(03.03.2015)BlackT0rnado schrieb: Dabei ist mir aufgefallen:
- Viele Radiosender fahren gleiches Programm
Vor allem die Popsender, aber auch die – weniger werdenden – Oldiestationen.
(03.03.2015)BlackT0rnado schrieb: - Jeder Sender fährt sein "superlustige" Morgenshow
Da muß John Ment von Radio Hamburg ziemlich rausstechen, denn er ist mit Abstand der dienstälteste Moderator eines deutschen Pop-Privatsenders und moderiert seit Ewigkeiten die Morningshow. Der ist allerdings auch 'n alter Hase aus der Anfangszeit des Privatradios, und ich denke mal, bei ihm versuchen viele abzukupfern.
(03.03.2015)BlackT0rnado schrieb: - alle haben ihre unnötigen Telefonanrufstreiche, die mittlerweile nur noch zum Fremdschämen sind, auf Dauer keine Belustigung
Wobei es die im Norden (also diesseits Hamburgs) nicht mehr gibt. Und wobei Studio Braun dadurch zum Kult geworden ist.
(03.03.2015)BlackT0rnado schrieb: - Gewinnspiele im kompletten Vormittags/Nachmittagsprogramm
Natürlich.
(03.03.2015)BlackT0rnado schrieb: - Die gleiche Songs rauf und runter mehrmals am Tag (u.a. das "Beste von heute", 70er/80er Mixes bis zum Erbrechen
Und Mini-Rotationen. Wobei es in den 90ern noch kleinere Rotationen gab als heute, weil die Sender wissen, daß ihre Hörer mit
den Füßen der Hand am Tuningregler abstimmen, wenn sie das noch einmal versuchen.
(03.03.2015)BlackT0rnado schrieb: Früher waren Hörfunkproduktione hochwertiger im Programm, selbst Abends wurden noch größere Beiträge zum aktuellen Geschehen oder zur Musik selbst vertont.
NDR2 war da ein Paradebeispiel mit Spezialsendungen über den Tag hinweg, die sich nicht nur durch die Moderatoren unterschieden. Frühkurier (der Vorgänger der Morningshow), Mittagskurier und Abendkurier waren mehrstündige Nachrichtensendungen mit Musikbeilage. Selbst NDR2 am Vormittag/Nachmittag waren moderiert. Nach dem Mittagskurier wurde eine Stunde lang gründlich Musik geshowcaset in der Plattenkiste mit der Moderatorenlegende Carlo von Tiedemann. Und ganz Neues wurde, bevor es in den Airplay-Charts auftauchte, nach dem Abendkurier im Klub mit Wolf-Dieter Stubel (und "1980-F" als Titelmelodie noch vor
Na sowas!) vorgestellt.
Entsprechend hatte z. B. auch die beschaulichere Welle Nord (NDR1 in Schleswig-Holstein) ihre Themensendungen mit Wortbeiträgen, etwa zum Thema Reisen.
(03.03.2015)BlackT0rnado schrieb: Viele Musikgenres findet man nur noch in den eben genannten Spartensendern die sich u.a. auf diese spezielle Musikrichtungen spezalisiert haben in ihrer Programmgestaltung.
Und die findest du nur im Internet. Selbst in Großstädten gibt's kaum konsequent spezialisierte Sender, nicht auf DAB+ und auf UKW schon gar nicht.
(03.03.2015)Meganium schrieb: Früher hatten Radiostationen einen weitaus höheren Wortanteil, als heute. Wer also von 9 bis 11 Uhr sein Radio eingeschaltet hatte, und einen der öffentlich-rechtlichen Rundfunkstationen eingeschaltet hatte, wurde mit Wortsendungen oftmals überflutet. Dieses Phänomen gibt es heute z.T. noch bei vielen Radiostationen. Was 2015 Bayern 2 mit hohem Wortanteil ausmacht, war vor 25 Jahren in Bayern 1 regelmäßig. Damals war Bayern 2 dann auch ein Klassik-Sender, und mit Einführung von Bayern 4, wurde Klassik dorthin platziert, die Wortsendungen von Bayern 1 kamen zu Bayern 2, und Bayern 1 hatte Platz für Adult Orientated Rock, kurz AOR, und Evergreens, für die Zielgruppe >25 Jahren. Bei den neu entstandenen Sparten des öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist aber damals auch schon Dudelfunk entstanden (Bayern 3). Wer den Begriff nicht mag, weil er gerne Dudelfunk hört, kann sich intelligent stellen und es "Adult Contemporary" nennen. Ich bleibe beim Dudelfunk.
