Abspaltung des Freistaats Bayern und anderen Ländern - Wie denkt ihr ?

[brony95]

Die Einnahmen, die VW weltweit macht, werden in Niedersachsen versteuert. Das ist doch nicht so schwer zu verstehen.

[MianArkin]

(15.12.2014)MartianCall schrieb:  Allein wie sich Berlin in Kultur und Film als das Epizentrum darstellt, und alles drum rum nur unlebenswerte Provinz sei. War mal mit Freunden  zu einem Tagesausflug da, wir waren 15 Minuten aus dem Zug raus, da hat uns schon jemand mit unseren Trolleys als böse Touristen im Visier und uns mit den charmanten Worten "Verpisst euch hier aus Berlin, wir wollen euch hier nicht" willkommen geheißen. Könnte ja sein daß die Geld in die Stadt bringen, das bringt dann den ach so tollen heruntergekommenen Kiez in Gefahr.
Wie gesagt spreche ich hier nicht jeden Berliner an, aber es gibt einen Widerspruch zwischen dem überzeichneten Selbstbild dieser Stadt und dem was sie tatsächlich bringt. Recht neurotisch, alles. 

Berlin ist sicherlich nicht das Kulturelle Epizentrum, das ist ganz klar München.
Sieh Berlin als Kulturelles Hypozentrum an .

[Herrmannsegerman]

(15.12.2014)brony95 schrieb:  Die Einnahmen, die VW weltweit macht, werden in Niedersachsen versteuert. Das ist doch nicht so schwer zu verstehen.

Audi AG

Eigenes Unternehmen dessen Aktien sich zum großen Teil im Besitz der Volkswagen AG befinden.

Audi macht seine eigenen Gewinne und Volkswagen bekommt die Dividende der Aktien davon und versteuert den Gewinn hierraus in Niedersachen. Der Gewinn der Audi AG wird im Firmenhautpsitz und damit in Bayern versteuert. Wobei Bayern oder besser die Stadt Ingolstadt nur die Gewerbesteuer des einen Werkes bekommt und der Gewinn bzw. die Einahmen der Mehrwertsteuer direkt an den Staat abgegeben werden. (Teil den Bayern bekommen würde).

[Bronyhead]

Ich warte ja immer noch, dass einer konkret die potentiellen wirtschaftlichen Folgen einer Abspaltung für Bayern benennt. Ist immerhin eine Diskussion hier.

[Triss]

Ich kenne mich null mit Wirtschaft aus, aber lassen sich Firmensitze nicht durchaus verlegen?

Aus ersterem resultiert auch, dass ich nicht viel Ahnung von möglichen Folgen habe. Meine unqualifizierte Meinung beruht darauf, dass das erstens ein riesiger Bürokratieaufwand wäre und zweitens man sämtliche Im- und Exporte neu aushandeln müsste, genauso wie Bündnisse (und damit Vergünstigungen) und ich kann mir vorstellen, dass das als vergleichsweise kleines Land nicht allzu einfach sein dürfte. Außerdem habe ich noch keinen guten Grund FÜR die Abspaltung gehört. In der heutigen globalisierten Welt ist eh jeder von jedem abhängig.

[Herrmannsegerman]

(15.12.2014)Triss schrieb:  Ich kenne mich null mit Wirtschaft aus, aber lassen sich Firmensitze nicht durchaus verlegen?

Warum nicht?

Allerdings könntest du das Werk schlecht verlegen, und wenn sich Bayern unabhängig machen würde kannst du davon ausgehen das die Steuern dort billiger währen eben damit so etwas nicht passiert.

Ich habe hier in Bayern auch persönlich noch keine getroffen der die Abspaltung fordert oder dafür ist. Ich seh auch nur die Wahlplakate und mehr auch nicht.

[Triss]

(15.12.2014)Herrmannsegerman schrieb:  Warum nicht?

Naja, dieses "Der Sitz ist in Bayern" klang so endgültig.

Zitat:Allerdings könntest du das Werk schlecht verlegen, und wenn sich Bayern unabhängig machen würde kannst du davon ausgehen das die Steuern dort billiger währen eben damit so etwas nicht passiert.

