So, ich bin viel zu spät dran, aber hab's net vor dem Familienurlaub geschafft.
Jetzt mit 20% mehr Klugscheissen:
Trockenbürsten
Trückenbürsten ist eine einfache Standardtechnik. Sie kommt zum Einsatz, wenn größere Flächen erhabene Stellen aufweisen, die man hervorheben möchte ODER die Vertiefungen extrem abdunkeln.
An Beispielen von Tabletop Modellen:
-
Kettenhemden/Rüstungen
-
Fell
- sandiger Untergrund (Basegstaltung)
Dazu zwei Bilder:
Before
After
Wie deutlich zu sehen ist, wirkt es direkt viel plastischer.
Im Grunde ist das eine Highlight (= Akzentuierung) Technik, die großflächig angewendet wird, wenn's nicht sehr akkurat werden muss.
Wie geht man also vor?
1. Der Untergrund muss in derjenigen Farbe vorgrundiert sein, welche später in den Vertiefungen vorherrschen soll.
2. Eine verwandte, aber hellere Farbe wird mit dem Pinsel aufgenommen.
3. Ein Teil der Farbe wird in den Topf zurück abgestrichen, dann über ein Tuch/Küchenpapier abgewischt, dabei aber Farbe im Pinsel zurücklassen.
4. Oberflächlich über die zu bürstende Stelle gehen.
Wenn man das vorsichtig macht, z.B. mit der Längsseite quer drüberstreichen, dass man also aktiv die tieferen Stellen meidet, dann kann man...
Akzentuieren
Auch "Highlighting". Geht meines Erachtens besser (sicherer) mit nur leicht Farbe tragenden Pinseln - massenhaft Farbe kann sich mal eben absetzen und wenn sie sehr füssig ist, sich sonstwie verteilen.
Muss nicht mit der Pinsellängseite geschehen, aber wenn man im 90° Winkel über die zu akzentuierende Stellen gehen kann, dann wird das sehr akkurat.
Wie ich das meine:
Legt beide Zeigefinger übereinander, sodass sie auf das jeweils andere Handgelenk zeigen. Dreht eine Hand 90°, z.B. rechts zeigt nach vorne von euch weg. Wenn der rechte Finger jetzt der Pinsel wäre, dann kann man recht sicher über die Kante (der linke Finger) streichen und es wird sauber.
Das geht leider nicht immer, vor allem wenn andere Teile im Weg sind und/oder die Stellen, welche akzentuiert werden sollen selber eine Vertiefung sind, oder gar rundliche Flächen.
Akzente können sehr schwer sein.
Schwarz wird mit Grau oder metallic grey akzentuiert, letzteres findet aber nur selten Anwendung und ist durch die Dritte Technik weiter unten zu ersetzen.
Rot wird mit Orange (!) oder einem 1:1 Mix aus BEIGE und demselben Rot akzentuiert. Rosa/Pink oder Rot/Weiß Mischungen (die als Rosa/Pink enden) sind ein Faux-Pas, der eine Schelle verdient.
Grün kann man DEZENT mit Gelb akzentuieren, aber besser erst in zweiter oder dritter Instanz (= Basisgrünton, 1. Akzent mit hellerem Grün, 2. Akzent mit noch hellerem Grün, 3. Akzent Gelb). Ist aber nicht nötig, Grüntöne gibt's en masse.
Weiß wird nicht akzentuiert sondern schattiert.
Grau nur wenn es sehr stark/dunkel ist (mit hellerem Grau, niemals Weiß).
Blau kann in dritter Instanz mit Weiß akzentuiert werden.
So, dass wäre ein grober Überblick.
Akzente bei Pony-Customs reichen in einer Instanz. Grund: die Urfarben sind eh Pastel und einschichtig (plus Schatten), daher muss nicht mehr Tiefe generiert werden, als ohnehin da war.
So, kommen wir zum...
Tuschen
Tusche ist sehr flüssig, und das muss sie auch sein. Man pinselt sie großzügig über eine Fläche mit Vertiefungen, sodass sie dort hineinfließt, die Farbpartikel sich dort sammeln, der Wasseranteil verfliegt und so die Vertiefungen deutlich schattiert werden.
