05.06.2012 |
Pulse Wave
Hintergrundpony
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RE: Welches Betriebssystem ist BestPony?
Für einige bestimmte Sachen verwende ich noch Windows. Da wäre zum Beispiel ein Bildschirmschoner, der noch weitaus mehr ist als das, der aber mit Direct2D arbeitet und unter Wine nur ruckelt. (Bevor jemand fragt: proprietärer Closed-Source-Binary-Blob ohne explizite Lizenzangabe.)
Dann läuft unter Windows noch ein erheblicher Anteil meines Musikmanagements. CDs rippe ich mit Exact Audio Copy, an dessen Zuverlässigkeit in Verbindung mit Geschwindigkeit selbst das Rubyripper-cdparanoia-Gespann nicht rankommt. Und die Features von foobar2000 (etwa der Masstagger oder die extrem flexiblen Autoplaylists inklusive M3U-Exportfunktion) bietet kein anderes Musikprogramm, selbst gmusicbrowser nicht, und Amarok (das KDE als Dependency hat) erst recht nicht. Das heißt, beides soll auch unter Wine laufen, EAC aber nur mit Krücken.
Außerdem manage ich über Windows meine Digitalkamera. Und „managen“ heißt hier nicht JPEGs runterladen. Ich habe eine Spiegelreflexkamera, speichere Fotos als Raw, und um nachträglich etwa die Farbwerte zu bearbeiten, ist das (proprietäre Closed-Source-Commercial-OSs-only-) Tool vom Hersteller, das auf die Kamera abgestimmt ist, besser geeignet als alle freie Software von Gimp über Shotwell bis Digikam, wo man an RGB-, CMYK- oder HSL-Werten herumdoktern muß.
Mit Wine hat man ja ständig das Risiko, daß der Hersteller von Windows-Software irgendwas verändert, womöglich nicht im Changelog einträgt (Closed-Source-Software hat häufig gar keinen anständigen Changelog), und die Software, die vorher Platinum-Status hatte, ist auf einmal Garbage, weil nichts mehr geht. Weil der Hersteller sich genau gar nicht um nichtkommerzielle, freie Betriebssysteme kümmert, ist es ihm auch Wurscht.
Ansonsten ziehe ich – um mal die Anhänger der Freien Software nicht zu erzürnen – GNU/Linux. Hier auf meinem neuen Nettop (64 Bit), auf dem T60 und auf dem Rechner bei meinen Eltern läuft jeweils Ubuntu 12.04 (auf letzteren zusätzlich Windows 98SE, und das ist auch nicht schneller), und auf meinem „großen“ Rechner hier läuft neben Windows 7 Home Premium zum einen Linux Mint 13 (von 12 upgedatet und sowohl mit MATE als auch mit Cinnamon) und zum anderen Chakra 2012.05. Wenn eins meiner beiden T42 reanimiert wird, wird entweder das Mint erneuert oder Bridge (noch ein Arch in ready-to-run, aber ohne Qt/KDE-Zwang) installiert.
Vorteile sehe ich da jede Menge.
Zunächst mal kriegt man mit den meisten Distributionen ein Softwarepaket geschnürt, von dem man bei Microsoft nur träumen kann. Neben dem Betriebssystem selbst gibt’s unter anderem ein Officepaket nebst integriertem Vektorgrafikprogramm, ein sehr gut ausgestattetes Pixelgrafikprogramm (allein das alles wäre ohne FLOSS einige Hunderter teuer), je einen Audio- und Videoplayer, einen Webbrowser und einen Mailclient, wie man ihn sich unter Windows erst nachinstallieren müßte, etc.
Sollte das nicht reichen, kann man ruckzuck andere Software nachinstallieren. Unter Windows schmeißt man dafür seinen Webbrowser an, lädt sie sich von einer Website runter, die man mitunter vorher erst suchen muß, doppelklickt dann die Installer-EXE, wurschtelt sich durch die Installationsdialoge, die einen (idealerweise!) auch fragen, wo man die Software installieren will… Unter Linux benutzt man dafür die Paketverwaltung. Starten, Software suchen, die man installieren will, zum Installieren auswählen, so oft wiederholen, bis man alles gewählt hat, was man installieren will (dabei werden immer alle Abhängigkeiten mit markiert), und ganz am Ende den Installationsvorgang anwerfen und zugucken. Oder was anderes nebenher machen. Sehr selten, daß man mal was gefragt wird, weil es unter unixoiden Systemen für gewöhnlich für alles Standardpfade gibt.
Überhaupt die Paketverwaltung. Über die wird nämlich auch alles aktuell gehalten, und damit meine ich alles, und sogar Systemkomponenten häufiger als nur einmal im Monat. Man stelle sich mal vor, das gäbe es unter Windows – ein einzelnes zentrales Programm, über das man den Windows-Kernel, System-DLLs, Office, Photoshop, Internet Explorer, Firefox, Thunderbird, Opera, Chrome, ICQ, MSN, Winamp oder iTunes, VLC, alle Games, Java, Flash, Adobe Reader, die Antivirensoftware usw. usf. aktuell halten kann. Die einem vielleicht sogar das ganze System in einem Rutsch von Windows Vista auf Windows 7 updatet – oder gar einem zweimal im Jahr eine ganz neue Windows-Version installiert. Und zwar mit genau einem Reboot ganz am Ende. Dadurch, daß jeder Tag „Patchday“ ist und nicht nur einmal im Monat, kann außerdem jede Distribution – sogar Debian Stable oder Ubuntu LTS – jederzeit binnen kürzester Zeit Sicherheitsupdates und dringende Bugfixes ausrollen.
Noch ein Punkt für Linux (um jetzt mal die weithin gebräuchliche „Kurzfassung“ zu nutzen): Sehr seltene Reboots. Windows muß man wegen jedem Pups rebooten, Linux nur, wenn’s an den Kernel oder wenige andere grundlegende Komponenten geht. Die Paketverwaltung kann einem sogar einen neuen X-Server installieren, und man braucht sich nur ab- und wieder anmelden.
