Ich sehe voll und ganz, welche Funktion dieses Kapitel vollführt und trotz der passablen Umsetzung gefällt mir das Vorgehen ganz und gar nicht. Das liegt, ich komme im Detail noch darauf zurück, vor allem an der Szene deiner Ponysona. Ich werde mir nicht anmaßen zu wissen, welchen Schwerpunkt du mit 'Der Rüstung des Lichts' verfolgst, aber in der Mitte von Kapitel 2 ist alles gesagt, was es zu wissen gilt.
Die Fronten sind schlagartig zementiert (Dieb & Mörder auf der einen, Elemente der Harmonie auf der anderen Seite), es wird in jedem denkbaren Detail erläutert, was es mit dem gestohlenen Artefakt auf sich hat, selbst die Schwachstelle und der passende Konter werden nicht nur erwähnt: in Form der Elemente der Harmonie sind sie sogar schon vor Ort, einsatzbereit.
Mir ist schlicht schleierhaft, warum du gleich so viel verrätst, so wenig im Ungefähren lässt, auf einer derart offensichtlichen Schiene der Informationsvermittlung fährst und kaum Geheimnisse einstreust.
Es bleiben zwar kleine Schlüpflöcher übrig (schließlich weiß niemand der Anwesenden, wo sich die anderen 5 Teile der Rüstung verstecken), aber das erscheint mir als relativ mager, zumal wenig überraschend die Reise nach Fillydelphia, zum Ort des Verbrechens, führt. Als ob Lady Fey ihr eigenes Archiv nicht selbst durchsuchen könnte.
Als zusätzliche Konfliktpunkte kommen die Verpflichtungen von vier der Mane6 (Pinkie zähle ich jetzt mal als nicht so dramatisch hinzu) und Twilights kurze, angeschnittene Meinungsverschiedenheit mit Blue Sparkle. Ich halte das für viel, viel, viel zu wenig. Falls du nicht auf den Pfaden eines z.B. Final Fantasy VII wandeln wirst, wo am Anfang viel erklärt wurde, aber sich alles im Nachhinein als grundsätzlich falsch erwiesen hat, der Anfang gegenüber dem Spieler eine riesengroße, absichtliche Täuschung war, dann sehe ich gerade eine Güterzugladung von Potenzial in den Orkus gekippt. O_O
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Zitat:„Pinkie! Ich glaube kaum, dass die Prinzessin dann explizit nach den Elementen der Harmonie schicken ließe. Die königliche Garde kann auf solche Probleme auch gut selbst reagieren.“
Pinkie hatte unter anderem Discord und Chrysalis' Changelinge aufgezählt. Hier werden die Wachen selbstredend jede Menge bringen.
Zitat:Twilight versuchte die richtigen Worte dafür zu finden, doch es wollte ihr nicht recht gelingen. „Ich habe erst vor Kurzem davon gelesen. Star Swirl berichtet in seinem Buch davon. Die Kiste war das erste Artefakt, dass im Archiv gelagert wurde. Eigentlich ist die ganze Universität von Fillydelphia um es herum entstanden. Er gibt jedoch nicht konkret an, worum es sich handelt. Seinen Worten nach zu urteilen ist es jedoch das vielleicht gefährlichste magische Objekt in ganz Equestria.“
Ja, ne. Es ist wohlmöglich das gefährlichste Objekt in ganz Equestria und es ist, ach sagen wir mal, so mal eben aus dem Hufgelenk geschüttelt, nicht in einer der tiefsten Minen verscharrt? In ein Loch geworfen worden, dass danach mit Steinen zugeschüttet wurde? Man hat es nicht in Blei eingegossen und auf dem Grund des Ozeans versenkt?
Zugegebenermaßen wäre das außerordentlich blöd für den Anfang deiner Geschichte, aber die Leichtsinnigkeit mancher Leute ist... bezeichnend. ^^
Auch die "Habe ich eben gerade erst drüber gelesen"-Nummer ist überflüssig, zumal Blue Sparkle ohnehin das Wissen teilt, was wichtig ist und Twilight im Anschluss mokiert, dass sie eigentlich keine Bücher hätte, die ihr Einsichten über dieses Artefakt erlüben.
Zitat:„Die Kiste birgt einen Teil der Rüstung des Lichts in sich. Genauer gesagt den Helm“,
begann sie. „Der Helm wurde mittels uralter Magie direkt im Holz eingeschlossen. Es gibt
keinen Öffnungsmechanismus, denn die Kiste war dazu bestimmt nie wieder geöffnet zu
werden. Anschließend wurde sie an die Wand des Tresorraumes im Archiv der Universität
gekettet und sie hätte diesen Ort niemals verlassen dürfen.“
Das bereits angesprochene "Zu viel erzählen ist nicht immer besser als zu wenig erzählen". Ich stecke noch keine 10.000 Wörter in deinem, sich abzeichnenden Abenteuer drin und habe an deinen
MacGuffin keinerlei Fragen mehr. Ich möchte hier noch einmal betonen, dass ich das ganz
persönlich schade finde, es aber an und für sich keinen klassischen Fehler darstellt. Es ist eben die Frage deines Fokus - willst du überhaupt, dass die Rüstung des Lichts (relativ) geheimnisumwoben und nicht sofort übermässig transparent für den Leser ist? Ich halte ein paar Fragezeichen immer für gut; vor allem wenn man sie später elegant löst und für "Ahhh!"-Momente sorgen kann, aber vielleicht liegt dein Fokus auch auf der Suche selbst, selbst wenn klar ist, was gesucht wird. Die nächsten Kapitel werden es zeigen.
