(21.12.2013)daMatt schrieb: a) vom Upscaling spricht man mWn jetzt nur bei der Zeilenauflösung, nicht der Bildwiederholrate
Die korrekte Bezeichnung ist frame rate conversion oder (telecine) pullup/pulldown, aber da es sich um eine Skalierung in zeitlicher Richtung handelt, ist upscaling auch nicht ganz falsch.
(21.12.2013)daMatt schrieb: b) Ob ein Video nativ in 25 oder mehr Vollbildern pro Sekunde vorliegt würde man schon sehen. Klar, jetzt nicht unbedingt bei einem "simplen" und "detailarmen" Cartoon wie MLP jedenfalls.
Gerade bei kontraststarken Cartoons, die von Natur aus wenig Bewegungsunschärfe besitzen, sieht man die Framerate relativ deutlich. Andererseits werden gerade Cartoons meist in geringer Framerate produziert, MLP ist mit 24p da schon am oberen Ende der Qualität, 8p oder 12p sind nicht unüblich für handgezeichnete Cartoons. Für die TV-Ausstrahlung müssen die dann mehr oder weniger gut auf die Sendefrequenz gewandelt werden, und da haben wir es mit 50i/50p noch recht gut, was beim amerikanischen 60i heraus kommt, ist ziemlich hässlich.
Für TV-Ausstrahlung werden üblicherweise die Einzelbilder mehrfach gezeigt, und für interlaced jeweils die Hälfte der Zeilen weggelassen, was zu den hässlichen Zwischenbildern führt, die zeilenweise abwechselnd halb aus einem, halb aus dem nächsten Bild bestehen. (tritt zum Glück bei uns nicht auf)
Dennoch kann man bei diesem Verfahren z.B. aus den 60 Halbbildern (interlaced) wieder die ursprünglichen 24 Vollbilder rekonstruieren (inverse telecine).
Für deutsche Produktion in 50i wird das 24p-Video auf 25p beschleunigt abgespielt, die Bilder auf 50p verdoppelt, so dass am Ende jedes Vollbild nacheinander als zwei Halbbilder übertragen werden kann. Heutige digitale Empfänger können dann relativ leicht erkennen, dass sich die Szene zwischen den beiden Halbbildern nicht um 1/50s weiter bewegt hat, und setzen die beiden Halbbilder einfach wieder zu einem 25p-Vollbildstrom zusammen.
(21.12.2013)daMatt schrieb: c) Kein Gerät kann einfach so die Anzahl der (Voll)Bilder im Echtzeitbetrieb erhöhen ohne Qualitätsverlust. Wo sollen die nicht vorhandenen Informationen denn bitte auch herkommen? Soll sie sich der Player / Fernseher aus dem Hut zaubern?
Doch, genau das macht die Videoprozessoren in modernen Fernsehern ja so teuer, und unterscheidet billige Fernseher von qualitativ hochwertigen 100Hz/200Hz-Fernsehern. (wobei alles über 100Hz Marketing-Blahblah ist)
Zunächst müssen adaptive De-Interlacer ran, die aus dem Halbbild-gemurkse wieder Vollbilder für die Anzeige machen. Ganz primitive (weave, bob) mal ausgeklammert, machen die das, in dem sie wieder nachschauen, ob im Bild Bewegung vor kommt, sich die benachbarten Pixel zwischen den Halbbildern also deutlich unterscheiden. Wenn nicht, werden die Bildzeilen einfach zusammen genommen zu einem Vollbild. Wenn die Zeilen abweichen, sich in dem Bildteil also etwas bewegt, wird im einfachen Fall das eine Halbbild weggeworfen, und der fehlende Teil durch Interpolation zugeflickt. Da dieser Bildteil sich gerade bewegt, fällt die dabei fehlende Detailschärfe nicht auf.
Es geht aber besser. Moderne Videoprozessoren vergleichen mehrere aufeinander folgende (Halb-)Bilder, und suchen im Bild Ausschnitte, die sich ähneln, und über mehrere Bilder hinweg leicht bewegen. Im Idealfall lässt sich die Bildfolge so als Flickenteppich von Bildstücken interpretieren, die sich selbst wenig ändern, aber mit der Zeit bewegen, drehen, die Helligkeit oder die Größe ändern. Im Fall von Halbbildern muss man dabei nur berücksichtigen, dass man von dem Bildstück auch nur wie durch ein Rollo Streifen vom Original sieht.
So bald dieses Mosaik fest steht, kann man jedes Bildstück über die Zeit stumpf interpolieren, da es ja innerhalb dieses Bildstücks nur zu minimalen Bewegungen kommt. Dadurch können Interlaced-Lücken geschlossen, und zusätzliche Zwischen-Frames erzeugt werden. Zum Schluss muss alles nur wieder zu Vollbildern zusammen gesetzt werden, passend zur Aktualisierungsrate des Displays.
Das ganze Verfahren steht und fällt mit der Fähigkeit, solche Bildstücke sauber zu identifizieren und zu verfolgen. Nicht immer lässt sich die Bewegung eindeutig erkennen, gerade regelmäßige Muster könnten sich statt nach links ja auch nach rechts bewegen. Auch kommt es vor, dass durch unterschiedliche Bewegungsrichtungen sich Stücke voreinander schieben, oder vorher unsichtbare Bildteile aufgedeckt werden, weil ein anderes Stück sich weg bewegt. In diesen Erkennungsalgorithmen steckt immens viel Know-How der Fernseher-Hersteller.
(21.12.2013)daMatt schrieb: Und wenns doch gemacht wird ist klar was passiert: nämlich ruckeln.
Umgedreht, kein Ruckeln. Das nennt man den Soap-Opera-Effekt. Wir sind absolut daran gewöhnt, dass Filme leicht ruckeln. Wird der Effekt durch den Fernseher weg-verbessert, wirken Filme plötzlich wie TV-Produktionen, die in 50i oder 60i produziert wurden. Außerdem ist die Zerlegung in Bildstücke sehr viel schärfer, als sich Figuren üblicherweise vom Hintergrund abzeichnen, insbesondere bei älteren und billig produzierten Filmen bzw. schlechter Videoqualität. So sind Figuren in Bewegung plötzlich viel schärfer vom Hintergrund getrennt, bleiben sie stehen, verschmelzen sie wieder mehr mit dem Hintergrund. Manche stört dieser Effekt, weil er halt nicht mehr das 100% original Film-Feeling hat. Genauso stören sich manche auch am fehlenden Bildrauschen digitaler Produktionen, und an den fehlenden Bildkratzern der alten Rollfilme.