Ähnliche Entwicklungen hat übrigens es auch beim SDR und SWF gegeben. Generell gilt bei öffentlich-rechtlichen Radiosendern: 1x Querbeet bzw. alte Hits, 1x Klassik bzw. Jazz, 1x Wortsendungen bzw. Infotainment, 1x Schlager bzw. Volksmusik, 1x Dudelfunk bzw. Neue Hits. Macht also in der Summe durchschnittlich ca. 4-5 Spartensender pro öffentlich-rechtlichem Sender.
Beim NDR ist das eigentlich immer recht konstant geblieben.
- NDR1, in Schleswig-Holstein Welle Nord, in Hamburg 90,3 (ex Hamburg-Welle), in Niedersachsen Radio Niedersachsen (weshalb der dortige Haupt-Privatsender als FFN = Funk für Niedersachsen starten mußte) und seit den 90ern in McPomm Radio Mecklenburg-Vorpommern: eher für eine ältere, vielleicht etwas konservative, aber nicht zu anspruchsvolle Hörerschaft. Bis vor ein paar Jahren ⅔ Schlager und ⅓ Softoldies, heute Oldies, Pop, sogar Rock und nicht zu verstaubte deutsche Musik (wobei das auf der Welle Nord auch mal Karat einschließen kann).
- NDR2: der Popsender, verantwortlich für den überwiegenden Teil der Werbeeinnahmen des NDR. Steht überraschenderweise heute noch zu den 80ern und hat von daher massive Überschneidungen mit den NDR1-Landesprogrammen seit deren Relaunches. Das wird wohl auch eine Weile so bleiben. Der erste Radiosender Norddeutschlands mit Werbung. Unter den Popsendern neigt NDR2 noch am ehesten zum Rock, R.SH ist sehr eurodancelastig und Radio Hamburg geht stark Richtung R&B, Soul und neuerdings Reggae und Dancehall.
- NDR Kultur, vormals NDR Klassik, vormals NDR3: Ehemaliger Klassiksender, der jetzt auch Weltmusik spielt, also von allen musikalisch am meisten sophisticated.
- NDR Info, vormals NDR4, erst 1989 gestartet: der Nachrichtensender.
- N-JOY: Charts rauf und runter ohne Werbung. Die Rache des NDR an R.SH, das dem Werbegoldesel NDR2 Hörer geklaut hatte. Zielgruppe waren immer Teens und Twens.
(03.03.2015)Meganium schrieb: Jetzt gibt es seit ca. 30 Jahren auch private Radiostationen, die ausschließlich auf Quote ausgelegt sind. Um die Zuschauer möglichst lange vor den Geräten fesseln zu können, werden unwitzige Radiomoderatoren vor die Mikrofone gebeten, ihren Quatsch abzulassen und es wird hochpopuläre Musik gespielt, die nach ca. 40 Einspielungen in der Woche schon extrem auf die Nerven gehen. Besonders Künstler, wie Adéle oder Coldplay, werden oftmals Opfer von eng getakteten Musik-Rotationen, während 12x in der Woche derselbe Titel von Bruno Mars oder Rihanna eigentlich nicht schade darum sind, weil die mir eh nicht gefallen.
Na ja, in der Anfangszeit waren die Privatsender darauf aus, den Hörfunk vom Staub des Beamtenradio zu befreien. Daher kommt übrigens auch, daß R.SH bis heute die Nachrichten um fünf vor sendet – einmal das, und dann steckte dahinter das Kalkül, daß man auf R.SH die neuesten Neuigkeiten fünf Minuten eher als bei den Öffentlich-Rechtlichen hören konnte.
