08.08.2014 |
Dandelo
Falruspony
Beiträge: 6.178
Registriert seit: 25. Nov 2011
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Dandelos literarischer Weblog
Herzlich willkommen, liebe Leser, zu
Dandelos literarischen Weblog
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Worum es hier geht
Dieser literarische Weblog soll ein Experiment darstellen; ein Versuch, mein Schreiben auf eine etwas andere Ebene als die mir bekannte zu heben. Ganz im Sinne eines normalen Blogs werde ich hier nicht zwangsläufig täglich, wohl aber regelmäßig neue Einträge machen, um Seite um Seite zu füllen.
Zum Inhalt
Dieser mag variieren. Ich möchte hier in erster Linie eines aufrecht erhalten: die Literatur. In dem Sinne wird es ab und zu Beiträge geben, die sich mit Büchern und/oder Autoren befassen, welche mir in meinem bisherigen Leben über den Weg gelaufen sind. Wichtig: Diese Einträge werden natürlich aus meiner Sicht beschrieben sein. Meinungsunterschiede sind also gewährleistet.
Außerdem werde ich mich hin und wieder mit meinen Werken auseinandersetzen. Das bedeutet, dass ich Auszüge aus meinen Geschichten und Gedichten, alte oder neue, sowie eigene Gedanken niederschreiben werde. Man kann es mit einem Online-Tagebuch vergleichen.
Ich kann mir auch vorstellen, bei Bedarf einige Bilder-Uploads vorzunehmen.
Interaktiv
Ja! Natürlich, sonst wäre es nicht online. Da ich hier nicht gegen eine Wand reden möchte, seid ihr, Leser, gefragt. Beteiligt euch also an Diskussionen, besprecht die Einträge oder stellt Fragen, macht Vorschläge, welche Autoren und Bücher ich mir zu Gemüte führen sollte und erzählt von euren eigenen literarischen Erfahrungen.
Regeln
Ganz ohne geht es dann doch nicht. Ich möchte also zumindest ein paar Kleinigkeiten nennen, die ihr bitte im Kopf behaltet, wenn ihr euch hier beteiligen möchtet.
- Dieser Blog ist kein Fragethread! Ihr dürft selbstredend Fragen stellen, jedoch bitte ich euch, diese auf die Themen hier zu beschränken. Ernste Fragen zu meiner Person oder bestimmten Aspekten des Blogs sind erlaubt, ich behalte mir aber vor, Fragen nicht zu beantworten, wenn ich es nicht möchte. Unsinnige Fragen oder Spam werden von mir rigoros ignoriert und bei Bedarf entfernt.
- Achtet auf einen freundlichen Umgangston! Ich möchte keine Streitereien in diesem Thread. Wenn es zu Meinungsverschiedenheiten zwischen einzelnen Lesern oder mit mir kommen sollte, vertraue ich auf eine vernünftige Lösung mittels Kommunikation.
- Keine Eigenwerbung! Zwar interessiert es mich sehr, eure Geschichten zu hören, wie ihr zum Schreiben oder Lesen gekommen seid, jedoch möchte ich keine stumpfen "Seht euch meine Story an!"-Beiträge. Das nervt nur mich und andere und bringt euch nicht gerade viel, da ich sie bei Bedarf werde entfernen lassen.
- Achtet auf den Gehalt eurer Antworten und Fragen! Heißt: Keine Ein-Wort-Beiträge, keine Bild-Posts.
- Keine Schuhe, kein Hemd, kein Service! Wer hier unbekleidet erscheint, wird des Lokals verwiesen.
Zur Erweiterung freigegeben.
Dauer
Da dieser Weblog einen Versuch darstellt, ist er auf unbestimmte Zeit geöffnet. Wenn ich aber merke, dass ich die Lust dazu verliere, der Sinn verfehlt wird oder das Interesse fehlt, wird hier zugemacht.
Zum Abschluss
Ich hoffe auf reges Betreiben und dass wir hier gemeinsam eine schöne und effektive Zeit haben werden Die ersten Einträge werden schon bald folgen.
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Gruß and Blues sagt
der Modelo.
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08.08.2014 |
WrightGerman
Changeling
Beiträge: 781
Registriert seit: 18. Aug 2013
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RE: Dandelos literarischer Weblog
Zitat:Keine Schuhe, kein Hemd, kein Service! Wer hier unbekleidet erscheint, wird des Lokals verwiesen.
Du gemeiner, Spongebob klauender Zitate-Dieb-Typ
So, nun da ich das von der Seele habe, wie bereits selbst einmal erwähnt freue ich mich schon auf die Beiträge deines Versuchs-Blogs. Für mich ist es ja schon ungemein interessant, Privat-Rezensionen zu Büchern und Autoren lesen zu dürfen. Ich bin in der Hinsicht schon sehr neugierig, was da alles kommen wird
Eine Frage habe ich gleich vorweg, solange das Angebot schließlich noch steht, muss es ja genuntzt werden: Du sagst Eigenwerbung ist nicht erlaubt, solange es plump mit den Worten: "Hier lies mich FanFic" geschrieben wird. Was ist, wenn man es unterschwellig macht? Generell macht man ja schon Eigenwerbung für sich, wenn man darüber schreibt, wie man zum schreiben gekommen ist und was einen inspiriert. Wäre hier nicht vielleicht eine bessere Gliederung, was okay ist und was nicht, etwas hilfreicher? Du weißt doch, dass manch einer jedes Schlupfloch für sich nutzt
Was Fragen selbst angeht (ich neige dazu viele Fragen zu stellen) sagst du es sollen Themen-spezigische Fragen sein, oder sie sollen deine Person betreffen. Ab wann ist für dich eine Frage nicht mehr themenspezifisch? Erst dann, wenn es komplett von dem eigentlichen Betrag (sprich, von Baum auf Melone überwechselt), oder schon dann, wenn man von einem vorgestellten Buch auf dessen Autor zu sprechen, bzw. zu Fragen kommt? Sprich: Reichen schon kleine Abweichungen für eine nicht länger dem Thema angehörende Frage oder können diese doch in einem breiten Rahmen genutzt werden, bis die offensichtliche Grenze erreicht ist?
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08.08.2014 |
Triss
Earth Pony
Beiträge: 5.968
Registriert seit: 30. Dez 2013
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RE: Dandelos literarischer Weblog
*seufz* Muss ich mich halt wieder anziehen...
Ich fand die Idee ja von Anfang an interessant und werde das hier wohl auch verfolgen. Vor allem gespannt bin ich auf die Rezensionen (wenn man das so nennen kann, ein besseres Wort fällt mir derzeit noch nicht ein) zu Autoren oder gewissen Büchern gespannt, weil mich die Meinung von anderen Leuten zu Büchern, die ich ebenfalls kenne, immer ziemlich interessiert.
