Da die Bundesliga hier sowieso Dauerthema ist, möchte ich dann meinen Beitrag dazu leisten, darüber zu schreiben, was außerhalb der Bundesliga passiert. Und passiert ist natürlich eine Menge.
Fangen wir mal mit der englischen Premier League an. Dadurch, dass die Premier League auch in Neuseeland höher Beliebtheit erfreut, ist es insofern nicht verwunderlich, dass ich hier am aktuellsten Stand bin. Die letzten großen Schlagzeilen waren die Niederlagen von Chelsea gegen West Ham (1:3) und Arsenal gegen Swansea City (0:2). Auch Manchester United erwiest sich nicht als sattelfest, könnte aber gegen Reading mit 4:3 durchkommen.
Insbesondere die Niederlage von Arsenal erhielt meine Aufmerksamkeit, da ein Spieler von Swansea City den Doppelpack erzielte (wenn auch, erst in der Schlussphase, ab 80. Minute). Es ist nämlich von Neuzugang
Michu die Rede - es bahnt sich an, dass er DER Top-Transfer der Premier League ist. Michu ist nämlich aus Spanien, sein letzter Klub war Rayo Vallenco und kam für "nur" 2,4 Millionen Euro zu Swansea City. Michu's Lauf ist zur Zeit beeindruckend, er bestimmt die Spiele von Swansea City und schießt wichtige Tore - wie eben jener Doppelpack gegen Arsenal.
Einen Top-Transfer will auch Chelsea machen. Es ist mehr als offensichtlich, dass Chelsea
Radamel Falcao von Atletico Madrid begehrt. Falcao ist zur Zeit der kompletteste Stürmer des
Fußballs - nicht umsonst steht Atletico Madrid dank seiner Tore auf dem sensationellen zweiten Platz der La Liga. Und diesen Lauf wird Atletico auch nutzen und ganz sicher Falcao nicht zum Verkauf bieten. Und überhaupt hab ich meine Bedenken, dass Falcao die englische Liga zusagt. Oder besser gesagt: Chelsea. Mit Rafael Benitez wird Chelsea nicht viel rumreissen können, trotz Hazard, Oscar & Co.
Falcao passt meiner Meinung nach vielmehr ins Konzept von Liverpool FC und, auch wenn es bei einigen von euch für Kopfschütteln sorgt, zu Swansea City. Beides Vereine, die irgendwo in der Tabellenmitte zu finden sind und höchstes die Europa League erreichen können. Nicht unbedingt das, was sich Falcao vorstellt: Eben in der Champions League zu spielen. Aber gut Ding braucht Weile.
Ich hatte ein
Fußball-Magazin gekauft, "Four-Four-Two" und mitdabei war auch ein Artikel über die alte Streitfrage
"Welche Liga sei die beste?". Gewählt wurden bekannte Ligen unter mehreren Kriterien. Welche Ligen es sind, seien hier erwähnt:
Die Premier League in England
Die Bundesliga in Deutschland
La Primera in Spanien
Die Serie A in Brasilien
Die Serie A in Italien
Die Primera Division in Argentinien
Die Primeria in Portugal
und die Premier League in Russland.
Das Endergebnis aus Sicht des Magazins war eben jene Reihenfolge, die ich aufgelistet habe - Die englische Premier League ist, welch Überraschung, die beste Liga, gefolgt von Bundesliga und La Primera.
Wie haben sie also benotet? Nach zehn Kriterien, auf die ich jetzt näher eingehen werde:
Die Stars - Stars sind natürlich unverzichtbar für den Werbewert einer Liga. Die höchste Punktzahl (10) bekam hier Spanien, alleine durch die Stars von Barça und Real Madrid. Denk nur an die TV-Rechte des Classico's allein… Die niedrigste Punktzahl bekam die Primera Division in Argentinien mit einem Punkt. - Bis auf David Trezeguet gibt es kaum einen richtigen Star. Die Bundesliga bekam 7 von 10 Punkten, dank den Bayern. Interessant auch die Frage dabei, die ich euch auch stellen möchte: Könnt ihr mindestens 7 Weltklasse-
Fußballspieler nennen, die jetzt in der Bundesliga spielen - die Bayern dabei ausgenommen?