Die Art und Weise, wie Laufwerke und Ordner gehandhabt werden, mag aus Windows-Benutzersicht merkwürdig sein, ist aber sehr flexibel, leistungsfähig und zuverlässig. Das liegt daran, daß unixoide Systeme Dateisysteme beim Einhängen nicht zwingend danach benennen, wo sie sich befinden. Das Konzept des „Laufwerks“ gibt’s auch nicht. Aus der Ordnerstruktur geht nicht hervor, auf wievielen Partitionen, ja, auf wievielen physikalischen Datenträgern sie sich befindet, weil es einfach egal ist. Das hat ein paar nette (Neben-)Effekte:
- Weil es keine Laufwerke gibt, gibt’s auch keine Beschränkung auf 24 Laufwerke wie unter Windows (A: und B: werden nicht mehr belegt, seit es praktisch keine Floppylaufwerke mehr gibt).
- Ein USB-Stick etwa hängt sich unter jedem Linux unter demselben Pfad ein. Unter Windows heißt er mal F:, mal N:, mal was-weiß-ich, unter Linux heißt er immer /media/FIREFLY, egal auf welchem Rechner.
- Man kann ganze Teile der Ordnerstruktur auf ganz andere Laufwerke umziehen, ohne sich groß einen Kopp zu machen, ob die Pfadangaben später noch stimmen. Unter Windows müßte man lange und aufwendig mit den Laufwerksbuchstaben rumhasslen. Unter Linux kann man mit einer Handvoll Befehle mal locker sein ganzes Homedirectory (/home/Benutzername) auf eine ganz andere Festplatte umziehen, und es fühlt sich hinterher genauso an wie vorher.
Überhaupt finde ich das System von unixoiden Systemen sehr übersichtlich. Anwendungen parken unter /usr/bin und /usr/sbin. Zusätzliche Daten für das System und die Anwendungen parken unter /usr/share. Systemkonfigurationsdateien parken unter /etc (manchmal auch unter /usr/share). Eigene Dateien parken unter /home/ Benutzername, was auch der einzige Bereich ist, auf den ein Benutzer Schreibzugriff hat. Systempfade kann er nur einsehen, auf die Home-Ordner anderer Benutzer hat er nicht mal Lesezugriff. Alle anderen Volumes werden eingehängt unter /mnt oder /media (in letzterem Fall tauchen sie als Icons auf dem Desktop auf).
A propos Ordnerstruktur: Links. Ganz besonders symbolische Links. Konnten UNIX und Linux praktisch schon immer. Microsoft hat da für Vista was zurechtgebastelt, was eine ähnliche Funktionalität haben soll, aber weder so leistungsfähig noch so simpel ist.
Hab ich erwähnt, daß Linux erheblich mehr Dateisysteme einhängen kann als Windows? Windows kann kaum mehr als die Microsoft-Dateisysteme FAT16, FAT32 und NTFS. Für Linux gibt’s die Regel: Wenn es existiert, kann Linux es mounten. Und sogar so ein Dateisystem mit Bordmitteln (cfdisk) erzeugen und formatieren.
Dann wäre da die Sicherheit. Nicht nur, weil es für unixoide Systeme wesentlich weniger Schädlinge gibt als für Windows, weil es sich nicht lohnt. Sondern es gibt noch einen ganz anderen Grund: eingeschränkte Benutzerrechte Wenn man Windows installiert, legt einem der Installer gegen Ende ein einzelnes Benutzerkonto an. Das hat volle Administratorrechte, darüber wird der User aber nicht informiert. In Folge dessen, so hat man vor einiger Zeit mal ermittelt, haben etwa 95% aller Windows-Privatbenutzer volle Zugriffsrechte auf alle Systemkomponenten – und somit auch alles an Software, was über diese Benutzerkonten gestartet wird. Microsoft hat ja ab Vista sogar gegensteuern müssen und selbst bei Adminkonten eine Abfrage eingebaut, wenn für etwas Adminrechte gebraucht werden. Die ganz Schlimmen schalten diese Abfrage ab, weil nervig, und schalten auch die Paßwortabfrage beim Login ab, weil nervig. Unter Linux ist das anders. Da wird einem ein Benutzerkonto mit eingeschränkten Rechten eingerichtet. Für Arbeiten am System gibt es bei einigen Distributionen noch das gute alte root-Konto, das separat angelegt wird (und zumindest Debian warnt einen ausdrücklich, unter diesem Konto dauerhaft zu arbeiten), oder es gibt gar kein Benutzerkonto mit vollen root-Rechten mehr und statt dessen den sudo-Befehl, mit dem einem einzelnen Befehl, einem einzelnen Prozeß explizit root-Rechte gegeben werden, und auch der verlangt nach einer Paßworteingabe.
Datei- und Verzeichniszugriffsrechte sind auch ein Sicherheitsthema. Windows hat das ja erst recht spät nachträglich eingeführt, und bis einschließlich XP gab es Versionen von Windows, die das fast gar nicht kannten. Wo das vorhanden ist, ist es ein unglaublich komplizierter Wust von Einstellungen über etliche Dialoge. Unter UNIX geht das viel einfacher. Jede Datei und jeder Ordner ist einem Benutzer und einer Benutzergruppe als Besitzer zugeordnet. Für den Benutzer, die Gruppe und alle anderen kann man jeweils einstellen, ob sie Lese-, Schreib- und Ausführrechte haben. Als Besitzer der Datei kann man das selbst, sonst macht man das als root, und auch das geht ganz einfach mit chmod.
Was so mancher Windows-Benutzer kaum glauben mag: Was weitreichend konfigurierbare Benutzeroberflächen mit Bling angeht, ist Linux weiter. Fensterschatten, Glanzeffekte und sogar Transparenz konnte Linux schon, bevor es Windows Vista gab. Abgesehen davon: Man versuche mal, das Aussehen von Windows XP, Vista oder 7 wirklich weitreichend zu verändern. Mit Bordmitteln. Das geht nicht ansatzweise so flexibel wie bei praktisch jeder Desktopumgebung für Linux. Unsereins hat nicht nur massenhaft mehr Themen und Themenelemente zur Auswahl wie etwa Schaltflächenformen – und sogar ganz andere Desktopumgebungen zum Nachinstallieren –, wir können sogar alle (!) Elemente auf einer Desktopleiste beliebig anordnen, verschieben und entfernen, sogar mehrere Leisten einrichten. Wir haben auch unter diversen Desktopumgebungen mehr als die drei typischen Fensterschaltflächen Minimieren, Maximieren, Schließen – wir können Fenster auch per Button einrollen (dann ist nur noch die Titelleiste zu sehen), dauerhaft nach vorne stellen, dauerhaft nach hinten stellen oder auf alle Desktops gleichzeitig setzen.
