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25.11.2024, 02:20



Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...?
07.01.2019
Mephysta Offline
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RE: Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...?
(06.01.2019)Jandalf schrieb:  Oder du erkennst, dass du auch ohne das Handy leben kannst und nicht direkt die Welt untergeht, nur weil du es nicht sofort ersetzen kannst.

Uhm, aber auch, wenn man es später ersetzt, ist das immer noch teurer als einfach ein altes zu verwenden.

Das kommt allerdings außerdem sehr auf den individuellen Fall an. Für einige Menschen ist es enorm wichtig, (mobil) vernetzt zu bleiben - und zwar nicht aus einer Ideologie heraus, 24/7 erreichbar sein zu müssen, sondern aus realen Beweggründen. Ich hab' bei Triss' Post auch so 'drüber nachgedacht und ich wäre in der Uni gearscht ohne mein Smartphone. Ich bin Pendler (30-40 Minuten Autofahrt pro Weg), unser Uni-Campus ist über die gesamte Stadt verteilt und ohne Smartphone würde ich regelmäßig vor verschlossener Hörsaaltür stehen, weil eine Veranstaltung ausfällt oder verschoben wurde, bis zuletzt nicht herauszubekommen ist, wo genau man für Veranstaltung XY nun hin muss. Klar könnte ich damit auch zum Sekretariat oder sowas gehen, aber erstens weiß da der Eine vom Anderen nix (Ich hab' schon mal 1:1 die Aussage bekommen: "Ich glaube, ich habe [Dozent] vorhin in die Richtung da fahren sehen.") und zweitens habe ich dann schon Minimum 'ne halbe Stunde umsonst auf die verschlossene Tür gewartet.
Sicher kann man jetzt sagen: Dann ist das halt so, war ja früher auch so (Früher war ja eh alles besser!), aber ich spare mir durch das Vorhandensein so eines Gerätes ganz eindeutig Lebenszeit.

Abseits davon muss ich aus familiären Gründen (Notfälle) mobil erreichbar sein und wenn mein Smartphone kaputt ist, müsste ich mindestens irgendein anderes mobiles Gerät in der Rückhand haben.

Das sind sicherlich sehr individuelle Dinge, aber gleichsam auch der Grund, warum ich persönlich ebenfalls ein gebrauchtes Ersatzsmartphone hier herumliegen habe.

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07.01.2019
Jandalf Offline
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RE: Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...?
(07.01.2019)Mephysta schrieb:  
(06.01.2019)Jandalf schrieb:  Oder du erkennst, dass du auch ohne das Handy leben kannst und nicht direkt die Welt untergeht, nur weil du es nicht sofort ersetzen kannst.

Uhm, aber auch, wenn man es später ersetzt, ist das immer noch teurer als einfach ein altes zu verwenden.

Die nächste Frage des Minimalisten wäre dann, warum du dein Smartphone ersetzt hast, obwohl das Alte noch funktioniert und für deine Zwecke offenbar noch gut genug ist.

Und natürlich ist es praktisch ein Ersatzsmartphone rumliegen zu haben. Und natürlich ist für einige Leute das Smartphone mittlerweile unersetzbar und spart Lebenszeit. Aber das hat dann halt auch nichts mit Minimalismus zu tun. Wie gesagt, abhängig von seinem Besitz zu sein, ist das Gegenteil von Minimalismus.

Killing is badong!
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07.01.2019
Mephysta Offline
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RE: Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...?
(07.01.2019)Jandalf schrieb:  Die nächste Frage des Minimalisten wäre dann, warum du dein Smartphone ersetzt hast, obwohl das Alte noch funktioniert und für deine Zwecke offenbar noch gut genug ist.
Habe witzigerweise für beide Smartphones keinen Cent ausgegeben und sie beide durch den Vertrag meiner Großmutter erhalten, die für solche Geräte keine Verwendung hat.