Mit Bücher- und Autorenempfehlungen halte ich mich erstmal zurück, sonst würde das hier sicherlich den technisch möglichen Rahmen sprengen. Also.. blarf.
only the good die young? phew good thing that i am so incredibly awful
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11.08.2014 |
Dandelo
Falruspony
Beiträge: 6.178
Registriert seit: 25. Nov 2011
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RE: Dandelos literarischer Weblog
(08.08.2014)WrightGerman schrieb: Zitat:Keine Schuhe, kein Hemd, kein Service! Wer hier unbekleidet erscheint, wird des Lokals verwiesen.
Du gemeiner, Spongebob klauender Zitate-Dieb-Typ
(08.08.2014)WrightGerman schrieb: So, nun da ich das von der Seele habe, wie bereits selbst einmal erwähnt freue ich mich schon auf die Beiträge deines Versuchs-Blogs. Für mich ist es ja schon ungemein interessant, Privat-Rezensionen zu Büchern und Autoren lesen zu dürfen. Ich bin in der Hinsicht schon sehr neugierig, was da alles kommen wird
Ich auch I'm going on an adventure!
Ich will versuchen, das mit den Rezensionen möglichst regelmäßig zu machen. Dazu werde ich wohl auch ältere Bücher verwenden, in die ich mich wahrscheinlich noch mal werde reinlesen müssen.
(08.08.2014)WrightGerman schrieb: Eine Frage habe ich gleich vorweg, solange das Angebot schließlich noch steht, muss es ja genuntzt werden: Du sagst Eigenwerbung ist nicht erlaubt, solange es plump mit den Worten: "Hier lies mich FanFic" geschrieben wird. Was ist, wenn man es unterschwellig macht? Generell macht man ja schon Eigenwerbung für sich, wenn man darüber schreibt, wie man zum schreiben gekommen ist und was einen inspiriert. Wäre hier nicht vielleicht eine bessere Gliederung, was okay ist und was nicht, etwas hilfreicher? Du weißt doch, dass manch einer jedes Schlupfloch für sich nutzt
Mir geht es nur darum, dass die Leute nicht hier hinein schreiben, damit die Quintessenz daraus ist: "Da ist meine Fanfic, lest sie." Ich möchte, dass die Menschen ihre Erfahrungen teilen, wie man zum Schreiben überhaupt kam. Wenn man da ein Wort über seine Fanfic verliert, ist das ja okay. Für viele ist Fanfiction ein Einstieg zum Schreibersein. Ich möchte nur verhindern, dass dieser Versuchs-Blog als große Eigenwerbungsplattform genutzt wird, weil das einfach nicht Sinn der Sache ist.
(08.08.2014)WrightGerman schrieb: Was Fragen selbst angeht (ich neige dazu viele Fragen zu stellen) sagst du es sollen Themen-spezigische Fragen sein, oder sie sollen deine Person betreffen. Ab wann ist für dich eine Frage nicht mehr themenspezifisch? Erst dann, wenn es komplett von dem eigentlichen Betrag (sprich, von Baum auf Melone überwechselt), oder schon dann, wenn man von einem vorgestellten Buch auf dessen Autor zu sprechen, bzw. zu Fragen kommt? Sprich: Reichen schon kleine Abweichungen für eine nicht länger dem Thema angehörende Frage oder können diese doch in einem breiten Rahmen genutzt werden, bis die offensichtliche Grenze erreicht ist?
Wenn du in die vielen Fragethreads hier im Forum schaust, dann wirst du erkennen, worauf ich hinaus will. Da kommen Fragen wie "Wer ist dein beliebtester Porno-Darsteller?" und "Sind Gurken das einzig Wahre?" Obgleich das Fragen sind, die man als personenbezogene Fragen auffassen könnte, schließlich wird meine eigene Meinung darin erfragt, fehlt es ihnen doch an Sinn und Inhalt, und das möchte ich nicht.
(08.08.2014)Triss schrieb: *seufz* Muss ich mich halt wieder anziehen...
Später dann, Triss ... später dann
(08.08.2014)Triss schrieb: Ich fand die Idee ja von Anfang an interessant und werde das hier wohl auch verfolgen. Vor allem gespannt bin ich auf die Rezensionen (wenn man das so nennen kann, ein besseres Wort fällt mir derzeit noch nicht ein) zu Autoren oder gewissen Büchern gespannt, weil mich die Meinung von anderen Leuten zu Büchern, die ich ebenfalls kenne, immer ziemlich interessiert.
Mit Bücher- und Autorenempfehlungen halte ich mich erstmal zurück, sonst würde das hier sicherlich den technisch möglichen Rahmen sprengen. Also.. blarf.
So much pressure D: Wie soll ich damit umgehen? Aber ja, Empfehlungen dürfen gern warten. Momentan les ich vier Bücher parallel, da muss auf absehbare Zeit erstmal kein neues dazu kommen
Nun aber mal Buddha bei die Fische ....
Erster Eintrag, 11.08.2014
16:17 Uhr
From the top to the bottom
Bottom to top I stop
Linkin Park, Forgotten. Schon länger nicht mehr gehört, die alten Alben. Hör sie nun rauf und runter. Rauf und runter. Hab sie fast vergessen.
Die kleinen Blätter der Birke vor meinem Fenster schimmern in der Sonne und bewegen sich im Wind. Nur wenige Schritte daneben: das satte Rot junger Äpfel und ein behelfsmäßig angelegter Offenstall für unsere Pferde. Die Holzpflöcke hab ich in den Boden gerammt.
Die Scheune im Hintergrund ist von Wolken, Himmelfetzen und Bäumen eingerahmt. Das Dröhnen eines fernen Rasenmähers geht im gelegentlichen Rascheln der Äste dann und wann unter, bis es irgendwann ganz verstummt. Sonst kein Laut. Im Haus alles ruhig.
Das ist es, mein geliebtes Landleben. Kein Leipziger Großstadtlärm.
Hier lernt man die Stille schätzen.
16:22
Ereignisloser Tag, ereignisloses Alles. Genieße den Frieden. Semesterferien. Oder eher: vorlesungsfreie Zeit.
Als wär ich in den Monaten davor öfter zur Uni gegangen, als ich es jetzt tun werde, nämlich gar nicht. Vielleicht machen wir daraus ein "kaum". Auch ich werd von Zeit zu Zeit nostalgisch.
16:24
Bottom to top I stop. Kann es nicht lassen. Hör es rauf und runter.
Ein neues Gedicht geht mir durch den Kopf. Seit Wochen. Habe nicht gedichtet. Seit Wochen. Muss wieder anfangen. Hab die erste Strophe aufgeschrieben. Vor Wochen.