Alle Desktops gleichzeitig, weil schon UNIX out of the box standardmäßig mit Bordmitteln mehr als einen Desktop hatte. Windows kann das, wenn überhaupt, nur mit irgendwelchen Third-Party-Programmen, die mehr oder weniger auf die Explorer-Oberfläche aufsatteln und mehrere Desktops emulieren.
Wo wir schon mal dabei sind: die Verbindung aus Desktopeffekten und mehreren Desktops. Den Desktopwechsel können wir nämlich sehr effektvoll durchführen, angefangen mit seitlichem Wischen, aufgehört beim legendären Desktopwürfel, den wir auch schon in der Vor-Vista-Zeit hatten. Wieder mit Bordmitteln, die viele Distributionen gleich mitinstallieren (Compiz Fusion; inzwischen kann KWin das auch).
A propos „hatte Linux zuerst“: Linux konnte USB 3.0 vor Windows. Rolling Releases haben die entsprechenden Treiber, als diese stabil waren, innerhalb von wenigen Tagen per Update nachgereicht, nichtrollende Distributionen (sofern man nicht auf maximal mögliche Stabilität setzt und den längstmöglichen Updatezyklus gewählt hat) nach etwa einem halben Jahr.
Was ich persönlich extremstens praktisch finde, und was Windows so schnell nicht nachmachen werden dürfte, ist das Tastaturlayout unter Linux und die Eingabe von Sonderzeichen. Unter Windows haben zwölf Tasten eine Drittbelegung mittels Alt Gr. Linux hat statt dessen den 3rd Level Chooser, auf den meistens, aber nicht zwingend Alt Gr gemappt ist, und außerdem noch einen 4th Level (Shift + 3rd Level). Jede, aber auch wirklich jede alphanumerische Taste hat vier Belegungen. Sogar der Spacebar kann zusätzlich belegt werden mit einem geschützten und einem schmalen geschützten Leerzeichen.
Mit einem frisch installierten Linux mit deutschem Tastaturlayout kann ich nicht nur typografisch korrekt Deutsch oder Französisch («Anführungszeichen») schreiben, und zwar ohne die Autokorrekturfunktion von LibreOffice, sondern auch Tschechisch, Polnisch, Portugiesisch, Ungarisch, Dänisch, Isländisch usw. Wie man sieht, gibt’s sogar das seltene große Esszett (ẞ) und das früher im Deutſchen in Wortmitte eingeſetzte lange S (ſ).
Hier sind auch erheblich mehr Zeichen „Deadkeys“ wie unter Windows die Akzente, und erheblich mehr Zeichen können mit Deadkeys variiert werden. Wie gesagt, Polnisch out of the box mit deutschem Tastaturlayout. Oder Hëävÿ-Mëẗäl-Ümläüẗë™. Programmierer, die keine fremdsprachigen Sonderzeichen brauchen, aber bestimmte Deadkey-Zeichen zum Programmieren, können die Deadkeys übrigens teilweise oder ganz abschalten.
Sollte selbst das noch nicht reichen (oder man keine Taste frei haben als 3rd Level Chooser, weil man Alt Gr schon mit was anderem belegt hat), gibt es schon seit grauer UNIX-Vorzeit die Compose-Taste, mit der man mit etlichen Zeichenkombinationen Sonderzeichen erzeugen kann. Die Compose-Taste kann man auch frei wählen; auf Sun-Tastaturen ist sie da, wo unter Windows die Menütaste ist, deswegen habe ich sie immer da liegen. Die Funktionsweise von Compose ist ganz einfach: Man tippt Compose an, dann zwei (seltener mehr) Tasten, und daraus ergibt sich ein entsprechendes Zeichen. Die Compose-Kombinationen sind für gewöhnlich recht selbsterklärend. Beispiele:
- Compose + a + e = æ
- Compose + / + o = ø
- Compose + o + a = å
- Compose + t + m = ™
- Compose + o + c = ©
- Compose + - + L = £
- Compose + = + Y = ¥
- Compose + " + e = ë
- Compose + , + c = ç
- Liste von Compose-Kombinationen – man kann sich als Benutzer übrigens die Tabelle aus dem System in seinen Home-Ordner kopieren und modifizieren
Wo ich schon mal dabei bin: Schriftdarstellung. Das fängt schon damit an, daß unter Linux-Desktopumgebungen Schriften standardmäßig geglättet sind. Umsteiger von Windows bekommen da leicht Kopfschmerzen, weil sie pixelige Schriften ohne Hinting gewohnt sind, aber ich finde, es sieht viel besser aus. Hinting funktioniert wahlweise mit Graustufen oder – für LCD-/TFT-Bildschirme mit Subpixeln in verschiedenen wählbaren Anordnungen. Was das Schriftbild auch noch verbessert, ist Kerning, das nicht nur von den meisten Schriftarten unterstützt wird (natürlich nicht von Monospace-Schriften), sondern von den Desktopumgebungen selbst. Während Windows überall, inklusive Office und vielen Grafikprogrammen, Schriftzeichen in voller Breite nebeneinanderpflanzt, überprüfen die Linux-Schriftbibliotheken die Schriftzeichen auf vorhandene Kerningpaare und setzen die Zeichen in entsprechende Abstände zueinander. Besonders extrem fällt das auf bei Kombinationen wie AV, wo ohne Kerning eine Riesenlücke entsteht, während mit Kerning das V so weit an das A heranrückt (und sich eigentlich sogar mit ihm überschneidet), daß die Lücke kleiner wird. Mit geeigneten Schriften (und das sind viele) können die Desktopumgebungen sogar automatisch (aber eben auch nur automatisch) Ligaturen setzen.
Es lassen sich auch relativ einfach sehr gute Schriften nachinstallieren; manchmal, etwa bei Distributionen für Kreative, sind diese schon vorinstalliert. Als Linuxer muß man sich nicht herumplagen mit der häßlichen Arial, die seinerzeit als nicht zu ähnliche™ Helvetica-Imitation kreiert wurde – derweil Mac OS seit jeher die echte Helvetica hat –, sondern installiert übers Paketmanagement die Freefonts: Free Sans, die von einer Helvetica praktisch nicht mehr zu unterscheiden ist und die PostScript- bzw. Type1-Helvetica auf dem Bildschirm vertritt, Free Serif, die dasselbe mit der Times macht, und Free Mono, die dasselbe mit der Schreibmaschinenschrift Courier macht.