(07.01.2019)Jandalf schrieb:  Und natürlich ist es praktisch ein Ersatzsmartphone rumliegen zu haben. Und natürlich ist für einige Leute das Smartphone mittlerweile unersetzbar und spart Lebenszeit. Aber das hat dann halt auch nichts mit Minimalismus zu tun. Wie gesagt, abhängig von seinem Besitz zu sein, ist das Gegenteil von Minimalismus.
Naja, aber das Argument war ja, dass ein solcher Minimalismus eher für Leute erreichbar ist, die im Zweifelsfall alles sofort ersetzen können, was sie nur in einfacher Ausführung herumliegen haben und dass "ärmere" Menschen eher dazu tendieren, Dinge für den Zweifelsfall aufzubewahren. Ich will auch nicht sagen, dass meine Lebensweise minimalisitisch wäre (Das ist sie auf keinen Fall.), eher, dass es an vielen Stellen finanziell schwierig wäre, ein minimalistisches Leben ohne Backup-Pläne zu bestreiten.

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07.01.2019
HeavyMetalNeverDies! Offline
 
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RE: Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...?
(07.01.2019)Mephysta schrieb:  Naja, aber das Argument war ja, dass ein solcher Minimalismus eher für Leute erreichbar ist, die im Zweifelsfall alles sofort ersetzen können, was sie nur in einfacher Ausführung herumliegen haben und dass "ärmere" Menschen eher dazu tendieren, Dinge für den Zweifelsfall aufzubewahren. Ich will auch nicht sagen, dass meine Lebensweise minimalisitisch wäre (Das ist sie auf keinen Fall.), eher, dass es an vielen Stellen finanziell schwierig wäre, ein minimalistisches Leben ohne Backup-Pläne zu bestreiten.

Ergo ist Minimalismus nur etwas für reiche Leute, weil arme Leute müssen alles ansammeln was sie in die Hände bekommen weil sie kein Geld hätten es zu ersetzen... Rolleyes

Die Argumentation hinkt. Twilight: No, Really?

Du brauchst dich übrigens nicht dafür zu entschuldigen, wenn Minimalismus nichts für dich ist. Noch weniger brauchst du dich irgendwie rechtfertigen warum das so ist. Nur von deiner eigenen Argumentation auf andere zu schließen warum die dann auch nicht minimalistisch leben könnten ohne wohlhabend zu sein ist etwas merkwürdig. Undecided

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07.01.2019
Mephysta Offline
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RE: Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...?
(07.01.2019)HeavyMetalNeverDies! schrieb:  Ergo ist Minimalismus nur etwas für reiche Leute, weil arme Leute müssen alles ansammeln was sie in die Hände bekommen weil sie kein Geld hätten es zu ersetzen... Rolleyes
Eigentlich gar nicht so falsch der Schluss, ja. Vielleicht nicht "müssen" im Sinne von "sonst geht die Welt unter", aber es ist für ärmere Leute doch mit erheblich mehr Einschränkungen verbunden als für reichere Leute und entsprechend schwieriger, einen solchen Lebensstil zu erreichen. Ist sicherlich nicht unmöglich, aber persönlich würde ich eher dann minimalistisch leben wollen, wenn ich weiß, dass Ersatz kein Problem ist, als wenn ich wüsste, dass ich ernsthafte Probleme kriege, wenn mal 'was kaputt geht. Shrug (Betrifft ja nicht nur das Smartphone.)

(07.01.2019)HeavyMetalNeverDies! schrieb:  Du brauchst dich übrigens nicht dafür zu entschuldigen, wenn Minimalismus nichts für dich ist. Noch weniger brauchst du dich irgendwie rechtfertigen warum das so ist. Nur von deiner eigenen Argumentation auf andere zu schließen warum die dann auch nicht minimalistisch leben könnten ohne wohlhabend zu sein ist etwas merkwürdig. Undecided
Ach, das ist weniger eine Rechtfertigung als eine Argumentation aus Interesse heraus. Ich weiß, dass so ein Lebensstil für mich nichts wäre und mit meiner aktuellen Lebenssituation verspüre ich wenig Dissonanz (also zumindest keine, die ich mit Minimalismus lösen könnte) - aber das heißt ja nicht, dass ich mich thematisch dafür nicht interessieren könnte. Ich erhebe auch keinerlei Anspruch auf Richtigkeit meiner Argumentation und denke bei Weitem nicht, dass das absolut generalisierbar ist, was ich geschrieben habe (deshalb habe ich auch immer wieder auf die individuellen Fälle hingewiesen) - ich lasse mich da gern eines Besseren belehren. RD wink