Was macht es schon, wenn all die kleinen Dinge
Meines Lebens sich summieren und zum Schluss
Nicht mehr sind als ein Lied, das ich dir singe?
Ein kurzes nur, da alles enden muss?
Unzufrieden, aber besser geht es im Moment wohl nicht. Werk wartet auf Weiterarbeit. Alliteration ist das Alpha und Omega. Manchmal kommen sie von allein, manchmal muss man munter drauf einschlagen.
16:26
Warme Woche, dabei ist Montag. Hoffe auf Regen. Die Pollen machen mir zu schaffen.
16:27
Ist heut überhaupt Montag?
Bin mir uneins über die Strophenanzahl. Wird wohl wie immer sein, nämlich ein Ding des Zufalls. Plane weniger Dinge, als mir lieb ist. Muss ich mir eingestehen. Semesterferien. Vorlesungsfreie ... und so weiter. Und was mach ich? Wie einst Paul Cleave schlag ich die Zeit tot, schlag ich die Zeit tot. Wiederholung. Nostalgie. Lebendgimachen des Vergangenen. Aufrechterhalten der Dinge, die man sonst vergisst. From the top to the bottom, bottom to top I stop.
16:29
The memory now is like the picture was then
When the paper’s crumpled up it can’t be perfect again
Geht mir nicht aus dem Kopf. Setzt sich fest, frisst, schläft, frisst wieder. Geht mir nicht aus dem ...
16:30
Nach langer Zeit mal wieder einen echten King angefangen. "Shining". Klassiker. Liebe den Film. Kubrick ist ein Gott. Ja, ich hab's gesagt. 1:0 für Atheisten. Wobei, bin ja Agnostiker. Blah. Hab die Debatten satt. Gegenseitiges In-Ruhe-Lassen lautet die Devise.
16:33
Wo war ich stehen geblieben?
16:34
Gerade das aktuelle "Vertilger"-Kapitel geöffnet, da fällt es mir wieder ein. Shining. King.
Typischer King. Beginnt mit den Worten "Schmieriger kleiner Scheißkerl". Hab manchmal das Gefühl, solche Dinge traut sich nur er zu, aber das ist wohl ein Trugschluss. Für gewöhnlich mag ich seine ersten Sätze (Meisterschaft des ersten Satzes, yadda yadda yadda), nur diesmal kann ich dem nichts abgewinnen. Muss unweigerlich an "Needful Things" denken,
(You've been here before)
auch hier: Buch nie gelesen, mag den Film aber. Muss einiges nachholen. Bei King. Und allgemein. Lese weniger seit damals.
Auf Shining hab ich eine irrational große Lust. Film soll sich von der Romanvorlage unterscheiden. Bin gespannt, wie das gemeint ist.
16:37
Schlage die Zeit tot, schlage die Zeit tot, schlage die Zeit tot ...
16:40
Soeben traurige Nachricht erhalten: Mein alter Geschichtslehrer ist gestorben. Wurde nur 54. Hab ihn immer gemocht. Sehr witziger Typ, vielleicht ein bisschen misogyn, aber wir haben's mit Humor genommen. Während meiner gesamten Gymnasialzeit war er einer von den Guten. Meine beiden älteren Geschwister hat er auch unterrichtet.
Du wirst uns fehlen, Uwe. Ruhe in Frieden.
16:42
Niedergeschlagen, irgendwie resigniert. Sogar der Wind hat aufgehört. Gedanke wälzt Gedanke um.
Ich hab ihn nie wirklich gekannt, was ich bedaure.
16:43
Sehe dem kleinen, schwarzen Strich beim Blinken zu. Als würde er mir zublinzeln.
Gedanke: Meine Geschichte ist ein Auge, das mich sehen kann.
Ob meine Geschichten mich wahrnehmen wie ich sie? Schauen sie am anderen Ende des Monitors zu mir herüber und verurteilen mich, wie ich sie verurteile? Sie waren mir nie gut genug. Im Umkehrschluss wär es nur fair, dass ich ihnen auch nicht gut genug bin, und irgendwo stimmt das vielleicht auch.
Interessant, aber ... verstörend. Werde vielleicht noch einmal darauf eingehen.
16:45
Will mich zwingen, wieder weiter zu kommen.
16:46
War es überhaupt Paul Cleave gewesen? Gar nicht mehr so sicher. Schlicht vergessen. From the top to the bottom.
16:47
Schau auf die Uhr. Ende der halben Stunde. Erster Eintrag, du bist mein.
Der Rasenmäher brummt schon wieder.
So in etwa kann ich mir die Zukunft dieser Einträge vorstellen: Halbe Stunde Dandesker Liveticker.
Soll natürlich noch umfang- und abwechslungsreicher werden
Das soll's für's Erste aber gewesen sein.
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11.08.2014 |
WrightGerman
Changeling
Beiträge: 781
Registriert seit: 18. Aug 2013
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RE: Dandelos literarischer Weblog
Okay, dein erster Eintrag ... ja, man merkt das es noch Experimentel ist xD
Ist aber kein Problem, von einem "Blog" habe ich ja im Prinzip auch nichts anderes erwartet
Ich denke mit der Zeit wird es farbenfroher und etwas dynamischer vom Text her, darum lasse ich hier eine weitläufige Kritik jetzt einmal aus. Das du aber zu diesem Zeitpunkt die Nachricht über den Tod deines Geschichtslehrers erfahren hast (mein herzliches Beileid übrigens), verpasst dem ganzen einen makaberen Beigeschmack
Ich bin mal auf den nächsten gespannt
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15.08.2014 |
Dandelo
Falruspony
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Registriert seit: 25. Nov 2011
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RE: Dandelos literarischer Weblog
Wie du richtig gesagt hast: experimentell ^^ Diese Art der Einträge möchte ich noch eine gewisse Zeit wirklich in dieser Form behalten. Einfach um Manches zu erproben. Für Farben...fröh...lichkeit (?) wird indes gesorgt, wenn es noch mehr Dinge gibt, für deren Bearbeitung ich Muße finden kann. Neben Rezensionen plane ich auch Ausführungen über das Schreiben allgemein und natürlich mein apple of my eye, die Lyrik.
Zweiter Eintrag, 15.08.2014
16:58 Uhr
Zweihundertachtundvierzig Minuten bis Buffalo. Anders aber als John Maynard bin nicht ich es, der das Ufer ersehnt. Ich stehe mit den Zehen im Sand und warte auf die Silhouette am Horizont. Wellen aus Asphalt und der Geruch von Benzin in der Nase.
