Was wir hier so alles für Threads haben...
Hab ihn mir mal durchgelesen. Huia, hätte gar nicht gedacht, daß diese Reihe so polarisiert
Entweder mag oder haßt man sie, so kommt es mir vor.
Ich mag sie
Sicher, das Szenario, daß planetenweit Knall auf Fall die Menschen verschwinden, ist einigermaßen unrealistisch. Zur schöneren Darstellung sieht man tatsächlich keine Leichen rumliegen (
), allerdings wird gleich in der ersten Folge "The bodies left behind" genau darauf eingegangen: was nämlich mit unseren Körpern passieren würde. Gut, nicht die "normale" Zersetzung, wohl aber, was mit Eingefrorenen passieren würde, oder mit den Überresten auf Friedhöfen (einige davon könnten sogar über die Zeit hinweg zu Erdöl werden) - ganz wegignoriert werden die Menschen also nun auch wieder nicht.
Faszinierend finde ich einfach, den Verfall zu beobachten und wie die Natur Orte zurückerobert. "Spinnerei", mag mancher schreien: aber nein. Ich hatte und habe in der Realität genug Orte, an denen genau dieses Szenario, nämlich daß die Menschen verschwunden sind und die Orte sich selbst überlassen sind, wo ich den bisherigen Verfall und das Zurück-Überwuchern durch die Natur verfolgen konnte und durch die Serie nun eben mir auch besser vorstellen kann, wie es sich weiter entwickelt. Es gab in meiner Nachbarschaft Häuser, an denen schon zu DDR-Zeiten nichts mehr gemacht wurde, nach der Wende zogen die letzten Bewohner aus, die Buden standen leer und waren sich selbst überlassen - Exkursionen da hinein waren etwa "20 Jahre nach den Menschen" für mich äußerst spannend, allgemein hab ich ja was übrig für den morbiden Charme von Orten, die heutzutage als "lost places" bezeichnet werden. Die Buden sind inzwischen abgerissen worden, es war aber bei den Exkursionen in Abständen von paar Jahren einfach faszinierend, zu sehen, wie immer schneller werdend der Verfall fortschritt. Dazu brauchten die Menschen nicht vom ganzen Planeten verschwinden, es reichte schon, daß sie (abgesehen von einzelnen Beobachtern ab und zu) aus diesen Gebäuden verschwanden
- Oder das ehemalige Bundesbahn-Bw Wiesbaden Hbf. Wie oft habe ich dort Streifzüge unternommen, mir angesehen, wie die Natur die Reste der einst geschäftigen Bahnanlagen immer mehr und mehr überwuchert und die alte Technik schlicht und einfach verschwinden läßt - einfach faszinierend
Dann suche und finde ich im Internet Fotos aus der Zeit, zu der das alles noch in Betrieb war, und sehe, oha, das ist ja noch gar nicht mal so sehr lange her, aber dann wurde das Bw eben aufgegeben, die Menschen verschwanden praktisch, und der Natur kampflos überlassen... Oder der Bahnhof München Olympiastadion (afaik inzwischen allerdings abgerissen). Ich vergleiche Bilder von 1972 mit welchen von sagen wir mal 2006 oder so - oha... Und da ich eben ein Faible für "lost places" habe, ist die Reihe für mich eben ungemein faszinierend.
"Mimimimi was hat das mit Doku zu tun mimimimi", habe es ja im Thread etliche Male gelesen - womöglich nichts. Klar: wir können nicht dokumentieren, was noch nicht geschehen ist, nämlich eine von jetzt auf sofort menschenleere Erde! Aber es kann simuliert werden... und das eben auch anhand realer Beispiele; in jeder einzelnen Folge werden reale Orte gezeigt, die verlassen worden sind, und auch, wie sie mal ausgesehen haben, als sie noch in Betrieb waren (sofern es alte Aufzeichnungen gibt; bei Orten, die schon vor Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden verlassen wurden, gibt es natürlich keine Darstellungen, wie sie zu ihrer aktiven Zeit aussahen). Als "Doku" würde ich die Reihe deshalb auch gar nicht unbedingt verstehen wollen, sondern eben als (für mich, der eben eine Ader für den morbiden Charme hat, unterhaltsame) Simulation, anhand der ich mir dann auch besser selber vorstellen kann, was Orten oder Gegenständen aus meinem ganz eigenen Umfeld passieren würde, wenn man sie sich einfach selbst überläßt.
Und irgendwo hat es für mich auch was Beruhigendes, immer wieder gezeigt zu bekommen, daß, egal was für extreme Schäden wir auch anrichten (bzw. eben unsere Einrichtungen wie Raffinerien, AKW, Güterzüge voller Gefahrgut, Atomwaffen usw.), über die Zeit hinweg die Natur sich anpaßt und wir schlichtweg gar nicht in der Lage sind, wirklich dauerhaft alles kaputtzumachen.