STAHP TEH PRESSES
Ich ging mit gemischten Gefühlen hierein. Als damals klar wurde, dass der MlP-Film über Highschool und Mädchen und blabliblub handeln wird, fror mir erstmal das Gesicht ein. Und wenn man die damals aufgeblühten Threads noch mal ansieht, dann weiß ich, ich war nicht allein mit dieser Meinung. Anders als viele habe ich diese ... ja, Entwicklung nicht vedammt, war aber auch nicht sonders begeistert. Diese gewisse Grundskepsis blieb im Verlauf der Wochen erhalten. Als die Trailer kamen, war ich entzwei gerissen zwischen Aufregung und WTF. Auf Bronies-Memebase habe ich erst neulich gelesen: Trust the writers, fear the marketing. Und so oder so ähnlich kann man meine Gefühlslage wohl beschreiben, immerhin war der Film für mich sehr wichtig, da MlP für mich einfach etwas ... aber lassen wir die "Was macht MlP für dich zu etwas Besonderem?"-Grundsatzdiskussion und stürzen wir uns auf den Film.
In bester Qualität
und vollkommen legal
kam ich heute unverhofft in das Vergnügen, EG zu sehen. Eins bereits vorweg: Mit gerade 73 Minuten ist er sehr, sehr, sehr kurz. Und das merkt man sofort. Die grobe Storyline müsste ja der Mehrzahl bekannt sein, ich umreiße sie dennoch noch einmal kurz und verweise gleich darauf, dass hier wahrscheinlich sehr viel gespoilert wird:
Twilight, jüngst zur Prinzessin mutiert, kommt samt ihrer Gang im Chrystal Empire an, leider in Abwesenheit ihres Bruders, den ich tatsächlich vermisst habe. Dafür waren die anderen drei Prinzessinnen da, von denen Luna wieder wieder mal zur Nebendarstellerin degradiert wurde. Anders als im Staffelfinale gezeigt, hat Twilight noch arge Probleme mit ihren Flügeln; ein kleiner Running Gag, wie sich im Verlauf des Films zeigen sollte. Ihr Element of Harmony, welches - praktischerweise! - gleichzeitig ihre Krone ist, wird in der Nacht von einem Strauchdieb und Wegelagerer gemopst und landet auf Umwegen im "magischen Spiegel", der ja eine Verbindung zur Menschenwelt darstellt. Schwupps sind Element, Sunset Shimmer (ihres Zeichens Kronenräuberin) und auf Geheiß der Prinzessinnen auch Twilight samt Nachzügler Spike im Spiegel verschwunden. In nur drei Tagen sollen sie die Krone rückerstatten, da sich das Portal sonst für "30 Monde" schließen wird.
So viel zum Plot. Der Grundgedanke ist also recht simpel und bekannt. Zu meiner Freude dreht sich der Film auch tatsächlich vor allem um jenen (das klang jetzt irgendwie falsch ...), wiederum bieten nur 73 Minuten kaum Platz, um davon großartig abzuweichen. Meine ursprüngliche Angst, der Film würde allzusehr in Teenie-Mädchen-Quark abschweifen, wie man es von etwaigen Serien und anderen Filmen kennt, war also unbegründet. Wo wir aber bei der Zeit sind, will ich schon vorweg sagen: Ein paar mehr Minuten hätten dem Film sicher nicht geschadet. Ich erinnere mich, dass ich gerade in vielen Folgen der dritten Staffel angekreidet habe, dass die Geschichten einfach schlecht in 20 Minuten zu pressen sind. In etwas anderer Dimension ist das auch hier übertragbar. Twilight kommt innerhalb der erste ~sieben Minuten im CE an, wird empfangen, schläft, wird bestohlen, bekommt ihren Auftrag und fliegt
durchs Portal
Ähnliches Phänomen lässt sich hie und da innerhalb des Films, deutlich aber noch mal am Ende beobachten. Später dazu mehr.
Ein größerer Minuspunkt ist also das Pacing. Hätte man die Filmlänge auf wenigstens 100 Minuten angehoben, wäre dem sicherlich gut entgegengewirkt worden. Ich darf aber sagen, dass es bei (bisher) einmaligem Anschauen der einzig große Malus war, der mir aufgefallen ist.
Um mein Fazit vorweg zu nehmen: Dieser Film ist gelungen!