17:00 Uhr
Die Zeit plätschert dahin, und ich habe nichts erreicht, oder eher nicht das, was ich wollte. Renovierungs- und Umbauarbeiten galt es zu bewältigen, während mein Vertilger mir neckend zublinzelt. (Wieder dieses Gefühl, aus dem Monitor heraus beobachtet zu werden.) I don't do too well on my own (FOB). Aber irgendwie bleibt man am Ball, auch wenn man sich zuweilen mit bloßen Gedankenspielen begnügen muss. Wie geht es weiter? Was fehlt noch? Bla-bla-bla.
17:03 Uhr
Ob Ernst Jandl so auf seine Poesie kam? Saß er auch über seiner Schreibmaschine und ließ sich von den Buchstaben auslachen? schtzngrmm. Titel steht für sich, nehme ich. Aussagekräftig? Nein. Kraftvoll? Unter den gegebenen Umständen vielleicht, aber ich bin kein Jandl. Ich habe keine Aussage, meine Geschichten haben keinen Mund. Vielleicht fühlt sich das Niederschreiben derer deshalb so furchtbar langsam und quälend an: Ich habe keinen, mit dem ich darüber zu palavern vermag. schtzngrmm. schtzngrmm. Bla-bla-bla. Brummelgrummeldummdummdumm.
schtzngrmm.
17:08 Uhr
Schreiben um des Schreibens willen. Wann verschwindet der Autor hinter seinen Zeilen? Wann fängt er an, darin zum Leben zu erwachen? Und wie sieht es mit dem Dialog zwischen Leser und Schreiber aus, zwischen Konsument und Erschaffer, zwischen schtzngrmm und bla-bla-bla?
17:09 Uhr
Am Jandln: Zschschsch-tak-tak-takatak. Pffffffffiiiiuuuuuuuu. Bloings. Papäng.
17:10 Uhr
Gedanken drehen sich im Kreis, wie ein Karussell (Ka-Rüssel?). Und dann und wann ein weißer Elefant. (RMR)
Beschäftigung mit dem Alten, um das Neue für sich selbst zu entdecken. Abschreiben, nein: Umschreiben, oder? Ist es was anderes? Habe ich je selbstständig geschrieben oder war in meinem Kopf immer dieser kleine Poe, der verschwindende Lovecraft und der durchsichtige Wolfe hinter mir, die ich zwar nie beachtete, wohl aber immer wieder beiseite rückte, damit sie einen klaren Blick auf das haben konnten, was ich da fabrizierte?
Ist es das?
17:12 Uhr
Und es ist nicht.
Gedanke: Ich schreibe nicht eigenständig, sondern wie ein Sammelsorium aller, die schon vor mir geschrieben haben und starben.
17:14 Uhr
Zweihundertzweiunddreißig Minuten bis Buffalo. Oh je, oh je.
17:15 Uhr
Von allem, was mir jetzt noch bleibt,
Ist nur ein Teilchen ganz geblieben:
Das ist der Teil, der emsig schreibt,
Der hat schon immer nur geschrieben.
Nicht ganz so alt, aber auch nicht aktuell. Dennoch: Was bin ich ohne das Schreiben? Wenn man mich, wie Wolfe es wollte (All.), mit all den Summen, die ich nie gezählt habe, wieder zusammensetzt, nachdem ich zuerst in alle Bausteine zerlegt wurde, was bleibt dann übrig? Ein kleiner Junge mit einem Vorhaben. Was nun, wenn der Junge nur das hat in seiner Laufbahn?
Schlimmer: Was, wenn er es nicht erreicht?
17:17 Uhr
Ratatatatatatatatatat.
Ernsthaft am Jandln (Haha). Treibe mich selbst in den Wahnsinn, aber anders kommt der Stein nicht ins Rollen.
17:18 Uhr
Die Tage werden kälter. Man fühlt es nicht nur, man sieht und riecht es auch. Zu einem gewissen Grad kann man es sogar hören: die Stimmen der Felder, die Stimmen der Bäume, die Stimmen der Äcker, die Stimme des Windes: alles flüstert unbeirrt. Wenn man nur die Zeit hätte, dem Ganzen sein Gehör zu schenken.
Moment, die Zeit habe ich. Aber ich konzentriere mich lieber auf Belangloseres. Das war schon immer so. Wird sich vielleicht nie ändern. Macht mich das traurig? Manchmal, ja. Aber wir fahren doch immer in unseren vorgefertigten Fahrrinnen weiter. Das gibt Sicherheit.
Viel mehr kann ich gar nicht verlangen.
17:21 Uhr
Alte Projekte. Muss sie öfter sichten.
Die letzte Motte
Zitat:Doch die Zeit war mit mir. Sie flüsterte mir zu, dass es bald geschafft war! Dass ich bald mein Licht finden sollte! Und der Gedanke vertrieb das Monster und ließ das Eis schmelzen, einstweilen.
Weiter weiter weiter weiter weiter weiter
Glasige Fasern, angefüllt mir schimmerndem Licht (aber nicht meinem Licht, ich musste es noch finden, weiter weiter weiter), tanzten verspielt und wurden enger umeinander gezogen, von unsichtbarer Kraft verknotet, bis auch sie ein Klumpen waren, aber ein schillernder Klumpen, es war der Mond, der sich vor meinen Augen zusammengetan hatte aus diesen Glasfasern, und dieser Schein lenkte mich ab, nicht lang, nur eine Sekunde, und dann war ich wieder auf meine Suche fixiert, mein Lebensinhalt, weiter weiter weiter zog mich dieses endlose Rufen, dieses Schreien, und meine Ohren waren erfüllt davon, ich hörte dieses Verlangen nach mir, diese Sehnsucht, nein, es war Angst, Entsetzen, Furcht Schrecken Leid weiter weiter weiter ich musste weiter ich musste es finden ihm helfen meine Gedanken rasten immer schneller um dieses Licht um das Flehen schneller schneller schneller weiter weiter bis sie schließlich taumelten
und fielen.
Dunkel.
Mein sechzehnjäriges (?) Ich liebte es scheinbar, mit Worten um sich zu schmeißen. Experimentell. Schon immer gewesen.
Verbrannte Motten. Ich habe sie nie vergessen. Nur woher sie kamen: das Dunkel (Gott sei dank).
17:24 Uhr
Und man wartet. Und man wartet. Und man wartet.
Noch zweihundertzweiundzwanzig Minuten bis Buffalo.
17:25 Uhr
Wie gern würde ich in die Köpfe meiner Vorgänger schauen. (Anmaßend.) Wo stand Goethe, als er des Pudels Apfelkern fand? Aus welchem Albtraum war Poe erwacht, ehe er sich lebendig begrub? Was muss Stevenson umgetrieben haben, dass er seinem Jekyll so etwas antat?
