Kapitel 5 - Teil 2 | Jetzt aber richtig! (Öffnen)
Hast du ernsthaft geglaubt, dass ich nach 5 1/2 (sehr) lesenwerten Kapiteln einfach gehe? Nonsense, please, da musst du schon härtere Geschütze auspacken als das! Aber es hat dir hoffentlich eine Idee gegeben, dass bei dir noch viele Baustellen existieren. Ganz nebenbei hast du einen der besten Betaleser unter der Sonne: M0. Hör' endlich auf ihn - ich habe eure Betalese-Korrespondenz aus guten Gründen nur kurzzeitig verfolgt, weil ich schon gemerkt habe, dass meine aufgewendete Zeit im weitesten Sinne vergebliche Liebesmüh' wäre, weil du am Ende doch machst, was du willst, statt auf jene zu hören, die es besser wissen. Ne, dachte ich mir da, dann doch lieber nur Korrektur lesen und Fünfe gerade stehen lassen - bis dann das aktive Ausblenden von M0s Einwänden ("Bullshit") kam, wo bei mir die Grenze zum schelmischen Spaß endgültig übertreten war.
Also habe ich mal meine gemeine Ader mit meinem Hang zum pädagogischen Zeigefinger kombiniert und deine 'Chronik I - Rache' durch den Filter für Charakterstudien gejagt. Logischerweise müssen unter der Prämisse all' deine Charaktere scheitern, weil du eine sehr actionorientierte Erzählung bevorzugst, aber dazu später mehr.
M0 wusste im Übrigen nichts davon, aber er hat famos unbewusst mitgespielt. Würde mich in Zukunft jedenfalls freuen, wenn du auf den Knaben endlich hörst und nicht deinen Dickkopf in fast trix'scher Art und Weise durchzudrücken versuchst. Wäre nämlich auch für mich schön, wenn eine gute Geschichte sich anschickt sehr gut zu werden, du verstehst?
Genug chitchat, jetzt geht es ans Eingemachte. Und wir fangen ganz langweilig an: mit der Stilistik.
Wenn mir eine stilistische Unsitte im aktuellen Kapitel über die Nase gelaufen ist, so ist es das kleine, aber sehr verfängliche Wörtchen 'doch'. Einige 'dann' und 'da' und 'und dann/da' gab es auch als Satzanfänge, aber die waren in der Minderheit. Der Großteil der wenigen schwachen Satzkonstruktionen waren diese 'doch' - umbedingt reduzieren! So viel unnötige Redunanz! Das hast du nun wirklich nicht nötig, auch wenn sie im schnellen Schreibflow gerne und viel und einfach aus den Fingern fließen, was ich durchaus auch selber kenne. Dass du das jedenfalls besser kannst, steht wohl nicht zur Disposition!
Eine andere Eigenheit, die mir zumindest in diesem Kapitel stark aufgefallen ist, ist deine Benutzung des Bindestriches. Erst einmal ist dieses kleine Zeichen ( - ) kein Grund danach wieder groß zu schreiben. Ich habe es nicht durchgängig korrigiert, weil mir der Fehler zu häufig aufkam, aber eher eine ortographische Nicklichkeit darstellt, den Lesefluss nicht trübt, aber in Zukunft bitte darauf achten, dass nach dem Bindestrich kein groß geschriebener Buchstabe steht.
Eine andere Sache, die abermals deine häufige Trennzeichennutzung betrifft, ist das Zerstückeln deiner Sätze - Die immer wieder den Lesefluss unnötig ins Stocken bringen - Auf anderes verweisen wollen, obwohl ganz normale Kommas und dazugehörige Nebensatzkonstruktionen es genauso getan hätten - Kann man einsehen, oder?
Ansonsten bin ich aber des Lobes für die Stilistik. Sie ist, in der Regel zumindest, recht einfach gehalten, was die Grammatik anbelangt, die Wortwahl ist deinen konstruierten Szenen jedoch angemessen , der Lesefluss definitv keine holprige Felsenwüste, sondern organisch, gut zusammenhaltend, dass Auge angenehm zum nächsten Satz leitend und lässt keine Schwierigkeiten des Verstehens zu. Glatt poliert, sozusagen und das muss es sein, denn du erzählst eine atemlose Actionsequenz. Stilistik ist damit zu Ende, weiter zum Inhalt!