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07.01.2019
Jandalf Offline
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RE: Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...?
Wobei durch den Minimalismus selbst normalerweise auch Ressourcen frei werden. Es geht ja auch darum Dinge möglichst zu reparieren, statt sie zu ersetzen. Jedes Kleidungsstück, das du nähst, statt es neu zu kaufen macht ja auch Ressourcen frei, die man dann hat um Beispielsweise ein kaputtes Smartphone zu ersetzen.

Aber klar, wenn du aus irgendeinem Grund exakt so arm bist, dass du schon zwangsweise minimalistisch lebst aber trotzdem Ersatz für deinen Kram vom Himmel fällt, den du dann aufbewahrst, für den Notfall. In dieser sehr speziellen Situation wird dein Minimalismus dann auf eine "harte" Probe gestellt.

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07.01.2019
Mephysta Offline
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RE: Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...?
Hm, ja, da ist 'was 'dran. Ich hatte auch so darüber nachgedacht, dass man ja durchaus auch "freies" Geld in Dinge steckt, die man später eben nicht wieder verkauft, wenn man sie nicht nutzt und dass man ja auch Geld in Dinge investiert, die keinen instrumentellen Zweck erfüllen. Wobei das für viele auch keine Instant-Einkäufe sein dürften, wenn es um größere Beträge geht und da dann trotzdem erstmal angespart werden muss. (Also will meinen: Niemand kauft sich eine dekorative Figur für 100€ aufwärts aus der Portokasse und hat dann nicht das nötige Kleingeld für ein neues Smartphone.) Aber ja, ich denke, kann ich prinzipiell mitgehen, wenn man sagt, als Minimalist verteilt man seine finanziellen Ressourcen einfach um. AJ hmm

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07.01.2019
HeavyMetalNeverDies! Offline
 
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RE: Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...?
(07.01.2019)Mephysta schrieb:  Hm, ja, da ist 'was 'dran. Ich hatte auch so darüber nachgedacht, dass man ja durchaus auch "freies" Geld in Dinge steckt, die man später eben nicht wieder verkauft, wenn man sie nicht nutzt und dass man ja auch Geld in Dinge investiert, die keinen instrumentellen Zweck erfüllen. Wobei das für viele auch keine Instant-Einkäufe sein dürften, wenn es um größere Beträge geht und da dann trotzdem erstmal angespart werden muss. (Also will meinen: Niemand kauft sich eine dekorative Figur für 100€ aufwärts aus der Portokasse und hat dann nicht das nötige Kleingeld für ein neues Smartphone.) Aber ja, ich denke, kann ich prinzipiell mitgehen, wenn man sagt, als Minimalist verteilt man seine finanziellen Ressourcen einfach um. AJ hmm

Irgendwie scheint es bei dir nur 2 Arten von Leuten zu geben; diejenigen, die ihre Niere verkaufen müssen wenn ihr Smartphone kaputt geht und die jenigen die soviel Geld haben, das sie es nach Belieben zum Fenster rauswerfen können. Komisch. 100% aller Leute die ich kenne sind irgendwo dazwischen: Nicht reich, nicht arm. Die kaufen eben Kram ohne darüber nachzudenken und am Ende des Monats ist bei vielen der Kontostand auf 0. Wenn dann das Smartphone hin wird, überziehen sie entweder das Konto, greifen zur Kreditkarte oder gehen zur Bank und leihen sich was, solange bis sie wieder flüssig sind. Das ist die normale Mittelschicht.