In dem Zusammenhang sei noch erwähnt, daß man unter Linux dem X-Server mitteilen kann, wie groß der eigene Bildschirm in Millimetern ist. Dann skaliert er die Desktopumgebung und die Ausgabe von beispielsweise Vektorgrafikprogrammen so, daß ein Zentimeter auf dem Bildschirm auch wirklich ein Zentimeter ist. Gerade bei sehr hohen Auflösungen hat das auch den Effekt, daß sich die ganze grafische Benutzeroberfläche entsprechend mitskalieren kann, auch wenn das dann in Dissonanz zur Darstellung von Websites im Browser steht, die ja in den allermeisten Fällen nicht frei skalierbar sind. Dazu trägt auch noch bei, daß sich in der Linuxwelt als Icons Vektorgrafiken (SVG) weitgehend durchgesetzt haben, während Windows noch auf Pixel-Icons in einer Handvoll Größen setzt.
Eine Sache noch zum Schluß, die fast linuxexklusiv ist und sehr angenehm: PulseAudio. Das ist nämlich mittlerweile sehr stabil und benutzbar geworden. PulseAudio ist ein Audio-Daemon, der zwei besondere Features hat: Zum einen ermöglicht er es, Sound von mehreren Anwendungen mischen und individuell in der Lautstärke regeln zu können. Zum anderen kann er Sound von einem Rechner über einen ganz anderen ausgeben. Dabei arbeitet PulseAudio auf Wunsch gleichzeitig als Client und Server. Ich selbst habe zum Beispiel nur einen Rechner an meiner HiFi-Anlage hängen, auf dem läuft Ubuntu mit PulseAudio als Empfänger aktiviert. Über ihn können jetzt alle meine anderen Linuxrechner ihre Audiosignale an die Anlage weiterleiten. Das ist dann auch noch je nach Anwendung wählbar, beispielsweise kann ich am Laptop die Systemtöne weiterhin lokal ausgeben, den Ton vom VLC aber über die Anlage laufen lassen. Man kann sogar sowohl lokal als auch beim entfernten Rechner auswählen, über welche Audiohardware und welche Ausgänge der Sound gehen soll, sofern eine Auswahl besteht. Es gibt auch einen PulseAudio-Port für Windows, der ist aber wenig gepflegt, recht unvollständig (es gibt beispielsweise keine grafische Steueroberfläche, was die Sache relativ sinnlos macht) und außerdem buggy.
(04.06.2012)emosewA schrieb: (04.06.2012)404compliant schrieb: (03.06.2012)KeiserWiliem schrieb: Ein Betriebssystem bei dem mach nicht noch um Fragmentierung kümmern muss
Um deine heile Welt mal ein wenig ins Wanken zu bringen: Das 'zukünftige' Linux-Standard-Dateisystem Btrfs beherrscht sowohl Online-Defragmentierung als auch automatische Hintergrund-Defragmentierung, einfach, weil es das als Copy-on-Write Dateisystem dringend braucht.
Defragmentierung wird unter Windows überschätzt, und unter Linux unterschätzt.
*hust* wenn das dann irgendwann mal fertig wird *hust*
Um wieviel wollen wir wetten, daß Ubuntu es mal wieder ausrollt, bevor es fertig ist, weil sie die ersten sein wollen, die es haben, am besten noch vor den Rolling Releases? *hust* PulseAudio *hust* KDE 4 *hust*
(05.06.2012)Perrydotto schrieb: Ich bin z.B. kein bisschen Applejünger, aber ich sehe die Stärken im multimedialen Arbeiten bei Mac auf jeden Fall.
Noch. Apple war da mal ganz groß, schon zu Zeiten vor dem ersten iMac 1998. Serienmäßiges SCSI im Mac sprach Bände. Aber wie es aussieht, wenden sie sich selbst aktuell von Multimedia-Profis als Zielgruppe ab und hin zu Hipstern, die Apple als Lifestyle-Marke ansehen und der Ansicht sind, daß z. B. alle Androiden nur billige iPhone-Klone sind für diejenigen, die sich ein richtiges iPhone nicht leisten können. Daß professionelle Mac-User kaum mehr eine Rolle spielen, erkennt man unter anderen an der Politik bezüglich Logic und Final Cut und daran, daß in OS X Lion alles an Audio über QuickTime laufen muß.
Im übrigen sind iPod Classic und Mac Pro ewig nicht modellgepflegt worden, derweil vom iPhone, iPad und MacBook Air laufend ganz neue Modelle rauskommen. Ich meine, sie haben sogar schon in Erwägung gezogen, den Mac Pro ganz einzustellen.
Schätze, in naher Zukunft werden die großen Musikstudios sich überlegen müssen, was sie mit ihren Logic-Projekten machen, wenn ihre Mac-Systeme an Altersschwäche eingehen und Apple als Ersatz nur ultrahippe Klapprechner mit hipsterkompatibler, aber nicht mehr profitauglicher Multimediasoftware aus einem App Store anbietet.
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06.06.2012 |
Perrydotto
Signin' Pony
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RE: Welches Betriebssystem ist BestPony?
(05.06.2012)rx1603 schrieb: Ich denke, da gibt es unterschiedliche Mentalitäten, was Fanboyism angeht. Tontechniker sind in der Regel bestrebt, plattformübergreifend arbeiten zu können. Durch spezifische Musikstie und -Richtungen sind allerdings manche DAW's und damit verbunden auch das OS mehr oder minder vorgegeben. Gerade im Pop-Bereich empfehlen sich die Programme am stärksten, die mit dem Fokus auf Mac OSX konzipiert wurden.
Japp japp, das kann ich so nur unterschreiben
Und auch in Anbetracht dessen was Pulse Wave gesagt hat:
Natürlich gibts bei uns in der Schule Präferenzen und unsere Dozenten finden auch nicht alle Programme gleich gut. Eben drum hat man uns von Anfang darauf geeicht, alle möglichen Programme auszuprobieren, weil uns das nur gut tun kann und auf die Herausforderungen des Arbeitsalltags vorbereitet. Was bringts sich auf eine bestimmte Software und das damit verbundene OS einzuschießen, wenn der zukünftige Arbeitgeber diese nicht verwendet?
Das Problem ist eben der Arbeitgeber. Was der benutzt wird benutzt, zumindest eben am Arbeitsplatz. Was Boss hat zählt. Und selbst wenn Apple da die Politik gegen die Wand fährt (was ich persönlich auch ätzend finde) - Solange das und dies gewünscht wird muss man es nehmen.
