10.06.2020 |
Leon
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RE: Coronavirus Epidemie oder Hysterie?
(10.06.2020)404compliant schrieb: Schweden: 46 / 100.000
Frankreich: 44 / 100.000
Ok, nicht weniger, aber auch nicht deutlich mehr, trotz der Unterschiede. Darum geht es ja eigentlich, dass sich die Unterschiede im Vorgehen der Länder nicht so in den Zahlen widerspiegeln, aber manchmal gerne so getan wird, als gäbe es in Schweden deutlich mehr Todesfälle als in allen anderen europäischen Ländern. Deutschland und z.B. auch Österreich haben unterdurchschnittlich wenige Fälle, aber das liegt wohl nicht an den Maßnahmen, sondern an anderen Einflussfaktoren wie dem Gesundheitssystem.
(10.06.2020)Meganium schrieb: Was ich mich frage, weil hier viele den Lockdown kritisieren im Sinne arme Wirtschaft, arme Psyche, etc.: Ab welcher Lethalitätsrate würde denn ein Lockdown denn Sinn machen? Schon bei 0% Todesrate oder erst ab 100% Todesrate? Weil ich habe das Gefühl, selbst wenn die Todesrate 100% betragen würde, gäbe es Buhrufe, man möge doch bitte keinen Lockdown, weil arme Wirtschaft, arme Psyche, blabla.
Die Frage ist irreführend, weil sie impliziert, man könne mit einem Lockdown jeden Toten vermeiden und das auch noch zum (gesundheitlichen) Nulltarif. Es wird ignoriert, dass der Lockdown selbst und die damit verbundenen wirtschaftlichen Folgen ebenfalls viele 1000 Tote bedeuten.
Vor 2 Jahren hatten wir z.B. eine Grippewelle mit über 25.000 Toten in Deutschland, ohne großen Aufschrei und ohne große Maßnahmen. Da gab es auch überforderte Krankenhäuser (z.B. in einzelnen Regionen in Italien oder den USA), aber ohne das große Medienspektakel. Diese Grippewelle wird daher oft als "Referenz" für eine starke, aber eben nicht extreme Infektionswelle genommen.
Corona hat eine Infektionssterblichkeit von ca. 0,3%. (Am Anfang rechnete man mit mehr als 10x so viel, was aber recht schnell nach unten korrigiert wurde.) Das ist etwas mehr als bei einer "normalen" Grippe, aber immer noch in einer ähnlichen Größenordnung. Zum Vergleich: Die Spanische Grippe, die gerne als (unpassendes) Beispiel genommen wird, hatte schätzungsweise 10%, Ebola über 60% Sterblichkeit.
(10.06.2020)404compliant schrieb: In Deutschland waren die Intensivstationen nie überfordert. An der Grenze, ja, aber Not-Lazarette und Abwägung, wer Intensiv-Geräte bekommt, das konnten wir noch vermeiden. Und das geht über das simple Beatmungsgerät hinaus. [...]
Umgekehrt bedeutet das: Auch ein bisschen mehr an Infektionen hätte schnell die Versorgungslage an Belastungsgrenzen geführt, und zu verstärkt mehr Todesfällen geführt.
In Deutschland waren die Krankenhäuser deutlich von der Belastungsgrenze entfernt. Hier gab es so wenig Auslastung, dass auch aus Nachbarländern Patienten übernommen wurden und einige Krankenhäuser ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit schickten.
Neben der Auslastung ist auch die Art der Behandlung ausschlaggebend. So wurden z.B. in Frankreich oder New York zu viele Leute zu früh oder falsch beatmet, was wahrscheinlich mitverantwortlich für die hohe Zahl an Todesfällen (z.B. in New York überlebte kaum jemand die Beatmung) bzw. auch für die Langzeitschäden ist.
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 10.06.2020 von Leon.)
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10.06.2020 |
404compliant
GalaCon Volunteer-Stratege
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RE: Coronavirus Epidemie oder Hysterie?
(10.06.2020)Leon schrieb: Darum geht es ja eigentlich, dass sich die Unterschiede im Vorgehen der Länder nicht so in den Zahlen widerspiegeln, aber manchmal gerne so getan wird, als gäbe es in Schweden deutlich mehr Todesfälle als in allen anderen europäischen Ländern.
