Ellie Nightrose:
[Hollow Shades - Ellies Haus, 19:00 ~ unbekannter Tag]
"Hast du das verstanden Ellie?", fragte Marlene mich damals.
Ich hatte schon fast vergessen, was sie gesagt hatte, so sehr riss mich der Gedanke, dass ich hinaus durfte.
Meine Name ist Ellie und mein Leben ist eigentlich nicht so wirklich besonders gewesen.
Ich musste ja auch nur vierzehn Jahre in dieser irre langweiligen Wohnung sitzen. Verdammt, ich wurde dort auch geboren! Sogar nachdem meine Mutter.. tut mir Leid, ich rede nicht gerne darüber.. allein die Nächte setzen mir bis heute stark zu - ich hatte ohne meine Mutter jedenfalls ein größeres Verständnis dafür, denn ich bemerkte erst dann, was vor den verschlossenen Türen herrschte: In Hollow Shades regiert das Chaos und vor der Tür sitzt der Tod auf seiner Couch.
Viele der Ponys hier sind infiziert oder am Verhungern und gieren nach jedem, der sich auf den Straßen bewegt.
Marlene zischte mich wütend aus meiner Vorfreude: "Hey! Ellie!".
Das Stampfen mit dem Huf war aber echt unnötig gewesen..
Genervt reagierte meine Stimme, welche aus der genauso genervten Haltung entwich: "Oh! Jaaa.. ich soll immer bei dir bleiben und bla bla..-".
Doch diese Antwort gefiel Marlene ganz und gar nicht nicht! Anscheinend hätte mir der Verlust von Mutter nichts gelehrt.
"Willst du so enden wie deine Mutter?!? Willst du das?", schrie Marlene schon fast.
"Mir wird schon nichts passieren! Ich kann gut auf mich..", ich versuchte wirklich gegen an zu reden.
Mein Mund wollte echt sagen, dass ich gut auf mich "aufpassen" kann. Doch schien dieser Satz ziemlich lächerlich, denn ich saß seit vierzehn Jahren in dieser dummen Wohnung. In Wirklichkeit hatte ich das nur gesagt, weil meine Ohren das mal in einer heißen Diskussion, zwischen Marlene und meiner Mutter, gehört hatten.
"Was kannst du gut? Hier herumsitzen? Ellie, das ist nicht das..-", donnerte Marlene verständlicherweise auf mich, aber ich unterbrach sie, denn ich musste mich korrigieren.
"Tut mir leid.. ich weiß auch nicht was mit mir los ist..", so krochen die Wörter aus meinem bedauernden Mund und ich hatte dies nicht gespielt. Es tat mir wirklich leid!
"Pass einfach auf, Ellie! Du bleibst die ganze Zeit bei mir und egal was ich sage, du tust es! Wenn ich sage, lass mich zurück, dann..-", erklärte sie mir nochmal und sofort beendete ich ihren Satz, ich war ja nicht dumm!
"Dann lass ich dich zurück.. Ja, ich hab's schon verstanden! Können wir?", sprach ich voller Neugier.
Ich wusste, es ist gefährlich, aber ich wollte unbedingt.
"Ellie, zu deiner eigenen Sicherheit, nimm das hier!", sprach sie final und gab mir ein klappbares Messer. Sofort musste ich an das Klappmesser von Mutter denken und so fiel auch mein Blick auf die braune Oberfläche.
"Für meine Tochter, Ellie Nightrose", stand eingeritzt auf ihr.
"Sie wollte, dass du es bekommst.", sprach sie ruhig.
Unter Tränen versuchte ich vom Thema abzukommen: "Mutter erwähnte diese Seuche.. ich verstehe das nicht..".
"Ellie, ganz Equestria ist am sterben, eine unbekannte Seuche macht ihre Runde. Hollow Shades steht zwar seit circa zwanzig Jahren unabhängig vom Rest Equestrias, aber trotzdem kam die Seuche auch hier her!", erklärte sie es mir, als wäre ich eine Idiotin. Angestrengt nickte ich und zeigte danach mit meinem Kopf zu Tür. Ich wollte los, Seuche hin oder her!
Marlene öffnete die Tür leicht und spähte anscheinend hinaus. Auch ich versuchte damals sofort hinauszublicken, aber eher, weil ich die Welt sehen wollte.
Sie gab mir ein Hufzeichen und wir verließen das Haus, dann schloss sie es ab.
"Nimm den Schlüssel.", sprach sie leise.
Ich wusste sofort warum, wenn sie mich damals hätte aufgefordert, wegzulaufen, dann könnte ich direkt ins Haus fliehen!
Wieder gab sie mir ein Zeichen, ihr zu folgen. Dieser Ort war so.. so.. unbeschreiblich. Es war alles neu und anstatt mich um unsere Deckung zu bemühen, wie es Marlene irgendwann mal erwähnt hatte, verzauberte mich das erste Quarken aus einem Gebüsch. Ich habe nur immer von diesem Tier gehört, Mutter nannte sie Frösche, er soll oft grün, klein und verschrumpelt sein. Natürlich konnte ich mir das nicht vorstellen und direkt griff mich die Neugier.