Gut, aber da ist dann die Frage, inwiefern die Wirtschaft diese niedrigen Steuern aushalten würde, wenn das doch einige der Haupteinnahmequellen sind.^^

[Bronyhead]

Für die Meisten dürfte es allerhöchstens Trotz auf die Bayern-Witze sein. Wenn man als Sonderling aller Bundesländer gilt, dann spielt man halt Diva und wirft Abspaltung in den Raum.

Zum Vergleich hat man da die Schotten, die ja knapp an der Unabhängigkeit gescheitert sind. Die Mentalität dort war eine weitaus Andere, wie ich von dort lebenden Bronies so mitbekommen habe.

Das Einzige was wirklich leicht sauer aufstößt sind Schuldenhochburgen, die Megaprojekte planen und finanziell dreifach in den Sand setzen. Hamburg mit seiner Elbphilharmonie und Berlin mit seinem Flughafen. Aber deswegen fordert keiner die Abspaltung.

[MianArkin]

Bayern müsste wohl ein seperates Assoziierungsabkommen mit der EU  einleiten, ebenso wäre es Möglich das es auch Verhandlungen bezüglich des Schengenraums führen müsste sowie, wenn gewünscht, Verhandlungen zum beitritt in die Währungsunion.

Diese Verhandlungen können sich über Jahre hinziehen, wenn man bedenkt wie stark Bayern vom Export abhängig ist könnte dies einen Herben Rückgang der Wirtschaft zur Folge haben.
Weiterhin erhällt auch Bayern Subventionen aus dem EU-Fördertopf, sowie Protektionistische Zuschüsse des Bundes zur Stützung einiger Wirtschaftszweige (sehr bekannt ist hier die Agrarindustrie), diese würden ebenfalls wegfallen und müssten von Bayern selbst aufgewendet werden, was deren Staatskasse wiederrum belasten würde.

[Hagi]

(15.12.2014)Bronyhead schrieb:  Ich warte ja immer noch, dass einer konkret die potentiellen wirtschaftlichen Folgen einer Abspaltung für Bayern benennt. Ist immerhin eine Diskussion hier.

Ich bin kein Wirtschaftsexperte doch im Groben kann ich dir die Folgen schon sagen:

Innerhalb der EU gilt Wohnungs und Arbeitsfreiheit, würde Bayern aus der EU austreten wären alle gebürtigen Bayern die nicht mehr dort wohnen, plötzlich Ausländer für den Rest Deutschlands. Da Bayern dann vermutlich nicht in die EU käme, weil Hand aufs Herz, die werden nen Dreck tun und interne Abspaltung fördern, würden sie auch dieses Privileg verlieren. Folglich müsste jeder der in Bayern geboren ist, plötzlich ein VISA und eine Arbeitserlaubnis benötigen, falls er nicht in Bayern wohnt und es gibt denke ich mal ne ganze Menge leute die in Bayern geboren sind und dort jetzt nicht mehr leben. Im Umkerhschluss gilt das auch für alle Nicht-Bayern, die in Bayern leben. Somit würde ein gewaltiger Bürokratischer aufwand entstehen der die gesamte Wirtschaft erstmal komplett lahm legen würde, bis das geklärt wäre.

Zusätzlich müssten wieder, ähnlich wie in der Schweiz, Grenzen gemacht werden und diese auch überwacht werden. Ein Land braucht zudem eine eigene Landesverteidigung um seine Grenzen zu schützen. Die Bundeswehr hat Deutschland die Treue geschworen, also würden alle Soldaten der BW aus Bayern abgezogen werden. Weil man darf ja eigentlich keinen Souveränen Staat besetzten. Was das für die ganzen Soldaten bedeutet, die in Bayern stationiert sind, leben und ihre Familien dort haben kann sich jeder denken. Außerdem bräuchte Bayern dann eine eigene Landesverteidigung und diese von 0 auf anzukaufen kostet mehr als Bayern in 50 Jahren an die BRD zahlt.

Weiterer Punkt wäre das Bahnnetz. Die Deutsche Bahn ist, soweit mir bekannt ist, ein Staatsunternehmen und somit gehört sie Deutschland, nicht Bayern. Bayern müsste also entweder Pacht für das Schienen und Bahnnetz zahlen, oder es Deutschland abkaufen.