Ich denke, Schweden spielt noch ein anderer Faktor in die Hände: Bevölkerungsdichte. Corona breitet sich deutlich besser dort aus, wo volle Großstädte sind, wo dicht auf einander gelebt wird, wo Menschen viel unterwegs sind. Etwas beschaulichere Länder im Norden oder auch im Osten sind dagegen von Natur aus weniger betroffen.
Im direkten Vergleich z.B. Norwegen, hat 4 / 100.000 Tote, statt 46 in Schweden. Finnland hat 6.
(10.06.2020)Leon schrieb: In Deutschland waren die Krankenhäuser deutlich von der Belastungsgrenze entfernt. Hier gab es so wenig Auslastung, dass auch aus Nachbarländern Patienten übernommen wurden und einige Krankenhäuser ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit schickten.
Was aus Nachbarländern übernommen wurde, war sicherlich gute PR, aber zahlenmäßig glaube ich nicht, dass das allzu viel war.
In Kurzarbeit waren eher Abteilungen von den Krankenhäusern, die vorübergehend dicht gemacht wurden, z.B. weil Hüft-, Knie- und Schönheits-OPs nicht mehr statt fanden. Viele Abteilungen wurden auch zu Notfall-Reserve umfunktioniert, dann aber nicht genutzt. Und nicht jeder Klinik-Mitarbeiter lässt sich schnell mal zum Intensiv-Pfleger umfunktionieren. Schließlich können auch Ärzte zur Risikogruppe gehören. Frag mal Jaster, der hat 7-Tage-12-Stunden Schichten gemacht.
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11.06.2020 |
Railway Dash
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RE: Coronavirus Epidemie oder Hysterie?
Wirtschaftliche Lockdown-Folgen: man denke da bitte beileibe nicht nur an multinationale Großkonzerne, sondern an kleine Betriebe, z.B. Handwerk oder Zulieferer, oder Einzelunternehmer, z.B. Gastronomie, Events und mit Events zusammenhängende Dienstleistungen.
Bei diesen sind die Schäden tatsächlich existenzbedrohend - und die werden eben nicht vom Staat ersetzt. Der Restaurantbetreiber kann nicht einfach "aufholen": auch wenn er wieder öffnen darf (eventuelle Einschränkungen mal außer Acht gelassen), essen die Leute jetzt trotzdem nicht zwei oder drei oder vier Portionen auf einmal. Ein guter Teil seiner Kosten, etwa Miete, Versicherungen, Berufsgenossenschaften, Energie, Kreditraten usw. lief aber unvermindert weiter - und ich glaube nicht, daß die Banken auch nur im Traum daran denken, da nennenswertes Entgegenkommen zu zeigen. Im Endeffekt bedeutet das: Einzelunternehmer können sich, da sie ja laut Gesetz komplett mit ihrem gesamten Privatvermögen haften, schon immer mal auf die Privatinsolvenz freuen - vom Selbständigen zum Lohnsklaven, der vom Amt bei Androhung der Entziehung jedweder Unterstützung zu den letzten Scheißjobs (selbstredend zum Billigstlohn) gezwungen wird und 7 Jahre lang trotzdem jeden einzelnen Cent, der über dem Existenzminimum liegt, in die Esse schreiben kann, na "tolle" Aussichten aber auch. Sticheleien, daß "die arme Wirtschaft" da bevorzugt würde, sind da unangebracht: es geht wie gesagt nicht um Kapitalgesellschaften und Shareholder Value und Dividenden, sondern um echte Existenzen echter Menschen, die einfach komplett zerstört wurden.
Daß die Leute da rebellisch werden, kann ich nur zu gut verstehen
Dito Leute, die Arbeitnehmer waren und jetzt auf die Straße fliegen - und sich auf dem Amt dann von irgendwelchen Schnöseln in Leergänge Marke "Jetzt zählt: ich mach mich fit!" oder solchen Gulasch zwingen lassen dürfen, und die womöglich auch noch weiterhin Kreditraten abzuzahlen haben. Gelingt ihnen das nicht, schickt die Bank eiskalt den Gerichtsvollzieher... auch davon Betroffene dürften das kaum mit "ach naja, da müssen wir eben durch, diente ja der allgemeinen Gesundheit" einfach gleichmütig abtun.