Die beste Methode fürs Tuschen ist schwarze Tusche über metallic grey (aka silver metallic). Hier ist sie quasi Pflicht, anderorts ist sie
bestenfalls geiles Extra (wenn richtig angewandt).
Tusche kann aber auch das Akzentuieren ersetzen, vor allem in Massenarmeen für Tabletop. Siehe hier:
Dies ist ein "Termagant" der "Tyraniden", Games Workshop "Warhammer 40.000".
Großzügig getuscht sieht man, wie die Vertiefungen die Tusche (Farbe) deutlich angenommen haben und die Kanten gegenteilig nicht: die Tusche zieht sich Dank der Oberflächenspannung des Wassers (da Wasserbasis) in die Mitte von Flächen zurück, selbst wenn diese eben sind.
Ein noch stärkerer Effekt lässt sich mit "Dips" demonstrieren, welche zwar die GANZ faule Lösung sind, aber Tyraniden z.B. brauchen um die 50 Ganten als Kern, um Turnierfähigkeit zu erreichen (Kanonenfutter und Flut-Taktik, siehe Zerg, KEKEKEKE).
Dips sind aber keine Farbe in dem Sinne mehr; wie man sieht schichtet es sich über JEGWEDE Farbe. Anfangs experimentierten einige findige Leute mit Lacken aus dem Baumarkt, findige Hersteller sprangen innerhalb eines Jahres auf und schufen funktionale Dips für den Miniaturhausgebrauch.
Und ja, man dipt die Miniatur KOMPLETT in den Dip, dann lässt man sie abtropfen und lange Zeit auf Küchenpapier austrocknen.
Lohnt sich auch nur, wenn man 50+ Miniaturen zu dippen hat ...
Techniken reihen
1. Grundfarbe auftragen (sofern nötig, bei Citadel Farben von Games Workshop z.B. muss man Metallfarben schwarz grundieren).
2. Basisfarbe auftragen (deckend, z.B. Silver Metallic).
4. Tuschen (hier im Beispiel: schwarz).
5. Trockenbürsten (hier: helleres Silver Metallic).
6. Akzentuieren (sofern man nicht schon das hellste Silver Metalic der Palette zum Trockenbürsten verwendet hat).
Merke:
Man kann Tuschen durch korrespondierende gleiche Farben (Standard Schwarz in Tusche-Schwarz) eindicken, aber vorsichtig. Dann mit dünnen Pinseln die Vertiefungen nachziehen, wenn sie groß genug sind. Als Beispiel nutze ich mal das leider momentan einziges online stehendes Bild einer meiner Miniaturen (ja, es ist leider überbelichtet).
1. Tuschen:
- Beine/Arme/Schulterpanzer: verdickt (teils grau statt schwarz) direkt in die Vertiefungen/Ecken eingepinselt.
- Brustpanzer-Adler: deckend zum Verlaufen (braun).
- Rückenmodul/Schusswaffe, je Metallteile: deckend zum Verlaufen, verdickt direkt in die Vertiefungen des Rückenmoduls (oberer Teil).
- Vertiefung Rückenmodul direkt hinter dem Kopf: ordentlich NICHT eingedickt zwei- oder dreimal zum abdunkeln.
2. Trückenbürsten:
- Brustadler, vor dem Tuschen. Beige über Braun.
3. Akzente:
- Rote und Blaue Teile. Beim Blau genau hinsehen, auch entlang der Linien-Vertiefungen habe ich akzentuiert.
- Tasche: Ledereffekt versucht.
Als Referenz mal was ganz einfaches.
Grundfarbe: Blaugrau.
Vertiefungen: Schwarz.
Akzente: Hellgrau.
Die Akzente sind dezent. Aber allein das Tuschen/Schattieren hat einen genialen Effekt.
Bei der folgenden Miniatur sieht man den trockengebürsteten Brustadler gut.
Ich hoffe das hat geholfen.