Ich habe mich selbst getestet, diese Namen fielen mir auf die Schnelle ein: Huntelaar, Götze, Piszczek (für mich zusammen mit Dani Alves von Barça zur Zeit der beste Linksverteidiger), Reus, Van der Vaart, Schürrle (Chelsea ist an ihm interessiert), also 6
Die Trainer - Hier glänzt insbesondere die englische Liga durch die volle Punktzahl - Wenger, Ferguson, DiMatteo, Rodgers, Laudrup und so weiter… Argentinien am letzten Platz, Bundesliga mit 7 von 10 Punkten. Die Begründung, frei von mir übersetzt: Es gibt keinen Otto Rehhagel mehr, aber die Bundesliga beinhaltet immer noch Meister der Taktik und Helden wider Willen. Jürgen Klopp schafft ein Wunder nach den anderen in Dortmund, Lucien Favré brachte Borussia Mönchengladbach in die Champions League und es wird interessant sein, wie sich Sami Hyypiä mit Leverkusen, einen verhaltensmäßig sehr großen Klub für seinen ersten Job als Trainer, durchsetzt (eigentlich ist er nur Co-Trainer, aber egal). Plus: Freiburg's Trainer, Christian Streich, radelt zu den Heimspielen. Ganz lieb!
Konkurrenz um den Titel - Hier bekam die russische Liga die meisten Punkte. In dieser Kategorie ging es darum, wie voraussehbar die Liga ist. Der Kampf um den Titel ist in Russland offen wie ein Scheunentor, entweder setzt sich einer der vier Moskauer Clubs durch oder Rubin Kazan, oder Zenit St. Petersburg, oder die Multimillionäre von Anzhi Makhachkala… die letzten zehn Jahre gewannen fünf verschiedene Teams den Titel.
Schlusslicht bildet hier, no na, Spanien, wo Barça und Real es ja untereinander ausmachen… die Bundesliga hier mit 7 von 10 Punkten.
Rivalitäten - Rivalitäten zwischen den Vereinen machen einen besonderen Reiz aus. Und hier liegt ganz klar die italienische Liga vorne, mit dem Mailänder Derby, dem Derby della Capitale (Hauptstadtderby zwischen Lazio und Roma), das Turiner Derby und das Derby d'Italia zwischen Inter und Juventus…. Schlusslicht bildet hier allerdings die Bundesliga mit 3 von 10 Punkten. Bis auf das Derby zwischen Schalke und Dortmund gibt's kaum richtige, "im Grunde ist es jeder gegen Bayern", so der O-Ton.
Verrücktheit bzw. Kuriositäten - für mich eine seltsame Sparte. Auch hier ist die Bundesliga das Schlusslicht, Italien, Brasilien und Argentinien teilen hier die meisten Punkte. In Brasilien zum Beispiel, reisen Stars per Hubschrauber zu den Spielen, Adriano bekam Hausarrest um endlich abzunehmen, oder Italien, wo der Präsident von Napoli Messi haben wollte, "weil er kein Tattoo hat" (hat er aber).
Leidenschaft - auch die Fans werden hier miteingebunden und hier bekam Argentinien 10 Punkte. Dort gibt es (pro Verein!) über 200 Lieder, und atemraubende Choreographien. Bundesliga hat 8 von 10 Punkten.
Fan's Experience - Hier geht es um das Fanerlebnis und zwar insofern, wie die Ligen für die Fans "verfügbar" sind, also leistbar. Spitzenreiter ist hier die Bundesliga, das Magazin ist hier voller Überschwang, was die Preise angeht und man kann auf den Plätzen trinken (bei den anderen offenbar nicht?). Schlusslicht ist Russland, insbesondere durch die Distanzen und die Kälte (no na!)
Medienecho - wie präsent ist die Liga in den Medien? England und Spanien liegen ja klarerweise vorne mit 8 Punkten, Bundesliga die mit 7 Punkten dicht dran. Kritikpunkt: Die Berichte seien nicht immer objektiv, eventuell zu emotional (hier sei das "Finale verloan" zu erwähnen).
Internationale Konstanz - Spanien und England hier mit 9 Punkten (Wir erinnern uns: 3 spanische Vertreter im Halbfinale der letzten Europa League, sowie 2 in der Champions League!), auch die brasilianische Liga mit 9 Punkten vorne, was südamerikanische Champions League betrifft. Bundesliga bekam dank Bayern 7 Punkte, mit der Erwähnung aber, dass der letzte internationale Titel eines deutschen Teams schon 12 Jahre herliegt…
Qualität der Spiele - im letzten Abschnitt bekam die Bundesliga die höchste Punktzahl: "Attraktiver, offensiver
Fußball, ganz viele Tore und selbst die schlechtesten Teams sind nicht schlecht: Köln hatte Podolski, als sie Relegation spielten."