Staatliche Hilfen? Ein absoluter Tropfen auf die glühende Herdplatte (das ist nicht mal mehr nur ein heißer Stein). Viele Betroffene können sich tatsächlich den Strick nehmen - ist leider so.
Einzig wirkungsvoller Ausweg wäre, aber ist rein national natürlich nicht umsetzbar: der Bankensektor wird per Gesetz zu massiven Schuldenschnitten und Schuldenerlassen gezwungen, sämtliche corona-bedingt entstandenen Schulden werden per Mausklick anulliert. Dann gäbe es vielleicht wieder Hoffnung... aber das geht nur mit massivem gesetzlichem Zwang und leider auch nur international, als nationaler Alleingang klappt es nicht, weil Finanz- und Wirtschaftssysteme zu sehr international verflochten sind. Aber ohne diesen Ausweg, eine Art finanziellen "New Deal", wenn man ihn denn so nennen will, haben die betroffenen Menschen keine Chance. Und ich kann nur für mich persönlich sprechen: wenn ich jetzt vor der Situation stünde, daß mein Lebenswerk durch die Lockdown-Entscheidungen ruiniert ist und ich den Rest meines Lebens als Billiglöhner-Sklave schuften sollte und trotzdem noch aller 14 Tage Besuch vom Gerichtsvollzieher und von Sperrkassierern bekomme, anders gesagt: mir das Leben durch das Scheiß-Geldsystem zur Hölle gemacht wird: ich würde auch sagen "leckt mich" und die finale Konsequenz ziehen
Wie gesagt: ich rede nicht von GmbHs, AGs, sonstigen Kapital-Konstrukten oder Aktionären und "Großkopferten", sondern von arbeitslos gewordenen Arbeitnehmern (oder solchen, die durch den finanziellen Kurzarbeits-Absturz ihren Verbindlichkeiten ebenfalls nicht mehr nachkommen konnten und jetzt Sperrkassierer und Geldeintreiber auf der Matte stehen haben), krachen gegangenen Einzelunternehmen und mittelständischen Firmen. Sicher ist eine Abwägungsfrage moralisch äußerst dünnes Eis, aber vermeiden lassen wird sie sich wohl nicht, erst recht nicht, wenn man sich mal in die Sichtweise der Betroffenen versetzt.
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11.06.2020 |
BlackT0rnado
Faust
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RE: Coronavirus Epidemie oder Hysterie?
Danke, das ist auch mein Gedanke bei der Sache, auch wenn es wirklich gut ist Leben zu Retten.
(10.06.2020)BlackT0rnado schrieb: Ich wollte mit dem vorherigen Beitrag darauf aufmerksam machen, das man sich auch beide Seiten der Medaille anschauen sollte.
Und das ist leider die ungeschorene Wahrheit, Merkels Unterstützungspakete sind da auf gut deutsch "ein Tropfen auf den heißen Stein". Der Staat ist noch nicht mal in der Lage so viele Unternehmen zu retten, ohne sich dabei immens neu zu verschulden.
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11.06.2020 |
Leon
Vorschläfer
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RE: Coronavirus Epidemie oder Hysterie?
(11.06.2020)Railway Dash schrieb: Einzig wirkungsvoller Ausweg wäre, aber ist rein national natürlich nicht umsetzbar: der Bankensektor wird per Gesetz zu massiven Schuldenschnitten und Schuldenerlassen gezwungen, sämtliche corona-bedingt entstandenen Schulden werden per Mausklick anulliert.
So funktioniert das ziemlich sicher nicht. Das Geld, das geschuldet wird, stammt ja irgendwo her, in der Regel von den Zentralbanken. Die Schulden zu streichen ist gleichbedeutend damit, die Geldmenge auf dem Markt zu erhöhen. Diese Erhöhung würde wahrscheinlich zu inflationären Effekten führen. Alle bisherigen Inflationen begannen damit, dass Zentralbanken versucht haben, Staatsschulden zu finanzieren, in dem sie neues Geld gedruckt haben. Gibt es gleichzeitig dann einen wirtschaftlichen Aufschwung, kann sich das gefährlich aufschaukeln.
(11.06.2020)Railway Dash schrieb: Staatliche Hilfen? Ein absoluter Tropfen auf die glühende Herdplatte (das ist nicht mal mehr nur ein heißer Stein). Viele Betroffene können sich tatsächlich den Strick nehmen - ist leider so.