Wo werde ich stehen, woraus erwachen, wovon umgetrieben werden?
(Anmaßend.)
Ich verlange viel von mir, mache dafür aber nichts.
(Anmaßend.)
Ich werde mich selbst eines Tages verwirklicht sehen.
17:28 Uhr
Zweihundertachtzehn Minuten.
Buffalo, nimm dich in Acht.
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15.08.2014 |
WrightGerman
Changeling
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Registriert seit: 18. Aug 2013
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RE: Dandelos literarischer Weblog
Hmm, wieder etwas stilistisch sehr zurückhaltend und notgedrungen mit Informationen gefüllt. Ich bin auf die Richtung gespannt, in die sich das ganze nich ausweiten wird. Bislang kann ich aber nur zu dem meine Meinung wiedergeben, was meine Augen bislang vernommen haben. Und man kennt mich ja algemeinhin als verwöhnter Leser
Was ich sagen kann, mir gefiel dein Gedicht.
Zitat:Von allem, was mir jetzt noch bleibt,
Ist nur ein Teilchen ganz geblieben:
Das ist der Teil, der emsig schreibt,
Der hat schon immer nur geschrieben.
Deine kleine Licht und Schatten geschichte war auch recht interessant. Beeindruckend vor allen Dingen wenn man bedenkt, dass aus aus einer sechszehn-jährigen Hand stammt. Meine sechszehn Jahre hatte ich damals nicht so kreativ zugebracht ... leider
Ansonsten, joa. Die Meinung vom letzten Mal steht, ein paar entscheidende Elemente zur bunteren Wortvielfalt hast du hinzugegeben, aber ich warte immer noch auf den Tag, an dem du deine Stilrichtung gefunden hast und ich ein vernünftiges Feedback abgeben kann
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25.08.2014 |
Dandelo
Falruspony
Beiträge: 6.178
Registriert seit: 25. Nov 2011
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RE: Dandelos literarischer Weblog
Mich würde ja mal interessieren, ob du dich auch schon mal an Gedichten versucht hast Wenn ja, wärst du interessiert, ein paar davon zu zeigen?
Zehn Tage hier kein Update; war beschäftigt, wurde beschäftigt. Ich denke, ich kann in absehbarer Zeit neu angreifen, dann auch mal mit einigen Gedanken bezüglich meiner Sicht auf das Schreiben und über das Schreiben allgemein.
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27.08.2014 |
Dandelo
Falruspony
Beiträge: 6.178
Registriert seit: 25. Nov 2011
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RE: Dandelos literarischer Weblog
Sowohl als auch, aber ich meinte jetzt eher hier Und danke, dass du den Spaß hier als "literarischen Blog" bezeichnest, obwohl davon noch recht wenig zu sehen ist xD
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27.08.2014 |
WrightGerman
Changeling
Beiträge: 781
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RE: Dandelos literarischer Weblog
Wer hätt's gedacht, die Muse hat mich schneller gepackt als mir lieb war^^. Ich glaube zwar nicht, dass du es für voll nehmen kannst, aber so in etwa war damals mein Gedicht, als ich unter dem Liebeskummer litt (ja ja, diese Bubies, ne?) xD.
Gespannt die dünnen Fädchen.
Von Ast zu Ast sie sich erstrecken,
zaubert sie ein großes Rädchen,
bis sie das Loch in Gänze decken.
Vorbei geflattert kommt der Schmetterling,
flattert fröhlich, flattert schnell.
Verfängt sich in dem Netze-Ring,
eingepackt ins Weiße, alles hell.
Und wird dann ausgesaugt, er hört sie schlürfen, spürt den Schmerz.
Ich werd´s doch sagen dürfen, du warst mein Herz.
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14.09.2014 |
Pashmina
Changeling
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RE: Dandelos literarischer Weblog
Dan, ich finde, du schreibst so melancholisch-traurig. Wie ein sehnsüchtiger Regentag.
*nach draußen blick* Ungefähr so wie heute. Oder projiziert sich das umgekehrt auf das Gelesene? Bin verwirrt.
Auf jeden Fall bin ich jetzt irgendwie melancholisch-traurig.
Ich habe letztens Ergüsse meines 12-13jährigen Ichs gefunden. Ja, meine Knuddels-Homepage gibt's immer noch. Das war schon irgendwie erschreckend. Und faszinierend zugleich.
Findest du nicht, es ist irgendwie, als ob man ein komplett anderer Mensch gewesen ist? Aber gleichzeitig kann ich manchmal nachempfinden, was ich mir dabei gedacht hab. Komisch.
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19.09.2014 |
Dandelo
Falruspony
Beiträge: 6.178
Registriert seit: 25. Nov 2011
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RE: Dandelos literarischer Weblog
@ WrightGerman
Dieses "nicht ganz für voll nehmen" kann ich getrost von mir weisen ^^ Ich hab mit 16, 17 auch Gedichte aus Liebeskummer heraus geschrieben. Ich denke, die Erfahrung hat jeder schon mal gemacht, der sich ein wenig mit dem Schreiben beschäftigt. Immerhin schreibt man ja auch immer ein wenig seine Erinnerungen nieder, egal was man schreibt, nicht? Und sich darüber auszulassen, liegt ja auch nicht fern - der Reim Herz/Schmerz ist nicht umsonst gerngesehen und oft verwendet. Mittlerweile so oft, dass ich immer versuche, diese beiden Worte im Satzende zu vermeiden xD
Dein Gedicht war aber sehr interessant. Auf jeden Fall schreibst du sehr bildreich. Mir hat nur eines nicht gefallen, nämlich das Wort "schlürfen", aber da ningel ich auch wirklich rum. Der Rest hat mir durchaus gefallen. Ich geh jetzt mal nicht auf Metrik ein, da das, so gern ich das auch glauben mag, nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Man kann auch seinen Gefühlen Ausdruck verleihen, ohne da auf einen festen Jambus zu bestehen.
Ich fände es sehr spannend, in Zukunft mal mehr von dir zu lesen Vielleicht kann man sich ja auch mal genauer austauschen darüber?
@ Pashmina
Du musst dich nicht von meiner Melancholie anstecken lassen. Sie war schon immer ein Teil von mir - und irgendwie hilft sie mir beim Schreiben. Dieses Nachdenkliche, Verträumte, Abschweifende hat sich so in mir festgesetzt. Aber du kennst mich ja. Selbst in meinen regnerischen Tagen strahlt immer mal die Sonne durch
Zitat:Findest du nicht, es ist irgendwie, als ob man ein komplett anderer Mensch gewesen ist? Aber gleichzeitig kann ich manchmal nachempfinden, was ich mir dabei gedacht hab. Komisch.