Die inhaltliche Konstruktion lässt sich in zwei große Phasen einteilen: Fluttershys Hetzjagd durch den Urwald von Zebraska (oder wie auch immer das Zebraland hieß) und die anschließende Vernichtung des kleinen, gelben Pegasus. Auf Letzteres möchte ich zu erst eingehen, weil es mich weniger Wörter kostet. Hier kann ich, ganz gepflegt, eine Stufe zurücktreten, die Hände erheben und laut rufen: langweilig! Das ist zugegebenermaßen meine ganz persönliche Meinung zu Folterszenen, du reihst dich damit im Grunde in eine illustre Reihe von Gore-Kapiteln/Fictions, die ich bisher lesen und zuweilen auch korrigieren durfte.
Insofern bin ich von Folter nicht elektrisiert, sondern leider schon abgestumpft, aber dafür kannst du ja nichts. Im Referenzrahmen meiner bisherigen Ausflüge in die literarischen Folterkammern gehörte deiner jedenfalls noch zu den erträglichen Reisen, weil du immerhin schreiben kannst - dadurch wird es nicht lesevergnüglicher, aber man ist schneller am Ende und ärgert sich nicht zwischendurch auch noch über die foltergleiche Syntax und Wortwahl des Autors. Dieses Riff umschiffst du galant, aber ich persönlich brauche in Zukunft solch' Szenen nicht. Eine genügt, eine ist schon zu viel. Nicht weil ich schrecklich pikiert ob der gezeigten Gewalt bin, sondern weil Folterszenen immer und immer und immer wieder zeigen: sie taugen einfach nichts. Zumindest für mein Verständnis des Lesevergnügens. Und da ich hier nur für mich spreche...
So, genug des Suhlens in Leichenresten, das Kapitel besteht schließlich noch aus einem anderen Teil, der mir einiges an Freude bereitet hat. Fluttershy in Action, so heißt die Devise, ist es schließlich eine Hintereinanderreihung von vielerlei kleineren Verfolgungsjagden, die du uns präsentierst. Der Urwald ist bekanntermaßen gefährlich und dementsprechend tappst Flutter auch gleich nach ihrer Ankunft in einen Panda. Nachdem du vier Mal von einem Panda gesprochen hast, war ich kurz davor das anfänglich genannte "schwarzer Panther" für falsch zu erklären und zu akzeptieren, dass es bei den Zebras im Urwald eben schwarze Pandas mit Krallen und Hunger auf Ponyfleisch gibt. Diese Pandas! Tun immer so friedlich, aber haben es faustdick hinter den Pranken... äh Krallen!
Der PandaDer Panther wird abgeschüttelt und Fluttershy endlich, viel zu spät, zum Fliegen animiert. Sie entkommt sie einer wilden Horde von Vögeln, die Totenköpfe tragen? Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wie ich sie mir vorstellen soll, aber sei's drum. Fluttershy triumphiert (so mehr oder weniger), versinkt nur beinahe im Treibsand und trifft schließlich auf Trixie. Vorerst eine gute Szene, weil Trixies Masquerade bröckelt, sie zwar mächtig ist, aber nicht die moralische Deutungshoheit dadurch gewonnen hat - und sie weiß und spürt es! Fluttershy ist hier klare Siegerin, gefällt mir. Das im Anschluss noch ein merkwürdiger vierarmiger Ursa (?) auftaucht, später seine Freunde holt und wir einen kleinen Epic Zebra vs Ursa-Kampf erleben ist unterhaltsam zu lesen, aber irgendwo ziemlich konstruiert. Allein die Szene, als Fluttershy vor den ersten Bären springen wollte, um die ~20 Pfeile abzuwehren ist so hochgradig cineastisch, dass es schon wieder amüsant ist (oder traurig. Je nach Perspektive. Aber ich fand's lustig, werde aber nicht auf jede Anbiederung auf den Cineasmus eingehen, weil das Kapitel voll davon ist).
