(19.09.2015)Meganium schrieb: Das mit der Sifa habe ich mir auch schon gedacht. Die Notbremsung an sich hat ja nicht funktioniert, weil Züge dieser Baureihe nur über einen Notruf verfügen, und mit diesem Notruf leitet der Tf eine Vollbremsung ein. Meine Vermutung mit der Sifa ist ja, dass er während seiner Ohnmacht mit dem Fuß voll auf der Sifa war (>30 Sekunden, dann muss man spätestens loslassen bei den meisten Typen), wobei ich mir aber eher vorstellen kann, dass Sifas so ausgelegt sind, dass ein unverkrampftes Drauflegen des Fußes (Schlaf, Ohnmacht) nicht stark genug zum Auslösen sind.
Was-wie-wo?
Jetzt gehts aber völlig holterdipolter durcheinander. Welche Notbremsung?
- Ach so, wohl die der Fahrgäste.
So, wie Crash es beschreibt, ist es richtig.
Heißt: man fährt los, Sifa-Taster runtergedrückt. Nach 30 Sekunden kommt der Leuchtmelder, tut man nicht dergleichen, kommt nach weiteren 2 sec noch die Hupe dazu, tut man immer noch nicht dergleichen, setzt es weitere 2 sec später die Zwangsbremsung. Neustart dieser Uhr: bei jedem Loslassen und Wieder-Betätigen des Tasters. Es müssen auch nicht die 30 Sekunden abgewartet werden, die Uhr kann auch öfter neu gestartet werden - und wenn jemand eben "Nähmaschinenfahren" betreiben will (also wie bei einer alten fußgetriebenen Nähmaschine ständig treten und loslassen), geht das natürlich auch.
Ein Zug kann also, wenn irgendwas (schwerer Latsch, Tasche des Lokführers, sonstwas, was schwer genug ist) auf der Sifa steht, maximal 34 Sekunden unbeeinflußt dahinfahren - dann ist's aus, nach maximal 34 Sekunden, in denen sich nichts tut auf dem Sifa-Taster, kommt die Zwangsbremsung.
Läßt man den Taster während der Fahrt für mehr als 2 sec los, hat man sogar direkt Leuchtmelder und Hupe zusammen und nach weiteren 2 sec die Zwangsbremsung.
Es bringt also gar nichts, á la Hollywood entweder gar nichts auf der Sifa zu haben oder die Tasche des Lokführers darauf zu stellen und dann den Hebel vorzuwerfen und abzuspringen - völliger Unfug, einen Zug, der dann so lange als Geisterzug durch die Gegend brettert, bis er gegen irgendwas dagegenbrettert oder aus der Kurve fliegt, kann man damit nicht erzeugen.
Solange alles einwandfrei funktioniert, heißt das...
Natürlich kann die Sifa mit dem Störschalter überbrückt werden. Muß ja auch so sein, wenn sich z.B. das Pedal (Sifa-Taster = entweder der Handtaster am Fahrschalter, wenn vorhanden, oder wahlweise das immer vorhandene Fußpedal) verkantet hat und blockiert - dann muß der Zug ja trotzdem noch aus eigener Kraft die Strecke räumen können, dafür gibt es den Störschalter, um eben auch ohne Sifa fahren zu können. Dann gilt (wird allerdings fahrzeugseitig nicht überwacht): Hg 50 bei Alleinfahrt, volle Geschwindigkeit, wenn jemand vorne mitfährt, der im Notfall manuell die Schnellbremse reinhauen und den Notruf absetzen kann.
Sifa erst gar nicht einschalten? Bringt nichts, dann schaltet das Fahrzeug schlicht keine Leistung auf. Bei den heutigen Fahrzeugen gibt es sowieso keinen manuell zu betätigenden Sifa-Absperrhahn mehr, die Sifa wird mit dem Rest des Führerstands automatisch mit ein- oder ausgeschaltet, wenn man den Richtungsschalter verlegt.