Mal sehen, ob Apple noch auf den Trichter kommt dass sie gerade ihren massiven Vorteil in Sachen Schnittstellen und eklusiver Software verspielen ...
Wenn ihr nur eure schockierten Gesichter sehen könntet - Unvergleichlich!
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06.06.2012 |
KeiserinSkadi
Onee-sama~
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Registriert seit: 03. Dez 2011
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RE: Welches Betriebssystem ist BestPony?
@Pulse Wave:
koole Ausführliche Beschreibung.
Mir fehlt zu sowas immer die Zeit^^
Kann ich Teile deines Textes in anderen Foren Zitieren, hab dort ein paar Diskussionen mit Windows Fanboys am laufen^^
Es ist zur Zeit noch ein großer Schritt, für viele, auf Windows zu verzichten.
Aber ich denke man muss ihn irgendwann gehen, je früher desto besser.
Linux und ähnliche Systeme wird es noch in Ewigkeiten geben, denn sie werden nie Sterben können, da sie an sich eine Idee sind, und Ideen sind Kugelsicher.
Sowohl Microsoft als auch Apple können irgendwann die Entwicklung einfach einstellen. Es ist nur eine Frage der Zeit bis es passiert.
Irgendwann wird die OpenSource Gemeinschaft so groß sein das keine Firma der Welt mehr alleine dagegen ankommt.
An OS X sieht man wie immer großer Teile OpenSource werden.
Wenn OpenSource einmal vorne ist kann man es unmöglich einholen.
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07.06.2012 |
404compliant
GalaCon Volunteer-Stratege
Carrot Not Found
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RE: Welches Betriebssystem ist BestPony?
Ich sehe die Betriebssystemwahl auch als freie Entscheidung an, die jeder nach seinem Geschmack treffen soll. Auch wenn ich privat Linuxer bin, mein Firmen-PC wird bei Windows bleiben, und ich fühle mich dort genauso heimisch, bzw. mache es mir genauso bequem. Es gibt ja nichts, was man nicht an seine Vorstellungen anpassen kann.
Ein Vorteil, den ich bei Linux sehe: Wenn MS meint, in der nächsten Windows-Version muss es Kacheln, und das Startmenü hat niemand mehr zu wollen, kann man nur schwer was dagegen machen. Das beste ist noch, MS mit Win8 gegen die Wand fahren zu lassen, und auf Win8.1 zu warten.
Wenn Gnome meint, den Desktop neu erfinden zu müssen, und dabei an den Usern vorbei entscheidet, gibt es dagegen schnell sowas wie Mate, und man hat eine Wahl mehr. Und wenn Ubuntu mit ihrer Unity-Oberfläche zu viele User vergrault, kommt ein Mint daher, und bietet sich als Alternative an.
Linux heißt auch: Die Wahl haben. Für jedes Problem gibt es mehr als eine Lösung.
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07.06.2012 |
KeiserinSkadi
Onee-sama~
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RE: Welches Betriebssystem ist BestPony?
(07.06.2012)TheDuriel schrieb: in welchen maasstäben rechnet ihr wenn ihr sagt nonwindows systeme werden windows verdrängen?
jahrzehnte?
Ja.
Je nach Gesetzeslage oder Politik großer Software und Hardware Firmen, früher oder später.
Aber irgendwann wird es so sein.
Wenn Windows sich nicht grundlegend ändert ist es Tod.
Natürlich muss es sich auch in die richtige Richtung bewegen, die Frage ist nur ob diese Richtung überhaupt existiert…
(07.06.2012)404compliant schrieb: Ein Vorteil, den ich bei Linux sehe: Wenn MS meint, in der nächsten Windows-Version muss es Kacheln, und das Startmenü hat niemand mehr zu wollen, kann man nur schwer was dagegen machen. Das beste ist noch, MS mit Win8 gegen die Wand fahren zu lassen, und auf Win8.1 zu warten.
Wenn Gnome meint, den Desktop neu erfinden zu müssen, und dabei an den Usern vorbei entscheidet, gibt es dagegen schnell sowas wie Mate, und man hat eine Wahl mehr. Und wenn Ubuntu mit ihrer Unity-Oberfläche zu viele User vergrault, kommt ein Mint daher, und bietet sich als Alternative an.
Linux heißt auch: Die Wahl haben. Für jedes Problem gibt es mehr als eine Lösung.
Du meinst Windows NT 6.3 oder Windows NT 7^^
(ich versteh immer noch nicht woher sie die Zahlen 7 und 8 nehmen)
Bei Linux hat man immer die Wahl.
Die Nutzer entscheiden dadurch einfach was sich durchsetzt, und daher wird sich auch das benutzerfreundlichste durchsetzen^^
Das ist ein Riesen Vorteil von Linux, der Microsoft und Apple irgendwann zum Verhängnis wird.
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07.06.2012 |
schattenkrieger
Silly Filly
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RE: Welches Betriebssystem ist BestPony?
Windows 7 zocke gerne spiele .
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07.06.2012 |
LightningGear
Titeljäger
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RE: Welches Betriebssystem ist BestPony?
Ich nutz zwar Windows 7, aber auch nur, weil darauf alle Spiele laufen (Ich nutz meinen PC zum Zocken und surfen), weil Macs VIEL zu teuer sind, und weil auf Linux kaum was läuft. Wenn es nach mir gehen würde, oder ich Prinzessin Celestia wäre, hätte ich Windows schon längst auf den Mond geschossen.
Ich bin hier nicht mehr online, nehmt mir gerne jeden x-beliebigen Thread weg, den ihr gerne hättet. Ich erteile die grundsätzliche Erlaubnis für alle meine noch offenen Threads.
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10.06.2012 |
Pulse Wave
Hintergrundpony
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RE: Welches Betriebssystem ist BestPony?
(06.06.2012)Perrydotto schrieb: Das Problem ist eben der Arbeitgeber. Was der benutzt wird benutzt, zumindest eben am Arbeitsplatz. Was Boss hat zählt. Und selbst wenn Apple da die Politik gegen die Wand fährt (was ich persönlich auch ätzend finde) - Solange das und dies gewünscht wird muss man es nehmen.
Wenn man's noch kriegen kann.