Cineasmus ist das Wort der Stunde, bei aller gegebenen Unterhaltsamkeit des Gelesenen, weil mir stoischem Nicht-Action-Pony abermals in aller Pracht gezeigt wurde, was Actionszenen für Kosten haben und was sie nicht leisten können. Aber dafür muss ich ein wenig ausholen und aus dem Nähkästchen plaudern, es wird also leicht theoretisch:
Allgemeine Worte zum Abschluss:
Im Ernst, Nonsense, hör auf diesen krakelenden Kobold in deinem Ohr, der sich M0 schimpft. Er mag (noch) nicht der weltbeste Autor sein, doch er ist in Punkto Betaleser jetzt schon eine Koryphäe. Jede Szene, die du auf sein Geheiß änderst, ist ein Gewinn für dich und deine Geschichte, mein Wort darauf. Dabei heißt "auf ihn hören" gar nicht mal: schreib für ihn seine Ideen, sondern ich meine die Auseinandersetzung. Mit dir selbst, mit der logischen Konstruktion des Roten Fadens, dem Verhalten der Charaktere, der Einbindung von Sequenzen, dem Einbringen von neuen Gegenständen, Einsichten, Informationen, Figuren oder Fähigkeiten. Hier kann man bei impulsiven, wenig durchdachten Vorgehen wirklich viel zerstören, was im Endeffekt alles dein bereits guter Schreibstil auffangen müsste; und selbst wenn das gelingt müsste ich als Leser damit leben, dass jemand, der prinzipiell (gut) schreiben kann, unnötigerweise inhaltlichen Ballast mit sich schleppt.
Also, auf dann. Ich will Kapitel 6 sehen. Immerhin hat Celestia, mein liebstes Marmeladenbrot bewiesen, dass sie doch zu etwas gut ist! Ein "Adieu~" gibt es erst, wenn du wirklich am Ende bist. Am Ende der Geschichte. :p
Also habe ich mal meine gemeine Ader mit meinem Hang zum pädagogischen Zeigefinger kombiniert und deine 'Chronik I - Rache' durch den Filter für Charakterstudien gejagt. Logischerweise müssen unter der Prämisse all' deine Charaktere scheitern, weil du eine sehr actionorientierte Erzählung bevorzugst, aber dazu später mehr.
M0 wusste im Übrigen nichts davon, aber er hat famos unbewusst mitgespielt. Würde mich in Zukunft jedenfalls freuen, wenn du auf den Knaben endlich hörst und nicht deinen Dickkopf in fast trix'scher Art und Weise durchzudrücken versuchst. Wäre nämlich auch für mich schön, wenn eine gute Geschichte sich anschickt sehr gut zu werden, du verstehst?
Genug chitchat, jetzt geht es ans Eingemachte. Und wir fangen ganz langweilig an: mit der Stilistik.
Stilistik oder: das Vokabular kennt mehr als nur einen Satzanfang
Wenn mir eine stilistische Unsitte im aktuellen Kapitel über die Nase gelaufen ist, so ist es das kleine, aber sehr verfängliche Wörtchen 'doch'. Einige 'dann' und 'da' und 'und dann/da' gab es auch als Satzanfänge, aber die waren in der Minderheit. Der Großteil der wenigen schwachen Satzkonstruktionen waren diese 'doch' - umbedingt reduzieren! So viel unnötige Redunanz! Das hast du nun wirklich nicht nötig, auch wenn sie im schnellen Schreibflow gerne und viel und einfach aus den Fingern fließen, was ich durchaus auch selber kenne. Dass du das jedenfalls besser kannst, steht wohl nicht zur Disposition!
Eine andere Eigenheit, die mir zumindest in diesem Kapitel stark aufgefallen ist, ist deine Benutzung des Bindestriches. Erst einmal ist dieses kleine Zeichen ( - ) kein Grund danach wieder groß zu schreiben. Ich habe es nicht durchgängig korrigiert, weil mir der Fehler zu häufig aufkam, aber eher eine ortographische Nicklichkeit darstellt, den Lesefluss nicht trübt, aber in Zukunft bitte darauf achten, dass nach dem Bindestrich kein groß geschriebener Buchstabe steht.
Eine andere Sache, die abermals deine häufige Trennzeichennutzung betrifft, ist das Zerstückeln deiner Sätze - Die immer wieder den Lesefluss unnötig ins Stocken bringen - Auf anderes verweisen wollen, obwohl ganz normale Kommas und dazugehörige Nebensatzkonstruktionen es genauso getan hätten - Kann man einsehen, oder?
