Ich habe eine etwas längere Story:
Alles hat mit einem neuen Schüler in unserer Stufe angefangen (ich war damals in der 10. Klasse). Mein erster Eindruck war eher...meh. Er war sehr ruhig und sah auch teilweise etwas ungepflegt aus. Er schien nicht zu den "coolen" Kids zu gehören (ich auch nicht) und deswegen viel es mir auch etwas einfacher ihn später in einigen Kursen die wir zusammen hatten, kennen zu lernen.
Er war stark depressiv und ließ sich wenig bis gar nichts von anderen Leuten einreden. Da ich aber ein natürlichen Drang zu "außergewöhnlichen" Menschen habe, hat mich das nicht weiter gestört. Nach zwei Wochen, vor einer Erdkundestunde, habe ich das Wort "
Brony" das erste Mal im meinem Leben gehört.
Er hat mich gefragt ob es Bronies an unserer Schule gibt. Ich habe erstmal "Browny" anstatt
Brony verstanden und war erst einmal sehr verwirrt. Dann hat er mir erklärt was Bronies genau sind, nämlich das es (vorallem) männliche (meist) erwachsene Zuschauer von My Little Pony. Ich war erst einmal verwirrt und neugierig zugleich (doch vorallem verwirrt
). Als er mir auch noch erzählte das es so viele von Ihnen gibt dass es eine ganze Convention namens
BronyCon gibt, dachte ich zuerst
, gefolgt von
und schließlich war ich einfach nur
. Aus meiner Neugier heraus fragte ich ihn trotz allem,
wieso denn so viele Männer und Jungs diese Show mögen. Als er mir kurz die anderen "schlechten" Teile erklärt hat, sagte er mir dass der Teil danach "My Little Pony: Friendship is Magic" im Gegensatz zu den anderen Teilen wirklich gut war. Er meinte dass die Figuren eine tatsächliche Tiefe haben, und es eine sinnvolle Entwicklung dieser gibt, so
wie der Story allgemein. Außerdem fand er es ungewöhnlich das weder ich, noch irgendjemand sonst in unserer Stufe über Bronies wusste. Nach all dem sagte ich nur noch: "Aber es ist doch bloß eine Sendung für kleine Mädchen!"
Naja, ich habe mir diesen Gedanken einfach aus dem Kopf geschlagen, dass sowas überhaupt möglich ist.
Wir waren weiterhin Freunde, trotz seines (meiner Meinung nach) komischen Hobbys.
Als ich das erste Mal in seinem Zimmer war, weil ich ihm einer meiner alten Konsolen geben wollte, habe ich nicht gemerkt, dass er eine riesige Pinky Wandbild auf einer seiner Zimmerwände aufgemalt hatte. Erst nachdem er mich ausdrücklich darauf ange
wiesen hat, habe ich es erst gemerkt
.
Auf jeden Fall blieb er bei uns nicht lange. Er erzählte mir schon vorher dass er umziehen müsse und deswegen höchstens noch zwei Monate bleibt. Doch er ging um einiges früher. Die Schule hatte auch keine Informationen erhalten,
zumindest die Lehrer nicht. Es ging ein Gerücht um, dass er versucht habe sich selber umzubringen, doch das halte ich bis heute für ein Gerücht (Er war zwar depressiv, aber ich denke nicht, dass er so weit gehen würde). Auf jeden Fall vergingen ungefähr sechs Monate. Ich habe ihn und Bronies schon ganz vergessen, bis ein Freund von mir, mir ein Video gezeigt hat. Es war einen
Brony Gangnam Style Parodie. Mein Freund fand glaube ich den Jungen für ein Stereotypisches Beispiel für einen
Brony, genauso
wie ich. Auf jeden Fall beschrieb das Video die Bronies als Pedophile und Schwule (was jeder der die Bronies nicht kannte auch meist zuerst über sie gedacht hat). Das Video selber war einfach
zum totlachen, es war zwar provokativ, allerdings stört mich das bis heute nicht. (Es war zur Unterhaltung da, und nicht um sich gezielt über Bronies lustig zu machen. Der Channel hatte Parodien zu ganz anderen "Stereotypen".) Auf jeden Fall habe ich in diesem Moment erkannt, dass ich villeicht nicht so abneigend zu dem Thema sein sollte. Ich meine, auch wenn sowas einem komisch scheint, heißt das nicht das man es als schlecht abstempeln sollte. Außerdem pflege ich ein Motto, welches besagt: "Don't judge anything, unless you tried it yourself!". Also bin ich an diesem Tag nach Hause gekommen, habe meinen Lapi angeschmissen, habe "My Little Pony Season 1 Episode 1" gegoogelt, und bin auf einen Kanal auf DailyMotion gestoßen, der alle bisherigen Folgen zu haben schien. Also habe ich mir die erste Folge angesehen. Ich fand die für eine Kindersendung, ungewöhnlich actionreich. Also habe ich mir die zweite auch angesehen (Ist so
wieso ein Zweiteiler). Ich fand es auch ganz gut. Die Animationen waren verglichen mir anderen 2D Animationen die ich sonst so kenne, sehr gut. Also habe ich mir noch eine angesehen...und noch eine...und noch eine...(I think you get the idea). Bis ich dann bei der 15 Folge ankam und gemerkt habe, das ich grade 15 Folgen einer Sendung für kleine Mädchen am Stück gesehen und genossen habe. In dieser Nacht habe ich es bereut, den Jungen so falsch hinsichtlich der Bronies und seines Hobbys eingeschätzt zu haben. (Man könnte fast meinen, ich hätte eine Lektion über Freundschaft gelernt
.)
Der Junge ist leider bis heute immernoch depressiv, allerdings habe ich mich trotzallem bei ihm für diese "Gabe" bedankt. Ich hoffe dass es ihm irgendwann
wieder besser geht.
Ende