Ich hatte auch nach der Verwandlung, die Kafka kaum hätte besser inszenieren können, stets dieses schöne, heimelige, bekannte Gefühl, eine Folge zu schauen, die halt länger war als üblich. Humor und Musikeinlagen sind wirklich sehr gut umgesetzt. Auch Pinkie, bei der ich immer mehr das Gefühl hatte, sie könne nur noch lustig wirken, wenn sie möglichst flach und laut ihre Witze reißt, beeindruckte mich wie in Staffel eins und häufig zwei. Schon ihre erste Szene, in der sie ein Ballon-Bild von ihrem Kleid nimmt und dann auf einmal aufbläst
Köstlich.
Zu den bekannten humoristischen Einlagen - seien es Spikes Sprüche oder Twilights Verpeiltheit, die als Mensch umso größer und dadurch umso adorablerererer ist - kommen so schöne Feinheiten hinzu. Wer den Film gesehen hat, der weiß, was ich meine, wenn Trixies Auftritt am Getränkeautomaten anspreche. Großartige Sachen, die mir den Film versüßt haben. Ich kann nur sagen: Dandelo approves.
Etwas, was ich so nicht erwartet hatte, war das Verhalten der restlichen M6. Es war schön dargestellt, wie Twily nach und nach alle kennenlernt, neu war mir wiederum, dass sie untereinander recht verfeindet waren. Ein netter Nebenkonflikt, den es zu bewältigen galt und der in Anbetracht der Länge (leider) sehr schnell gelöst wurde, aber es war an sich mal schön zu sehen, wie sie sich seit Discords Steinwerdung wieder Gemeinheiten an den Kopf warfen. Sind halt Teenie-Mädels. Und so 8)
Wiederum als störend empfand ich etwas das allgemeine Design. Diese Beine >_> Da stimmten die Proportionen hinten und vorne nicht, oder aber, ich habe in Bio nicht richtig aufgepasst. Auch wie sie sich bewegten ... als wäre die Feinmoritik zwischen Staffel drei und EG auf der Strecke geblieben. Aber wie soll ich es den Machern verübeln, wenn sie doch nur Ponyanatomie lernen ^^
Twilight darf also erst ihre Freunde und dann die Schule einen, denn Sunsets Helferlein - wer sonst als Snips und Snails - haben diffarmierende Videos ins Internet gestellt, die bald alle Schüler kennen. Twily fühlt sich in der neuen Welt nämlich nicht sehr wohl und darf mit den Grausamkeiten schuleigener Computer Bekanntschaft machen. Nebenbei, hervorragende Szene! Die Schule lacht sie also aus, was dem Kern des Films irgendwie hinderlich ist: Um die Krone nämlich zurückzugewinnen muss Twilight Prinzessin des Schulballs werden!
... Ja. Es begab sich nämlich zu der Zeit, dass Flutters die Krone fand und zu "Principal Celestia" brachte, welche von ihr offenbar noch im gleichen Augenblick als Krone für den Schulball auserkoren wurde. Warum auch immer. Die alte war wohl kaputt oder verlegt oder durch ein Portal in eine andere Welt gefallen. Wie sich zeigt, ist das Gewinnen der Krone gar nicht so leicht, da Sunset, die wohl schon länger in der Menschenwelt lebt, bisher immer gewann.
Warum haben alle in der Schule so eine Angst vor ihr o.ò Ich kapier es wirklich nicht. Ja, sie ist gemein, aber dennoch ... Meh.
In der Folge gelingt es Twilight und den anderen, die Liebe der Schule zu gewinnen. Unter anderem durch eine (wirklich schön dargestellte) Musikeinlage, in der die M6 sich als die Schulmaskottchen verkleiden: die Wondercolts.
Ja. Richtig gelesen.
Derlei Wortspiele gibt es zu genüge und sind insgesamt ganz neckig. Für Fans der Serie gibt es noch das kleine Schmankerl, als die "CMC" auf YouTube nachschauen, wie ihr neues "Musikvideo" ankommt; das Lied ist natürlich kein geringeres als das aus Staffel eins in "The Showstoppers". Nebenbei wird Vinyl Scratch abermals die Brille weggezogen, und es gab garantiert noch weitere Feinheiten, die mir beim nächsten Mal ins Auge springen werden.