Der Tiefpunkt von R.SH war wohl Ende der 90er, wo sie eine Minimalstrotation fuhren. Sie hatten noch 2, 3 Titel aus den 70ern, ansonsten nur 80er und 90er und rekrutierten daraus eine Rotation zusammen, die so klein war, daß zwischen 7.30 und 17.30 Uhr ungelogen sogar 80er-Jahre-Songs sechsmal (!) liefen.
Schlimmer geht's aber immer: delta radio. Die fingen kurz nach R.SH an als die Ober-Idealisten. Die wollten sich nämlich im kleinen, strukturschwachen Schleswig-Holstein, wo die meisten Leute am Schlagerradio hingen, als Classic-Rock-Sender etablieren. Das junge delta radio war wirklich klasse.
Aber dann ging der Quotenkampf los, und damit einher ging ein Relaunch nach dem anderen. Nach kürzester Zeit gab's die zweite Klangfarbe – "First Class Rock" wurde ersetzt durch "Das Rock-Radio", also generell Rock, vor allem auch aktueller Indie, Post-Punk, paar Metal-Geschichten und so. Um noch mehr Hörer zu kriegen, kam als dritte Klangfarbe "Kein Dance, kein Techno", aber sonst alles an
aktueller Musik, womit man den Classic Rock aus dem Programm geschmissen hatte. Nicht lange nach dem Start von N-JOY kupferte man deren Klangfarbe ab und spielte dieselbe 90er-Jahre-Chartsoße: Eurodance, Pseudo-Techno, Boygroups, Rap (damals waren Die Fantastischen 4 gerade ganz groß) und "An Angel" von der Kelly Family. Irgendwann muß dann mal jemand gemotzt haben: "Das hat mit delta radio nichts mehr zu tun!" Also kehrte man zurück zum Rock, aber eher zum modernen von Pop Rock bis Alternative.
(03.03.2015)Meganium schrieb: Was ich bei vielen Privatsendern ja lustig finde sind ihre Aktionen. "9 Hits ab 9", "11 Hits vor 11" oder "Bis 18 Uhr kein Hit doppelt!" Gerade bei letzterem muss ich ja heftig lachen, wenn gegen 14 Uhr Katy Perry's "Roar" läuft, gegen 17 Uhr der Hit nochmals gespielt wird, und vor der Aktion "Bis 18 Uhr kein Hit doppelt" um 7.45 Uhr in der Morning-Show schon einmal gebrüllt wurde.
Katy Perry's "Roar" gehörte somit zur sogenannten "Heavy Rotation", in der ein Titel zuerst ca. 5-10x in der Woche, dann ca 15-25x in der Woche, und letztendlich bis zu 50x in der Woche wiederholt wird. Solche Pseudo-Eingriffe, wie "Bis 18 Uhr kein Hit doppelt!" sind automatisch zum Scheitern verurteilt. Oder mit dem sogenannten "Warmspielen" kann man ebenfalls einen Titel zur Popularität, und somit zur Einnahmengenerierung zwingen - dann knallt man sofort ca. 200 Wiederholungen innerhalb von 28 Tagen. Mit welcher Variante "Roar" populär wurde, weiß ich jetzt gerade nicht.
Siehe R.SH. Songs aus dem vorigen Jahrzehnt sechsmal in acht Stunden. Da erschien die Aktion, von 9 bis 19 Uhr nichts zu wiederholen, die eine Reaktion auf Hörerproteste war, wie ein Geschenk des Himmels. Das eigentliche Gewinnspiel war, daß sie in der Zeit sehr wohl genau einen Song zweimal spielten. Um den zu identifizieren, mußte man aber zehn Stunden lang R.SH hören.