Ich will nicht sagen, man war in seiner Jugend ein anderer Mensch. Anders, gewiss, aber kein anderer Mensch. Ich denke, dass die Retrospektive deshalb so ungewöhnlich (und erschreckend, um in deinem Sprachgebrauch zu bleiben) ist, da man einfach seinen Blick auf gewisse Dinge ändert. Oder anpasst.
Oder: entwickelt.
Ich kann mich noch allzu gut in die Tage zurückversetzen, in denen ich zum Beispiel den Text über die Motte schrieb. Die Motte war, Überraschung!, ich selbst. Schreiben als Ventil. Man hat sich damals eben anders gefühlt. Entweder wächst man darüber hinaus oder im Schatten dessen. Ich habe mich für Ersteres entschieden. Ich will nicht sagen, dass ich alles hinter mir gelassen habe. Manchmal hör ich es immer noch aufgeregt an der Tür kratzen.
Ich glaube, das Beste, was man tun kann, ist, sich selbst darüber klar werden, was man gedacht hat und warum. Es hat immer einen Grund. Und sobald man ihn festhält, lässt er sich auch beeinflussen.
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Auf Facebook wurde ich neulich "nominiert". Nicht für die Ice-Bucket-Challenge, neinnein.
Eine Freundin von mir wollte von mir eine Liste der zehn wichtigsten Bücher in meinem Leben. Sprich: Literatur, die mich zu dem Menschen machte, der ich bin.
Ich setzte mich also hin und überlegte, welche Bücher mich derart beefinlussten, dass sie im Kopf blieben.
In dem Zusammenhang fiel mir auf, dass ich nicht einfach zehn Titel aufzählen, sondern auch etwas dazu sagen wollte.
Deshalb gibt es nun live und in Farbe: Zehn Bücher, die mich zu dem Dandelo machten, der ich heute bin (oh, die Doppeldeutigkeit wird sich offenbaren).
Paul Cleave - Der Tod in mir
Den Einstieg in meine Liste macht ein Thriller des neuseeländischen Autoren Paul Cleave. Ein nervenzerreißender Spannungsbogen war schon immer etwas, was mich aus der Reserve locken konnte (ich denke, der Grund dafür ist offensichtlich). Wirklich überzeugt hat mich dieser Roman, der zu den ersten Thrillern gehört, die ich je konsumierte, aber vor allem durch eins: Die Tristesse, die einen überkommt, der einen schweren Verlust erleidet. Der Anfang des Buches behandelt einen Banküberfall, bei dem die Frau des Protagonisten Edward Hunter auf brutale Weise ermordet wird. In der Folge fällt Hunter in eine Melancholie, die mir in dieser Deutlichkeit seither selten vor die Augen kam. Man konnte sich förmlich hineinversetzen in die Lage eines Mannes, dessen ganzer Lebenssinn in nur einem Augenblick erloschen war. Ohne langweilig zu werden, beschreibt Cleave hier lebhaft das innerliche Sterben eines Mannes, der vor den Ruinen seiner Existenz steht. Die Ödnis des Alltags, das Fehlen eines Sinns und das ewige Zeittotschlagen, Zeittotschlagen - Dinge, die sich so fest in meinen Kopf brannten, dass ich sie immer noch manchmal leise vor mich hinmurmel als jemand, der weiß, wie es ist, in einen mühseligen Trott zu geraten.
Gern hätte ich an dieser Stelle von Sebastian Fitzek, David Ellis oder Simon Beckett geschrieben - alles Thrillerautoren, die ich in verschiedenen Phasen meines Lebens kennenlernte und immer einen Teil von ihnen für mich behielt. Was Paul Cleave über sie hinwegsetzt, ist die Einzigartikeit, mit der dieser Name über allem prangt, was die Bezeichnung "Thriller" verdient.
Cleave trat in mein Leben, als ich gerade dabei war, meinen Horizont der Literatur nicht zu erweitern, sondern aufzubauen. Obgleich ich schon im zarten Alter von acht Jahren mit dem Schreiben begann, las ich bis 15 freiwillig kein Buch. Erst dann stolperte ich über Tolkien und King in eine ganz neue, wundervolle Welt, und ich verbrachte meine Freizeit in einer Woche öfter im Buchladen als in allen Jahren davor. Während eines Familienurlaubs stöberte ich durch die Romanreihen und blieb an Cleaves erstem Buch "Die Stunde des Todes" hängen, ein Buch, das mich so fesselte, dass ich schon nach zwei Tagen wieder in den Laden ging, um vor der Abreise wenigstens noch einen Cleave zu ergattern, und ich fand ihn in "Der Tod in mir".
Fortan war ich wie gebannt von der Magie, die jedem Wort innewohnen kann. Zuvor hatte ich lediglich "Der Herr der Ringe" und zwei, drei King-Romane gelesen, und in beiden Fällen ertappte ich mich dabei, wie ich irgendwann nur noch von Höhepunkt zu Höhepunkt hechelte. Alles dazwischen gefiel mir zwar, aber ich erachtete es als unwichtig. Ich wollte keinen Storyaufbau. Ich wollte ein Gemetzel. Eine epische Schlacht, eine schwierige Mission mit Hindernissen, das Monster im Dunkeln oder einen Albtraum, aus dem man nie erwachte. Mit "Der Tod in mir" wurde mir bewusst, wie sehr ich doch dieses verschmähte "Dazwischen" geringschätzt hatte. Schnell fand ich mich dabei wieder, wie ich manche Stelle dreimal, viermal, fünfmal las. Dabei hatte der Abschnitt nichts anderes beschrieben als Hunter, wie er durch die Zeitung blättert und für Stunden nur an seinem Tisch sitzt.
Natürlich macht nicht nur das den Reiz des Buches aus. "Der Tod in mir" ist ein brilliant umgesetzter Thriller, der unter die Haut geht und von Seite zu Seite spannender wird. (Nebenbei verdanke ich diesem Roman die Unart, vielen meiner Geschichten einen kurzen Text voranzusetzen, der zunächst für sich steht, im weiteren Verlauf aber wiederkehrt und dann eine völlig andere Bedeutung annimmt, da man bis dahin wesentliche Dinge erfahren hat.) Es gibt nur wenige Bücher, deren Ausgang ich so herbeigesehnt habe wie bei diesem. Trotzdem wird mir "Der Tod in mir" als das Buch im Gedächtnis bleiben, das mir das Öde so schmackhaft machte wie nichts anderes.
