(27.12.2013)rx1603 schrieb: Ach ja, neues Equipment ...
ich erinnere mich noch an mein erstes mal.
Auf dem Bahnhofsklo.
Mit einem Esslöffel aus dem nächsten Restaurant.
Ich benetzte den Löffel mit meinen letzten Resten Zitronensäure und köchelte es zusammen mit dem Equipment auf.
Ich begutachtete die stumpfe Diabetikerspritze und zog das Equipment durch die Kanüle.
Doch ich hatte Angst.
Angst vor der Injektion. Angst vor der Ungewissheit. Angst vor dem enttäuschten Blick meiner Mutter.
Irgendjemand half mir, meinen Arm abzubinden.
Dann tat es kurz weh.
Doch das bemerkte ich kaum noch...
Ja, und so kam ich an mein erstes Schlagzeug.
Bei mir war es anders…
Als ich in die 9. Klasse kam, wusste ich, dass sich einiges ändern würde.
Mein Leben wankte einem Tiefpunkt entgegen, mein Umfeld und meine eigene Zukunft wurden mir zunehmend egaler. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis mich dieser Moorast aus Apathie lebendig begraben würde.
Ein neuer Junge kam in unsere Klasse. Er benahm sich oft ein wenig merkwürdig, war unruhig und schlug mit seinen Fingern zu merkwürdigen Rhythmen auf die Kanten der Schultische.
Man warnte mich, dass er anders sei, doch mit der Zeit freundete ich mich mit ihm an. So kam es dann, dass ich ihn eines Nachmittags nach der Schule nach Hause begleitete. Er wohnte in einem leicht verfallenen Haus in der Nähe der Bahngleise.
Meine Gedanken kreisten bereits panisch um eventuelle Fluchtmöglichkeiten. Ich wusste, es würde mir nicht gut tun, wenn ich jetzt nicht verschwand.
Aber er sagte, er wolle mir etwas zeigen…
Obwohl ich nervös war, übermannte mich die Neugier. Ich folgte ihm durch das quietschende Gartentor, durch die marode Haustür, die steinernen Treppen hoch und durch die Türen, die in sein bescheidenes Zimmer führten.
Da sah ich seine "Überraschung". Eine verstimmte Cort G210 und einen kleinen 5-Watt-Röhrenverstärker. Er meinte zu mir, er wolle "jammen". Ich erklärte ihm, ich hätte noch keine Erfahrung mit so etwas und wäre unsicher darüber. Aber meine Bedenken gingen unter seinen süßen Verheißungen immer mehr und mehr unter, bis ich schließlich nicht mehr ablehnen konnte.
…
Der erste Schuss ist immer umsonst. Doch der tatsächliche Preis, den ich zahlen müsste, wurde mir erst nach Jahren des Exzesses bewusst. Als an jenem trüben Novembertag mein neues Leben anfing, hörte mein altes auf. Ich war nicht mehr ich. Ich war…
süchtig.