(27.06.2014)artisticMink schrieb: Nichtsdestotrotz halte ich Schusswaffen gefährlicher weil sie einerseits zur Eskalation einer Situation beitragen
Also mir fallen auf Anhieb deutlich mehr Szenarien ein, in der eine Schusswaffe deeskalierend wirkt, als solche, die durch das Ziehen eskalieren. Einfach mal den klassischen bewaffneten Überfall nachts auf der Straße hergenommen.
Der Aggressor hat sein Springmesserchen in der Hand und fordert Geld. Aus welcher Reaktion des Opfers resultiert wohl die geringste Wahrscheinlichkeits des Personenschadens?
Weglaufen? 50/50, dass der andere schneller ist. Scheißquote. Geld rausgeben? Nicht selten, dass der Täter - aufgrund der geringen Beute frustriert - im Nachhinein trotzdem tätlich wird. Entwaffnungsversuch mit bloßen Händen? Entweder, man hat das tausendmal geübt, oder ist lebensmüde. Reizgaseinsatz? Erfüllt im schlimmsten Fall seinen beschriebenen Zweck und reizt. Nämlich zum Zustechen. Selbst ein Messer ziehen? Aufgrund vermeintlich hineininterpretierter Chancengleichheit und damit einhergehendem immensem Verletzungsrisiko wahrscheinlich die dümmste Idee von allen.
So, jetzt täusch ich aber vor, meine Brieftasche rauszuholen, und steh dann, ehe mein Gegenüber das überhaupt verstanden hat, mit meiner verdeckt geholsterten Glock im Anschlag da. Wer eine Feuerwaffe besitzt, sollte damit auch umgehen können; die Fähigkeit, das Ding schnell genug draußen zu haben, sollte also gegeben sein.
Wenn der Aggressor aus der gegebenen Situation Pisotle vs. Messer jetzt nicht den sofortigen Schluss zieht, dass Weglaufen vermutlich eine sehr gute Option für ihn wäre, ist davon auszugehen, dass der ohnehin mit unterschiedlichen Substanzen zugedröhnt ist, was jede andere Art der Selbstverteidigung zu einem unkalkulierbaren Risiko erklärt.
Ich würde tatsächlich befürworten, dass es eine Berechtigung zum Führen von Schusswaffen in Deutschland gäbe. Die sollte allerdings getrennt von der eigentlichen Erwerbs- und Besitzberechtigung für Schusswaffen laufen, weil ich, was das Tragen von Schusswaffen angeht, einen erhöhten nachweispflichtigen Trainingsbedarf sehe, der vor allem auf Selbstverteidigungs- und Nothilfesituationen basiert und dementsprechend den deeskalierenden Umgang mit der Waffe einprägen sollte. Erweiterte psychologische Beurteilungen wären sicher auch sinnvoll, und Vorstrafenfreiheit muss sowieso gegeben sein.