Hey Everypony,
erstmal großes Lob an Nastor für den ausführlichen Beitrag zu einem wirklich wichtigen Thema. Ich habe gemerkt das du sehr viel Zeit in das Schreiben deiner Beiträge investierst und auch andere Beiträge gründlich durchliest.
Ich würd gern meine eigenen Erfahrungen zum Thema einbringen, ist leider etwas sehr ratgebermäßig ausgefallen :
1. Warum diskutiere ich?
Möchte ich Meinungen und Erfahrungen austauschen?
Möchte ich einen Kompromiss finden?
Möchte ich den anderen von meiner Meinung überzeugen?
Ich persönlich bevorzuge den
Meinungs-und Erfahrungsaustausch, denn ich muss niemandem meine Meinung aufzwingen, denn ich möchte auch keine Meinung aufgezwungen bekommen. Ziel ist es den Gesprächspartner zu verstehen.
Der
Kompromiss gestaltet sich immer etwas schwierig da, es von beiden Gesprächspartener entgegenkommen erfordert. Ich denke das es sinnvoller ist eine Schnittmenge als einen Kompromiss zu finden, was meistens leichter ist.
Generell denke ich das Diskutieren im klassischen Sinn für das Netz nur bedingt benötigt wird, da wir im Gegensatz zum RL selten die Notwendigkeit für einen Kompromiss besteht. Ein Kompromiss durch Diskussion zu erzielen ist für mich nur notwendig wenn ich von der Entscheidung am Ende einer Diskussion betroffen bin.
Den anderen von meiner
Meinung überzeugen möchte ich eigentlich nur im Fall wenn ich Minderheiten bedroht sehe, die meistens allein durch ihre Außenseiterrolle sehr schlechte Chancen haben sich gegen Vorurteile zu wehren.
2. Wie aüßere ich Kritik?
Leider sehe ich sehr wenig Menschen die sich darüber Gedanken machen wie sie Kritik am gegenüber äußern. Hier drei kleine Regeln, die mir sehr geholfen haben.
A. Verhalten kritisieren nicht Menschen
"Deine Meinung ist falsch!" ist zumindest nicht mehr ganz so schlimm wie "Du bist scheiße!".
Ein Verhalten oder eine Meinung kann ein Mensch änderen, sich selbst wird und will er in den wenigsten Fällen ändern.
B. Ich-Botschaften senden
"Ich finde deine Meinung falsch!" nimmt den ganzen das Absolute.
"Ist" schafft Fakten, Ich-Botschaften vermitteln dem Gegenüber sehr viel stärker das es sich nur um Unverständniss bzw. die eigene Meinung handelt.
C. Hinterfragen
"Ich finde deine Meinung falsch, den ... ergibt für mich keinen Sinn / verstehe ich nicht."
Hinterfrage ist für mich immer der erste Schritt zum verstehen. Verstehen ich für mich der erste Schritt zum tolerieren.
3. Was verstehe ich?
Die selbe Äußerung kann bei unterschiedlichen Menschen unterschiedlich ankommen. Unterschiedliche Menschen drücken die selben Sachverhalte unterschiedlich aus.
Nachfragen kann nur helfen Missverständniss auzuräumen. Menschen die Nachfragen als "dumm" hinstellen sind in den seltensten Fällen wirklich an verstehen oder Kompromiss interessiert, sondern nur daran den anderen bloßzustellen.
Ebenso finde ich sinnvoll zu
definieren über was man redet. Dies sollte keinenfalls darin ausarten sich auf die wissenschaftliche oder sprachliche Definition zu versteifen, sondern darum zu verstehen was der andere eigentlich sagen will. Schönes Beispiel sind hier immer Diskussionen über die Existenz Gottes, da sich jeder unter "Gott" etwas anders vorstellt. Zusätzlich ändern sich auch die Aussagekraft und Inhalt hinter Wörtern mit der Zeit, da Sprache nicht im Duden sondern auf der Straße entsteht.
Im Zweifelsfall kann ich empfehlen die letzte
Äußerung des Gesprächspartners mit eigenen Worten zu wiederholen. Besonders in längeren Gesprächen können sich Situationen ergeben wo zwei Personen unwissentlich mehrere Minuten aneinander vorbeireden. Im schlimmsten Fall eskaliert das Ganze und den emotionalen Cooldown nach einer Eskalation bekommen die Wenigsten hin.
So, danke fürs Lesen, ich werd jetzt mir jetzt erstmal einen Hopfen-Malz-Cider gönnen.
Freue mich über Kritik, Verbesserungensvorschläge und Nachfragen.