Gebrauchtes Nokia Nokia N9 oder auf Jolla warten? Kein iPhone, kein Android, kein Windows! (Aktuell: Nokia N900)
tl;dr (Öffnen)
Momentan ist bei mir ein Nokia N900 im Einsatz. Lange Zeit (und eigentlich immer noch) die Mutter aller Geekphones. Eigentlich noch nicht mal ein Smartphone (und erst recht kein "Handy", Luna bewahre), sondern ein Internet Tablet mit Telefon-App und zusätzlicher Telefonie-Hardware – seine Vorgänger waren die telefonlosen Internet Tablets N770, N800 und N810. Das N900 ist nicht nur ein (für seine Zeit) recht potentes Gerät, sondern ein Querformat-Slider mit vollwertiger QWERTZ-Hardwaretastatur, außerdem läuft darauf ein wirklich weitestgehend freies und quelloffenes Betriebssystem: Maemo 5 "Fremantle", ein von Nokia entwickelter Mobil-Port von Debian GNU/Linux. Also kein halbproprietäres neues Betriebssystem auf dem Linux-Kernel wie Android, sondern wirklich und wahrhaftig GNU/Linux, sogar mit Debian-Wurzeln bis hin zum apt-get. Nokia selbst hat meines Wissens die Produktpflege des 2008 erschienenen N900 eingestellt, aber weil das Betriebssystem mit fast allem, was dranhängt, unter freien Lizenzen steht, hat die Community übernommen.
Dazu sollte ich noch sagen, daß auf praktisch all meinen Rechnern GNU/Linux in Form diverser unterschiedlicher Distributionen installiert ist, auf mehreren davon sogar ausschließlich, und daß ich damit fast alles mache.
Inzwischen steht mir der Sinn nach Wechsel, auch weil sich gezeigt hat, daß die 256 MB RAM des N900 vorne und hinten nicht reichen. Das N900 hat schon nach dem Booten megabyteweise Daten im Swap liegen, weil der RAM so klein ist. Und wenn man es dann datenmäßig etwas fordert, wird es fürchterlich langsam. Nicht, weil der Prozessor schlappmacht (ich hatte ihn schon auf 805 MHz statt der üblichen 600), sondern weil der Flash-Speicher, auf den das Ding dann auslagert, ein übler Flaschenhals ist.
Und genau da stecke ich in einem Zwiespalt zwischen zwei Optionen.
Nachteile der N9-Lösung: Das N9 ist trotz allem nur ein Einkerner und, obwohl schneller als das N900, nicht gerade als rasant bekannt. Wär also gut möglich, daß ich nächstes Jahr mir schon wieder was Neues anlachen würde. Außerdem ist es nur ein Candybar mit Touchbedienung, also ohne Hardwaretastatur. Zu guter Letzt siehe weiter unten: Jolla steht in den Startlöchern. Kann also sein, daß ich mir jetzt ein N9 schieße, im Frühjahr stellt Jolla das Traumphone vor, und dann steh ich da mit einem gerade erst gekauften N9.
Vorteile der Jolla-Lösung: Möglicherweise schon im April wird Jolla sein erstes Produkt/seine ersten Produkte vorstellen. Ende des Monats wird's auf jeden Fall auf dem MWC in Barcelona eine Jolla-Keynote geben. Noch einmal: Das sind die Leute, die Maemo, das N900 und das N9 entwickelt haben. Und Jollas eigenes Betriebssystem Sailfish OS wird auf MeeGo basieren, also mindestens genauso frei und quelloffen sein wie Maemo. Ich meine, sie haben sogar vor, die Hardwaretreiber unter freie Lizenzen zu stellen, bin mir aber nicht sicher. Aber auch wenn Jolla mit Macht nach Asien (speziell China) will, wird das kein Dritte-Welt-Billigphone à la Nokia Asha, sondern ein Premiumgerät, das in China ganz besonders die ansprechen soll, denen iPhones und Androiden nicht individuell genug sind. Sprich, das Ding wird Power haben und – weil meines Wissens wieder in Finnland gebaut – entsprechend verarbeitet sein. Wir wissen (bis auf den mehr als 3,5" großen Touchscreen) nicht, wie ein 2013er Jolla aufgebaut sein soll, sprich, es spricht zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nichts dagegen, daß sie einen Querformatslider im Stil vom N900, dem Entwicklerphone N950 und dem nie gebauten Super-N9 namens Lauta bauen. Das wär wirklich der Überknaller. Last but not least: Vielleicht schafft Jolla es sogar wieder, einen mit nur geringem Aufwand wechselbaren Akku einzubauen – das N9 muß zum Akkuwechsel mit Spezialwerkzeug zerlegt werden.
