Ach, Muse...
Zu Zeiten von
Showbiz waren sie wirklich nicht viel mehr als eine Kopie von Radioheads
Pablo Honey und in gewissem Maße noch
The Bends. Früher haben sie sogar zugegeben, dass Radiohead ein großer Einfluss war, heute dementieren sie, dass dem je so gewesen sei. Obwohl die Ähnlichkeiten nicht von der Hand zu weisen sind.
Origin of Symmetry hat sich dann davon gelöst. Ein paar Parallelen zu
OK Computer, wenn man sie denn sehen will, gibt es noch, aber mit
Kid A und
Amnesiac hatte es dann schon wirklich nichts mehr zu tun. Gut, mit den beiden eben genannten Alben hatte zu der Zeit auch kaum eine andere Band auch nur irgendetwas gemeinsam...Ich schweife ab.
OoS ist meiner Meinung nach ihr bestes Album. Ambitionierter Alternative Rock mit ein bisschen Experimentellem; durchaus gelungen, wenn auch nicht das Maß aller Dinge.
Absolution fand ich insgesamt etwas schwächer, wenngleich auch mit
Time is Running Out,
Stockholm Syndrome und besonders
Hysteria ein paar ihrer genialsten Riffs darauf vorkommen. Die ruhigeren Lieder schwächeln allerdings etwas.
Black Holes & Revelations hat dann mit dem Hang zum synthesizerlastigen Pop-Rock eine Entwicklung losgetreten, die mir auch auf den folgenden Alben nicht gefiel. Viel "meh" dabei, das allerdings vom abschließenden
Knights of Cydonia gerettet wird.
- Intro mit merkwürdigen Soundeffekten?
- unorthodoxer Songaufbau?
- unübliche Akkordwechsel?
- überladene, protzige Instrumentation?
Progrock in seiner Reinform mit all seinen Ecken und Kanten, allerdings immer noch einer ihrer beeindruckendsten Songs (und auch der Song, der mich zum Fan gemacht hat).
The Resistance war...gewöhnungsbedürftig. Der Sprung von BH&R war nicht all zu groß, nimmt man allerdings
OoS oder
Absolution als Maßstab, ist man doch recht verwundert, was die Band da produziert hatte.
Mit Alternative Rock hatte es (bis auf
Unnatural Selection) nur noch recht wenig zu tun. Statdessen nun Stadionrock, Pop, Electronica und...Oper. Gut,
United States of Eurasia und
MK Ultra können mich noch überzeugen und zu der dreiteiligen Sinfonie am Ende kann man ebenfalls kaum etwas Schlechtes sagen. Aber der Rest ist dann schon nicht mehr sonderlich überragend.
The 2nd Law geht es ähnlich wie schon den letzten beiden Alben. Wobei man teilweise eine Rückkehr zu den alten Zeiten feststellen kann. Besonders mit
Supremacy und
Animals.
Panic Station ist zwar mehr INXS-Funkrock als Alternative, mag ich aber trotzdem noch recht gerne. Der Rest schwankt zwischen "Was haben sie sich dabei gedacht?" (
Madness,
Follow Me) und "Meh."(
Chris' Songs,
Big Freeze,
Explorers). Mit dem Hardware-Dubstep kann ich mich sogar anfreunden, wenn er auch anfangs etwas befremdlich war.
Alles in allem habe ich den Eindruck, sie wollen es allen irgendwie recht machen, den alten Fans ebenso wie dem Mainstreamradio-Publikum. Also mischen sie Songs für beide Zielgruppen auf jedem neueren Album etwa 50:50, wodurch dann ein recht durchwachsenes Gesamtprodukt rauskommt.
Als Progressive Rock würde ich sie allerdings nicht bezeichnen.
Knights of Cydonia geht natürlich als solcher durch, aber ansonsten?
United States of Eurasia vielleicht noch, dann wird es eng. Mit viel Wohlwollen noch
Citizen Erased. Aber das sind nicht annähernd genug aus ihrem 6 Studioalben umspannenden Gesamtwerk. Und im Vergleich zu zeitgenössischen Bands, die tatsächlich den Progressive-Genres zuzuordnen sind (Dream Theatre, Mars Volta, Porcupine Tree...) fällt Muse in der Hinsicht doch arg zurück. Ein bisschen Prog ja, aber mehr als
Geschwurbel ist es dann doch nicht.
Nichtsdestotrotz eine der besseren Bands der heutigen Zeit. Und Matthew Bellamy als Komplettpaket aus sehr gutem Sänger, mehr als talentiertem Gitarristen und genialem Pianisten gibt es so auch kein zweites Mal.
Live sind sie zudem fantastisch, ich habe sie letzten November gesehen.