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07.01.2019
Mephysta Offline
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RE: Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...?
Schon ironisch, dass Du Dich bei mir über Generalisierungen beschwerst und im nächsten Atemzug dann erklärst, dass 100% der Mittelschicht absolut unfähig ist, mit Geld zu wirtschaften. Allllles klar. RD laugh

Es gibt exakt zwei Arten von Menschen: Diejenigen, die es sich leisten können, ein Smartphone sofort zu ersetzen und die, die es nicht können. Das ist eine Dichotomie. Dazwischen gibt es nichts. Gründe und Folgen dafür und davon spielen dafür keine Rolle. Genauso wie absolut alles auf der Welt in "Keks" und "kein Keks" eingeteilt werden kann. Ein Auto ist "kein Keks". Warum es kein Keks ist, tut absolut nichts zur Sache.

Ich komme ebenfalls aus der Mittelschicht und habe eine ganz einfache Regel gelernt: Die Summe Geld, die man flüssig hat ist nicht 1:1 das, was man sich auch "leisten" kann. Kann man sich etwas nicht leisten, kauft man es nicht. Und zwischendurch ein neues Smartphone gehört da zweifelsfrei dazu. Ich kenne persönlich auch kaum Leute, die so unvernünftig mit Geld umgehen. Das hat eher was mit Impulskontrolle als mit Minimalismus zu tun.

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07.01.2019
Meganium Offline
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RE: Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...?
Beim Minimalismus geht es um das bewusste Leben. Konsum wird reduziert. In welcher Form ist aber erstmal egal.
Diejenigen, die arm sind, werden wahrscheinlich eher drauf fokussiert sein, dass ihr Smartphone, gerade das aktuelle Beispiel, ja nicht kauptt geht. Diejenigen, die nicht arm sind, werden darauf fokussiert sein, dass sie nicht weiter konsumieren (ein zweites Smartphone zu besitzen ist bereits unnötige Konsumvergrößerung), beziehungsweise einen Backup-Plan zu haben, damit man nicht aufgeschmissen ist, und auch ein paar Tage ohne Smartphone über die Runden kommt, um den Konsum zu verzögern, oder um eine Lösung zu suchen (im Fall des Smartphones → Reparatur). Man muss sich halt einfach Mühe geben.

Ich würde noch ein anderes Beispiel verwenden, Kleidung. Ohne jedoch näher einzugehen, sondern einfach mal, um folgenden Gedankengang hier zu lassen: Wenn jemand meint, er lebe bewusst, dann tut er das nur, wenn er nicht zum nächsten Laden rennt, und neue Kleidung kauft. Er tut das nur, wenn er selber Hand anlegt, oder es nähen lässt, weil man halt zwei linke Hände hat. Sonst ist das Heuchelei.
Klar ist es viel bequemer und es lohnt sich eher, jedoch nur im Sinne des eigenen Geldbeutels, neue Kleidung zu kaufen. Aber wie Jandalf schon sagte, jeder Mehrkonsum ist einer zuviel.

...
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07.01.2019
Mephysta Offline
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RE: Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...?
Und was genau ist dann noch die Grenze dazu, in einer selbstgezimmerten Lehmhütte in den Tropen zu leben? Die Grenze erscheint mir irgendwie ziemlich willkürlich. Miete oder Hausbesitz kann man auch als unnötig Anschaffung betrachten (nicht, dass ich das täte), ist alles eine Frage der Perspektive. Wozu überhaupt ein Smartphone besitzen? Wozu irgendwas besitzen, was keinem unmittelbaren Überlebenszweck liegt?
(Ihr braucht mir jetzt nicht erklären, warum, das sind rhetorische Fragen. Mich interessiert, wo man da als "echter" Minimalist die Grenze zieht.)

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07.01.2019
Herr Dufte Offline
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RE: Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...?
Ich würde ja mal sagen, ein Minimalist hat am besten einfach gar kein Smartphone.
Aber gut.