A propos staatliche Hilfen: Auf den ersten Blick klingt das nett, wenn es heißt, jeder Betrieb/Bürger/Kind bekommt Geld geschenkt oder muss weniger Steuern zahlen. Woran viele anfänglich scheinbar nicht denken, ist, dass der Staat nicht der Onkel ist, der einem zum Geburtstag 50 € schenkt, sondern dass die Haupteinnahmequelle vom Staat Steuern sind, die von den Bürgern stammen.
Mal schnell gerechnet: Alleine das neue Konjunkturpaket mit ca. 167 Milliarden kostet jeden im Schnitt ca. 2014 €. Rechnet man es nur auf die 46 Millionen Lohn- und Einkommenssteuerzahler um, sind es sogar 3635 € für jeden. Ich befürchte daher, diese kurzfristigen Geldgeschenke werden längerfristig zu Steuererhöhungen und/oder Kürzungen bei den Ausgaben führen.
Als kurzer (teurer) Trigger, um die Wirtschaft zu beleben, kann so eine Finanzspritze funktionieren, aber dazu muss die Wirtschaft auch ungehindert anlaufen können. Mit angezogener Handbremse aufgrund von eingeschränktem Betrieb z.B. bei Gastro und Freizeitbetrieben, Maskenpflicht und Politikern, die als Möchtegern-Epidemiologen immer noch behaupten, wir wären noch lange nicht am Ende der Pandemie und ständig vor angeblichen zweiten Wellen warnen, funktioniert das sicher nicht.
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11.06.2020 |
Meganium
Busfahrerpony
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RE: Coronavirus Epidemie oder Hysterie?
(10.06.2020)Leon schrieb: Die Frage ist irreführend, weil sie impliziert, man könne mit einem Lockdown jeden Toten vermeiden und das auch noch zum (gesundheitlichen) Nulltarif. Es wird ignoriert, dass der Lockdown selbst und die damit verbundenen wirtschaftlichen Folgen ebenfalls viele 1000 Tote bedeuten.
Das war nicht die Antwort. Meine erwartete Antwort ist was ganz einfaches wie: "Ich finde Lockdowns gerechtfertigt, wenn jeder zweite an dieser Krankheit stirbt". Und zwar von Leuten, denen der Lockdown garnicht passt. Irgendeine Zahl muss es geben, die von Missmut in Verständnis überschlägt. Die muss ja nichtmal objektiv gültig sein weil jeder ein anderes Verständnis hat. Das ist die Aufgabe von Experten und Wissenschaftler an denen sich alle Leute eh orientieren sollen.
Und klar, auch eine Sterbequote von 0% kann 1000 Tote bedeuten wegen sekundärer Effekte einer nichttödlichen Krankheit. Aber hier im Thread hat man schon gerne im Namen der bereits toten Opfer Zahlen, Messwerte, Sterbequoten, etc. angezweifelt oder nicht ernst genommen. Auch wenn es mir also zuwider ist: die paar Tausend kann man hier ruhig unter den Teppich kehren.
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11.06.2020 |
Leon
Vorschläfer
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RE: Coronavirus Epidemie oder Hysterie?
(11.06.2020)Meganium schrieb: Meine erwartete Antwort ist was ganz einfaches wie: "Ich finde Lockdowns gerechtfertigt, wenn jeder zweite an dieser Krankheit stirbt". Und zwar von Leuten, denen der Lockdown garnicht passt. Irgendeine Zahl muss es geben, die von Missmut in Verständnis überschlägt.
Wenn es jeder zweite wäre und sich die Infektion genauso schnell ausbreitet wie eine Erkältung (diesen Faktor darf man nicht vergessen), quasi ein super-Ebola, dann wären strengere Maßnahmen schon gerechtfertigt, sofern sie denn wirsam sind.
In der Praxis gibt es nur sehr wenige Viren, die so gefährlich sind, da Viren andere Lebewesen brauchen, um sich zu vermehren, es also in ihrem "Interesse" ist, dass deren Wirt nicht gleich stirbt. Daher sind z.B. auch Herpes-Viren so stark verbreitet.