Wichtigster Einflusspunkt: Cleave brachte mir quasi bei, dass eine gute Geschichte nicht immer durch Feuerwerk aufgepeppt werden muss. Manchmal sind es die kleinen Dinge im alltäglichen Leben, die von Gewicht sind. Es kommt immer auf den Gesichtspunkt an, unter dem man es beschreibt. Behält man das Auge fürs Detail, wächst aus jedem Wort etwas Besonderes.
Die anderen Platzierungen werde ich in den kommenden Tagen veröffentlichen.
Zum Abschluss eine Frage an jene, die hier tatsächlich mitlesen: Gab es für euch Bücher, die unvergesslich sind? Welche haben eure Leben nachhaltig beeinflusst und warum?
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19.09.2014 |
WrightGerman
Changeling
Beiträge: 781
Registriert seit: 18. Aug 2013
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RE: Dandelos literarischer Weblog
(19.09.2014)Dandelo schrieb: @ WrightGerman
Dieses "nicht ganz für voll nehmen" kann ich getrost von mir weisen ^^ Ich hab mit 16, 17 auch Gedichte aus Liebeskummer heraus geschrieben. Ich denke, die Erfahrung hat jeder schon mal gemacht, der sich ein wenig mit dem Schreiben beschäftigt. Immerhin schreibt man ja auch immer ein wenig seine Erinnerungen nieder, egal was man schreibt, nicht? Und sich darüber auszulassen, liegt ja auch nicht fern - der Reim Herz/Schmerz ist nicht umsonst gerngesehen und oft verwendet. Mittlerweile so oft, dass ich immer versuche, diese beiden Worte im Satzende zu vermeiden xD
Du wirst lachen, Herz/Schmerz Gedichte finde ich immer so kitschig xD. Ich gehöre auch eher zu diesen emotional eher distanzieren Leutchen, die dich irgendwann mit einem Kopfnicken zu sich rufen, dir dann die für sie traurige Nachricht in einem kurzen Satz zusammenfassen, um im nächsten Moment einen Witz dran zu knüpfen^^.
Mit Gedichten kann ich in dieser Hinsicht eher etwas ausdrücken, als mit einfachen Worten. Daher passt das Wort "bildlich" auch sehr gut. Das Tierreich ist dabei immer mein Lieblingsthema zur anstehenden Vorlage.
Zitat:Dein Gedicht war aber sehr interessant. Auf jeden Fall schreibst du sehr bildreich. Mir hat nur eines nicht gefallen, nämlich das Wort "schlürfen", aber da ningel ich auch wirklich rum.
How could you
Zitat:Der Rest hat mir durchaus gefallen. Ich geh jetzt mal nicht auf Metrik ein, da das, so gern ich das auch glauben mag, nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Man kann auch seinen Gefühlen Ausdruck verleihen, ohne da auf einen festen Jambus zu bestehen.
Ui, jetzt musste ich aber den Duden aufschlagen xD. Na ja, im Prinzip habe ich Gedichte auf diese Weise immer genau so geschrieben. Ich hatte auch nur wenig Unterweisung in der Dichtkunst. Aber das es dir dennoch gefallen hat, lässt mich immerhin darauf hoffen, es gut genug zu machen, dass nicht jeder gleich nen Herzkasper bekommt, wenn er die Amateur-Reimerei bemerkt .
Zitat:Ich fände es sehr spannend, in Zukunft mal mehr von dir zu lesen Vielleicht kann man sich ja auch mal genauer austauschen darüber?
Ich denke, dazu schreibe ich dir einmal eine PN. Ein genauerer Austausch gehört nicht zwingend in einen Blog, auch wenn dies reintheoretisch ein Forum ist^^.
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04.10.2014 |
Dandelo
Falruspony
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Registriert seit: 25. Nov 2011
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RE: Dandelos literarischer Weblog
Dritter Eintrag, 04.10.2014
03:01 Uhr
Spät. Leeres Bett. Muss schlafen. Gedanken wälzen sich. Rote Augen. Rastlos.
03:02 Uhr
Was Trauer alles mit einem anstellen kann. Ich möchte nicht die Augen schließen.
Ich habe Angst vor dem, was dahinter ist.
Projekte begonnen und abgebrochen. Nicht weiterführen. Am besten steckenbleiben. Manchmal wäre das genau das Richtige: nur nicht weiterbewegen. Einsam, zumindest in körperlicher Hinsicht. Muss alles von der Seele stoßen. Schreiben. Ja ... vielleicht einfach schreiben.
Manchmal will ich den Moment einrahmen und das Bild nie aus den Augen verlieren. Was Trauer mit einem anstellen kann ...
03:05 Uhr
Haareraufen. 1999. Zähneknirschen. 15. Alles festhalten. Nur nicht - nur nicht - nur nicht - nur nicht bewegen. Stillhalten, festhalten. 01102014. 04-12-14.
03:06 Uhr
Kopf in den Nacken.
Langsam atmen.
Der Mensch neigt dazu, sich an Dinge festzuklammern, die er nicht für immer halten kann. Was ist das schon, "für immer"? Bis ans Ende einer Lebenszeit? (Wessen?) Oder darüber hinaus? (Wieso?)
Der Mensch neigt dazu, unlogische Sachen zu tun. Nein, nicht unlogisch - aber er will sich am Schönen aufhängen. Er weiß, was danach kommt. Er lässt es nicht zu. Er baut sich ein Flickenwerk einzelner Sekunden und näht sie zusammen, bis er die Teile ganz, ganz, ganz am Ende zählen kann. Zu welchem Zweck?
03:10 Uhr
Damit er sagen kann: "Und dafür habe ich gelebt."
03:11 Uhr
Alles verschwommen. Das Bild löst sich von unten auf und verläuft sich an den Seiten.
Wenn ein Teil von dir geht, bleibt ein Schatten der Erinnerung. Und du wünschst dir, du könntest diesem Schatten hinterherjagen, bis er mehr wird als das, bis er wird, was dort einst war, bis das fehlende Teil wieder zu dir findet.
Gedanke: Ich finde keinen Frieden in der Zukunft, wenn ich immer nur zurück will.
03:14 Uhr
...
03:15 Uhr
Altes Gedicht:
Scheiben gefrorenen Glases zerbrechen
Unter den Füßen und stechen
Ins Fleisch, in die Haut, in Fersen und Zehen,
Saugen das Blut und zerbersten und drehen
Und schneiden den Menschen los von den Knochen.
Kommen die Menschen nun angekrochen.
Tatort: Krankenhaus Freiberg, Oktober 2011. Drei Jahre, fast auf den Tag genau.
Opfer: Ein junger Fleischsack voll Träume.
Tatwaffe: Verfaulte, stickige, dampfende Luft.
Motiv: Selbstreinigung.
