen hatte ein höheres Tempo als sie. Damit liefen sie bis ans andere Ende des Sees, selbst dort gelang es ihr kaum, es einzuholen. Immer, wenn er in ihrer greifbaren Nähe war, schlug er einen Haken und lief in eine andere Richtung davon.
„Bitte, Angel, bleib doch bitte stehen“, sagte sie völlig erschöpft.
Doch Angel zeigte ihr nur die Zunge, und lief unbehindert weiter. Er dachte auch gar nicht daran, für seine Herrin stehen zu bleiben und sich wieder nach Hause tragen zu lassen.
Was für ihn allerdings besser gewesen wäre. Vor ihm tauchte ein Loch im Eis auf, eins, das groß genug war, dass sich ein Pony darin fallen lassen konnte ohne stecken zu bleiben. Angel versuchte abzubremsen, ohne Erfolg: Mit seinem hohen Tempo landete er im Wasser und versuchte, sich aus dem eisig kalten Wasser zu befreien. Fluttershy blieb beinahe das Herz stehen.
„ANGEL!“, schrie sie und lief so schnell sie konnte zu ihrem paddelnden Häschen. Dieses strampelte verzweifelt um sein Leben, entfernte sich damit immer weiter vom Rand weg. Er wurde fast ohnmächtig, als Fluttershy das Loch erreichte.
„Oh nein, Angel!“, stockte sie; und versuchte mit Tränen in den Augen ihr Häschen zu erreichen. Das Loch war selbst für sie groß genug, dass sie Flügel besaß, darauf kam sie vor lauter Panik nicht.
„Moment, ich hab dich gleich … versuch nach meinem Huf zu greifen und dich daran festzuhalten! Halte durch Angel, ich hab dich gleich!“
Sie streckte sich und nur mit Mühe erwischte sie den kleinen Hasen, bevor er endgültig das Bewusstsein verlor. Sie legte ihn so gut sie konnte an den Rand des Loches und atmete tief aus.
Angel, du bist wieder in Sicherheit …
Sie wollte ich sich gerade zu ihm umdrehen, sich nach ihm erkundigen, als ihr jetzt so erst bewusst wurde, dass sie sich immer noch in einer gestreckten Position befand. Merkte, wie sie den Boden unter den Kufen verlor und wie sie sich immer mehr dem Wasser näherte.
Nein nein nein nein!
Doch die Schwerkraft und ihr geringes Körpergewicht zeigten keine Gnade, Fluttershy fiel nun ebenfalls in das Loch hinein. Panik breitete sich in ihr aus, noch mehr als zuvor. Ihre Kleidung, ihre Mähne, ihr Fell … all das saugte die kalte Flüssigkeit um sie herum auf und machte sie noch schwerfälliger.
„Angel … hol Hilfe!“, rief Fluttershy, doch das Häschen war immer noch ohnmächtig. Er konnte sie nicht hören, nur sein kleines Bäuchlein bewegte sich ein wenig.
So versuchte Fluttershy, sich selbst zu befreien, was in der Theorie viel einfach klang es war. Die Kälte biss sich an jedes Stückchen ihres Felles fest, der Schmerz wirkte mehr als betäubend. Und das vollgesogene Fell erschwerte jede Bewegung, die sie unternahm.
Bitte, hilf mir jemand … Discord, bitte, hilf mir!, schrie sie nach ihm in Gedanken, doch es passierte nichts.
„Disc..ord …“, kam es gurgelnd aus ihrer Schnauze. Die Welt wurde um sie herum schwer und sie bekam nur noch mit, wie sie in der kalten Grausamkeit unterging, bevor sie Kräfte und Bewusstsein verlor.
„Hach, das war jetzt entspannend. Es hat echt was tolles, wenn man positives Chaos verbreitet, ich glaub, das sollte ich wohl öfters probieren. Vor allem, wenn ich mit Cupcakes belohnt werden … hey, Fluttershy, wo bist du denn?“
Verwundert sah er sich nach dem Pegasuspony um, wurde nirgends fündig. Er suchte fliegend den ganzen See ab, bis sein Blick auf das kleine Häschen fiel, dass reglos neben einem Loch im Eis liegen. Seine Augen weiteten sich, als sein Verstand Angel wiedererkannte und eins und eins zusammenzählte. Auch die Schleife, die er ihr vorhin an die Mähne gebunden hatte und auf der Wasseroberfläche schwamm, verhärtete seinen Verdacht.
Nein … Fluttershy!
Augenblicklich stürzte er sich in das eiskalte Wasser und begann, nach seiner Freundin zu suchen.
Als Fluttershy wieder zu sich kam, fand sie sich, dicht in eine Decke eingepackt, auf ihrem Bett wieder. Panisch sah sie sich nach ihrem Häschen um, und fand es, wie es in seinem Körbchen lag, friedlich schlafend. Erleichtert atmete sie aus.
„Fluttershy, du bist wieder wach!“
Bevor sie auch nur irgendwas sagen konnte, hatte sich der Meister des Chaos sanft, aber bestimmt, um sie gewickelt und drückte sie an sich.
„Als ich dich am Boden des Sees gefunden habe, hatte ich schon befürchtet, dass du … dass ich … ich verloren habe. Ich hätte dich nicht alleine lassen sollen … nein, das war ein Fehler …“, murmelte er vor sich hin.
Fluttershy hätte ihm nur zu gerne den Rücken getätschelt, doch da sie wie in einer Sushirolle eingewickelt war, konnte sie nicht viel ausrichten.
„Nein, Discord“, sagte sie mit ihrer beruhigenden Stimme.
„Nein, es ist absolut nicht deine Schuld. Rede dir das nicht ein, tu mir bitte den Gefallen. Und danke schön, dass du mich gerettet hast. Ich hatte gehofft, dass du kommen würdest.“
Discords Wangen färbten sich rot, er sah zur Seite.
„Das habe ich gerne getan und werde ich auch immer wieder tun.“
Er nahm einen kleinen Abstand ein, um ihr ins Gesicht sehen zu können. Sie erwiderte ihren Blick; Leben war in ihre Augen zurückgekehrt. Ihre Gesichter näherten sich und sie wussten beide nicht, was sie sagen sollten. Die Augen glänzend, die Wangen rosa, sahen sich die beiden.
Doch so schnell sie in die Situation gekommen waren, so schnell lösten sie sich voneinander.
„Fluttershy, du musst dich noch ein wenig aufwärmen. Hast du was dagegen, wenn ich das Feuer im Kamin anzünde und uns eine heiße Schokolade mache?“
Er sah sie an, sie nickte ihm zu und schlief augenblicklich wieder ein.
In Ordnung, Kleines, schlaf dich ruhig aus, sagte er in Gedanken zu ihr und begann, das Holz im Kamin erscheinen zu lassen.