Insgesamt ein schönes Zwischenkapitel. Warum ich es Zwischenkapitel nenne? Nun, es trägt die Story nicht gerade stark voran, sondern hat seinen Zweck darin, dem Leser die Charaktere und ihre Sichtweisen etc. näher zu bringen. Was übrigens sehr gut ist, sowas zwischendurch einzubauen!
Zum Kapitel an sich:
Der Anfang ist ein wenig holperig. Das liegt vor allem daran, dass du einige Szenen nicht ausformuliert hast. Ja, ich weiß, dass es einem ganz schön auf den Keks gehen kann immer zu schreiben: "Charakter XY geht zum Haus von Charakter Z und sieht..." usw., jedoch lassen gerade diese Stellen Geschichten lebendig wirken. Du musst natürlich nicht jedes Mal beschreiben, wie Raritys Boutique aussieht, jedoch hättest du anstatt
"Es war mittlerweile Nachmittag und als sie vor der Boutique ankamen, öffneten sie die Tür und sahen erstmal niemanden." kurz den leeren Raum beschreiben können, also sowas wie: "AJ und Spike blieben einen Moment unschlüssig in der Tür stehen. Die Holz-Ponys trugen halb-fertige Kleidung und die herumliegenden Stoffballen ließen darauf schließen, dass Rarity mitten in einer neuen Kollektion steckte, jedoch fehlte von der Stute jede Spur."
Gleiches gilt auch für Dialoge (
Von der Werkstatt gab ihnen Rarity Antwort und rief sie zu sich in den Raum). Kurz zu schreiben "Hier drüben!" etc. ist meistens natürlicher als die Dinge so abzukürzen.
Was ich jedoch sehr schön finde ist der Humor! AJs Kommentare und Twily als Sex-Bombe brachten mich zum schmunzeln und ich liebe diese Art Humor!
Oh und:
My my my, Twilight, du bist ja richtig verfalln, wenn du sogar deinen Stil änderst um dem Kerl zu gefallen. -> Clockwork Orange? Wenn du den Film nicht kennst, dann guck ihn dir an, denn da durchziehen solche kurzen englischen Wörter immer wieder die Dialoge (und der Film an sich ist auch wunderbar. Keine so leichte Kost, aber doch sehr gut!).
Ich habe ja bereits das Problem mit Show vs. Tell angesprochen und Rarity bietet hier ein Paradebeispiel:
„Applejack, also bitte. Man muss schon mal was tun um einem Hengst zu gefallen und ich finde Twilight hat mit einer neuen Garderobe schon einen guten Schritt in die richtige Richtung getan. Wenn es wirklich das ist was sie will, dann sollten wir ihr helfen wo es nur geht. Auch wenn ich selbst nicht verstehe was sie an einem Rowdy wie diesem Black findet.“
Während der gesamten wörtlichen Rede taucht keine Beschreibung ihrer Stimmung oder Gestik/Mimik auf, was sehr schade ist.
Ob man es glaubt oder nicht, aber die Charaktere benutzen einen ganzen Haufen an Mimiken innerhalb wörtlicher Rede. Beispiel gefällig?
Achte mal auf Raritys Gesicht, während Pinkie redet. Innerhalb von den sieben Sekunden hat sie fünf(!) verschiedene Gesichtsausdrücke.
Kleiner Tipp: Stell dir die Sätze mal auf englisch vor, wenn du sie schreibst. Das hilft ungemein dabei zu überprüfen, ob die Charaktere IC sind!
Zur nächsten Szene!
Blacks Traum hat mir gut gefallen. Die schöne Seite stellt einen gelungenen Kontrast zu seinem bisherigen Leben dar. Auch der Albtraum ist gut gemacht, sowie die Symbolik (du solltest ja wissen, dass ich auf sowas stehe
). Der Übergang von Traum zu Albtraum ist jedoch zu harsch und sehr direkt.
Der so schöne Traum wurde plötzlich zu einem vollkommenen Albtraum.
Sag den Lesern nicht einfach "Okay, jetzt wechselt die Atmosphäre!", sondern lass sie es spüren! Du könntest den Satz einfach weglassen, denn durch Twis und Blacks Reaktion merkt man ja bereits, dass etwas nicht stimmt.
Zu Sam und Big Mac:
Bisher das beste Shipping in deiner Story! ^^ Die Hintergrundinfos zu Sam und ihre Vergangenheit sind sehr schön gemacht und geben dicke Sympathiepunkte beim Leser! So soll es sein! Entwickle die Charaktere. Lass das Ganze langsam angehen (also wie Sam schon sagt: Nicht direkt zum Schäferstündchen, sondern genau wie in der Szene: Nur bei dem Partner sein, zusammen arbeiten oder sich bei ihm anlehnen sind genau der richtige Weg für ein gutes Shipping!)
Und die stolze Granny... Kawaii!
Zu der Szene mit Oily und Flutters:
Der Vergleich zwischen Oilys körperlichem und seelischen Schmutz ist sehr schön und gibt ebenfalls Sympathiepunkte. Was mich jedoch stört, ist, dass die beiden weinen. Nicht, dass es nicht passt, aber um so ein starkes Gefühl wie Trauer auch zum Leser zu transportieren braucht es viele Gedanken von Charakteren und Beschreibungen ihrer Gefühlslage. Oily steht einfach im Bad und fängt an zu heulen, weil alles so schön ist. Mich ließ das ziemlich kalt. Hättest du aber geschrieben, dass er auf die Wasseroberfläche starrt und dabei vor seinem inneren Auge Bilder aus seiner Vergangenheit aufblitzen und er sich wieder als kleinen Colt sieht, der sich nachts im Weisenhaus in den Schlaf weint und seine Knie langsam weich werden, während das Ganze wieder hoch kommt, dann wäre es auch für mich nachvollziehbar.
Insgesamt, wie gesagt, ein solides Kapitel, bei dem mein persönlicher Höhepunkt bei Sam und Big Mac lag.