Das fängt ja wie gesagt schon mit der jetzt vermurksten Audio-Architektur an. Wie sich Lion als Audio-Produktionssystem schlägt, wird sich erst noch zeigen. Wahrscheinlich wird es etliche Studios geben, die nicht updaten werden, besonders dann, wenn auch so manche Softwareschmiede auf einmal feststellt, daß es nicht oder nur unter Schwierigkeiten und Entfernen von Features möglich ist, ihre Produkte auf Lion zu portieren. Dann bleiben Anbieter wie User auf Snow Leopard. In den Allerwertesten gekniffen sind dann aber die, die ein neues System kaufen müssen und nur noch Lion kriegen.
Womit wir beim Hardwarethema wären. Gerade im Multimediabereich sind dicke Workstations durch nichts zu ersetzen. Nicht nur wird es noch Jahre dauern, bis ein ach so hippes MacBook Air leistungsmäßig mit einem aktuellen Top-of-the-Line-Mac Pro gleichzieht, sondern in ein MacBook Air (oder sonstiges Ultrabook) kann man keine fetten DSP-Audiokarten einbauen (man beachte den Plural). In einen All-in-one-iMac auch nicht. Von einem iPad ganz zu schweigen, falls Apple beschließen sollte, daß Hardwaretastaturen jetzt auch bei Geräten größer fünf Zoll out sind. Aber ich sehe den Tod des Mac Pro für die nächste Zeit voraus und mittelfristig auch den des MacBook Pro. Auf was soll man dann seine wirklich großen Musikproduktionen fahren, von professionellem Filmschnitt und Post-Prod mal ganz abgesehen?
Damit geht das Drama bei den Anwendungen weiter. Die Kastration von Final Cut ist schon geschehen, und auch Logic wandelt sich allmählich von Cubases größtem Konkurrenzen zum Hipster-Pendant zu FL Studio oder Magix Music Maker. Damit stehen logicnutzende Studios bald vor einem Problem, wenn’s an Neuanschaffungen geht. Logic wird dann – parallel zu seinem Preis – von einer mächtigen Musikproduktionssuite auf dem Niveau der ganz großen Cubase-Versionen zu einer spiddeligen Download-App reduziert worden sein, damit auch die Spitzenversion auf iOS portiert werden kann. Die kann aber alte Logic-Projekte nicht mehr oder nicht mehr vollständig importieren, weil gewisse dafür notwendige Bestandteile rausgeschmissen wurden, die Logic nur teuer und/oder kompliziert und/oder zu groß für einen Wireless-Download gemacht hätten. Neue Logic-Lizenzen kommen also nicht mehr in Frage. Natürlich wird Apple einen Deibel tun, mit anderen Herstellern zu kooperiern und somit einen sauberen Import von Logic-Projekten in z. B. Cubase, Sonar oder neuerdings Reason zu ermöglichen. Steinberg wird ein Crossgrade anbieten, also Preisnachlaß bei Vorhandensein einer Logic-Lizenz, da kann man sich aber ein Ei drauf backen, wenn Cubase die vorhandenen Logic-Projekte nicht mehr importieren kann. Ein Standardformat für DAW-Projekte gibt's auch nicht, und wenn es eingeführt würde, käme es für alte Logic-Versionen sowieso zu spät, die Apple damit nicht mehr nachrüsten wird.
Konsequenz: Gebrauchte Mac Pros mit funktionierendem Logic drauf werden bald mit Gold aufgewogen.
(06.06.2012)KeiserWiliem schrieb: @Pulse Wave:
koole Ausführliche Beschreibung.
Mir fehlt zu sowas immer die Zeit^^
Kann ich Teile deines Textes in anderen Foren Zitieren, hab dort ein paar Diskussionen mit Windows Fanboys am laufen^^
Klar, mach. Da helf ich gern mit, wenn's darum geht, verbohrten, vorurteilsbeladenen Windows-Fanboys zu zeigen, daß man mit Linux auch was Produktives anfangen kann, was über Rumhacken, Server betreiben und Kernel kompilieren (weil angeblich notwendig, um neue Hardware zum Laufen zu bringen) hinausgeht.
(06.06.2012)KeiserWiliem schrieb: Linux und ähnliche Systeme wird es noch in Ewigkeiten geben, denn sie werden nie Sterben können, da sie an sich eine Idee sind, und Ideen sind Kugelsicher.
Sowohl Microsoft als auch Apple können irgendwann die Entwicklung einfach einstellen. Es ist nur eine Frage der Zeit bis es passiert.
Irgendwann wird die OpenSource Gemeinschaft so groß sein das keine Firma der Welt mehr alleine dagegen ankommt.
Das wiederum könnte schwierig werden. Nicht nur sind Microsoft und Apple too big to fail, sie sind auch so mächtig über ihre Lobbys, daß sie sich notfalls die US-Gesetzgebung entsprechend zurechtbiegen lassen, daß a) sie selbst geschützt werden und b) lästige Konkurrenz, die man nicht aufkaufen kann, ausgeschaltet wird. Sieht man ja an den vielen Kartellrechtsverfahren, die Microsoft und Apple hauptsächlich in Europa anhängen.
Ich frage mich allerdings gerade, ob nicht ein gewisser Schneeballeffekt Microsoft schaden könnte. Sagen wir, sie bauen mal richtigen Bockmist, noch größer als Windows 8. So groß, daß diejenigen, die Windows nicht zum Zocken oder für professionelle Grafikbearbeitung mit mehrere 1000 € teuren Tools brauchen, sich mal nach Linux umgucken. Denn erstens läuft das auf vorhandener Hardware, zweitens läuft das auf verdammt vielen neuen und alten Rechnern da draußen ohne Herstellerbindung (im Gegensatz zu OS X, bei dem die Installation auf einem Nichtmac praktisch Straftatbestand ist), und drittens ist es in jedem Fall billiger als ein Komplettpaket von Apple, die als Nunmehr-nur-noch-Lifestylemarke ein Preis-Leistungs-Verhältnis auf dem Niveau einer Prada-Handtasche rechtfertigen können.
Gerade zu dem Zeitpunkt hat sich Mark Shuttleworth von der Führung bei Ubuntu verabschiedet. Sein Nachfolger will Ubuntu wieder benutzbar machen. Zeitgleich holen auch ein paar andere Distris auf. Unter Mint funktioniert jetzt Ubuntus Distributions-Upgrade, auch Fedora hat eins eingeführt, und mindestens ein echter Rolling Release tritt aus seiner Nische, wahlweise führt Debian einen ebensolchen ein, wie sie schon mal in Erwägung gezogen hatten.