Ansonsten bin ich aber des Lobes für die Stilistik. Sie ist, in der Regel zumindest, recht einfach gehalten, was die Grammatik anbelangt, die Wortwahl ist deinen konstruierten Szenen jedoch angemessen , der Lesefluss definitv keine holprige Felsenwüste, sondern organisch, gut zusammenhaltend, dass Auge angenehm zum nächsten Satz leitend und lässt keine Schwierigkeiten des Verstehens zu. Glatt poliert, sozusagen und das muss es sein, denn du erzählst eine atemlose Actionsequenz. Stilistik ist damit zu Ende, weiter zum Inhalt!
Der Inhalt: eine charakterliche Selbstbeschneidung in zwei Akten
Die inhaltliche Konstruktion lässt sich in zwei große Phasen einteilen: Fluttershys Hetzjagd durch den Urwald von Zebraska (oder wie auch immer das Zebraland hieß) und die anschließende Vernichtung des kleinen, gelben Pegasus. Auf Letzteres möchte ich zu erst eingehen, weil es mich weniger Wörter kostet. Hier kann ich, ganz gepflegt, eine Stufe zurücktreten, die Hände erheben und laut rufen: langweilig! Das ist zugegebenermaßen meine ganz persönliche Meinung zu Folterszenen, du reihst dich damit im Grunde in eine illustre Reihe von Gore-Kapiteln/Fictions, die ich bisher lesen und zuweilen auch korrigieren durfte.
Insofern bin ich von Folter nicht elektrisiert, sondern leider schon abgestumpft, aber dafür kannst du ja nichts. Im Referenzrahmen meiner bisherigen Ausflüge in die literarischen Folterkammern gehörte deiner jedenfalls noch zu den erträglichen Reisen, weil du immerhin schreiben kannst - dadurch wird es nicht lesevergnüglicher, aber man ist schneller am Ende und ärgert sich nicht zwischendurch auch noch über die foltergleiche Syntax und Wortwahl des Autors. Dieses Riff umschiffst du galant, aber ich persönlich brauche in Zukunft solch' Szenen nicht. Eine genügt, eine ist schon zu viel. Nicht weil ich schrecklich pikiert ob der gezeigten Gewalt bin, sondern weil Folterszenen immer und immer und immer wieder zeigen: sie taugen einfach nichts. Zumindest für mein Verständnis des Lesevergnügens. Und da ich hier nur für mich spreche...
So, genug des Suhlens in Leichenresten, das Kapitel besteht schließlich noch aus einem anderen Teil, der mir einiges an Freude bereitet hat. Fluttershy in Action, so heißt die Devise, ist es schließlich eine Hintereinanderreihung von vielerlei kleineren Verfolgungsjagden, die du uns präsentierst. Der Urwald ist bekanntermaßen gefährlich und dementsprechend tappst Flutter auch gleich nach ihrer Ankunft in einen Panda. Nachdem du vier Mal von einem Panda gesprochen hast, war ich kurz davor das anfänglich genannte "schwarzer Panther" für falsch zu erklären und zu akzeptieren, dass es bei den Zebras im Urwald eben schwarze Pandas mit Krallen und Hunger auf Ponyfleisch gibt. Diese Pandas! Tun immer so friedlich, aber haben es faustdick hinter den Pranken... äh Krallen!
Cineasmus ist das Wort der Stunde, bei aller gegebenen Unterhaltsamkeit des Gelesenen, weil mir stoischem Nicht-Action-Pony abermals in aller Pracht gezeigt wurde, was Actionszenen für Kosten haben und was sie nicht leisten können. Aber dafür muss ich ein wenig ausholen und aus dem Nähkästchen plaudern, es wird also leicht theoretisch:
- Es gibt wohl in der Literatur nichts, was so schwer zu schreiben ist wie eine gute Actionsequenz. Das große Vorbild hier ist der Film. Ein Medium mit abgöttisch vielen Möglichkeiten, um auf konzentriertestem Flecke Spannung, Bildgewalt und Tempo zu erzeugen. Literatur indes kann das nicht... so wirklich. Actionszenen in der Literatur müssen ihre fehlende, visuelle Komponente mit den Imaginationen des Lesers im Kopf, den Gefühlen, die beim Lesen entstehen kompensieren. Dafür bedarf es:
- Atmosphäre. Es muss sich bedrohlich, rasant, schnell, überraschend, unübersichtlich, adrenalingeladen anfühlen. Der Text hat keine schnellen Schnitte, keine lauten Explosionen, schrillen Schreie, verschwischenen Farben oder Schweißtropfen, die auf die Kameralinse tropfen, so nah sind sie, aber dein Actionteil hat gut gezeigt, wie es geht. Schlag auf Schlag trommelten die Hufen der Zebras durch den Urwald, ihr Horne schallten durch das Dickkicht, ihr Waldmanns Heil gellte unheilvoll in das Geäst hinein, in welchem ein kleiner Pegasus zu fliehen versuchte. Dazu noch viele passende Reime, man kann hier definitiv von Anleihen des literarischen Hochgenusses sprechen. Aus der Perspektive der Action hat der Abschnitt eine verdammt große Menge richtig gemacht.