Zitat:Das erste was der Magier damals nämlich getan hatte, als er die
Rüstung schuf, war sie mittels ihrer eigenen Magie so zu verändern, dass sie nicht zerstört werden konnte. Den Ponys damals blieb nichts anderes übrig als die Teile so so weit wie möglich von einander entfernt zu verstecken.
Ist wieder eine persönliche Präferenz aber unzerstörbare Artefakte/magische Gegenstände liegen auf meiner "Mag ich!"-Liste ganz unten. Sie engen das Möglichkeitsspektrum nur unnötig ein, zwängen den Verlauf der Geschichte quasi in nur eine einzige, mögliche Form (außer alle zucken mit den Schultern und gehen einfach nach Hause
) - in der Hinsicht gibt es quasi keine Überraschung oder Spannung mehr zu erwarten. Die Dinger sind eben unzerstörbar, warum auch immer der Magier früher so eine geile Sau war, aber heute anscheinend nur noch Failmages herumlaufen, die nichts gebacken bekommen - übertrieben formuliert.
Zitat:„Es scheint, als versuche jemand die Rüstung wieder
zusammenzusetzen.
No Shit, Sherlock!
Es
scheint - c'mon, Blue Sparkle, you can do better than that. Das gefährlichste Artefakt Equestrias wird wohl nicht für Jux und Tollerei aus den Hufen toter Wächter gerissen worden sein.
Zitat:„Blue Sparkle hier erforscht schon seit Jahren dieses Thema im
Zusammenhang mit der Realitätsmagie.“
Ich bin kein Fan von Self-Inserts, aber als Nebenfigur kann man das wohl gelten lassen, ohne irgendwelche Keulen und
rauszuholen. Solange sich deine Ponysona nicht zu einer heimlichen
Mary Sue entwickelt, die am Ende den Tag rettet.
Zitat:„Die Elemente der Harmonie!“, riefen die sechs unisono.
Die haben die Teile schon so lange getragen und zwei gefährliche Gegner damit ausgeschaltet. Trotzdem reagieren sie wie überaufgeregte Fohlen. Muss nicht sein! Das 'unisono of excitement' passte perfekt zu Rainbows Töchtern, aber hier ist es unpassend.
Zitat:„Aber das könnte Tage oder Wochen dauern!“, rief Fluttershy energisch, was nicht wenige
überraschte. „Ich kann Velvet nicht so lange alleine lassen!“
„Und auf mich wartet Zuhause Unicum!“
„Und die Zwillinge!“
„Meine drei Jungs! Honey Drop war noch nie so lange von mir getrennt.“
„Und die Cakes! Ihre Abschiedsparty steigt doch bald.“
Eine schwierige Stelle, die mir schwerfällt zu bewerten. Zum einen möchte ich laut rufen: "Hey, es ist ja nur Equestria in Gefahr. Es könnten nicht nur ein paar Wächter, sondern Hunderttausende von Ponys,
inklusive euch selbst!, abnippeln!". Andererseits ist die Reaktion mehr als verständlich, dass Eltern nunmal Eltern (und Pinkie nunmal Pinkie) ist.
Einen Rat möchte ich aber geben, der losgelöst davon ist: Twilight entscheidet sich, als Einzige ohne wirkliche Verpflichtung, alleine nach Fillydelphia zu reisen. Ihre Freundinnen sind dagegen und kommen doch mit.
Die Szene braucht mehr Raum. Der Umschwenk von Ablehnung zu Akzeptanz via Twilights Entscheidung ist in Ordnung, aber es passiert viel zu schnell. Hier geht schlicht mehr, die Szene kannst du locker noch mit 500-1000 Wörtern zubomben - zumal es deinem ersten Kapitel und den bisher etwas 'nutzlos erscheinenden' Mane5 mehr Gewicht gäbe.
Zitat:„Viel Glück!“, stimmte Luna ein.
Was ich Schreibanfängern/Jungautoren immer wieder gerne einbläue: überlegt euch gut, welche Figuren in der Szene auftauchen. Mein Eindruck ist: Luna ist bei der Audienz dabei just 4 the sake of being there. Selbst Celestia ist nicht so wirklich notwendig, genausogut hätte das auch in jedem x-beliebigen Zimmer in Canterlot passieren können, in dem Lady Fey und Blue Sparkle warten.
Außer die Übergabe der Elemente der Harmonie kann ich mich nach dem Lesen an keine nennenswerte 'szenische Leistung' von Luna/Celestia erinnern. Hier würde ich verstärkt ein Augenmerk drauflegen. Entweder jene Characktere weglassen, sie bewusst aus der Szene führen oder ihnen entsprechenden Raum und Wirkung geben. Das macht sich meines Erachtens
immer besser. Bei Statisten in
crowded scences ist das natürlich anders. Aber bei
bottled-up-Szenen kannst du gut federführend bestimmen, wer notwendig ist - und diesen dann die Zeilen geben, die ihnen zustehen.
Kapitel 3 folgt wahrscheinlich am Sonntag.