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16.11.2024, 10:26



Wissenschaft und Moral - kompatibel oder nicht?
#1
11.01.2016
bisty Abwesend
Wonderbolt
*


Beiträge: 1.824
Registriert seit: 16. Jul 2012

Wissenschaft und Moral - kompatibel oder nicht?
Shalom, (hoffentlich) diskussionbereite Mitbenutzer dieses Forums.

Ich möchte heute über ein ziemlich kontroverses, aber auch interessantes Thema reden - über das Zusammenleben der Moral und der Wissenschaft.

Wie wir alle wissen, hatten die Wissenschaft und gesellschaftliche Moral schon immer die Themen, bei denen Wissenschaft der moralischen Einstellungen der Gesellschaft nicht immer entsprach. Besonders stark ist diese Auseinandersetzung bei den Menschenversuchen geprägt. Betrachten wir mal folgende Beispiele:
https://en.wikipedia.org/wiki/Tuskegee_s...experiment
https://en.wikipedia.org/wiki/Project_4.1

Die Öffentlichkeit war sehr entsetzt und empört, wenn die über diese Experimente erfuhr - es gab große Aufschreie in den Medien und viel Diskussionen, da diese Experimenten als unmenschlich galten. Aber andererseits haben die Wissenschaftler aus diesen Experimenten einiges lernen können, auch wenn man für die gewonnene Wissen und Kenntnisse sehr hohen Preis zahlen musste, den man sich auch mal sparen könnte.

Oder betrachten wir weniger kontroverses Beispiel - Stammzellforschungen. Einerseits könnten Stammzellen eine enorme Hilfe bei der Rettung von Menschenleben leisten, aber andererseits entspricht diese Art von Forschungen auch nicht der Moraleinstellung von vielen Menschen.

Und solche Auseinandersetzungen, auch wenn viele davon im Vergleich zu den oben genannten Beispielen sehr unbedeutend sind, gibt es ständig. Ja, es gibt mittlerweile diverse Ethikkommissionen, aber das beweist auch, dass man die Forschungen gerne kontrollieren möchte, damit die von den Moralvorstellungen der Gesellschaft nicht zu stark abweichen.

Was denkt ihr zu diesem Thema? Sind solche Auseinandersetzungen zwischen Wissenschaft und Moral normal? Braucht man die Ethikkommissionen tatsächlich? Und falls ja, wie weit dürfen die in die Forschungsarbeiten eingreifen? Und umgekehrt - wie weit dürfen die Forscher in ihrer Arbeit gehen? Dürfen die die herrschende Moralvorstellungen brechen? Falls ja, wie weit?

/discuss.

P.S
Was die erwähnte Menschenversuche angeht - Ich habe absichtlich weder Einheit 731 noch Mengele erwähnt - das wäre ein ganz anderes Thema, das schon jedem bekannt ist, und zu dem fast alle hier sowieso mehr oder weniger die gleiche Meinung haben.

[Bild: e3DapY1.jpg]
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#2
11.01.2016
Ic3w4Tch Offline
Wonderbolt
*


Beiträge: 1.235
Registriert seit: 16. Nov 2014

RE: Wissenschaft und Moral - kompatibel oder nicht?
Also in den beiden Fällen finde ich das schon unmenschlich. Menschenversuche sind meiner Meinung nach okay solange die Subjekte einverstanden sind. AJ hmm
Das Leben von so vielen Menschen zu riskieren ist eine Dreistigkeit sondersgleichen und heute, hoffentlich, nicht mal eben so unter den Teppich zu kehren oder allgemein möglich.
Selbstverständlich konnten dadurch neue Kenntnisse gewonnen werden und das ist ja auch wichtig aber das sollte nicht auf kosten unwissender, unschuldiger Menschen geschehen.

[Bild: eXeDIFr.jpg]
[Bild: Om0UvGh.gif]Fallout: Equestria is best FanFic![Bild: rJIiHrp.gif]
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#3
11.01.2016
Beaumaris Offline
Marienkäfer Raricow Love Machine
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Beiträge: 695
Registriert seit: 02. Jan 2014

RE: Wissenschaft und Moral - kompatibel oder nicht?
Um mal das obligatorisches Einstein-Zitat zu bringen:

As long as we remain within the realm of science proper, we can never meet with a sentence of the type "Thou shalt not lie" ... Scientific statements of facts and relations... cannot produce ethical directives.

Das fasst es ziemlich gut für mich zusammen. Man trifft in der redlichen Wissenschaft nie auf Sätze, die mit "Du sollst..." beginnen. Man kann schon aus der rein deskriptiven Natur der Wissenschaft niemals auf normative Sätze stoßen. Allein schon daher sind Wissenschaft und Moral von Grund auf verschieden.