Sunset Shimmer tut ihr Schlechtestes, um Twilights Sieg trotzdem zu untergraben, was letztlich alles nichts hilft. Nach einer aufregende "Makeover-Scene", wie man sie kennt, sowie nach eindeutigen Annäherungen zwischen Twilight und Flash Sentry, dessen Auftreten wahrscheinlich sämtliche Twilight-Lover auf die Barrikaden treiben wird, kommt es in einer spannenden, vielleicht zwei Minuten andauernden Szene auf dem Schulball, in der Twilight zur Überraschung aller die Krone gewinnt. Das kann Sunset natürlich nicht auf sich sitzen lassen, es kommt zur Auseinandersetzung, an deren Ende sie die Krone erhält und ... und ... na ja, sich in einen großen, bösen Dämon verwandelt. Wer hätt's gedacht. Kraft ihrer bösartigen Magie bringt sie gleichmal die halbe Schule per Gedankenkontrolle unter ihre Fuchtel.
Zombiealarm. Was aber keine Rolle spielt, da die M6 kurz darauf die Magie der Freundschaft in der Menschenwelt entdecken, woraufhin RD, AJ, PP, Rarity und Flutters in ... Pony-Mensch-Mischmasch verwandelt werden. Dann kommt der aus allen Staffeln bekannte DNA-Strang-Regenbogenstrahl, der Sunset in ihre schranken weist.
Der Höhepunkt des Films ist nach nicht ganz zehn Minuten vorbei, was einfach schade ist. Zurück bleibt Sunset in einem großen Krater, die sofort anfängt zu heulen und um Vergebung bettelt.
Um das mal zu kommentieren. Aber es handelt sich ja um einen Kinderfilm, weshalb wir den Antagonisten weder sterben noch durch eine langwierige und komplizierte Reinigung zur Vernunft kommen lassen können.
Danach folgt noch der langerwartete Tanz zwischen Twily und ihrem Schwarm, die es nicht zu kümmern scheint, dass die halbe Schule in Schutt und Asche liegt. Immerhin gibt es noch einen heartwarming Moment, in der Dashie, der Flügel gesprossen sind, die Human-Scoots packt und auf einen Flug mitnimmt. Der tränenreiche Abschied/die Ankunft sind die Folge, darauf dann das Ende. Nach einem finalen Tächtelmächtel in Equestria zwischen Twi und Flash bin ich wirklich der Hoffnung, dass der junge Colt in der nächsten Staffel wiederkehrt. Es wäre irgendwie ... schön, wenn die zwei zueinander finden.
Was bleibt also abschließend zu sagen?
Der Film an sich war gut und wirklich besser, als ich befürchtet hatte. Dass altbekannte Hintergrundponys ihren Weg in den Film geschafft haben, ist nett anzusehen, wenn auch etwas merkwürdig von Zeit zu Zeit. Granny Smith als Küchenhilfe zum Beispiel. Bild und Synchronisation sind wunderbar, wie wir es aus der Serie kennen, die Animationen sind flüssig, die Story trotz ihrer Unkompliziertheit unterhaltsam - alles in allem das, was ich von einem (Kinder-)Animationsfilm erwarte. Dass an Anfang und Ende aber so gerast wird, das kann ich nicht verzeihen. Da gibt es einen dicken Minuspunkt. Eine Viertelstunde länger und der Kuchen ist gegessen ... Ich weiß nicht, warum es so schnappab gehalten wurde und hoffe gleichzeitig auf etwaige geschnittene Szenen.
Equestria Girls ist ein Film ... ja, ein Film. Für Fans der Serie in meinen Augen ein Must-See. All die Leute, die den Film im Vorfeld verdammten, werden hoffentlich eines Besseren gelehrt, denn er ist wirklich schön umgesetzt und reiht sich nahtlos an die Serie an, die wir alle lieben. Obwohl man dann und wann auf die Probe gestellt wird. Dass Dashie nämlich gefühlte zehnmal "This is awesome" sagt, war mir dann doch etwas zu viel. Und als der Wilhelm-Schrei ertönte, musste ich erstmal innehalten. Wer aber über all das hinwegsehen kann, der hat diese Zeit sinnvoll investiert. Zuerst dachte ich, ich sehe ihn mir nur aus Loyalität den Machern gegenüber an.
Jetzt stehe (liege) ich hier und kann sagen, dass ich mir noch mindestens einmal ansehen werde
Von mr gibt es für den Film 7/10 Punkte.