Mit immerhin einer Woche Verspätung habe ich die Folge nun also auch endlich zweimal gesehen... mache ich immer so, zumal ich beim 2. Angucken sprachlich oft mehr von den Dialogen verstehe.
Sehr hübsche Slice of Life-Folge!
Raritys Traum, eine Boutique in Canterlot zu haben, wurde also endlich wahr - wenn auch zuerst nicht so, wie sie es sich erhofft hat und es vorübergehend zum Alptraum wurde
Sassy hat sich anfangs wirklich massiv in den Vordergrund gedrängelt - klar, eine Managerin eben, noch dazu eine, die offenbar auf PR spezialisiert war. Rarity behandeln, als wäre sie nicht die Chefin, sondern bestenfalls eine einfache Angestellte, war natürlich ein starkes Stück
- daß Rarity nicht sofort deutlich energischer reagierte und sich diese Behandlung recht lange gefallen ließ, schiebe ich auf ihr Element of Generosity - dazu gehört offenbar auch, einen einigermaßen langen Geduldsfaden zu haben; großzügigerweise rüffelt sie ihre Angestellte eben nicht sofort zusammen, sondern läßt sie erst mal gewähren. - So ein Benehmen hätte Sassy sich z.B. auf Sweet Apple Acres bei AJ als Eigentümerin nicht erlauben können - ist aber auch klar, AJ ist Element of Honesty, nicht Generosity.
Die Massenfertigung eines einzelnen Kleidermodells ist nichts für sie - arme Rarity
Kann ich aber verstehen. Irgendwann reißt ihr bei Sassys Verhaltens dann doch der Geduldsfaden, und sie kündigt die Schließung ihrer Boutique an (wodurch Sassy natürlich ihren Job verlieren würde) - das ist aber nur konsequent und gerade für die jüngeren Zuschauer eine durchaus wertvolle Botschaft: wenn dich dein Job nur noch ankotzt und du gar keine Freude oder innere Befriedigung mehr darin findest, dann ist es an der Zeit, etwas anderes zu tun. Ging mir selber in meinem Leben auch schon so; bekannte Beispiele dafür finden sich z.B. bei den Beatles oder bei ABBA - Björn Ulvaeus müßte es gewesen sein, der die kommentarlose Auflösung bzw. schlichte Nichtfortführung von ABBA in einem Interview genau so kommentierte: "Wenn du mit dem, was du tust, nicht mehr glücklich bist, dann ist es an der Zeit, etwas anderes zu tun". Und natürlich gilt das für alle Jobs - sei es damals bei mir gewesen, als ich vom Zugbegleitdienst in den Führerstand gewechselt bin, sei es bei meinem Papa anno 1974 gewesen, als er den Beruf wechselte - oder jetzt eben bei Rarity, die die Notbremse ziehen will und, statt weiterhin etwas zu machen, was sie nur unglücklich macht (weiter nichts als Sassys Massenbestellungen abzuarbeiten und seelenlose Massenware herzustellen, auch wenn die offenbar Geld bringt, aber Geld ist für das Element of Generosity offenbar nicht das Wichtigste im Leben), lieber die Reißleine zieht und einen Räumungsverkauf ankündigt. Klar, daß Sassy darüber geschockt ist.
Als sie die Reaktionen der Kundinnen auf die Kleider sieht, die sie zugunsten des Princess Dress zurückgehalten hat, ist Sassy aber offenbar zur Einsicht und zum Dazulernen fähig - aber bereit, für ihre Fehler (vor allem ihr selbstherrliches Verhalten als Managerin gegenüber der Eigentümerin) einzustehen und in die Arbeitslosigkeit zu gehen. Aber Rarity wäre nicht Rarity, wenn sie das zulassen würde
Und so darf Sassy weiterhin Canterlot Carousel betreiben und führen, während die Eigentümern ihren Stamm- und Firmensitz in Ponyville beibehält - sehr nett, allen geholfen
Das Ende mit dem... ääääh... etwas "seltsam" gebauten Pony hätte es allerdings nicht gebraucht
Da wollten die Macher der Show wohl auch mal ihren Spaß haben und ein wenig trollen? Na bitte sehr, sei ihnen unbenommen; wäre so freilich in Staffel 1, 2 und wohl auch 3 aber sicher nicht durchgegangen.
Weil einige Parallelen zur 1. Staffel mit "Suited for Success" sehen: äh - nein. Damals ging es ja darum, daß Rarity für ihre Freundinnen freiwillig (und vermutlich gratis) Kleider für die Gala nähte, an denen diese dann nur rumzumäkeln hatten und die sie mit Augenkrebs-Eigenentwürfen verunstalteten, anstatt auf die zu hören, die sich damit auskannte. Hier liegt die Sache anders: hier geht es um Kreativität vs. seelenlose Massenproduktion bzw. darum, wie ein kreativer Entwurf zu seelenloser Massenware verkommt. Niemand ändert hier an ihren Entwürfen herum, dafür wird ihr schlicht die Betriebsführung aus den Hufen genommen und sie zur einfachen Näherin und Befehlsempfängerin "degradiert" - und das als Eigentümerin. Von daher ist es auf jeden Fall eine eigenständige Geschichte, kein Wiederkäuen von "Suited for Success".
Und einige haben Coco Pommel vermißt: die kann gar nicht da sein, es sei denn, Rarity hätte ihr ihren Umzug finanziert oder der Jobanreiz wäre so stark gewesen. Denn: Coco ist Manehattan'erin, wir befinden uns aber in Canterlot - das sind zwei verschiedene und noch dazu weit auseinanderliegende Städte
Ich sag mal: 4/5 für die liebevolle Umsetzung der Storyline und das gute Entwickeln und Weiterzeichnen von Raritys (und als vermutlich wiederkehrender Figur auch Sassys) Charakter.