„We need women and gender fluid characters in video games in order to trigger the incels. Ayy Lmaooo."
~ Karl Marx, ca. 1850
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07.01.2019
Meganium Offline
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RE: Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...?
(07.01.2019)Mephysta schrieb:  (Ihr braucht mir jetzt nicht erklären, warum, das sind rhetorische Fragen. Mich interessiert, wo man da als "echter" Minimalist die Grenze zieht.)
Die Grenze, ich würde eher Ziele nennen, wird man bei der Ressourcenschonung oder in der Nachhaltigkeit finden.
Wann ist Konsum schädlich für die Umwelt oder das Gemeinwohl, wann nicht? Habe ich durch meine Neuanschaffung nun Müll verursacht, oder nicht? Wäre es nicht aus Sicht der Umweltbilanz besser, ein defektes Teil zu reparieren, anstatt ein neues zu kaufen? Secondhand-Kleidung, anstatt Neukauf?

Diese Ziele sind Ansetzpunkte, ab der ein "echter Minimalist" sagen kann: Ab hier. Als Beispiel sei Kleidung nochmal erwähnt. Wenn sich die Sohlen meiner Schuhe ablösen, dann ist die eine Seite der Grenze eine Neuanschaffung, die andere Seite aber der Schuhmacher, der mir die Neuanschaffung und damit den Mehrkonsum verhindern kann. Oder Sekundenkleber, bzw. der Zweikomponentenkleber, sofern ich diesen Kleber nicht nur für diesen einen Zweck benutze (was sonst auch eine Form von Verschwendung darstellt). Wenn ich ohne Jeanshose dastehe, dann ist die eine Seite wieder eine Neuanschaffung auf Kosten der Ökologie, die andere Seite aber ein Second-Hand-Laden, der mir die Neuanschaffung verhindern kann. Wenn der Anzug nun am Ärmel stark beschädigt ist (sich am Zaun aufgerissen oder so), dann kann man entweder zum C&A gehen oder geht zu einer Änderungsschneiderei, die mir mit wenigen Handgriffen und ein wenig Faden den Ärmel wieder drannähen kann.

...
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07.01.2019
HeavyMetalNeverDies! Offline
 
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RE: Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...?
Oh, jetzt sind wir schon bei "echten Minimalisten" angelangt? Wenn es darum geht wer am truesten ist, dann wird man nie zu einer Einigung kommen. Die einen definieren es so, die anderen so. Da gibt es keine 100-Sachen-Grenze oder so, es geht nur darum zu minimieren. Und das tun noch nicht mal alle aus Umweltgründen. Gibt leute die finden es einfach "chic", andere haben keinen Bock großartig zu putzen oder sind generell nur faul. Ich habe sogar schon welche gesehen die wurden aus finanziellen Gründen Minimalisten, so dass ihnen mehr Geld über bleibt. Das aus zwei Koffer lebender Öko-hippie-Image hat der Minimalismus den Medien zu verdanken. Das ist natürlich interessant und außergewöhnlich wenn jemand mit nur 100 Gegenständen lebt, aber dennoch ist es mehr Ausnahme als Regel. Meistens sind das Leute die viel und gerne reisen. Da ist das möglichst wenig besitzen reine Zwecksache. Auf anderen Seite sollte man aber nicht die Frage stellen wie es dann mit dem Mobilitäts-Konsum solcher Leute aussieht. Bei so "digitalen Nomaden" die viel herumfliegen sieht die Umweltbilanz wahrscheinlich hundert Mal schlechter aus als bei einem normalen Mittelschichtler, der alle heiligen paar Zeiten mal nach Italien an den Strand fährt, auch wenn diese Minimalisten dann nicht mal mehr Schuhe tragen und in zerfetzten, drei mal genähten Kleidern rumlaufen.

