RE: Hast du einen James Bond-Film im Kino gesehen?
Nicht, daß ich mich erinnern könnte. Aber ich hab alle abendfüllenden Bondfilme gesehen, in denen nicht Daniel Craig vorkommt.
Und ich habe auch nicht mehr vor, einen im Kino zu sehen, seit das ganze Franchise neugestartet und Daniel Craig als Bond eingesetzt wurde. Schmutzig, ruppig, ungehobelt, ein eiskalter Killer. Sie hätten genauso Jason f*cking Statham als Bond nehmen können. Am besten gleich Chev Chelios als 007 einsetzen. Oder, wo sie schon mal dabei sind, Xander "xXx" Cage von der NSA ausborgen.
Daniel Craig ist nicht mein Bond.
Mein James Bond 007 – der Spion, den ich liebe – ist der coole, smarte, elegante britische Gentleman-Spion. Immer im adretten Maßanzug. Immer mit Walther PPK (seit Q seine Spaghetti-Beretta kassiert hat). Immer Herr der Lage. Und immer der Miezen-Magnet. Und alle landen sie auch bei ihm (oder in seiner Kiste) – außer Miss Moneypenny, die jah-re-lang vergeblich an ihm rumbaggert. Pilotiert mit Vorliebe britische Sportwagen (Aston Martin DB5, Lotus Esprit usw.) mit netten Extras, die für gewöhnlich nicht wieder zurückkehren – ich glaube, bisher ist einzig "Little Nelly" halbwegs funktionstüchtig nach England zurückgekehrt. Trinkt natürlich Wodka Martini. Geschüttelt, nicht gerührt. Und hat immer einen lockeren Spruch auf den Lippen, egal, wie heiß es hergeht.
Ehrlich, Casino Royale gefällt mir noch am ehesten in der abgedrehten 1967er Verfilmung von Charles K. Feldman mit David Niven als originaler Sir James Bond 007, der aus dem Ruhestand zurückkehrt, Ursula Andress – das Bond-Girl aus Dr. No – als Vesper Lynd aka James Bond 007, Peter Sellers als Evelyn Tremble aka nachträglich rekrutierter James Bond 007, Woody Allen als Jimmy Bond (eigentlich auch aka James Bond 007), Joanna Pettet ist Mata Bond (James Bonds und Mata Haris gemeinsame Tochter) aka James Bond 007, sogar Daliah Lavi ist James Bond 007 (Bond läßt nach seiner Rückkehr alle noch aktiven Agenten in James Bond 007 umbenennen, um SMERSH zu verwirren), Le Chiffre wird gespielt von keinem geringeren als Orson Welles, und Stirling Moss und Jean-Paul Belmondo haben kleine Gastauftritte. (Unbedingt im englischen Originalton gucken – die Synchro ist zwar gut, aber in der deutschen Version singt statt Dusty Springfield auf einmal Mireille Mathieu los.)
Meine zwei Lieblings-Bonds: Zum einen wäre da You Only Live Twice. Ein richtig genialer Bond mit Sean Connery, vor allem ein ungewöhnlicher Bond. Bond stirbt (zum Schein), Bond wird zum Japaner umfunktioniert (zum Schein), Bond heiratet (vielleicht nicht ganz so zum Schein), Bond trifft auf eine japanische Agentin mit einem wahrhaft coolen Toyota 2000 GT Cabrio – und Ernst Stavro Blofeld hat zum allerersten Mal ein Gesicht.
Zum anderen The Man With The Golden Gun, mein Lieblings-Roger Moore. Ich meine, wie cool bitte ist Christopher Lee als Bond-Schurke Francisco Scaramanga mit der komplett vergoldeten Bausatzkanone? Diesem Hünen zur Seite steht der nur halb so große Hervé Villechaize als Nick Nack, quasi Oddjob 2.0, nur daß das eine Sprechrolle ist. Nicht zu vergessen zwei Bootsverfolgungsjagden – eine in Bangkok, eine im Deep South –, ein '74er AMC Matador, dem Flügel wachsen, und die Rückkehr des Redneck-Sheriff Rosco P. Coltrane Buford T. Justice äh J. W. Pepper.
Und die anderen Filme und Darsteller? Über George Lazenby sag ich mal nichts. Timothy Dalton ist mir teils zu gelackt, teils zu proto-Craig. Pierce Brosnan ging dann wieder als Post-Cold-War-Bond. Die Filme aber gehen eigentlich nur bis einschließlich The World Is Not Enough. Über Daniel Craig hab ich mich schon ausgelassen, aber schon der letzte Brosnan, Die Another Day, ist an Hirnrissigkeit kaum zu überbieten und hat streckenweise lächerliche Special Effects. Ich meine, das fängt schon mit Bonds monatelanger Gefangenschaft in Nordkorea an. Leute, das ist 007. Der 007, den ich kenne, wär da innerhalb weniger Minuten rausgekommen und hätte noch am selben Tag das Land verlassen. Und die britische Krone läßt ihn im Stich, weil sie glauben, daß ausgerechnet Sir James Bond 007 nach Nordkorea übergelaufen sein soll? Der Rest des Films wird nicht besser.
Das heißt, einen Bondfilm muß ich noch erwähnen, auch wenn der auch nicht zur Hauptreihe gehört: Never Say Never Again. Okay, 21 Jahre nach Dr. No ist Sean Connery und damit auch Bond inzwischen grauhaarig. Aber der Film ist gleichzeitig ein Best Of Bond und eine Parodie auf die Reihe, speziell am Anfang, als M Bond ins Sanatorium zum Entgiften schickt (zuviel Martini, zuviel gequalmt, zuviel Grund zum Qualmen gehabt, ähem). Außerdem: Klaus Maria Brandauer als Bond-Schurke Maximilian Largo. Brandauer hat sich natürlich selbst synchronisiert. Und der Höhepunkt des Streifens: KIM BASINGER als Bondgirl.
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