Nachdem ich es vor über einem Jahrzehnt als unbedarftes Kind beinahe durchgespielt, aber mittlerweile wieder fast alles vergessen habe, flimmerte in den letzten Tagen
Final Fantasy VI über meinen Bildschirm. Für einige soll es ja das (J-)RPG schlechthin sein, was ich nicht ganz nachvollziehen kann. Ich hatte zwar durchaus meinen Spaß, was im Wesentlichen darauf beruht, dass das Kampfsystem einfach gestaltet ist und ziemlich gut funktioniert, doch sind Story und Charaktere nicht wirklich das Gelbe vom Ei, was mir praktisch konsequent Dämpfer verpasst hat. Auch die praktische Notwendigkeit mit einem Guide zu spielen, um die zum Teil unauffindbar versteckten Items oder Esper zu bekommen, ist zwar nichts absolut Ungewöhnliches, hat mich aber ordentlich genervt.
Was bleibt ist eine, für die damalige Zeit, detaillierte Grafik, ein (wie für die Reihe üblich) phantastischer Soundtrack, solide Soundeffekte und ein generell funktionierendes Dungeon-Crawler-Konzept, welches einen 20 bis 30 Stunden an der Stange hält ohne (wirklich) zu langweilen. Leider schmeißt die Handlung, sofern man sie so nennen möchte, bereits ab der ersten Stunde mit Hochgeschwindigkeitstempo einem kleine wie größere Plotholes um die Ohren, doch mein Vorhaben sie alle zu zählen habe ich zwecks Sinnlosigkeit irgendwann abgebrochen und die Schludrigkeit der Storyartists einfach hingenommen. In Punkto Charaktere hat man es sich auch relativ einfach gemacht und statt auf ein detailliert präsentiertes Kernteam lieber auf das Implementieren möglichst vieler, aber eigentlich total unwichtiger Nebencharaktere versteift, die es immer wieder schaffen mich unsäglich zu nerven (Vierzehn spielbare Charaktere! Drei davon versteckte Bonusgestalten ohne Storyfunktion). Zudem hat der immer wieder auftauchende (Pseudo)Humor dem ernsten Anstrich des Settings nicht
gut getan.
Immerhin muss man diesem frühen Teil der FF-Serie zugestehen, dass die Charaktere verständlich eingeführt wurden, ihre Motive und Zielsetzungen einigermaßen klar waren und durchaus ein gewisses "episches Gefühl" auftauchte, wenn man sich auf die Geschichte einließ (was XIII z.b. wohl nicht schafft, so wie ich das bisher verstanden habe
). Auf dem gleichen (sprich: hohen) Niveau wie die audiovisuelle Gestaltung ist die narrative Konstruktion jedoch nicht, was schade ist. Insofern bleibt ein spaßiges Spiel, welches immer dann aufblüht, wenn es nur 'nen Dungeon Crawler im alten Retrogewand sein möchte, aber die dahinterstehende Erzählung und Charakterisation schafft es immer wieder mich zu ärgern, ist sie genauso lückenhaft, konstruiert, inkonsistent und unfokussiert, wie in allen anderen Final Fantasy-Spielen, die ich bisher spielen durfte (7,8,9,10,10-2,12). Durchaus motivierend, durchaus spaßbringend, aber nicht wirklich gut. Als ob man einen billig geschriebenen, aber teuer verfilmten Fantasy-Techno-Steampunkschinken schauen würde. Oh wait, das könnte ich auch auf jeden anderen Teil als Kurzzusammenfassung übertragen.