Dann stellt sich aber auch die Frage, wann man eine Infektion einfach "ignorieren" kann. Bei 10% wäre es immer noch eine recht gefährliche Krankheit und selbst 1% ist ohne Behandlung noch problematisch. Darunter beginnt dann ein Übergangsbereich von "muss man sehr aufpassen" bis "einfach aussitzen".
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 11.06.2020 von Leon.)
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14.06.2020 |
Firebird
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RE: Coronavirus Epidemie oder Hysterie?
Alle Zweifler des hiesigen Lockdowns müssen eigentlich nur nach Mittel und Südamerika sehen. Dort ist die Lage prekär, ganze Gesundheitssysteme zusammengebrochen (zu nennen seien Ecuador im Besonderen und Brasilien und Mexiko zT, sowie Venezuela, wo es zwar offiziell nur wenige Fälle gibt, aber Vertusuchung ist hier im Gange). Einzig und allein Argentinien, das Land, das schon mehrere Staatspleiten hinter sich hat und wieder auf eine zusteuert, ist hier als Ausnahme zu nennen, nicht etwa, weil das dortige Gesundheitssystem so gut ist, sondern weil dort ein strenger Lockdown herrscht. Ich verweise hier abermals auf Ecuador im Vergleich. Dort ist das Gesundheitssystem kompltt kollabiert, Leichen lagen und liegen zT noch wochenlang auf der Straße, Angehörige können die Leichen ihrer Verstorbenen nicht finden, Argentinien hingegen hat "nur" 800 Todesopfer, einzig und alleine wegen des Lockdowns. Ein Lockdown wirkt, wie man sieht und ist notwenig, wenn man keien Zusammenbruch des Gesundheitsystemes oder mehrere Zehntausend Todesopfer haben will.
Auch sei hier ein Verweis in die Geschichte gegeben, als Hinweis für die Notweindigkeit eines Lockdowns zur Überwindung einer Pandemie. Zur Zeit der Spanischen Grippe handelten verschiedene Städte in den USA anders um mit dieser Krankheit fertigzuwerden.
Der Vergleich St. Louis / Philadelphia ist hier anzubringen. Am 28.09.1918 veranstaltete Philadelphia eine Militärparade zwecks des Sieges im 1. WK mit 200000 Teilnehmern, trotz Warnungen das könne schlimm enden. Die Folge war, dass nach 3 Tagen alle Krankenhäuser überfüllt waren, binnen einer Woche waren 45000 Menschen infiziert und nach 6 Wochen 12000 tot. Keine andere amerikanische Stadt war so stark betroffen, eben wegen dieser Militärparade. In St. Louis hingegen reagierten die Behörden frühzeitig. Bereits vor dem ersten registrierten Fall warnten sie vor der Gefahr durch Menschenmengen. Sie sagten ihre Parade ab, schlossen bald Schulen, Kinos, Billardsalons, Bibliotheken und Kirchen, verboten öffentliche Versammlungen. So schnellte die Zahl der Infektionen nicht schlagartig in die Höhe; sie verteilten sich über einen längeren Zeitraum. Daher konnten die Krankenhäuser die Menge der Patienten besser bewältigen. Die maximale Sterberate war achtmal niedriger als in Philadelphia. Und am Ende verzeichnete St. Louis nicht mehr als 700 Tote.
Alle Maßnahmen, die St. Louis ergriff um der Krankheit Herr zu werden, hat auch Deutschland ergriffen und damit wahrscheinlich einen Krankheitsverlauf wie in Großbritannien und der USA verhindert.
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14.06.2020 |
Leon
Vorschläfer
Adminpony
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RE: Coronavirus Epidemie oder Hysterie?
Diese Ländervergleiche, vor allem mit absoluten Zahlen sind ziemlich sinnlos bzw. irreführend. Siehe z.B. Brasilien. Das ist bezüglich der Bevölkerungszahl das sechstgrößte Land der Welt. Relativ betrachtet steht es (zumindest aktuell) nicht schlechter da als viele europäische Länder. Zudem ist ein Lockdown z.B. in einer Favela oder einem Slum, wo Leute eng aufeinander und von der Hand in den Mund leben, eh kaum möglich.
Ein schlechtes Gesundheitssystem kann die Zahl der Todesfälle deutlich erhöhen, aber das kann man mit einem Lockdown nicht verhindern. Siehe Frankreich, Spanien oder Belgien.
