(22.12.2014)JaCDesigns1 schrieb: KT4D for the win! xD
Da kann ich nur zustimmen!
Das waren - zeitgleich mit den Gotha-Zweiachsern - meine ersten Schienenfahrzeuge überhaupt, mit denen bin ich sozusagen aufgewachsen
Was ich da gelernt habe, nützt mir heute, bald 30 Jahre später, immer noch was.
(22.12.2014)Pulse Wave schrieb: (20.12.2014)JaCDesigns1 schrieb: Hat jemand schon die neue Straßenbahn von Škoda gesehen...? Also meiner Meinung nach hat sie schon die Front eines Autos...
Die bauen Straßenbahnen? Wozu? Gibt's ČKD-Tatra nicht mehr?
Nee, die gibts leider wirklich nicht mehr, wie schon erwähnt wurde.
Durch massives Mißmanagement nach der Wende und reine Selbstbedienungsmentalität der Manager (die ihre Managerkaste bei ČKD auch massiv ausbauten, es wurden immer mehr statt weniger solcher Verbrecher in Nadelstreifen - weiß ich alles vom ehem. leitenden Ingenieur der Hauptwerkstätten der Prager Verkehrsbetriebe (Ústřední dílny dopravního podniku hlavního města Prahy). Die hatten von der Materie selbst keine Ahnung, dafür aber eine irrsinnige Selbstbedienungsmentalität, hinzu kam, daß nach der Wende riesige Absatzmärkte wegbrachen - z.B. die gesamte DDR; kein Verkehrsbetrieb wollte mehr Tatras kaufen (was wohl auch der jahrzehntelangen schlechten Erfahrung mit der Qualität geschuldet war; denn - ganz ehrlich - die Qualität der Tatras ab Werk war äußerst unterschiedlich, auch innerhalb eines Fahrzeugtyps; von Spitzenfahrzeug bis hin zu solchem Pfusch, daß es praktisch Neubauschrott / Neubau-Ersatzteilspender war, war alles dabei), in der ehemaligen UdSSR baute man auch lieber billiger selber vor Ort, und die Betriebe in der ČSSR hatten schlicht kein Geld für Neufahrzeuge - schlechte Karten also.
Um die Jahrtausendwende rum war ČKD leider finanziell restlos am Ende. Die große Stunde von Siemens schlug: die kauften das neue große Werksgelände draußen in Zličín, aus ČKD wurde die Siemens Kolejova vozidla, s.r.o. (deutsch: Siemens Schienenfahrzeuge GmbH). Als erstes stellte man mal die Straßenbahnfertigung komplett ein - klar: Siemens Deutschland versuchte zu der Zeit, seinen (nicht praxistauglichen) Combino zu verkaufen, da brauchte man keine Konkurrenz, erst recht nicht aus dem nun eigenen Hause. Also wurde die Straßenbahnfertigung in Praha-Zličín schlagartig beendet, es wurden nur noch die laufenden Metrofahrzeug-Aufträge (u.a. für die Prager Metro) weiter bedient. - Siemens hatte nun aber auch sämtliche Patente von ČKD und dessen Rechtsvorgänger, der Firma Ringhoffer, bis zurück ins 19. Jahrhundert gekauft - die Folge war: schlagartig gab es auch keine Tatra-Ersatzteile mehr zu kaufen, weil Siemens natürlich keine anbot (klar, wir erinnern uns: die wollten Neu-Combinos verkaufen und nicht alte Tatras am Laufen halten), und jeder, der hätte welche herstellen und verkaufen wollen, hätte Lizenzgebühren bis zum Erbrechen an Siemens docken dürfen. In der Folge griff der DP Praha zur Selbsthilfe und modernisierte seine großen Hauptwerkstätten draußen in Malešice/Hostivař - diese waren 1967 errichtet worden und wären sowieso zur Modernisierung fällig gewesen. In der Folge machte man daraus eine regelrechte Straßenbahn-Manufaktur: diese Hauptwerkstätten haben die Möglichkeit, Fahrzeuge komplett neu zu bauen, wenn es sein muß; so wurden auch schon teilweise ganze unfallbeschädigte Fahrzeuge von Grund auf neu aufgebaut oder komplett neu gebaut, vom Originalfahrzeug blieben nur die Nummer und die Drehgestelle übrig. Entsprechend baute man sich von Stund an seine Ersatzteile dort auch einfach selbst - dagegen konnte Siemens nichts machen; was der Inhaber von Fahrzeugen an Teilen anfertigt, die er in seine eigenen Fahrzeuge einbaut, geht die ja wohl herzlich wenig an. - Auch für andere Betriebe wurden und werden Modernisierungen ausgeführt, u.a. war ein Großteil der Berliner KT4D dort gewesen - offizieller Auftragnehmer war Mittenwalde, die gaben aber einen Teil der Arbeit an UDDP als Subunternehmer ab. Neuestes Fahrzeug ist der Strausberger KT8D5 Nr. 22, der jetzt erst wieder nach Strausberg zurückkam.
Aber wir waren bei den Firmen. Mit dieser aggressiven Politik machte sich Siemens in Prag natürlich keine Freunde, und einige Jahre später, spätestens um 2012 herum, wollte sich Siemens sogar wieder ganz aus Tschechien zurückziehen. Das Firmengelände, gekauft dereinst für 400 Mio. Kronen, wollten sie nun wieder verkaufen - für sagenhafte 4 Milliarden Kronen!!!