Die Computerfachpresse von Computerblind über CHIP bis c’t paßt den Zeitpunkt wunderbar ab und featuret aktuelle Versionen einsteigertauglicher Distributionen – bzw. bei Zeitschriften unterhalb der c’t Linux itself – inklusive Heft-DVD. Viele probieren tatsächlich das alternative Betriebssystem aus. Okay, es bedient sich nicht so, wie man es von Windows gewohnt ist. Aber das tut Windows inzwischen noch viel weniger, denn die Linux-Community bedient den Benutzer weiterhin mit klassischen Desktop-Oberflächen, statt sich Hals über Kopf nur noch der ach so coolen Tablet-Bedienung zu widmen – ohne den Benutzer zu fragen, ob er das will. Microsoft macht nämlich gerade mit dem Fehler weiter, den sie mit Windows 8 begonnen hatten, und bricht somit die Regel, daß jede zweite Windows-Version wirklich gut ist. Demselben Fehler, den Canonical mit Ubuntu gemacht hatte. Und sie fliegen damit so auf die Schnauze wie Ubuntu zu Shuttleworths Zeiten.
Sprich, die Leute wechseln von Windows zu Linux, weil sie Windows nicht mehr bedienen können. Auf einmal faßt sich Linux dann doch so an wie Windows.
Ubuntu, wie gesagt, macht sich selbst gleichzeitig benutzerfreundlicher. Man ist es von Canonical ja schon gewohnt, daß sie von einer Version zur nächsten nicht nur Standardapplikationen wechseln, sondern auch mal den ganzen Desktop, und daß vorherige Standards gleichzeitig aus den Quellen fliegen. Unity gibt's weiterhin, aber Gnome wird gekickt und durch Cinnamon ersetzt, auf das ein vorhandenes Gnome älterer Versionen „upgedatet“ werden kann.
Ansonsten profitieren KDE- und Xfce-basierte Distributionen, weil hier meistens ab Werk alles wie unter Windows angeordnet ist (Startmenü, Fensterbuttons etc.).
Während also ein merklicher Linux-Schub beginnt, entsinnen sich diverse Spieleschmieden, daß es ja jetzt Steam für Linux gibt. Das bringt den Schneeball dann noch mehr ins Rollen: So mancher Titel wird nicht mehr gegen Windows-Abhängigkeiten wie DirectX gebaut, sondern man verwendet OpenGL und andere Cross-Platform-Techniken. Mehr und mehr Titel entstehen so, die nicht mehr nur unter Windows und mit Glück unter Wine laufen, sondern nativ unter Linux, womöglich sogar noch eher als unter OS X. Wie seinerzeit den Androidmarkt können die Entwickler den wachsenden Linuxmarkt nicht mehr ignorieren, denn auch wenn so manch ein Richard-M.-Stallman-Jünger die Nase ob der gegen Geld angebotenen Binary Blobs unter kommerziellen Lizenzen rümpft, ist Otto Normalnutzer die Lizenz herzlich egal, und er kauft das Game, obwohl es nicht unter der GPLv3 veröffentlicht ist.
Tatsächlich sind Games so ziemlich das einzige Gebiet, wo noch schwer aufgeholt werden muß. Alles andere ist bereits in freier Form vorhanden. Office-Suites, Grafikprogramme, Audio- und Videoproduktions-Software, alles nur erdenkliche Zeug fürs Netz und so weiter. Im Grafikbereich macht das Gimp wieder von sich reden: Das Projekt gewinnt mehrere neue Kernentwickler und unabhängige Contributors, und alsbald werden wichtige Features wie volle 16-Bit-Farbunterstützung eingebaut. Adobe fährt hier der Zug davon, sie können einen Linux-Port von Photoshop CS nur noch denjenigen verkaufen, die sich nicht an eine andere Bedienung gewöhnen wollen.
Die meisten Leute brauchen aber keine Profisoftware. Und gerade die stellen fest, wie tauglich Linux für ihre Zwecke ist. Sie finden ihre Dokumente, ihre Musik usw. unter Linux genauso easy wie vorher unter Windows, auch dank der längst vorhandenen Shortcuts zu den wichtigsten Speicherorten. Außerdem, während Microsoft sich immer wieder neue Speicherorte für Einstellungen und persönliche Dateien ausdenkt und damit den User verwirrt, wendet Linux immer noch dasselbe Schema an wie schon seit Jahrzehnten UNIX, und man findet letztlich auch ohne C:\ alles schnell wieder. Schädlinge sind weniger ein Thema – nicht, weil Linux so sehr anders aufgebaut ist als Windows und Scriptkiddies wie auch Botnetzbetreiber umdenken müssen, sondern weil Linux immer mit eingeschränkten Rechten gefahren wird, die ein Kompromittieren und Verseuchen des Systems gar nicht oder nur unter großen Schwierigkeiten zulassen, während Windows immer noch standardmäßig Adminkonten anlegt. Last but not least sind Linux-Desktops hübscher, weil sie leichter und weitreichender aufhübschbar sind.
(06.06.2012)KeiserWiliem schrieb: An OS X sieht man wie immer großer Teile OpenSource werden.
Wobei OS X ja auf BSD basiert, und was wäre BSD oder jedes andere UNIX ohne die vielen GNU-Tools, die es am Laufen halten?
(07.06.2012)404compliant schrieb: Ein Vorteil, den ich bei Linux sehe: Wenn MS meint, in der nächsten Windows-Version muss es Kacheln, und das Startmenü hat niemand mehr zu wollen, kann man nur schwer was dagegen machen. Das beste ist noch, MS mit Win8 gegen die Wand fahren zu lassen, und auf Win8.1 zu warten.
Wenn Gnome meint, den Desktop neu erfinden zu müssen, und dabei an den Usern vorbei entscheidet, gibt es dagegen schnell sowas wie Mate, und man hat eine Wahl mehr. Und wenn Ubuntu mit ihrer Unity-Oberfläche zu viele User vergrault, kommt ein Mint daher, und bietet sich als Alternative an.
Genau so ist das. Canonical nötigt Gnome geradezu zum Runterblöden bis zur Unkonfigurierbarkeit, um dann gleichzeitig auf Gnome 3 umzusteigen und Gnome als Standarddesktop fallenzulassen wie eine heiße Kartoffel zugunsten der noch alberneren Eigenentwicklung Unity. Was passiert: Die Community schiebt insgesamt drei Alternativen raus. Zwei für Gnome, nämlich MATE und Cinnamon, und eine für Ubuntu als Ganzes, nämlich Mint, das von dem Zeitpunkt an durchstartet. Und dann ist da noch Xfce, die ewige Gnome-Alternative, das kann inzwischen auch mit Gtk+ 3 umgehen, ist aber altbewährt.