A propos St. Louis: Abgesehen davon, dass die Spanische Grippe über 30x so gefährlich wie Corona war und insbesondere jüngere Leute daran starben, daher überhaupt nicht vergleichbar ist, gab es auch in St. Louis 50% so viele Todesfälle wie in Philadelphia, was auch einen Lockdown machte, lediglich etwas später. Das sind aber nur einzeln herausgepickte Beispiele. Denver hatte ähnlich lange Maßnahmen mit dem gleichen 2. Peak wie in St. Louis und dort hat es nicht funktioniert mit nur geringfügig niedrigeren Zahlen als Philadelphia. Umgekert hatte Chicago ungefähr die gleichen Maßnahmen wie Philadelphia, aber dennoch nur so viele Todesfälle wie St. Louis.
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 14.06.2020 von Leon.)
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15.06.2020 |
404compliant
GalaCon Volunteer-Stratege
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RE: Coronavirus Epidemie oder Hysterie?
Wird mal wieder Zeit für nen Landkreis-Überblick:
- Sonneburg/Coburg: Pendeln aktuell um die 25, momentan sind beide gerade raus.
- Bremerhaven/Cuxhaven (Kirchengemeinde) ist wieder ruhig, Cuxhaven könnte aber nochmal zurück kommen.
- Göttingen (Familienfeiern) ist auch raus.
- Zurück: Greiz, nachdem es eigentlich einen Monat ruhig war, jetzt auf 31, dank eines Ausbruchs in einem Pflegeheim
- Unser Top-Neueinsteiger: Aichach-Friedberg mit 56, wegen eines Ausbruchs bei Spargel-Erntehelfern.
- Verden mit 28 (Pflegeheim)
- Gütersloh mit 25 (Schlachtbetrieb)
- 158 von 412 Kreisen (38%) haben in den letzten 7 Tagen keine neuen Fälle gemeldet. Vor einer Woche waren es noch 124 (30%).
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16.06.2020 |
404compliant
GalaCon Volunteer-Stratege
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RE: Coronavirus Epidemie oder Hysterie?
Corona ist so gefährlich, weil es in vielerlei Hinsicht perfekt für unsichtbare Verbreitung ausgelegt ist. Dass das bei anderen Varianten tendenziell eher schlechter wird, ist naheliegend. Wie Corona-II und Corona-III sein werden, halte ich aber für eine mäßig interessante Diskussion, so lange Corona-I noch die Kriese bestimmt. Es bekommen ja nicht alle Viren gleichzeitig ein Update auf Corona-II, wir müssen Corona-I also so oder so konventionell besiegen.
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17.06.2020 |
Markus
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RE: Coronavirus Epidemie oder Hysterie?
Ein Virus hat kein klare Versions-Trennung. Das ist Rolling Release.
Oder um es korrekt und weniger technisch auszudrücken: Evolution.
Die Vermutung, dass Mutationen momentan eigentlich gar nicht so schlecht sind und uns helfen könnten, ist jedenfalls nicht neu. Habe vor dem Drosten-Interview schon ein paar andere Berichte gesehen, die in eine ähnliche Richtung gehen. Letztlich läuft es ganz einfach auf klassische evolutionäre Selektion hinaus: Die am besten angepassten Viren überleben und haben bessere Chancen, sich zu vermehren.
Dabei sollte klar sein, dass eine hohe Sterblichkeit und auch allgemein schwerwiegende Krankheitssymptome nicht das Ziel einer derartigen evolutionären Anpassung sein können. Ein toter Mensch ist für das Virus eine Sackgasse. Vom Grab ausgehen kann es sich nicht weiter verbreite. Ein schwer kranker Mensch, der alleine zu Hause oder im Krankenhaus sitzt und keinen Kontakt zu anderen Menschen hat, bremst ebenfalls die Vermehrung des Virus. Was das Virus (im evolutionären Sinne) wirklich braucht, sind möglichst viele infizierte Menschen, die über einen langen Zeitraum das Virus in der Umwelt verteilen, ohne es selbst zu bemerken. Also anders ausgedrückt: Möglicht vielen Menschen, die nur einen harmlosen Schnupfen haben.