Doch dann war es schon zu spät!
Das Nächste was ich hörte, war ein wilder Schrei! Dann wurde ich direkt zu Boden gedrückt, ein viel weicherer Boden, als die kalten Fliesen. Meine Hufe schlitterten durch den Sand und wirbelten ihn leicht auf, mein Kiefer riss vor Schreck auf und ließ die ekeligen Partikel hinein.
Ohne nachzudenken, schrie ich: "MARLENE!". Welche sich natürlich bereits umgedreht hatte, nur suchte mein Kopf eher nach dem Vieh.
Dann spürte ich seine Zähne in meinem rechten vorderen Bein
Ich wollte verziehen, mein Bein aus dieser Qual ziehen, doch Marlene schrie: "Halt still!".
Dann fiel ein lauter Schuss.
Marlene trat das Vieh weg und packte mich direkt vom Boden und zerrte mich hoch, dann schimpfte sie stark gedämpft: "Wo war deine Deckung?!? Hast du etwa vergessen..-".
Der Schmerz drillte durch meinen Körper, vor lauter Angst sprach ich mit Tränen in den Augen: "Da.. da war ein Tier und ich.. ich..-".
Direkt unterbrach sie und packte mein rechtes Vorderbein: "Was ist das? Verdammt.. Wir gehen direkt zurück!".
"Aber ich dachte..-", wollte ich gerade einwenden, da fauchte sie mich schon fast an: "SEI STILL!".
Der Rückweg war nicht weit, schließlich wurde ich direkt von einem dieser Viecher überwältigt. Wahrscheinlich hatte das Monster bemerkt, dass meine Augen für anderes offen waren, als Rückendeckung zu geben.
Zuhause zerrte sie mich direkt in die Küche, ich musste mein gebissenes Bein auf den Tisch legen.
"Scheiße! Scheiße!! SCHEISSE!", schrie Marlene und trat den Mülleimer letztendlich um.
Mein Gesicht blickte nur unsicher und verwirrt auf die Wunde und dann wieder zu Marlene.
"Es ist sicher nicht so schlimm..-", wollte ich uns beide optimistisch beruhigen, doch natürlich schrie sie mir dazwischen.
"NICHT SO SCHLIMM? Du weißt was deiner verdammten Mutter geschah!", schrie sie mich an und ging auf mich zu. Dann zeigte sie aggressiv mit ihrem Huf gezielt auf die Wunde: "Das ist dein verdammter Untergang, Ellie!".
Es war ein schrecklicher Abend. Marlene hatte mir verdammt nochmal ins Gesicht gesagt, dass ich infiziert bin! Das ist so, als würde jemand euch sagen, dass ihr nur noch wenige Stunden zu leben habt! Aber so war das ja nicht ganz.. es war eigentlich viel schlimmer! Ich würde zwar weiter leben, aber wäre einer von ihnen, von diesen abscheulichen Monstern. Marlene hätte mich also umbringen müssen. Doch ihr seht ja, ich lebe noch. Denn dann passierte das Wunder!
Sie sperrte mich brutal in meinem Zimmer ein, ich sollte wenigstens die letzten Stunden mit meinen Büchern und Comics verbringen können. Doch fiel es mir schwer, die Augen gemäßigt trocken zu halten, oft verschwamm die Sicht und Wasser durchnässte die Seiten.
"Mutter.. ich vermisse dich..", heulte ich in mein Kissen, dann schlief ich ein...
Ich möchte nicht über den Traum reden oder allgemein der Nacht.. Allein, wenn ich daran denke, muss ich schon fast.. naja.. ihr versteht schon! Der Morgen ist auch viel interessanter! Wirklich! Das was da geschah, ist schon fast so wie in dem Comic, wo "Super-Stute" gegen Zombies kämpft und dann überall helle Strahlen von ihr erscheinen, um gegen die Infektion zu kämpfen und.. ähm.. ich erzähle besser einfach!
Ich spürte nur dieses sanfte Schubsen und hörte die leisen, aber weckenden Wörter von Marlene: "Ellie..? Wie kann das nur sein..?!?".
Zuerst bewegte ich mich nur langsam, doch dann fuhr ich schlagartig auf und blickte meinen Körper an.
Marlene packte mein gebissenes Bein: "Du.. du.. du bist nicht infiziert! Der Biss hat sich nicht weiterentwickelt.. dass kann nur eins bedeuten..!".
Sie ließ mein Bein los und hielt sich ihren eigenen Kopf, der schien ihr vor Stauen zu schwer zu werden.
Ich hatte noch kein Wort gesagt..! Es war einfach unglaublich!!
Marlene setzte ihre Selbstgespräche fort: "Ich muss sie in Kenntnis setzen..".
Dann wandte sie sich zu mir: "Okay, Ellie! Pass auf! Ich muss dich hier weg kriegen! Du bleibst hier und ich kümmere mich um den Rest! Nahrung findest du in der Küche, du weißt ja wie das alles funktioniert.".
Und schon verließ sie hektisch den Raum.
Ich saß nur da und blickte auf meine Wunde.