(22.10.2012)Blue Sparkle schrieb: @McKay:
Du widersprichst dir selbst.
Ähh, nein, DU verdrehst gerade meine Aussagen
Zum einen Sage ich, dass Determinismus kein Axiom sondern eine Folgerung ist. Daher spielt es keine Rolle, ob du findest es ist deterministisch, da der Determinismus oder Indeterminismus aus den Axiomen folgt.
Aus den Axiomen der Quantenmechanik alleine folgt aber noch kein Indeterminismus. Dieser kann erst durch zusätzliche Axiome, wie beispielsweise der durch die Kopenhagener Interpretation postulierte Kollaps der Wellenfunktion, ins Spiel kommen.
Außerdem habe ich nie gesagt, dass es in der Viele-Welten-Interpretation keinen objektiven Determinismus gibt. Genau den gibt es nämlich. Subjektiv kann man einen Zufall feststellen, der aber eigentlich kein Zufall ist.
Und jetzt noch den ganzen Post, den ich eigentlich geschrieben hatte und vor hatte zu posten, bevor du mir zuvor kamst:
(22.10.2012)Tanail schrieb: Es gibt insofern keinen Determinismus, als dass man bei einer einzelnen Messung das Messergebnis nicht vorhersagen kann. Makroskopisch erhält man das von der Quantenmechanik vorhergesagte Ergebnis, aber im einzelnen Experiment kann man keine Voraussage treffen. Damit ist es nicht deterministisch.
Wenn das falsch ist wäre es schön, wenn du einmal eine genaue Definition vom "Determinismus" posten / verlinken könntest. Ich verstehe darunter, dass ein Vorgang oder ein Messergebnis von den Anfangsbedingungen abhängt.
Und genau das kann man. Man kann Zustände wie Beispielsweise die Wellenfunktion des Elektrons im Wasserstoffatom vollständig und eindeutig berechnen. Man kann Energieniveaus berechnen, mit der Störungstheorie kann man Energieabweichungen durch Störungen prima behandeln.
Wie Evenprime schon passend angemerkt hat, ginge das alles nicht so toll, wenn die Quantenmechanik nicht deterministisch wäre.
Nur weil die Quantenmechanischen Zustände keine Eigenzustände des Messoperators sein müssen, heißt das noch lange nicht, dass die Quantenmechanik deswegen nicht deterministisch sein soll.
Wenn du sagst, die Quantenmechanik kann nicht vorraussagen, auf welchen speziellen Zustand ein Quantensystem kollabiert, wenn es gemessen wird, dann stimme ich dir zu, aber dabei hast du implizit bereits die Kopenhagener Interpretation angenommen, welche durch ihren postulierten Kollaps einen Inteterminismus einherbringt.
So gesehen ist eher die Kopenhagener Interpretation indeterministisch als die Quantenmechanik.
Schau dir doch mal meine beiden Beispiele für Interpretationen an, bei denen die Quantenmechanik deterministisch bleibt und begründe mir, warum sie da nicht deterministisch sein soll.
Wenn die Quantenmechanik an sich schon indeterministisch sein soll, dann muss jede erdenkliche Interpretation davon ja auch indeterministisch sein, oder nicht?
Dann demonstrier mir doch mal, wo diese beiden Beispiele indeterministisch sein sollen.
Die Bohmsche Mechanik besagt, dass der Zustand nach der Messung durch sogenannte "verborgene Variablen", welche (noch) nicht messbar sind, festgelegt ist. Dabei breitet sich eine Informationswelle aus, innerhalb der sich die Wirkung bewegt und durch die verborgenen Variablen ist der Pfad dieser Wirkung innerhalb der Informationswelle genau festgelegt.
In der Viele-Welten-Interpretation wird der Beobachter bei der Messung mit betrachtet, es kommt zu einer Verschränkung aus System und Beobachter. Beide befinden sich nach der Messung in einem quantenmechanisch verschränkten Zustand. Beispiel:
Ein Zwei-Zustands-System wie beispielsweise ein Spin1/2-Teilchen, habe die Zustände |0> und |1>. Es befinde sich im Zustand |Psi>=1/sqrt(2)(|0>+|1>)
Misst der Beobachter nun das Quantensystem, kann er sich in zwei Zuständen befinden: er Misst Zustand 1 oder Zustand 0. Vernachlässigt man alle anderen Quanteneffekte, weisen wir dem Beobachter also 2 mögliche Zustände zu: |B0> für die Situation, dass der Beobachter Zustand 0 misst und |B1> für den Fall, dass er den Zustand 1 misst. Misst er nun den Zustand, so kommt es zu einer Vereinigung der Hilberträube. Da es hier kein Symbol für ein Tensorprodukt gibt, verwende ich einfach mal x.
Angenommen das Messergebnis liegt zu 50% daneben, also er misst 50% richtig und 50% falsch. Dann sieht der Endzustand so aus:
|Psi_End>=1/2(|0>+|1>)x(|B0>+|B1>)=
1/2(|0>x|B0>+|0>x|B1>+|1>x|B0>+|1>x|B1>)
Es gibt also 4 unterschiedliche Zustände in welchen alle Kombinationan aus Zustand des Systems und was der Beobachter misst, zu 1/4 vertreten sind. Der Zustand ist dann auch komplett unverschränkt.
Jetzt nehmen wir an, das Messgerät hat eine Genauigkeit von 100%. Dann sieht der Endzustand schon völlig anders aus:
|Psi_End>=1/sqrt(2)(|0>x|B0>+|1>x|B1>)
Hierbei ist das System vollständig verschränkt, es gibt 2 Zustände, Beobachter misst 1 und Teilchen hat Zustand 1, und Beobachter misst 0 und Teilchen hat Zustand 0. Dies ist ein
eindeutig vorherbestimmter Zustand nach der Viele-Welten-Interpretation, damit ist diese Deterministisch. Klar kann sich Beobachter 1 Fragen, warum er 1 misst und sich beschweren, dass das Intederminismus sei, da er ja vorher nicht wusste, dass er 1 messen würde. Dasselbe kann aber Auch Beobachter 0 behaupten. Da beide aber ein- und der selbe Beobachter sind, der sich in einer Superposition mit sich selbst befindet hat tatsächlich beides stattgefunden. Das ist das, was ich meinte, dass es subjektiven Zufall gibt, der eigentlich keiner ist.
Betrachtest du dieselbe Situation nach der Kopenhagener Interpretation, dann hast du Entweder den Endzustand |1> oder |0>. Der Beobachter wird hierbei nicht betrachtet. Und ja, hier ist die Sache tatsächlich nicht mehr deterministisch, was aber, wie schon gesagt, nicht an der Quantenmechanik, sondern an der Kopenhagener Interpretation liegt.
Und ja, zu der Viele-Welten-Interpretation kann ich deswegen so viel sagen, weil ich in der Uni einen Quantenphilosophie-Kurs belegt habe und dabei einen Vortrag über die Viele-Welten-Interpretation gehalten habe.