Ich finde, die Wissenschaft kann sehr gut ohne Moral auskommen, jedoch kann die Moral nicht ganz ohne Wissenschaft auskommen. Man kann nur moralisch Handeln, wenn man vor der Handlung die wahrscheinlichen Konsequenzen und Auswirkungen der Handlung bedenkt. Diese Abwägung bedarf in vielen Fällen eines grundlegenden Verständnisses der Welt, wie sie die Wissenschaft bereitstellt. Zudem gibt der Erkenntnisgewinn neue Möglichkeiten, moralisch zu handeln und Gutes zu tun. Mit neuen Erfindungen lässt sich die Welt durchaus verbessern.

Die Wissenschaft kann bspw. nicht sagen, baue und teste keine Wasserstoffbomben. Jemand der aber weiß, welche Auswirkung eine Wasserstoffbombe hat, wenn man sie bspw. über ein bevölkertes Gebiet einsetzt, kann darüber moralische Überlegungen anstellen. Beachten sollte man jedoch, dass (natur)wissenschaftliche Erkenntnisse keine letzten, apodiktischen Wahrheiten sind, sondern aufgrund von Forschung ständig in der Kritik bzw. Überprüfung stehen. Die Faktenlage über einen Gegenstand kann damit jederzeit revidiert oder erweitert werden. Das muss man bei solchen moralischen Überlegungen beachten.

Menschenversuche sind daher auch nicht aus wissenschaftlicher, sondern aus moralischer Sicht abzulehnen. Daher haben Ethikkommissionen schon ihren Sinn, um das ganze nochmal von einem anderen Blickwinkel aus zu bewerten. Wobei ich den Eingriff schon relativ kritisch betrachte. Stammzellenforschung finde ich bspw. nach meinem Ethikkompass für moralisch legitimiert.

Wissenschaftliche Fakenlage muss frei von jeder Moral sein und man darf Fakten nur weil sie jemandem nicht passen, nicht einfach abhändern. Für mich ist Wahrheit bpsw. ein moralisch höherwertiges Gut als bpsw. die Nichtverletztung von religiösen Gefühlen. Andererseits soll die wissenschaftliche Praxis zum Erkenntnisgewinn keine grundlegenden Menschenrechte verletzten. Weil körperliche Unversehrtheit für mich höher steht als potentielles Wissen über einen bestimmten Sachverhalt (welches man möglicherweise auch auf andere Art und Weise erlangen könnte).

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#4
12.01.2016
Richelieu88 Abwesend
Enchantress
*


Beiträge: 556
Registriert seit: 12. Sep 2012

RE: Wissenschaft und Moral - kompatibel oder nicht?
Ich würde man sagen, dass egal wie viel man von der Moral innerhalb der wissenschaftlichen Forschung zurücknehmen würde, eine einzige moralische Forderung übrig bleiben würde, in der sich alle minimal einig wären: Dass die Forschungsergebnisse auch der Menschheit zugute kommen soll.

Seien wir mal (theoretisch) ganz ehrlich: Wenn jemand für die Gesellschaft moralisch fragliche Methoden anwendet, um ein wichtiges Problem zu erforschen und diese Ergebnisse auch der Öffentlichkeit und der Forschung allgemein zugänglich macht, dann würde man mit diesem eher Nachsicht haben als mit jemandem, der die ganzen Ergebnisse aus egoistischen Motiven für sich alleine behält und für viel Geld innerhalb eines - nennen wir es mal - in sich verschlossenen und nicht ganz an der Allgemeinheit interessierten Gesellschaft oder Firma weiterverkauft oder es nur als Steigbügel für den eigenen Erfolg nutzt.

Diese Moral würde einerseits nur die Intension des Forschenden betreffen - da aber die persönliche Intension Auswirkung auf die wissenschaftliche Tätigkeit hat, müsste eine "moralfreie Zone" im Praktischen allgemein zu Bedenken geben. Besonders nach solchen Typen wie Dr. Mengele & Co, die wirklich mit einem rassistischen Menschenbild an die Arbeit gingen und es deswegen heute noch vielen kalt den Rücken hinunterläuft, wenn sie daran denken, was mit den Ergebnissen alles Praktische umgesetzt worden ist.
Und ich meine damit nicht nur "Moralisten", sondern auch Leute, die der "allgemeinen Moral" auch kritisch gegenüberstehen und mit denen ich mich auch schon öfters unterhalten durfte.
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#5
12.01.2016
Dr.Wandschrank Offline
Royal Guard
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Beiträge: 3.960
Registriert seit: 16. Feb 2012

