RE: Nordkorea-eine atomare Bedrohung?
Okay. Fassen wir mal zusammen. Hatte mich ja woanders schon darüber ausgelassen.
Daß Nordkorea "die Bombe" hat, heißt nicht, daß sie jetzt unter jedem Gullydeckel eine voll funktionsfähige Interkontinentalrakete mit jeweils mindestens einem dreistufigen Teller-Ulam-Wasserstoff-Gefechtskopf im zweistelligen Megatonnenbereich haben und die Dinger auf Knopfdruck nach New York schicken können. Im Gegenteil.
Die nordkoreanische Bombe ist von der Sprengkraft her deutlich unterhalb Hiroshima-Niveau. Aber solange sie gefühlt die Größe der Zar-Bombe hat (und die hatte vor einem halben Jahrhundert geschmeidige 57 Mt), können sie die höchstens im Antonov-Frachter transportieren, oder wenn auf einer Rakete, dann müßte das eine Saturn V oder Energija sein, aber nicht auf einer ICBM.
Die angebliche nordkoreanische ICBM, die Taepodong-2, hätte laut Experten, die Wrackteile untersucht haben, eine Reichweite von 8000 km. Hätte, wenn sie denn funktionieren würde. Und die 8000 km reichen mit Not bis Alaska oder Hawaii. Und da wollen sie einen Atomsprengkopf mit an die US-Ostküste transportieren. Die trägt nicht mal 'ne Makrone oder 'n Ferrero Küßchen.
Selbst wenn die eine ICBM Richtung Nordamerika schicken, wird die über Alaska vom Himmel geholt. Zu diesem Zeitpunkt wird Pyeongyang inklusive seines gewaltigen Artillerie-Verteidigungsrings aufgehört haben zu existieren.
Das einzige Land, dem Nordkorea gefährlich werden kann, ist Südkorea. 12.000 Artilleriegeschütze sind auf den Klassenfeind gerichtet, etliche davon auf den Großraum Seoul, einige auch auf in Südkorea stationierte US-Truppen. Die Nordkoreaner werden aber nicht so dumm sein, die auch wirklich anzugreifen.
Das hätten sie nämlich schon längst machen können. Statt ein paar Dutzend Artilleriegeschosse auf Yeonpyeong abzufeuern, hätten sie ein paar zigtausend auf Seoul ballern können. Haben sie aber nicht. Und warum nicht? Zum einen ist Südkorea als "Geisel" für Verhandlungen wertvoller als zerballert und erobert. Zum anderen, wenn Nordkorea Südkorea zerballert, führen mindestens die Amis an Nordkorea vor, wieviel besser sie im Zerballern sind. Wenn Nordkorea noch länger zögert, werden die USA bis dahin eine Unzahl an ICBMs mit konventionellen Gefechtsköpfen oder gar Impaktorköpfen haben, und da wäre die Hemmschwelle, sie einzusetzen, geringer.
Man stelle sich vor, irgendeine Terrororganisation stürmt eine Botschaft und nimmt die Mitarbeiter als Geiseln. Dann kann man nur verhandeln, auch wenn das Gebäude von Polizeispezialeinheiten, Nationalgarde, wenn nicht gar dem Militär umstellt ist. Die Geiseln dürfen ja nicht gefährdet werden. Wenn die Terroristen ihre Geiseln töten würden, gäbe es keinen Grund mehr, das Botschaftsgebäude nicht in Grund und Boden zu ballern.
Oder ein Frachter wird von somalischen Piraten gekapert. Wenn die so blöd sind, die Besatzung zu killen, sind die trigger-happy Franzosen so frei, den ganzen Frachter mit ein paar Exocet-Seezielflugkörpern zu versenken, von denen leider einer die Brücke trifft. Pech auch.
Noch beknackter wäre, Südkorea oder sonstwen nuklear anzugreifen. Wenn irgendwelche US-Truppen dabei draufgingen oder gar US-Territorium (Guam, Hawaii) das Ziel wäre, käme der amerikanische Beißreflex, die Lust auf Blutrache, dann würde sich selbst der Friedensnobelpreisträger Barack H. Obama die Mk-41-Wasserstoffbomben der Kennedy-Ära (25 Mt, die stärksten US-Bomben ever) zurückwünschen, auch wenn es ein Weilchen dauern würde, die Dinger per B-52 Stratofortress über den Pazifik zu schaffen. Zumindest würde es in Nordkorea innerhalb von Minuten Tomahawks und Tridents regnen.
Kim Jong-un hat im eigenen Lande ja auch nichts zu melden. Sein Papi Kim "I'm so ronery" Jong-il war wenigstens noch eine zuverlässige Marionette der Generalissimi. Und wenn der Filius (der schon Generäle hat hinrichten lassen, weil sie Papi nicht genug nachgetrauert haben) nicht spurt, würde ich mal sagen, wird er alsbald entsorgt, was aber geheimgehalten wird, damit sich Nordkorea weiterhin als "Demokratische Volksrepublik" bezeichnen kann.
Es bringt also nichts, Kim auszuknipsen. Die Militärführung muß weg. Und wenn du an die ran willst, mußt du vorbei an 1,2 Millionen Soldaten, 4,7 Millionen Reservisten, die dann alle eingezogen und bewaffnet werden, zigtausend Artilleriegeschützen und ansonsten zahlenmäßig auch nicht unerheblicher Ausrüstung.
Kommunismus ist auch kein Thema mehr. Von den 50ern bis in die 80er haben sich alle möglichen und unmöglichen Diktaturen den Begriff "Kommunismus" auf die Fahnen geschrieben, um a) eine Rechtfertigung zu haben, das Volk auszubeuten und darben zu lassen, und b) mit der Sowjetunion klüngeln zu können, was einzig den Chinesen nicht vergönnt war. Folglich ist die Sache eigentlich seit Ende der Sowjetunion und des Ostblocks gegessen, aber einige Länder versuchen weiterhin, sich hinter Rußlands Rockzipfel zu verstecken, auch wenn die Russen keinen Bock mehr haben auf Panzer- und Raketen-Standoffs mit den USA und der NATO.
Ich meine, was ist daran Kommunismus und Sozialismus, wenn das nordkoreanische Volk hungert und darbt, derweil die Herrscher- und Generalissimus-Kaste in Lachs, Kaviar, Hummer (die Krabbe, nicht der Geländewagen) und französischem Schampus schwelgt?
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