(23.07.2016)Sora schrieb: Ich sage mal jein. [...] Es gibt bestimmt einige die das negativ beeinflusst. Aber das trifft wie gesagt wohl nur auf die wenigsten zu.
Das Problem bei dieser erzkonservativen Argumentation ist nur, dass die Ausnahme keinen Rückschluss auf die Regel / Menge rechtfertigt. Die Prämisse dafür, dass deine Psyche mehr und mehr verroht ist überhaupt erstmal ein labiler psychischer Zustand, zumal "Killerspiele" oft fälschlicherweise als Sündenböcke herangezogen werden um die tatsächlichen Katalysatoren des geistigen Verfalls, wie etwa Mobbing, Einsamkeit und weitere soziale Verwerfungen, auszublenden.
Wie du sagtest: Es trifft auf die wenigsten zu. Und die, auf die es zutrifft, weisen von sich aus bereits problematische Persönlichkeitsstrukturen auf.
Der Amokläufer von Winnenden - Tim Kretschmer - war beispielsweise ein solcher Fall. Man lästerte über ihn, er hatte kaum Freunde und war nach Angaben der Staatsanwaltschaft auch noch in psychiatrischer Behandlung, aufgrund einer sozialen Phobie oder etwas in Richtung einer bipolaren Störung, ganz gleich ob die Familie das dementierte. Sicherlich ist der exzessive Konsum von Computerspielen dem Ausbruchsversuch aus der sozialen Isolation nicht gerade zuträglich, aber da gab es auch vor dem digitalen Zeitalter schon genug Alternativen.
(23.07.2016)Sora schrieb: Die dann vielleicht Computer und Realität nicht mehr auseinander halten können und einfach wie im Spiel ihre Wut und ihren Hass ausleben wollen.
Realität und Fiktion mal nicht zu trennen ist eine Eigenschaft, die so ziemlich jedes menschliche Gehirn besitzt und im medialen Kontext häufig anwendet. Deswegen sorgen die so genannten "Moments of Glory" - also konkrete, positive Vorstellungen des Selbst und der Selbstverwirklichung - auch dafür, dass dein Hypothalamus und die damit gekoppelte Hirnanhangdrüse, sowie weitere Hormon-Terminals aktiv werden. Entsprechende Neurotransmitter wie Serotonin beleben deinen Geist dann (im wahrsten Sinne des Wortes). Das ist im Übrigen auch dafür verantwortlich, dass du mitleidest wenn dein Lieblingscharakter aus Game of Thrones stirbt.
Ich will ja nun auch nicht Thomas de Maizière unterstellen er sei nicht wirklich kompetent und träte ohnehin schon in viel zu viele Fettnäpfchen, aber nun ja... Mir ist diese ständig wiederkehrende Debatte viel zu unsachlich geführt, es wird ja nicht mal über Prävention durch gesellschaftliche Institutionen gesprochen: Wenn überhaupt sollte man mal darüber reden ein im Kern altpreußisches und psychologisch-pädagogisch absolut verwerfliches Bildungssystem zu reformieren, nein, zu revolutionieren.