Eine insgesamt eher durchschnittliche Folge, die leider viel Potential verschenkt, aber im Grunde eine sehr interessante Thematik beschreibt, die perfekt zu My Little Pony passt.
Die Idee an sich, das Verhältnis zwischen Applejack und Apple Bloom anhand einer etwas übertriebenen geschwisterlichen Fürsorglichkeit zu beschreiben, hat mir sehr gefallen und fällt eindeutig in den Bereich "Slice of life". Die Darstellung geschwisterlicher Beziehungen und ihrer Probleme hat bei "Sisterhooves Social" in Staffel 2 hervorragend funktioniert, doch hier schießt man über das Ziel hinaus: Applejacks Familiensinn wurde bereits in einigen Folgen fokussiert und es ist klar, das diese Eigenschaft zu ihrem Charakter gehört, aber in dieser Episode wurde der Familiensinn in Form von Überfürsorglichkeit für die kleine Schwester ins Lächerliche gezogen. Dies zeigt sich zum einen an Applejacks Liste:
"There's some soup for you in the 'frigerator. Be sure not to heat it up too much. If it's hot, blow on it to cool it off. [...]"
Oder auch hier, als Applejack einen weiteren Punkt erwähnt, der noch auf die Liste hätte kommen sollen:
Applejack: I just keep on thinkin' of things I forgot to put on her list. Like, I didn't write down that if she wants to get a spoon out of the drawer, she needs to open the drawer first.
Apple Bloom richtete, oft zusammen mit den anderen Cutie Mark Crusaders, zwar häufig mal Chaos an, aber so unselbständig und dämlich ist sie nun auch nicht.
Zum anderen zeigt es sich in Applejacks Verhalten, beispielsweise in Form von aufgehängten Netzen, die Apple Bloom vor den fallenden Äpfeln beschützen sollen oder den zwei Schutzhelmen gleichzeitig gegen mögliche Verletzungen oder auch die Überwachung von Apple Blooms Schlaf im (gefühlten) Sekundentakt.
Die Idee vom abgebrochenen Song ("Stop! No time for a song! Applejack's coming!") fand ich originell und lustig, und auch die Idee, dass sich Sweetie Belle und Scootaloo "verkleiden", um Apple Blooms Anwesenheit vorzutäuschen, war im Grunde nicht schlecht. Allerdings war es schon etwas seltsam, dass Applejack die andere Fellfarbe nicht erkannt hat
(vielleicht war es zu dunkel?), aber dieser Moment, als Scootaloo die Tarnung durch ihren Kommentar auffliegen lässt - da hätte ich mir eine weniger dämliche Auflösung erhofft, z.B. dass Applejack eben doch genauer hinsieht Sweetie Belle erkennt (z.B. dass sie beim Streicheln über den Kopf das Horn ertastet
) - das wäre jedenfalls eine naheliegende Auflösung gewesen.
Mit dem zweiten Teil der Folge (im "Flame Geyser Swamp") wird der "Slice of life"-Teil fallen gelassen und eher eine Fantasy-Richtung eingeschlagen. Dies ist nicht unbedingt verkehrt, denn es verleiht der Episode etwas Abwechslung, ähnlich wie bei "Stare Master" aus der ersten Staffel. Der Gegenspieler, die Chimäre, hat mir sowohl vom Design als auch von der Besetzung der Stimmen her gut gefallen.
Für die Handlung unerheblich, aber dennoch eine Erwähnung wert: Applejack in "flameproof boots". Dazu wurde im Grunde schon alles gesagt und auch ich sehe schon tonnenweise Fanart-Material auf uns zukommen.
Ein schöner Anblick war es auf jeden Fall.
Die Moral am Ende war sehr gut und zeigt, dass die Folge im Kern den richten Gedanken hatte, nur eben etwas übertrieben umgesetzt. Ich hätte mir zum Schluss noch einen Satz gewünscht, der inhaltlich aussagt: "Wenn man jemanden zu sehr beschützt, kann er nie lernen, wirklich selbstständig werden." - aber das nur als Randbemerkung. Leider kann ich wegen der erwähnten Schwächen keine volle Punktzahl für diese Folge vergeben, was sehr schade ist, denn sie hatte das Potential, sich auf einer Höhe mit "Sisterhooves Social" zu platzieren.