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07.01.2019
Mc Timsy Offline
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RE: Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...?
HeavyMetalNeverDies schrieb:Das aus zwei Koffer lebender Öko-hippie-Image hat der Minimalismus den Medien zu verdanken.

Ich bin mir nur sehr unsicher, ob es sich dann im Endeffekt tatsächlich um "Minimalisten" handelt. Die Verwendung dieser Selbstbezeichnung setzt für mich einen gewissen Anspruch und eine philosophische Grundlage vorraus. Wenn du unter den Terminus der Minimalisten alle Leute packst, die einfach nur nicht bei drei alles kaufen und sich die Bude vollstellen, egal aus welchem Grund, dann bin sogar ich in gewissen Rahmen ein Minimalist und den Terminus mir zuzuschreiben würde ich als Beleidigung für alle empfinden, die sich tatsächlich bewusst an sowas heran begeben, im Gegensatz zu mir, der eigentlich nur keinen Bedarf hat Kram zu kaufen, den er nicht will. Sicher kann es nicht zielführend sein einfach nur die individuelle Anfälligkeit für Werbung zu bewerten, sondern da muss mehr kommen.

Wenn ich sage: Hey, eigentlich brauche ich aktuell kein neues Handy, ich kann auch ein paar Klamotten ausmisten und statt einem vernünftigen vollwertigen Backofen reicht mir ein studentischer Ofen in den maximal eine Tiefkühlpizza passt, aber ich bestehe darauf weiterhin regelmäßig in Urlaub zu fahren und meine DVD-Kollektion muss auch vervollständigt werden, dann ist das doch kein Minimalismus. Dann ist das doch viel eher jemand, der sich seiner eigenen Prioritäten klar wird. Und welchen Wert hat das Label, wenn jeder es beanspruchen kann der aus finanziellen, oder lebenssituationsbedingten Faktoren heraus für einige Zeit nur die notwendigsten Dinge erwerben kann? Sind junge Menschen auf dem Balkan wirklich Minimalisten, weil sie in kleinen Häusern nur mit dem nötigsten Leben und versuchen mit ein wenig Ackerbau über die Runden zu kommen, oder sind sie nicht einfach nur Opfer einer harten ökonomischen Situation? Bisher ging ich davon aus, dass der Minimalist zumindest die theoretische Fähigkeit haben muss sich mehr anzueignen, aber eine bewusste Entscheidung zur Sparsamkeit getroffen haben muss.

Den Wind können wir nicht bestimmen, aber die Segel richtig setzen.
- Lucius Annaeus Seneca -
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07.01.2019
Jandalf Offline
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RE: Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...?
Wer sich wie nennen darf ist immer eine müßige Diskussion. Dabei geht es ja meistens darum andere über das eigene Verhalten zu informieren. Und wenn jemand sagt "ich lebe minimalistisch" dann habe ich natürlich bestimmte Erwartungen, was das bedeutet.

Aber wenn man das Ganze aufs Wesentliche herunterbricht, sollte man nicht minimalistisch handeln, um sich selbst mit diesem Label schmücken zu können. Vielmehr geht das Ganze mit einem gewissen Mindset einher. Wenn einem die Idee des Minimalismus gefällt kann man sich einige oder alle entsprechenden Verhaltensweisen dazu aneignen. Oder halt auch nicht. Das muss doch jeder für sich entscheiden. Wenn jemand sagt, dass er seinen ökologischen Fußabdruck reduzieren will und deshalb jetzt Klamotten nur noch selber näht oder im Second Hand Shop kauft, dann ist das minimalistisch. Wenn jemand sagt, er sei mit dem Vielen Krempel der sich bei ihm zuhause stapelt nicht glücklich und deshalb jetzt jede Woche eine Kiste Dinge die er nicht mehr braucht verschenkt, dann ist das minimalistisch.

Ob diese Leute jetzt minimalistisch genug handeln um sich Minimalisten zu nennen ist wirklich nicht wichtig.