- Allerdings hat das alles seinen Preis und der Preis ist hoch. Der Preis ist, wie der Angelsachse sagt, subtsancial. Denn selbst eine gut geschriebene, temporeiche, atem(be)raubende, adrenalinreiche, atmosphärische Actionsequenz kommt (in der Regel und ich kenne kaum eine Ausnahme, die diese Regel nicht bestätigt) nicht ohne einen großen Fundus an Dingen aus, die sie nicht kann oder die sie (un)willentlich zerstört. Was sie in aller Regelmäßigkeit zerstört sind Charaktere. Nicht umbedingt physisch (das natürlich auch und bei dir im allergrößten Maße), sondern substanziell. Action zerstört Charakterisierungen, sie zerstört Gesichter, sie demontiert praktisch jedes Maß an Glaubwürdigkeit, an Authentizität - die, wie bereits gesagt, die wichtigste Währung für einen Protagonisten ist. Alles wird dem Diktat der Action unterworfen und das ist nicht schön, zumindest aus meiner Warte nicht, weil ich mit den Charakteren nicht mehr mitfühlen kann und es dann zunehmend beliebig wird, was sie tun.
- Deswegen habe ich auch, in selbstredend völlig überzogenem Ausmaß, deine Figuren im Vorfeld demontiert. Weil du sie vorher demontiert hast - ich musste also gar nicht in die Tiefen meiner Kritikroutine für Charakterstudien greifen, sondern habe von dir viel auf dem Silbertablett dafür bekommen. Das ist eine große Sache, die man nicht leichtfertig abtun sollte, auch wenn sie einem als Autor nicht gleich schmeckt, aber das ist ein großer Fehler oder zumindest eine große Gefahr, in die man sich her begibt. Man schlägt den Charakter in einer Szene nicht um die Szene herum, damit die Szene so bleiben kann, wie sie ist, sondern man schlägt die Szene um den Charakter, damit dieser glaubwürdig bleibt. Das ist der goldene Weg; ein schwerer Pfad, der aber durchaus eine Actionsequenz erlaubt, die gleichzeitig das Bildnis des Protagonisten intakt lässt. Bei dir ist, und das ist ein sehr intuitives Vorgehen, alles so hingebogen, dass Fluttershy, die liebe, süße, von dir bisher rein kanonnah porträitierte Elementsträgerin, auf einmal, wie M0 so schön ausdrückte, Ramboshy wird. Das ist nicht glaubwürdig. Ihre Verletzungen, die Konsequenzen daraus und ihr Umgang damit sind nicht glaubwürdig, ihre Tötungsaaktionen in Notwehr sind es nicht, die Verfolgungsjagden sind, unter der Prämisse, auch nicht wohlgeraten, weil die Unmengen Zebras, alles erprobte Jäger, Fluttershy eigentlich in zwei Sekunden hätten töten müssen. Das sie auch noch welche selbst abgemurkst bekommt, ist die helle Krönung!