Könnte man meinen. Die alten Gedanken, hach ja. Ein Graus. Schlimme Zeit, hatte aber ihr Gutes. Bin nicht willens, sie zu vergessen, diese klammen Tage im Krankenhausbett. Identifizierungsprobleme mit den verfallenen Gestalten, die ich Mitbewohner nennen durfte. Für diese wenigen Tage war ich wie sie. Aber ich hatte etwas, das ihnen nur schwer zuzusprechen war: eine Zukunft, und dafür war ich dankbar.
Dennoch lag da diese Dunkelheit auf mir. Selbstreflektion, bemitleidenswertes Ergebnis: Die Welt ist unfair zu mir gewesen.
03:18 Uhr
Durch die Zeit gegriffen: altes Selbst geohrfeigt.
Bin ich noch ein Flickenwerk, dann bin ich auch authentisch. Keine Fotografie, ein Gemälde. Durch den Pinsel gehen mehr Fehler als durch die Linse. Leinwand: Mensch.
Wie kann ich in zig Jahren auf mein Leben blicken und nur das Schöne betrachten? Ich will mich vom Schlechten nicht lossagen. Das Schlechte formt fast noch mehr.
Ist es dann noch schlecht?
Praxisorientierte Theorie: Nicht dran aufhalten. Weitergehen. Auch wenn es manchmal schwer ist. Altes Selbst hat es auch geschafft. Mehrfach. Ein Trost? Ja, kein unerheblicher. Die Welt ist nicht unfair. Sie ist alles andere als das. Der Mensch ist unfair. Er ist nichts anderes als das. Reflektion, zerstörerisches Ergebnis: Trauer macht die schlimmsten Dinge aus uns.
03:22 Uhr
Knacken in der Wirbelsäulte. Vergänglichkeit. Carpe Yoga.
Meh.
...
03:23 Uhr
Das Übel formen, das Gute wertschätzen. Alles eine Frage der Perspektive. Immer verwaschen. Bin ich zur Erkenntnis gelangt? Neinneinneinneinnein. Vielleicht ein Schritt in die richtige Richtung. Nicht aufhängen. Fesseln abschneiden. Lernen. Weitergehen. Nicht vergessen.
Um Himmels willen, bloß nicht vergessen ... wie könnte ich das mir verzeihen ...
03:24 Uhr
Schwimmende Welt. Fließende Welt
03:25 Uhr
...
03:26 Uhr
...
03:27 Uhr
...
03:28 Uhr
...
03:29 Uhr
...
03:30 Uhr
...
03:31 Uhr
Das Schlimmste kommt zum Schluss. Ich will nicht dorthin. Ich kann es nicht ertragen. Ich will, dass es wird wie immer. Ich will nicht loslassen.
Wieso kann nicht ein einziges Bild so bleiben, wie es verdammt noch mal war?
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04.10.2014 |
WrightGerman
Changeling
Beiträge: 781
Registriert seit: 18. Aug 2013
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RE: Dandelos literarischer Weblog
Well, that was ... kind of depressing.
Ist irgendetwas passiert, dass du jetzt so etwas schreibst, Dandelo? Ich meine, man kann nicht bestreiten, dass dein jüngstes 30 Minuten Werk ein ziemlicher Kontrast zu deinen anderen Werken war. Na ja, du sagst es ja selbst: Was Trauer mit einem anstellen kann.
Zitat:Der Mensch neigt dazu, sich an Dinge festzuklammern, die er nicht für immer halten kann.
Das ist eben der Mensch. So gerne wir es wären, wir sind keine rationale Spezies. Ebenso ist auch das Leben nicht immer logisch. Alles folgt eben einem pragmatischen Lauf. Wir wissen nicht, wie es zustande kommt, sind aber voll und ganz darauf fixiert, Mensch wie Natur.
Zitat:Der Mensch neigt dazu, unlogische Sachen zu tun. Nein, nicht unlogisch - aber er will sich am Schönen aufhängen. Er weiß, was danach kommt. Er lässt es nicht zu. Er baut sich ein Flickenwerk einzelner Sekunden und näht sie zusammen, bis er die Teile ganz, ganz, ganz am Ende zählen kann. Zu welchem Zweck?
Thematisch bezogenes Allwissen, würde ich sagen. Die fehlende Kontrolle durch das Wissen ausgleichen. Das Schöne will er aus dem Geflecht heraussuchen und daraus ein neues Werk erschaffen. Auch das ist ein nur typisch menschliches Verhalten, denn wer denkt schon gern an das Negative, wenn er doch auch etwas Positives im Leben hat?
Und wie du selbst sagst, das Negative kann den Menschen mehr prägen, als das Positive. Aber auch nur, weil aus dem Negativen mehr Erfahrung schöpfen, damit eben diese nicht neu aufkeimt. Deßhalb lernen Kinder bei Strafen und Belohnungen auch den Unterschied zwischen dem was man darf und was nicht.
Zitat:Gedanke: Ich finde keinen Frieden in der Zukunft, wenn ich immer nur zurück will.
[...]
Wie kann ich in zig Jahren auf mein Leben blicken und nur das Schöne betrachten? Ich will mich vom Schlechten nicht lossagen. Das Schlechte formt fast noch mehr.
Ist es dann noch schlecht?
Du wirst aber auch keinen Frieden in der Gegenwart erfahren, wenn du dich mit der Vergangenheit nicht beschäftigst. Lass die Schatten nicht zwingend los, wenn du ihnen auch etwas Positives abgewinnen kannst. Solange du dich nur nicht von ihnen einnehmen lässt. Halte sie bei der Hand. Und wenn sie ziehen, ziehst du zurück.
Und das du nur am Guten festhalten sollst, kann niemand von dir verlagen. Der Mensch kann nicht rundherum nur ein angenehmes Leben führen. Es ist nur so angenehm, wie man es sich macht. Ich denke, die Metapher hinter: "Halte dich an dem Positiven fest", ist einfach, dass du dich nicht von Negativen kontrollieren lassen solltest. Ich zumindest würde es so sagen. Denn auch wenn das "Schlechte" uns manchmal mehr formt, als das "Gute", so kann man doch daran zu Bruch gehen, wenn man sich mehr als nur damit beschäftigt. Wenn man danach lebt; es als Orientierung, als Wegweise benutzt. Und wenn man sich selbst sagt: das es nichts Gutes im Leben gibt. Das ist der Moment, in dem man daran zerbricht. Ich hab schon genug Leute getroffen, denen das wiederfahren ist und ich muss sagen, das mich dein jüngster Eintrag wieder an eine dieser Zeiten erinnert.
Ich hoffe einfach, dass dieser dritte Eintrag nicht der Beginn dieses metaphorischen Dramas ist
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 04.10.2014 von WrightGerman.)
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