Ich bin übrigens persönlich auch kein Minimalist. Ich bin vor allem sehr sehr faul und mir ist egal, was ich besitze. Ich benutze die meisten Dinge bis sie kaputtgehen, einfach weil es Aufwand wäre sie früher zu ersetzen. Und ich behalte Dinge, auch wenn sie mir keine Freude bereiten, weil es Aufwand wäre sie zu entsorgen. Gleichzeitig hänge ich nicht an meinem Kram. Ich glaube wenn jemand meine Bude komplett leerräumt, fände ich das vor allem lästig.

Killing is badong!
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07.01.2019
Terran_wrath Abwesend
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RE: Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...?
Ich bin nicht konsumwahnsinnig, aber Minimalismus funktioniert für mich nicht.
Die Frage ist: Wo genau setzt man sein Ziel der Definition? Vom Eso-Hipster, der einfach nur sein Inventar streamlined, bis zum Aussteiger im Wald ist doch alles drin.
Und dann gibt es noch die Leute, die darüber reden... wie die Freundin von einem Bekannten von mir. Sie redete einmal davon, dass man "Mit nur 100 Dingen glücklich werden" kann und man garnicht mehr braucht, so wie sie es angeblich taten. Ich habe mich aus dem Gespräch rausgehalten, aber da konnte ich nicht mehr. Ich bin ins Bad gegangen, hab mir die etwas mehr als halbvolle 300er Packung Wattestäbchen gegriffen, bin zurück ins WZ und hab es ihr in die Hand gedrückt und gesagt: "Hier. Mehr als 100 Dinge." Die war angepisst. FS grins

Die guten alten Stoiker von damals z.B... die würde ich als "echte" Minimalisten bezeichnen. Die haben den Minimalismus als Lebenseinstellung gelebt... aus philosophischen Gründen.

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07.01.2019
Mephysta Offline
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RE: Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...?
Ich bin ein Fan der Argumentationslinie von McTimsy und Jandalf. Als Außenstehender finde ich es sehr einleuchtend, zu sagen, dass es minimalistische Verhaltensweisen gibt, aber eben nicht der ganze Mensch Minimalist ist - denn so einen absoluten Status wird wohl eher niemand, außer den absoluten Hardlinern erreichen. Und selbst bei denen wird man noch was finden, was man als nicht-minimalistisch "kritisieren" kann.

Was aus den bisherigen Beiträgen für mich hervorgeht, ist auch, dass die Grenzen zwischen "Minimalist" und "nicht Minimalist" hier teilweise auch sehr schwammig bzw subjektiv gezogen werden. Da kann man bis ins Tausendstel gehen und wird immer noch was finden, was der eine nicht als minimalistisch am anderen bezeichnen würde. An spezifischen Handlungen finde ich das irgendwie einfacher zu bestimmen. Dann braucht sich auch keiner mehr wie der moralisch überlegene New-Age-Veganer fühlen, weil er sich einen Minimalisten-Stempel aufdruckt und verächtlich auf die bösen Konsumschafe herabblickt. Just my two cents. Shrug

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08.01.2019
HeavyMetalNeverDies! Offline
 
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RE: Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...?
Please, als wäre "Minimalist" ein Status wie ein Doktortitel für den man eine Prüfung ablegen muss. Rolleyes

Minimalismus ist ein Ismus. Was muss man denn tun um ein Optimist, ein Marxist oder ein Atheist zu sein?

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08.01.2019
Herr Dufte Offline
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RE: Minimalismus - Das Leben nach dem Konsumwahn...?
(08.01.2019)HeavyMetalNeverDies! schrieb:  Minimalismus ist ein Ismus. Was muss man denn tun um ein Optimist, ein Marxist oder ein Atheist zu sein?
Positive Lebenseinstellung haben
Marxistische Lehren vertreten
Nicht an Gott glauben.

Worte haben Bedeutung.

Gegenfrage: Wenn ich Tiere ganz doll liebe, aber trotzdem täglich esse, bin ich dann Veganer?

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~ Karl Marx, ca. 1850
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