Passiert aktuell ja auch mit KDE. Viele Altlinuxer können sich mit KDE 4 nicht anfreunden, das ja auch durch seine Unfertigkeit und Verbuggtheit in die Kritik geraten ist (weil die Gnome-Distri Ubuntu unbedingt als erste vor allen anderen KDE 4 in den Repos haben mußte, obwohl 4.0 ausdrücklich als Development Release bezeichnet wurde, und Kubuntu gleich darauf umgestellt hat) und vielen heute zu glitzerig ist. KDE 3.5 ist aber zusammen mit Qt3 gestorben. Kurzerhand hat man angefangen, es als Trinity auf Qt4 zu portieren. Für die Qt-Anhänger, denen ja bisher nur KDE als Umgebung zur Verfügung stand, befindet sich außerdem ganz neu Razor-Qt in der Entwicklung.
Das geht mit freier/quelloffener Software aber überall. Beispiel: Amarok 2 saugt, ältere Amarok-Versionen sind aber nicht mehr kompatibel zu Qt3. Lösung: Amarok 1.4 geforkt, auf Qt4 portiert, von KDE-Abhängigkeiten befreit und Clementine genannt. Auch von allen freien Projekten, die Sun gehörten und von Oracle übernommen wurden, gibt's Forks.
(07.06.2012)404compliant schrieb: Linux heißt auch: Die Wahl haben. Für jedes Problem gibt es mehr als eine Lösung.
Das sehen ja wieder viele als Nachteil und als den Grund, warum Linux auf dem Desktop nicht durchstartet. Es wäre für alle™ besser, wenn es nur 1 Distribution mit 1 Desktop-Umgebung gäbe. Wählen zu müssen verkompliziert alles für den Windows-Benutzer, der es gewohnt ist, daß man ihm von allem genau eins vorsetzt.
Und was ist, wenn diese 1 Distribution oder diese 1 Desktop-Umgebung einfach Mist ist? Oder wenn diese 1 Distribution eher General Use ist und weder spezialisiert ist noch spezialisiert werden kann auf bestimmte Einsatzgebiete (wie Multimedia mit Realtime-Kernel, der dann aber mehr Strom verbraucht), weil das wieder alles verkomplizieren würde? Oder wenn die Distri für die eigene Althardware zu fett ist? Wohin soll man ausweichen?
Nein, ich sehe die Vielfalt und die Auswahlmöglichkeiten als Vorteil der Linuxwelt. Wem Unity nicht gefällt, der kann Gnome 3 nutzen, wem auch das nicht gefällt, für den gibt’s immer noch MATE, Cinnamon, Xfce, oder er tut gleich den Sprung zu Enlightenment oder KDE. Um nur einige zu nennen. Wem weder OpenOffice noch LibreOffice zusagt, kann sich AbiWord und Gnumeric oder die Calligra Suite angucken. Wer Rhythmbox doof findet und Banshee erst recht, für den gibt’s Quod Libet, gmusicbrowser usw. Wem Amarok zu bloated und unbenutzbar ist, dem steht es frei, auf Clementine umzusteigen. Wer Rosegarden nicht zum Laufen bringt, kann statt dessen LMMS oder Muse versuchen. Ebenso Psi vs. Gajim vs. Multiprotokollclients, vi vs. emacs (vs. nano für die Nichtganzso-Geeks), ihr wißt schon.
Zum Glück kann man ja solche Sachen parallel auf demselben System installieren, beispielsweise wenn man Desktops testen will. Dann zieht man sich mit der Paketverwaltung gleich ein paar davon drauf und guckt sie sich mal an, arbeitet mal ein Weilchen mit ihnen, dann sieht man, was einem am besten gefällt. Wenn einer nicht das Gelbe vom Ei ist, wählt man beim Login einfach einen anderen und gibt dem vorherigen vielleicht später noch eine Chance oder deinstalliert ihn wieder – was übrigens ohne Zurücklassen von Resten in der Registry abläuft, weil Linux keine Registry hat.
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10.06.2012 |
Whitey
Draconequus
Beiträge: 5.852
Registriert seit: 23. Apr 2012
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RE: Welches Betriebssystem ist BestPony?
Windows 7 is best Pony. Oder XP.
Eben die Windows-Versionen, die vernünftig laufen und nicht eine einzige Ansammlung von Bugs und Fail sind. Von Linux hab ich keine Ahnung und zu Apple sag ich einfach mal gar nichts.
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10.06.2012 |
Sheogorath
Great and Powerful
Beiträge: 373
Registriert seit: 23. Apr 2012
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RE: Welches Betriebssystem ist BestPony?
Die große Stärke von Linux ist die Shell, deshalb benutze ich es auch zum Arbeiten. Ich habe mir auch unter Windows extra Cygwin installiert, um wenigstens sowas ähnliches zu haben (Terminalemulatoren unter Windows sind aber wieder ein eigenes leidiges Thema...)
Was Desktops angeht hatte ich schonmal Gnome 3, KDE, kurz Unity und Cinnamon, und habe gerade XFCE. Wirklich auf Anhieb tut imho keines davon wirklich was man will; und ohne Google braucht man damit gar nicht erst anfangen. Immer gibts Kleinigkeiten, die nicht auf Anhieb funktionieren bzw nicht so wie man es will, die man von Hand editieren muss (wozu man logischerweise wissen muss, wo die Konfigdatei liegt/zu liegen hat und was man da reinschreiben muss). Ich komme inzwischen zurecht, aber Ottonormaluser kann man das nicht zumuten imho.
Auch: Multimonitor...
Windows habe ich vA weil ich zwar nicht mehr so oft, aber doch ab und an mal zocken will. Wine ist zwar inzwischen relativ gut, aber nicht perfekt, und hat auch seine Macken. Windows 7 und WinXP halte ich für gut und benutzbar, Win8 wird vermutlich ein episches Debakel. Und mein Win7 sieht immer noch aus wie Win98
Und Mac... Ja ich gebs zu, da spielen die ideologischen Gründe deutlich mit. Außerdem musste ich mal (für unseren Abischerz) mal auf einem Mac coden, und das Tastaturlayout hat ein tief sitzendes Trauma verursacht XD
I'm a mad god. The Mad God, actually. It's a family title. Gets passed down from me to myself every few thousand years.
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