Nachteile der Jolla-Lösung: Zunächst mal wissen wir weder, was genau Jolla bauen wird, noch wann es auf den Markt kommen wird. Katze im Sack also, von der größeren Wartezeit mal ganz abgesehen, denn wie gesagt, ein N9 hätte ich nächste Woche hier. Dann fängt Jolla gerade erst an, und Sailfish ist auch brandneu. Als Early Adopter von Jolla hätte man es wahrscheinlich mit einem noch nicht ganz ausgereiften Gerät zu tun, bei dem die nächsten paar Jahre einige Kinken auszubügeln sein werden, wohingegen das N9 sehr wohl als ausgereift gelten kann. Eventuell könnte man noch aufführen, daß ich für ein Jolla um einiges mehr Geld hinlegen müssen werde.
Was gar nicht in Frage kommt:
Ach ja, die übliche Nokia-Kritik ist beim N9 irrelevant. Das N9 wurde prä-Stephen Elop entwickelt und gegen Stephen Elops Willen auf den Markt gebracht. Es ist eher "in your face, Elop and Ballmer", wenn ich mir ein Nokia-Smartphone zulege, das erst ganz verhindert werden sollte und dann von Schlüsselmärkten wie den USA und Deutschland vorsätzlich ferngehalten wurde. Ja, das Ding war hier nur bei gewissen Händlern erhältlich, die es selbst importierten. Das N9 ist eine Art Antithese zu Stephen Elops katastrophaler Unternehmensführung, denn in Stephen Elops Nokia durfte es nicht existieren, existerte aber trotzdem und verkaufte sich wie geschnitten Brot, auch wenn es offiziell nur in eher schwache Märkte ging. Schätze, das N9 hat nicht nur Nokia am Leben gehalten, sondern hatte letztlich Bestandsschutz, weil, wenn Elop das hervorragend laufende N9 kurzfristig gekillt hätte, das seine wahren Intentionen bzw. den ihm von Microsoft mitgegebenen Auftrag offenbart hätte.
"Mimimimimi, Bochum dichtgemacht, ganz viele Deutsche arbeitslos geworden, Nokia pöhse, blafasel" ist auch kein Thema, denn das N9 wurde lange post-Bochum entwickelt, außerdem fanden Entwicklung und Fertigung in Nokias Heimat Finnland statt (und nicht etwa in Billigst-Sweatshops mit 16-Stunden-Schichten in China, übrigens war aus finnischer Sicht auch Bochum Outsourcing), noch dazu wurde es ökologisch neutral gebaut, und bitte, was ist politisch korrekter als das?[/list]
Dazu sollte ich noch sagen, daß auf praktisch all meinen Rechnern GNU/Linux in Form diverser unterschiedlicher Distributionen installiert ist, auf mehreren davon sogar ausschließlich, und daß ich damit fast alles mache.
Inzwischen steht mir der Sinn nach Wechsel, auch weil sich gezeigt hat, daß die 256 MB RAM des N900 vorne und hinten nicht reichen. Das N900 hat schon nach dem Booten megabyteweise Daten im Swap liegen, weil der RAM so klein ist. Und wenn man es dann datenmäßig etwas fordert, wird es fürchterlich langsam. Nicht, weil der Prozessor schlappmacht (ich hatte ihn schon auf 805 MHz statt der üblichen 600), sondern weil der Flash-Speicher, auf den das Ding dann auslagert, ein übler Flaschenhals ist.