Jedenfalls: Actionsequenzen, sie sind unterhaltsam, temporeich, nicht selten ein Lesevergnügen, aber zerkrümmeln dir jede noch so kleine Glaubwürdigkeit. Das muss man einfach wissen, einsehen oder zumindest mit Absicht und sehenden Auges so machen, weil einem so ein großes Herz an der Action liegt. Dennoch gäbe es selbst da bessere Möglichkeiten, um ein spannendes Kapitel plus nicht so schrecklich kaputt gemachte, narrative Figuren am Ende übrig zu lassen. - Das klingt vielleicht nach überflüssiger Theorie, schlägt aber im Endeffekt auch auf den Rest der Figuren durch. Twilight und Co trauern jetzt z.B. am Ende um Fluttershy. Durchaus auf eine Art und Weise, der ich widersprechen würde, aber: it's your story. Als Leser habe ich aber zunehmend das Problem der Diskrepanz. Ich habe keinerlei Nähe zu den Charakteren, weil sie diffus oder gar nicht porträitiert werden und das, was du uns als Charakterisierung vorgibst, zerstörst du wieder nach belieben, wenn es die entsprechende Szene erfordert. Ich halte das für ein grobes Versäumnis, gar einen schweren Fehler. Weil sich das über die Zeit läppert, aufsummiert. Wie viele Charaktere müssen noch total out of character agieren, weil du Lust und Laune dazu hast, damit es selbst dir zu viel wird? Wenn Figuren rein wegen der Autorenhand mal hui, mal hott machen und das nicht im Entferntesten aus ihrem sonstigen Darstellung hervorgeht, dann widerspricht das einfach dem generellen Erfahren des Alltags - einem Filter mit dem wir Leser nicht nur die Geschichten unseres tatsächlichen Lebens, sondern auch auch fiktive Geschichten und somit auch deine Lesen.
- Um zu einem Abschluss zu kommen, ist das der wichtigste Punkt beim Charakterisierungen: unter der Oberfläche eines Ponys (oder sonstigen Lebewesens) kann so viel stecken. Unter der freundlichen Fassade von Fluttershy steckt eventuell auch irgendwo eine Survivalshy, möglich ist es. Aber wie wahrscheinlich? Das ist eine Frage der Gewichtung, doch Actionszenen sind immer Extremszenen. Sie treiben die involvierten Figuren an den Rand des Äußersten. Von Null auf Gleich. Von einem Satz zum nächsten. Nur ein paar Punkte, Kommas, Bindestriche müssen vergehen und Fluttershy, die Freundliche unter den Freundlichen, tötet. Im Affekt zwar, aber sie tut es. Die Actionsequenz verlangt es. Sie allein drückt ihren Stempel auf, der Charakter muss sich konform zur Szene bewegen. Ich habe dir groß und breit (und viel zu lang) dargelegt, dass das häufig kein gutes Vorgehen ist. Denn nicht jede Actionsequenz bei dir wird mit einem toten Charakter enden, wo die Umwälzung im Verhalten im Grunde obsolet geworden ist, weil die Figur eine erkaltete Leiche ist, die ohnehin nichts mehr tun oder denken wird. Deswegen kann ich hier nur zu einem bedeutend feinfühlerigen Vorgehen raten, sonst zerbröselst du bei deinen nächsten Ausflügen in die spannungsgeladene Atmosphäre des Adrenalins erneute jede bis dahin aufgebaute Glaubwürdigkeit - auch die von Figuren, die (noch) gar nicht sterben sollen, bspw. Trixie. Denn es gibt immer einen Jäger und eine Gejagte und die Actionszene belangt beide; in negativer wie postiver Weise.
Allgemeine Worte zum Abschluss:
Im Ernst, Nonsense, hör auf diesen krakelenden Kobold in deinem Ohr, der sich M0 schimpft. Er mag (noch) nicht der weltbeste Autor sein, doch er ist in Punkto Betaleser jetzt schon eine Koryphäe. Jede Szene, die du auf sein Geheiß änderst, ist ein Gewinn für dich und deine Geschichte, mein Wort darauf. Dabei heißt "auf ihn hören" gar nicht mal: schreib für ihn seine Ideen, sondern ich meine die Auseinandersetzung. Mit dir selbst, mit der logischen Konstruktion des Roten Fadens, dem Verhalten der Charaktere, der Einbindung von Sequenzen, dem Einbringen von neuen Gegenständen, Einsichten, Informationen, Figuren oder Fähigkeiten. Hier kann man bei impulsiven, wenig durchdachten Vorgehen wirklich viel zerstören, was im Endeffekt alles dein bereits guter Schreibstil auffangen müsste; und selbst wenn das gelingt müsste ich als Leser damit leben, dass jemand, der prinzipiell (gut) schreiben kann, unnötigerweise inhaltlichen Ballast mit sich schleppt.
Also, auf dann. Ich will Kapitel 6 sehen. Immerhin hat Celestia, mein liebstes Marmeladenbrot bewiesen, dass sie doch zu etwas gut ist! Ein "Adieu~" gibt es erst, wenn du wirklich am Ende bist. Am Ende der Geschichte. :p