Ohne EU würde vermutlich auch das Schengen abkommen fallen. Wenn dem so wäre, wäre Bayern binnen eines Jahres wirtschaftlich tot. Würde man nämlich wieder Grenzkontrollen einführen, könnten sich alle exportorientierten Firmen die Kugel geben.

Wie es mit der Polizei aussieht weiß ich nicht so genau, aber ich denke mal die Bundespolizei müsste ebenfalls aus Bayern abziehen. Sie gehört ja nicht dem Freistaat.

Hab leider keine Zeit mehr mehr zu schreiben. Wie gesagt, das ist die Einschätzung eines LAien also lyncht mich nicht, wenn irgendwas nicht stimmen sollte.

[Jandalf]

Die Argumentation mit dem Länderfinanzausgleich im Falle Bayern finde ich allerdings unglaublich asozial. Die Idee dahinter ist, dass wirtschaftlich starke Länder den wirtschaftlich schwachen Ländern Geld abgeben, damit alle was davon haben. Das kann man jetzt ungerecht finden, aber wenn ein Land wie Bayern, das 35 Jahre lang Geld aus diesem Finanzausgleich bezogen hat, sich jetzt hinstellen will und das System ja ach so ungerecht findet, dann ist das einfach asozial. Erst die Hand aufhalten, aber wenn man selber zahlen soll aus dem System austreten? Gehts noch?

[BlackT0rnado]

Ich würde mich freuen wenn Hagi bei Zeiten sein Kontex fortführen kann, da ich seinen Beitrag bisjetzt am umfangreichsten/informativsten fand

[Bronyhead]

@Jandalf: http://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%A4nderfinanzausgleich

Das was Bayern bekommen hat, ist minimal gegen das, was sie bezahlen müssen die letzten Jahre. Es ist im Übrigen auch nicht das Grundprinzip des Länderfinanzausgleichs, der den Meisten gegen den Strich geht, sondern wie mit dem Geld umgegangen wird. Während die meisten Bundesländer konstant sind, hast du dann Bundesländer wie Berlin, die vergleichsweise einfach Unmengen an Geld bekommen. Ja, da sitzt die Bundesregierung, aber das alleine kann nicht den stetig steigenden Geldbedarf erklären, noch die Höhe, die es eh schon erreicht hat.

Entschuldigt, wenn ich hier schon wieder gegen Berlin wettere, aber was den Finanzhaushalt angeht, so ist Berlin das Schlimmste was Deutschland widerfahren konnte. Dann noch sowas wie der Flughafen und die Misere ist perfekt.

Umverteilung ist eine Sache, aber wenn du das Geld mit beiden Händen in einen Heizofen schmeißt, dann willst du das auch nicht.

[MianArkin]

Inflationsbereinigt ist die Zahlung, die Bayern Geleistet hat garnicht einmal so hoch, andere Bundesländer haben dort bisher weitaus mehr hinein gebuttert.
Bedenke das die Niedrigen Zahlen stets mit dem Damaligen Geltwert betrachtet werden müssen.
Berlin ist leider eine Baustelle, und die Thematik mit dem Flughafen ist kein Bereich, in dem die Berliner Politik den Ton angibt, da sind weit höhere Mächte am Spielen (Bund).
Zudem musste Berlin die letzten zwei Jahre nach den Daten bereits 450 Millionen € zurückzahlen, Bayern hat in dahingehend eine Erstattung in Höhe von 227 Millionen erhalten.

Ich weiß das man sich gerne an Großprojekten aufhängt, jedoch werden diese keinesfalls ausschließlich über solche Gelder bezahlt.
Wobei ich zum Flughafen sagen muss das dieser nötig war, jedoch sollte man die Firmen und Planer in Regress für den dort stattgefundenen Pfusch nehmen, auch auf die Gefahr hin das die Unternehmen deshalb Bankrott gehen.

[Meganium]

Der Süden Deutschlands hat mehrere Vorteile: Keine Studiengebühren, viele KiTa-Plätze, ÖPNV-orientiert und einen Pony-Merch-Laden, der von Vinyl Figuren, übers CCG bis hin zu T-Shirts vieles zu bieten hat. Natürlich noch vieles mehr, aber das wurde, denke ich mal, schon erwähnt.