RE: Wissenschaft und Moral - kompatibel oder nicht?
Im Grund sollte ein moralischer Wissenschaftler  ja an sich selsbt testen. Tongue

Meiner Meinung nach ist es Fakt da Moral der Wissenschaft im Weg steht, das ist ganz einfach logisch.
Es is aber ein gutes Zeichen das man in so was wie der Wissenschaft an die Moral und Ethik denkt.
Sicher wären wir ohne Moral und Ethik viel weiter als wir es jetzt sind. Dies ist aber offensichtlich nicht der Weg denn wir Menschen einschlagen wollten. Anstatt für schnellen Fortschritt und Entwicklung haben wir uns für Vernunft und Menschlichkeit entschieden, zumindest was das betrifft. In einer moralisch idealen Gesellschaft kann und darf man niemanden zwingen sein Leben für das andere zu geben, selsbt wenn man mit einem Leben 1000 retten könnte.
In einer moralisch idealen Gesellschaft würde sich jemand aber freiwillig opfern um 1000 zu retten. ^^

Ich halte so was wie die Ethikkommissionen für sehr wichtig, zudem ist sie ein Zeichen für unsere Menschlichkeit und Vernunft.  
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#6
13.01.2016
Sonnentau Offline
Wonderbolt
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Beiträge: 2.327
Registriert seit: 07. Mär 2013

RE: Wissenschaft und Moral - kompatibel oder nicht?
Die Ethik ist, wie schon vorher gesagt, auch meiner Meinung nach ein wohlwollender Bremshebel für den Wissensdurst der Forschenden.
Eine Wissenschaft ohne Ethik hätte mit Sicherheit bei weitem mehr Opfer gefordert, als sie es mit dieser ohnehin schon getan hat. Selbst scheinbar ethisch vertretbare Menschenversuche haben sich aufgrund der Langzeitfolgen ins Gegenteil verkehrt. So die Tests von Chemiewaffen an US-Soldaten.
Leider ist diese Bremse nicht in allen Gebieten so stark vertreten wie ich es mir wünschen würde. So sind viele Tierversuche heutzutage aufgrund der zu erwartenden Andersreaktion des Menschen auf beispielsweise einen Impfstoff obsolet.
In manchen Bereichen kann ich aber auch die Befürchtungen der Kritiker nicht verstehen. So in der Stammzellforschung, wo kein Mensch ernsthaft gefährdet wird, es aber wichtige Heilmittel bergen könnte.

Es muss von Fall zu Fall unterschieden werden, ob man seinen Wissensdurst oder seinen Moraltrieb stillen möchte, für das Ereignis, dass sich beide gegenseitig behindern. Goldene Regeln, wie keine schädlichen Langzeitversuche an Menschen oder Versuche ohne deren Zustimmung durchzuführen sind enorm wichtig und definieren uns als moderne Gesellschaft.

Ohne Moral und Ethik hat unter anderem Edward Teller gearbeitet. Das ging so weit, bis die Regierung einschreiten musste. Viele Filmcharaktere sind unter anderem an ihn angelehnt.  


(12.01.2016)Dr.Wandschrank schrieb:  Im Grund sollte ein moralischer Wissenschaftler  ja an sich selbst testen. Tongue

Einige "moralische Wissenschaftler"  RD laugh
Im Dienste der Wissenschaft starben unter anderem auch zwei Wissenschaftler durch den Demon Core

[Bild: ik7ojgvh.jpg]
The ride never ends.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 20.01.2016 von Sonnentau.)
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#7
13.01.2016
Blue Sparkle Offline
Ex-Bannhammeradmin


Beiträge: 11.615
Registriert seit: 22. Mär 2012

RE: Wissenschaft und Moral - kompatibel oder nicht?
Menschenversuche sind nicht per se unmoralisch. Es kommt auf eine gesunde Abwägung an. Bei der Einführung neuer Medikamente sind sie sogar vorgeschrieben in Form von klinischen Tests.

Wissenschaft ist ja kein Selbstzweck. Sie ist ein Werkzeug. Um zu selektieren wofür sie genutzt werden sollte haben wir die Moral.

[Bild: 00528cd316.png]
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#8
20.01.2016
Rainbro Offline
Great and Powerful
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Beiträge: 336
Registriert seit: 17. Jun 2015

RE: Wissenschaft und Moral - kompatibel oder nicht?
Wissenschaft und Moral... AJ hmm Das ist eine Gute Frage...

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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 20.01.2016 von Rainbro.)
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