Und genau da stecke ich in einem Zwiespalt zwischen zwei Optionen.
- entweder ein gebrauchtes Nokia N9, der Quasi-Nachfolger des N900
- oder abwarten, was Jolla (neue finnische Mobilfunkschmiede, gegründet von den ehemaligen N900- und N9-Entwicklern, die der neue Nokia-CEO und Microsoft-Statthalter Stephen Elop im Zuge von Microsofts Kreuzzug gegen GNU/Linux gefeuert hat) im Frühjahr auf den Markt bringt
Nachteile der N9-Lösung: Das N9 ist trotz allem nur ein Einkerner und, obwohl schneller als das N900, nicht gerade als rasant bekannt. Wär also gut möglich, daß ich nächstes Jahr mir schon wieder was Neues anlachen würde. Außerdem ist es nur ein Candybar mit Touchbedienung, also ohne Hardwaretastatur. Zu guter Letzt siehe weiter unten: Jolla steht in den Startlöchern. Kann also sein, daß ich mir jetzt ein N9 schieße, im Frühjahr stellt Jolla das Traumphone vor, und dann steh ich da mit einem gerade erst gekauften N9.
Vorteile der Jolla-Lösung: Möglicherweise schon im April wird Jolla sein erstes Produkt/seine ersten Produkte vorstellen. Ende des Monats wird's auf jeden Fall auf dem MWC in Barcelona eine Jolla-Keynote geben. Noch einmal: Das sind die Leute, die Maemo, das N900 und das N9 entwickelt haben. Und Jollas eigenes Betriebssystem Sailfish OS wird auf MeeGo basieren, also mindestens genauso frei und quelloffen sein wie Maemo. Ich meine, sie haben sogar vor, die Hardwaretreiber unter freie Lizenzen zu stellen, bin mir aber nicht sicher. Aber auch wenn Jolla mit Macht nach Asien (speziell China) will, wird das kein Dritte-Welt-Billigphone à la Nokia Asha, sondern ein Premiumgerät, das in China ganz besonders die ansprechen soll, denen iPhones und Androiden nicht individuell genug sind. Sprich, das Ding wird Power haben und – weil meines Wissens wieder in Finnland gebaut – entsprechend verarbeitet sein. Wir wissen (bis auf den mehr als 3,5" großen Touchscreen) nicht, wie ein 2013er Jolla aufgebaut sein soll, sprich, es spricht zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nichts dagegen, daß sie einen Querformatslider im Stil vom N900, dem Entwicklerphone N950 und dem nie gebauten Super-N9 namens Lauta bauen. Das wär wirklich der Überknaller. Last but not least: Vielleicht schafft Jolla es sogar wieder, einen mit nur geringem Aufwand wechselbaren Akku einzubauen – das N9 muß zum Akkuwechsel mit Spezialwerkzeug zerlegt werden.
Nachteile der Jolla-Lösung: Zunächst mal wissen wir weder, was genau Jolla bauen wird, noch wann es auf den Markt kommen wird. Katze im Sack also, von der größeren Wartezeit mal ganz abgesehen, denn wie gesagt, ein N9 hätte ich nächste Woche hier. Dann fängt Jolla gerade erst an, und Sailfish ist auch brandneu. Als Early Adopter von Jolla hätte man es wahrscheinlich mit einem noch nicht ganz ausgereiften Gerät zu tun, bei dem die nächsten paar Jahre einige Kinken auszubügeln sein werden, wohingegen das N9 sehr wohl als ausgereift gelten kann. Eventuell könnte man noch aufführen, daß ich für ein Jolla um einiges mehr Geld hinlegen müssen werde.