Deswegen eine Abspaltung fordern, weil der Süden sich wirtschaftlich und sozial von den anderen unterscheidet? Klingt nice, funktioniert aber so nicht.

Einerseits ist das ein furchtbar nationalistisches Denken. Einerseits sind auch die einzelnen Bundesländer auf Bundesebene zu eng miteinander verstrickt, sodass ein neu erschaffenes Land oder eine Neuzugehörigkeit Komplikationen mit sich bringen würde.

Zum anderen sehe ich es als viel fortschrittlicher an, wenn gedachte Linien, wie "Grenzen" ganz aus unserem Alltag verschwinden. Je weniger Grenzen, desto mehr Konnektivität und Solidarität zwischen den Ländern, und desto besser die Wirtschaft. Und desto eher können mehr Kita-Plätze entstehen, desto eher können Lösungen zwischen zwei Orten in Sachen Umweltschutz entwickelt werden, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Hot Topic Laden hier seine Tore öffnet, etc.

Kurzum: Eine Abspaltung und eine souveräne Nation bringt eher Nachteile mit sich.

[Bronyhead]

1. Gar nicht so hoch? Das sind immer noch rund 21 Milliarden. Und das in effektiv 25 Jahren jetzt. Das ist doch schon Einiges.

2. Die Rückzahlung geht von einem neuen Zensus aus. Das ist einfach nur Steuernachzahlung oder Steuerrückzahlung im großen Stil. Und 227 Millionen sind nichts, wenn du das 10fache davon zahlst. Aber diese Zahlen sind effektiv nicht ausschlaggebend.

3. Es ging darum zu zeigen, dass Bayern durchaus Geberland ist und das erhaltene Geld mehrfach beglichen hat.

4. Wenn der Flughafen nicht mit auf die Rechnung geht, dann ist der steigende Nehmer-Wert von Berlin noch eine Ecke schlimmer als eh schon.

5. Die anderen Bundesländer halten wenigstens ihren Bedarf konstant, das ist schon Einiges und da kann man auch nachvollziehen, dass man da halt ausgleicht. Aber Berlin bricht doch immer mehr zusammen, wenn man die Zahlen so sieht.

6. Wenn Berlin als Stadt halt nicht tragbar ist, dann ist das so, dann gibt es Lösungen, auch wenn die den Berlinern nicht gefallen wird, vor allem dem Wowereit nicht.

[BlackT0rnado]

@bronyhead wowereit ist seit DO nicht mehr im Amt des Bürgermeisters

Dafür ist jetzt Herr Müller im Amt. Vorname weiß ich atm nicht.

Edit: Vorname war Michael

[mowny]

(15.12.2014)Bronyhead schrieb:  @Jandalf: http://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%A4nderfinanzausgleich

Der Wikipediaartikel führt leider nur am Ende die Körperschaftssteuer als einen der Gründe für den Finanzausgleich an, ignoriert aber die Einkommensteuer.
Als diese nämlich von der Erhebung am Arbeitsort auf Erhebung am Wohnort umgestellt wurde (weil Leute den Wohnort eher selten wechseln, aber der Einsatzort durchaus sehr variabel sein kann), wurde der Länderfinanzausgleich als Mittel zur gerechten Aufteilung der entgangenen Einnahmen benannt (siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/Zerlegungsgesetz). Länder mit einem großen Anteil von auswärtigen Arbeitnehmern haben also quasi einen Anspruch auf Mittel aus dem Finanzausgleich.

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(15.12.2014)Bronyhead schrieb:  Das Einzige was wirklich leicht sauer aufstößt sind Schuldenhochburgen, die Megaprojekte planen und finanziell dreifach in den Sand setzen. Hamburg mit seiner Elbphilharmonie

Seit wann ist denn Hamburg ne Schuldenhochburg?

[Killbeat]

Ich würde sie nicht vermissen. Könnten wir Bayern nicht gegen Schlesien eintauschen?

[Bronyhead]

Es ging ja auch nur um die Zahlen. Denke ein vernünftiger Ausgleich ist nicht falsch, aber wie mehrfach erwähnt, sind manche Bundesländer in keinster Weise tragbar.

@BBB: Glückwunsch an Berlin dafür. Hoffe Müller ist fähig das Chaos aufzuräumen.