Da findet sich natürlich keiner... aber blicken lassen dürfen sich Siemens-Manager nun erst recht nicht mehr in Praha
Verständlich allemal.
Auf Basis von Altfahrzeugen werden auch heute noch Tatras "neu gebaut" - Wagenkasten (inzwischen teilniederflurig) von KOS Krnov, als Steuerung natürlich keine Beschleuniger mehr, sondern meistens die TV Progress von Cegelec (die auf den älteren ČKD-Thyristorsteuerungen aufbaut) - fertig ist der "Neubau-T3"
Škoda baut dagegen echte Neufahrzeuge: 100-%-Niederflur-Gelenker mit getriebelosen Drehstrom-Synchronmotoren wie etwa für Praha der
15T Sicher, der ist doch sehr teuer, und die Anschaffung einer Flotte von gleich mal 250 Wagen über nur glaub 10 Jahre oder so war eine reine Entscheidung der Stadtpolitik, bei der der Verkehrsbetrieb gar nichts mitzureden hatte, sondern einfach den Beschluß aufgedrückt bekam; aber die Fahrzeuge haben was. Bin schon mitgefahren - man hört: nichts
Nur die Rollgeräusche der Räder, das Poltern von Weichen, aber sonst: nichts, absolut nichts
Als würde man in einem Beiwagen sitzen! Dabei haben die Dinger aber einen Anzug, der einem Tatra in nichts nachsteht... ich muß sagen: ich bin von diesen Fahrzeugen äußerst angetan
Energierückspeisung ist selbstverständlich, ein Spitzen-FIS natürlich auch, dafür gibt es nicht wie bei uns in Deutschland so einen Babberschmatz von wegen Lichtschranken an den Türen oder gar Einklemmschutz
, der ja doch nur zum Türfesthalten oder Wiederaufstemmen durch die Leute mißbraucht wird... solche Schwachheiten fangen die erst gar nicht an
Zitat: (20.12.2014)Crash Override schrieb: Wundert es jemanden? Skoda kann normal nur Autos bauen - also die Karosserie. Der rest von nem Skoda kommt zu 99% von VW. Mich würde es daher auch nicht wundern wenn VW demnächst auch Loks bauem wollte. Ich hoffe nur, sie koen niemals auf die idee - und wenn, dass die Loks der totale Flop werden...
Äh, Škoda baut schon seit Jahrzehnten Elektroloks. Die sind für Elektroloks, was Tatra für Straßenbahnen und Českomoravska-Kolben-Danek für Dieselloks ist.
Bitte nicht die Betriebe verwechseln
Die Schienenfahrzeuge kommen von der Škoda Transportation, s.r.o, mit Sitz in Plzeň. Die haben mit dem VW-"Betriebsteil" nichts mehr zu tun: die PKW kommen von Škoda Auto, akciová společnost, Sitz: Mladá Boleslav. - Zu sozialistischen Zeiten war das ein "Kombinat", eine Art Großkonzern, der alles baute - das stimmt schon. Dieser Großkonzern hatte schon in den 1920ern angefangen, alle möglichen Betriebe aufzukaufen und sich einzuverleiben, und entsprechend wurde die Produktpalette immer größer und unübersichtlicher. Nach der Wende wurde dieser Konzern aber aufgelöst - die Schienenfahrzeuge und auch die O-Busse (Škoda baut seit Jahrzehnten auch O-Busse) kommen von Škoda Transportation, die PKW von Škoda Auto. Škoda Transportation hat aber mit dem VW-Konzern nicht das Geringste zu tun, nur historisch bedingt das "Škoda" im Namen.
Hier auch zum Nachlesen:
http://de.wikipedia.org/wiki/%C5%A0koda_Auto /
http://de.wikipedia.org/wiki/%C5%A0koda_(Maschinenbau) (mit kompletter Geschichte).
Zitat:Und ja, Škoda baut Straßenbahnen, genauso wie die Firma E-Loks baut. Unterwegs sind sie als die neuen Prager Straßenbahn. Hab mir aber auch sagen lassen, dass sie in Leipzig ebenso rumfahren.
Äh, nein. In Leipzig fahren überhaupt keine Škoda-Bahnen, genaugenommen nirgends in Deutschland. Chemnitz hatte 2012 mal als "Vorführwagen" einen der Prager 15T für eine oder zwei Wochen zum Testeinsatz (mit Fahrgästen), das war aber auch schon alles. - Das, was in Leipzig umherfährt (heißt: was hier gemeint ist), sind vermutlich die LeoLiner, eine Eigenentwicklung der HeiterBlick GmbH.
Zitat:Und ich glaube, Railway Dash wird seine Wonne haben, wenn er sieht, was in Tschechien alles rumfährt
Aber wie
Und deshalb sieht er auch zu, daß er jedes Jahr wenigstens einmal nach Praha kommt - allein, um dort mit Straßenbahn, Metro und Esko unterwegs zu sein, zu sehen, was da fährt, wie es fährt und wie man
effektiv (und nicht so dahingestümpert wie hier in Rhein-Main
) großstädtischen Nahverkehr betreibt
Dort konzentriert man sich einfach aufs Wesentliche, darauf, daß es funktioniert und effektiv ist - da verzettelt man sich nicht im Klein-Klein irgendwelcher Designerfragen oder eines zwingend einheitlichen "Corporate Design" oder anderer Quatsch, dort muß es einfach funktionieren und so effektiv und reibungslos wie möglich laufen, und das tut es