(02.01.2015)I. M. Legion schrieb: Und hiermit starte ich mal ein neues Thema:
Wer sind eure Lieblingsautoren und was mögt ihr an ihren Werken?
Was habe ich diese Frage sehnlichst erwartet
Ich kann für mich bislang nur einen nennen: Simon Beckett. Alle seine bisherigen Werke schmücken mein Regal (zwei fehlen mir noch, um seine 8 Bücher als
gelesen zu markieren)
.
Das erste Buch, dass ich von ihm gelesen habe, war Flammenbrut. Hier hat er erstmals eine weibliche Protagonistin in sein Literatur-Reich eingefügt. Weder eine Power-Frau, noch ein dummes, kleines Hausfrauchen. Sie war tatsächlich eine harte und erfolgreiche Arbeiterin, die einen kleinen Stich an Naivität mit sich trug. Das machte sie zu der glaubwürdigsten, weiblichen Figur, die ich bis dato in einem Buch lesen durfte.
Generell ist er sehr gut darin, die Figuren mit ihren Stärken und Schwächen zu wirklich interessanten Charakteren seines Universums zu machen. Voyeur habe ich beispielsweise an 3 Tagen durchgelesen (wäre die Arbeit nicht dazwischen gekommen, hätte es sogar der eine Tag werden können). Es war so spannend und elegant geschrieben, die Figuren allesamt so glaubhaft und charismatisch, dass es mich wirklich nicht mehr losgelassen hat. Vor allen Dingen der Fakt, wie viel Sympathie einem Mörder zugestanden werden kann, wird hier wunderbar auf die Probe gestellt.
Was ich an ihn mag ist, wie er einem Thriller eine vollkommen natürliche Umgebung gibt. Seine Protagonisten sind im wesentlichen alles
Normalos, die sich entweder einfach auf ein unbewusstes Risiko einlassen (
Flammenbrut und Obsession) oder selbst Verursacher ihres Chaos sind (
Voyeur und
Tiere). Dabei beschreint er die Umgebung und die Charaktere, die mit den Protagonisten agieren, detailiert und ausführlich, so dass man nicht nur ein gutes, wenn nicht sogar klares Bild von dem bekommt, was er einem sagt, sondern es bekommt alles einen lebendigeren Anstrich.
Die Dialoge sind sehr gut geschrieben und tragen ihr wesentliches zum Realismus bei. Kaum eine Stelle wirkt aufgesetzt oder unnatürlich. Möchte ich zumindest von den vier Büchern meinen, die ich genannt habe.
Es gibt nur zwei Kritikpunkte, die ich an diesen Autor habe und die ich ihm wirklich gerne einmal persönlich sagen, bzw. ihn darüber ausfragen würde.
Der erste ist, dass er mir bislang sehr unzufriedene Enden präsentiert hat. Er ist gut im Climax und gerade die letzten Seiten fliegt man förmlich durch. Aber dann kommen Enden, von denen man sich fragt, warum jetzt und so?
Flammenbrut und Die Chemie des Todes waren bislang die einzigen Werke, bei denen ich das Ende einigermaßen akzeptieren konnte. Alle anderen waren so völlig aus dem Rahmen dessen, was er so mühsam und sorgfältig, über hunderte Seiten aufgebaut hat. Und ich bin mir sicher, dass es ein Stilmittel von ihm ist, solche Enden zu schreiben. Aber es ist ein Stilmittel, der mir nicht besonders liegt.
Der Zweite ist seine vierteilige Buchreihe, die sich um den forensischen Anthropologen David Hunter dreht. Erst einmal finde ich die Figur des David Hunter sehr ... na ja, ich will nicht sagen, perfekt, aber sie wirkt von den Stärken und Schwächen her, sehr stark unausbalanciert. Ich möchte sogar fast meinen, dass er ein Verwandter zwölften Grades von Mary Sue sei. Die Figur wirkt, gerade im ersten Buch (
Die Chemie des Todes), sehr aufgesetzt und klischeehaft. Und, wenn ich ganz ehrlich sein soll, den Mörder habe ich schon sehr früh im Buch entlarvt. Es war weder besonders schwierig, da er an manchen Stellen einen Hinweis zu viel gegeben hat, noch war das Motiv besonders herausragend. Ein durchschnittlicher Thriller, eben.
Im zweiten Teil (
Kalte Asche)gewinnt er etwas mehr an Charisma. Dafür wartet das Buch mit einer unglaublichen Vielzahl an Wendungen auf, dass ich am Ende sogar lachen musste, weil ich nicht glauben wollte, dass er das wirklich gebracht hat. Bis dato war ich von seinen Büchern ein deutlich realistischeres Setting gewohnt, aber hier war das so übertrieben dramaturgisch in Szene gesetzt, dass ich das Buch nicht mehr für Voll nehmen konnte. Ein sehr gut inszinierter Thriller, der danach einfach nur noch lächerlich und banal wird.
Das dritte Buch (
Leichenblässe) bin ich gerade mit verkrampfter Miene am lesen. Da geht es im wesentlichen darum, dass er wegen eines bestimmten Ereignisses (ich verweise auf Teil 2) nicht mehr ganz seinen Fähigkeiten als Forensiker glaubt (xD sorry, allein das fand ich schon so doof, dass ich am liebsten das Buch nach den ersten 20 Seiten zugeklappt hätte). Mir fehlen noch zweihundert Seiten, um das Buch zu beenden. Ich kann bislang nur lobend sagen, dass Davids Paranoya gut eingefangen wurde, die ihn sogar mal von einer sehr schwachen und humanen Seite zeigt.
Durch das vierte Buch werde ich mich danach zwingen. Normalerweise würde ich das nicht, aber hier mache ich eine Ausnahme, denn Simon Beckett hat mich wieder zu den Büchern zurückgebracht. Ohne ihn, würde ich wahrscheinlich nicht einmal FanFictions schreiben, weil ich Büchern einfach früher nichts abgewinnen konnte.
So, dass war jetzt erstaunlich viel und ich entschuldige mich auch dafür, wenn man sich jetzt durch diesen Zeilenberg durchzukämpfen wagt. Aber ich finde, wenn man schon den Lieblingsautor nennt, dann soll man sich auch schon ein bisschen Mühe um das "Warum" geben