Mit der Gesamtpunktzahl liegt die deutsche Bundesliga nun auf dem zweiten Platz im Gesamtranking, hinter der Premier League und noch vor La Primera.
...
Blicken wir aber nun in meine Heimat.
Und dort, bei "meinen" Verein, wurde Geschichte geschrieben -
Mario Haas, der Bomber, hörte endgültig auf. Der Stürmer von Sturm Graz hängt die Schuhe endgültig an den Nagel. Ein Spieler geht, eine Legende bleibt.
Haas hat bisher 450 Bundesligaspiele für Sturm absolviert, dabei 145 Treffer erzielt. Mit Sturm hat er alle Höhen und Tiefen mitgemacht, er war an allen drei Meistertitel 1998, 1999 und 2011 und vier Cup-Siegen (1996, 1997, 1999, 2010) beteiligt. Und natürlich bei der WM 1998 mit Österreich und Champions League mit Sturm.
Mario Haas ist das für Sturm, was Steven Gerrard für Liverpool ist, oder Paolo Maldini für AC Milan - kein anderer Spieler identifiziert sich so sehr mit dem Verein als Haas. Sturm ist Haas, Haas ist Sturm, so ein bekannter Spruch. Ich weiß noch die beiden Treffer gegen den FC Tirol, die in einem Abgang unter Tränen resultierten, und das anschließende Interview mit Gerald Saubach, der ihn fragte was ihn so berührt. Und Haas dann nur stammelt: “Weil es mein letztes Spiel für Sturm ist.”, bevor er nach Straßburg in die französische Liga wechselte. Aber er kam wieder zurück.
Die sportliche Lücke, die Haas hinterlässt, ist zu schließen, für Tore sorgen bei Sturm schon längere Zeit andere. Die Lücke, die es aber zu schließen gilt, ist die Lücke einer Legende. Und diese wird nicht schließbar sein, wahrscheinlich nie. Weil diese Identifikation mit einem
Fußballverein wie Mario Haas sie gelebt hat, lebt und auch weiterhin leben wird, einfach nicht mehr state of the art ist. Solche Spieler gibt es nicht mehr und wird es auch nicht mehr geben. Die Spieler von Sturm Graz, auf die die Jugendspieler heute aufschauen, sind morgen nicht mehr da. Mario Haas war da als Daniel Beichler, Jakob Jantscher, Florian Kainz und Christian Klem – die ihm in Champions League-Zeiten den Ball zuwarfen, mit ihm nach dem Spiel abklatschten, ihn bewunderten – in die Kampfmannschaft aufrückten. Beichler und Jantscher, die Bewunderer haben, sind nicht mehr da, Kainz und Klem werden in ihrer Karriere auch nicht beinahe nur für Sturm spielen. Das kann man ihnen nicht vorwerfen, woanders ist mehr Geld zu verdienen. Mario Haas war das egal. Viel mehr noch hat er Sturm Graz nochmals verlassen und zwar nach Japan, als sein (und mein) Klub im Zeiten des wirtschaftlichen Konkurses die Ablösesumme brauchte wie einen Bissen Brot. Und als es wieder besser ging und der Konkurs abgewendet wurde, kam er auch wieder zurück.
Und gerade in seinem letzten Spiel gegen Wiener Neustadt (das übrigens 3:1 für uns ausging), wurde die Nummer 7 in der 77. Minute eingewechselt und bekam einen Abschied, das einer Legende würdig ist. Auch wenn ich das Spiel (wegen Haas) in einen normalen Live-Ticker mitverfolgt hatte: Irgendwie bekam ich doch Gänsehaut und ein paar Tränen, als er eingewechselt wurde. Er war der Letzte der goldenen Generation rund um Vastic, Schopp, Reinmayr, Neukirchner, Foda, Milanic, Popovic, Yuran, Sidorszuk, Schupp, Kochijan & Co. Aufs Feld wird er nicht mehr zurückkehren, bleibt aber Sturm in einen anderen Posten (im Bereich Marketing, Sponsoring und Teammanagement) erhalten. Danke Mario!