Da jetzt zu sagen, das neue ist nicht interessant, so lange das Alte noch aktiv ist, finde ich nicht zielführend. Real ist das schließlich eine fortlaufende Interaktion, bei der mehre Virenstämme zeitgleich aktiv sind und sich gegenseitig beeinflussen / verdrängen. Ein mutierter Virus kann durchaus noch genügend Ähnlichkeit mit dem Original haben, dass eine Infektion mit dem neuen auch eine Immunität gegen den alten bewirkt. Wenn es dann noch so ist, dass die neue Version komplett harmlos ist, also auch bei Risikogruppen nur Schnupfen verursacht, dann wäre das schon ein sehr großer Fortschritt. Damit würde bewusste Herbeiführung von Herdenimmunität auf natürlichem Wege wieder eine realistisch gangbare Option.
Früher bekannt als Dashlight.
Fragen?
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17.06.2020 |
404compliant
GalaCon Volunteer-Stratege
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RE: Coronavirus Epidemie oder Hysterie?
Das hat sich mal gelohnt: Ein Fleischbetrieb im Gütersloh-Kreis hat bei einem Massentest satte 400 Fälle gefunden. Das dürfte den 7-Tage-Wert nicht nur von 30 (Stand gestern) auf weit über 100 katapultieren, sondern auch in der Deutschlandstatistik eine spürbare Delle hinterlassen, schließlich liegen wir Deutschlandweit aktuell nur bei rund 250 Fällen pro Tag.
Der Gütersloh-Kreis verabschiedet sich damit dann wohl für die nächste Zeit wieder in einen Lockdown.
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17.06.2020 |
Leon
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RE: Coronavirus Epidemie oder Hysterie?
(17.06.2020)404compliant schrieb: Das hat sich mal gelohnt: Ein Fleischbetrieb im Gütersloh-Kreis hat bei einem Massentest satte 400 Fälle gefunden.
Diese hohe Zahl erscheint mir etwas suspekt. Es heißt, dass 400 von 500 Tests positiv waren. Das entspräche einer Infektionswahrscheinlichkeit von 80%, was deutlich über den statistischen Werten (um die 15%) liegt. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass bei dem Test irgendein Fehler vorlag.
(Es gab schon ähnliche Fälle z.B. bei einem Seniorenheim in Tuttlingen, wo ca. 145 Leute (Bewohner und Mitarbeiter) getestet wurden und beim ersten Test 56 davon positiv waren, wobei niemand Symptome hatte. Ein zweiter Test kurz darauf brachte dann aber nur noch 2 positive Fälle (und 11 nahe der Nachweisgrenze), was nahelegt, dass der erste Test fehlerhaft war.)
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17.06.2020 |
404compliant
GalaCon Volunteer-Stratege
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RE: Coronavirus Epidemie oder Hysterie?
Die Zahl wurde mittlerweile auf 650 nach oben korrigiert. Weitere Tests laufen, der Betrieb hat 7000 Mitarbeiter.
Eine hohe Infektionsrate würde ich nicht pauschal ausschließen, wenn die Billiglohnkräfte da wie üblich tags wie nachts wie die Sardinen eng aufeinander hängen.
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17.06.2020 |
Kralle
S&S König
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RE: Coronavirus Epidemie oder Hysterie?
In einer Woche interessiert Tönnies niemanden mehr, also wieso überhaupt kehren? Ist ein lokaler Hotspot und mehr nicht.
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18.06.2020 |
Crash Override
Faust
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RE: Coronavirus Epidemie oder Hysterie?
Ich denk, das könnte in der entsprechenden Region dennoch nachhallen - letztlich beziehen auch div. Supermärkte und Discounter ihr Fleisch irgendwoher, und bei so einer "Gefährdung" wird der Betrieb sicherlich erst mal für ein paar Wochen dichtgemacht - was dann heisst, das man vielleicht weniger Fleisch in den Kühltruhen der Supermärkte und Discounter vorfindet. Speziell Edeka kauft gern Regional ein (u.a. auch wegen kurzen Wegen vom Schlachtbetrieb, welcher Tönnies ist) - damit verbunden auch die Discounter wie z.b. Netto u.a., die von Edeka beliefert werden.
Daher glaube ich nicht, das "in einer Woche keiner mehr kehrt" - ausser du meinst in dem Betrieb, da der (u.a. wegen HACCP und div. anderen Auflagen) erst mal geschlossen bleibt.
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