
Ich würde mich selbst als Punk bezeichnen, auch, wenn ich von einen Szenenangehörigen als Pseudo verschrien werde, weil ich nichts für das Straßenleben übrig habe. Von den irgendwo auf Seite 1 genannten Gruppierungen würde ich mich trotzigerweise auch gar keiner anschließen, ich habe da eine sehr individuelle Einstellung, auf die ich auch poche.
Ich bin nicht direkt Straight Edge, weil ich auf Fleischverzehr nicht verzichte, ansonsten komme ich aber - ohne direkte Intention dahingehend - ziemlich nah heran. Ich bin überzeugte Anti-Alkoholikerin und Nichtraucherin und über Drogen und Co. brauchen wir uns da gar nicht unterhalten, ich halte nicht viel von Rauschmitteln aller Art. Allerdings habe ich keinerlei Probleme mit Zecken oder anderen Gruppierungen innerhalb der Szene. Ich sympathisiere mit den meisten Punkern und identifiziere mich mit vielen politischen Idealen, daher würde ich mich selbst in den Punk einordnen.
Musiktechnisch bin ich da recht offen, wobei mir Musik am besten gefällt, die sinnige Texte mit guter Musik verbindet. Ich mag keine bestimmte Richtung, ich mag Bands, die ihre Musik individuell gestalten und sich auch von keinen Szenenidealen dazu verleiten lassen, sich in irgendeiner Form anzupassen.
Hier möchte ich das bereits genannte Beispiel von die Ärzte wieder aufgreifen. Sie waren sicherlich mal Punk, haben sich aber einfach weiterentwickelt. Das macht sie nicht gleich "Pop" oder ähnliches. Gerade bei dÄ sollte man sehr vorsichtig sein, sie in irgendein Genre stecken zu wollen, da kommt man nämlich recht schnell an seine Grenzen mit den Einschätzungen. Dafür machen sie viel zu vielfältige Musik. Ihre Texte sind von gesellschaftskritisch bis tierische sinnlos so ziemlich alles. Das ist der Grund, warum sie mir schmackhaft sind. Ich glaube, es ist nicht unbedingt ihre Vergangenheit, die sie in dieses Klischee der Punk-Band steckt, sondern viel mehr ihre Art, mit Liedthemen um sich zu schmeißen. Das Ganze will einfach in keine Szene so recht passen, aber sein wir mal ehrlich, im Punk findet man doch den buntesten Haufen.
(Ich möchte an dieser Stelle anmerken, dass die Ärzte nicht so kommerziell sind, wie man immer meinen will. Wenn man das in ein Preis-Leistungs (oder eben Preis-Aufwands) Verhältnis setzt, wird man schnell feststellen, dass der Betrag der Konzertkarte mehr als fair ist. Da muss man sich zum Vergleich nur mal einen Justin Bieber heranziehen, der pro Karte teilweise mehr als 100€ verlangt, DAS ist Kommerz, aber doch nicht die 30-40 Piepen, die dÄ verlangen, wenn sie vor so vielen Leuten spielen. Klar sind die Jungs sicherlich nicht verarmt, aber ich glaube, vergleichsweise sind sie noch ziemlich auf dem Boden geblieben.)