Was gar nicht in Frage kommt:
- iPhone. Ich will keine Abhängigkeit von Apple, einem machtgierigen Konzern, der noch mehr als Microsoft auf irreversiblen Vendor Lock-in aus ist, und dessen ehemaliger CEO Steve Jobs laut seiner Autobiographie als mittelfristiges Ziel die totale Auslöschung von Android unter Anwendung selbst schwerster Gewalt ("go thermonuclear") vorsah. Ich will mir nicht von einem Konzern diktieren lassen, was ich mit meinem Smartphone wie mache. Mein zukünftiges Smartphone soll kein Statussymbol sein, kein modisches Accessoire (das iPhone ist die verdammte
PradaLongchamp-Handtasche unter den Handys), kein Eintrittsticket für die "In-Crowd". Ich will nicht, daß es aussieht, als wollte ich mit dem Ding nur rumprollen. Ist mir absolut scheißegal, wie "cool" ein iPhone ist, und "iOS == UNIX" ist mir auch egal. - Windows Phone. Nur über meine tote Leiche werde ich Steve Ballmer und seine Bande von Halunken aus Redmond unterstützen, geschweige denn mich von ihnen abhängig machen. Wie iOS ist Windows Phone natürlich ein zutiefst proprietäres, unfreies System. Das geht auch besser.
- Alle anderen unfreien Mobilsysteme. Punkt, fertig, aus, Ende der Diskussion.
- Android. Ich will mich nicht in die Abhängigkeit der Super-Datenkrake Google begeben. Samsung ist in Sachen Nutzerabhängigkeit auch nicht viel besser. Und bevor ich ein Android-Phone aufwendig roote, um dann Cyanogenmod zu installieren, um ein sauberes Android frei von Spyware und Google- und Herstellermüll zu haben, kann ich mir auch ein richtiges GNU/Linux-Phone kaufen. A propos, auch wenn Android an sich FOSS ist, ist es nicht nur ziemlich intransparent, sondern Google nutzt es genauso wie letzten Endes die Gerätehersteller gern, um eigenen proprietären und nervigen bis schädlichen Kram tief darin einzubetten. Und dann ist da noch der Updatezirkus. Wie lange wird ein Androide mit Updates vom Hersteller versorgt? Wie lange wird Cyanogenmod für das Gerät weiterentwickelt? Ich jedenfalls kriege für mein vor über 4 Jahren auf den Markt gekommenes N900 immer noch Systemupdates, Community sei Dank. Ach so, hab ich erwähnt, daß Android immer noch keine Apps wirklich schließen kann?
Ach ja, die übliche Nokia-Kritik ist beim N9 irrelevant. Das N9 wurde prä-Stephen Elop entwickelt und gegen Stephen Elops Willen auf den Markt gebracht. Es ist eher "in your face, Elop and Ballmer", wenn ich mir ein Nokia-Smartphone zulege, das erst ganz verhindert werden sollte und dann von Schlüsselmärkten wie den USA und Deutschland vorsätzlich ferngehalten wurde. Ja, das Ding war hier nur bei gewissen Händlern erhältlich, die es selbst importierten. Das N9 ist eine Art Antithese zu Stephen Elops katastrophaler Unternehmensführung, denn in Stephen Elops Nokia durfte es nicht existieren, existerte aber trotzdem und verkaufte sich wie geschnitten Brot, auch wenn es offiziell nur in eher schwache Märkte ging. Schätze, das N9 hat nicht nur Nokia am Leben gehalten, sondern hatte letztlich Bestandsschutz, weil, wenn Elop das hervorragend laufende N9 kurzfristig gekillt hätte, das seine wahren Intentionen bzw. den ihm von Microsoft mitgegebenen Auftrag offenbart hätte.
"Mimimimimi, Bochum dichtgemacht, ganz viele Deutsche arbeitslos geworden, Nokia pöhse, blafasel" ist auch kein Thema, denn das N9 wurde lange post-Bochum entwickelt, außerdem fanden Entwicklung und Fertigung in Nokias Heimat Finnland statt (und nicht etwa in Billigst-Sweatshops mit 16-Stunden-Schichten in China, übrigens war aus finnischer Sicht auch Bochum Outsourcing), noch dazu wurde es ökologisch neutral gebaut, und bitte, was ist politisch korrekter als das?[/list]
Also, was sagt ihr?