Notruf: nein, der wird nie automatisch abgesetzt, auch dann nicht, wenn die Sifa anspricht. Die Sifa kann doch nicht wissen, warum sie anspricht: ist jetzt wirklich der Tf bewußtlos, oder hat sich nur das Pedal verkantet? Einen automatischen Notruf des Zuges gibt es nicht, den muß immer jemand am Zugbahnfunkgerät manuell auslösen - dann aber bitte nicht nur Knopf drücken, das nützt der ZÜ, dem Fdl und auch allen anderen nämlich überhaupt nichts, sondern auch sprechen, was genau los ist.
So, das soll also ein Zug der S-Bahn Rhein-Neckar gewesen sein? Die fahren typenrein mit 425.2, also Quasi-Neubaufahrzeuge. Diese Fahrzeuge haben die automatische Sifa-Aktivierung über die Führerstands-Aktivierung.
Wenn in so einem Fahrzeug der Tf bewußtlos wird, ist, wie oben beschrieben, nach spätestens 34 Sekunden Schluß mit der Geisterfahrt. Wenn alles am Fahrzeug ordnungsgemäß funktioniert, heißt das. Nicht umsonst ist auch die Sifa beim Vordienst vor der (meist morgendlichen) Inbetriebnahme zu prüfen
Bei dieser Baureihe, genau wie bei den meisten Neubau-Triebzügen: Hand-Sifa am Fahrbremsschalter UND Fußtaster zusammen im Stand 30 Sekunden runterdrücken, Leuchtmelder/Displayanzeige muß kommen, Hupe muß kommen, Zwangsbremsung muß einsetzen (425: Öffnen der Schnellbremsschleife, zu erkennen an der entsprechenden Anzeige im MTD, sowie Druckanstieg im Bremszylinder, zu erkennen am Manometer. Kein Druckabfall in der Hauptluftleitung, weil dieses Fahrzeug im Regelbetrieb mit inaktiver und druckloser HLL arbeitet).
10 Minuten soll dieser Zug als Geisterzug gefahren sein...? Sehr seltsam... und wie wurde er dann schlußendlich angehalten? Indusi-Beeinflussung? Ausgerollt und von alleine stehengeblieben? Gegen irgendwas dagegengerollt? Oder lag der Hebel etwa bis zum Anschlag vorne? - Obwohl, nein, kann nicht sein, dann wäre er nach längstens zwei Minuten über seine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h gekommen, und bei etwa 143 setzt die fahrzeugseitige Höchstgeschwindigkeits-Überwachung (läuft über die Indusi-Baugruppen) ein, erst mit der Regulierungsbremsung, und wenn das noch immer nicht hilft, spätestens ab 148 mit der Schnellbremsung bis zum Stand.
Da sind etliche Fragen und Ungereimtheiten in dieser Meldung
Was anderes, was es aber durchaus schon gegeben hat, und das nicht nur einmal
: Tf ist eingeschlafen und hat rein gewohnheitsmäßig/instinktiv die Sifa weiter in rechtzeitigen Zeitabständen bedient
Das geht einem so in Fleisch und Blut über, das ist wirklich schon immer mal passiert, daß Tf eingepennt sind und automatisch weiter getreten und rechtzeitig losgelassen haben... und Züge dann teilweise bis zu 50 km "wie im Schlaf" gefahren sind. Das ist ein Nachteil der heute in Deutschland praktisch flächendeckend verwendeten Zeit/Zeit-Sifa; die Zeit/Weg ist auch nicht besser... solchen Erscheinungen kann man nur mit einer Aufforderungssifa begegnen, die keine festen Zeitabstände hat, sondern per Zufallsprinzip zwischen 5 und 30 Sekunden eine neue Betätigung verlangt. Die 143 müßte eine gehabt haben, die 155 auch (bin mir da aber bei beiden nicht sicher), die 180 hatte auf jeden Fall eine, und in Tschechien ist die heute noch völlig normal.