Wobei, Radio Hamburg macht das momentan interessant. Okay, die haben auch immer die übliche Rotation, die aber lang genug ist für mindestens zehn bis zwölf Stunden ohne Wiederholung. Aber: Vor jeder vollen Stunde spielen sie irgendeine Rarität, auch wenn das häufig Songs aus der Rotation sind, gecovert von einem ganz anderen Radio Hamburg Megastar™. Und: In der Wunschstunde werden sie noch wilder. Da melden sich zwar auch Vollkoffer, die was hören wollen, was ständig rotiert wird, aber auch wenn man da was Exotischeres wünscht, was kein Sender je getestet haben dürfte, spielen sie das auch, ebenso wie weniger bekannte Live-Versionen. Angeblich alles von Death Metal bis Helene Fischer, haben sie mal gesagt. Manchmal frag ich mich, ob man es schaffen könnte, da Ponymusik spielen zu lassen.
Und: Man muß Radio Hamburg zugute halten, daß sie noch sehr viel live machen. Meines Wissens sind tagsüber alle Sendungen live, auch wenn sich die Moderation in Grenzen hält (sie werben ja damit, soundsoviel ohne "Gequatsche" zu spielen, nur unterbrochen durch voraufgezeichnete Claims). Andere Sender fahren praktisch nur die Morningshow live.
That said, die Rotation auf RHH ist nicht gerade die erträglichste, auch wenn man bis letztes Jahr (bevor der Großteil der Katy-Perry-Songs gekappt wurde, ebenso wie das ganze 20. Jahrhundert) innerhalb weniger Stunden bis zu drei Proto-Ponysongs hören konnte (gewissermaßen "Pony Rock Anthem", "I Am Octavia" und entweder "Equestria Girls" oder "Don't Mine At Night").
Radiocomedy ist auch so'n Thema für sich. NDR2 kann das gut.
Die Gerd Show ist immer noch Kult, obwohl längst nicht mehr aktuell. Zuletzt brillierten sie mit
Frühstück bei Stefanie, das es sogar animiert und als Comic gibt und mangels geeigneter Alternativen immer noch wiederholt wird. R.SH startete Ende der 90er
Kaufhaus Patzig, das hatte streckenweise einen schön fiesen Humor. Um die Jahrtausendwende rum muß bei Radio Hamburg Lotto King Karl angefangen haben mit seinem
Tagebuch des Dieter B. – irre, was mit nur einer Stimme und nur einem Charakter geht. Lotto hatte ja sogar angeboten, mit seiner Dieter-B.-Stimme aus
Nichts als die Wahrheit vorzulesen, aber der echte Dieter, der ja gleich um die Ecke wohnt, hat interveniert. Die
News-Show, die sie aktuell haben, ist eher so dämlich, daß sie schon wieder gut ist (und so dämlich, daß Buddy Ogün nach ein paar Wochen wieder ausstieg, aber sein Part war eh der unlustigste). Das Bräsigste sind neben der prollig-platten Comoderatorin die Interviewpartner am Telefon, die alle dieselbe Stimme haben – die vorher sämtliche Fragensteller bei der
WM-Pressekonferenz hatten.
(03.03.2015)BlackT0rnado schrieb: Exakt, als ich noch in Hannover bzw. Oldenburg wohnte hab ich mir immer Radio 21 eingeschaltet, die spielten alles was nicht mainstream ist und waren im Rock orientiert.
Auch wenn die Zielgruppe 30+ ist war der Sender für mich top und ich hörte ihn seit der Gründung 2001, ich war 11
Die hatten zwar auch Gewinnspiele, die waren aber nur auf Rockkonzerte beschränkt zu geilen Bands wie U2, AC/DC, etc.
Nebenbei hatten die noch son 60 seconds Quiz wo man so viele Fragen wie möglich beantworten musste. Das wars aber auch schon und das Programm war einfach herrlich: Und Wiederholungen hab ich den ganzen Tag, Tage danach nicht gehört, die haben nämlich wirklich in der Musikkiste gewühlt
Und die haben ein seeehr deutliches Hörer+
Radio 21 war mal ein richtig extrem geiler Sender.
Als ich in der Ausbildung war, schwärmten mir drei Kumpels aus der Hannoveraner Gegend immer von Radio 21 vor, den ich damals nie empfangen konnte. Nur geile Rockmusik und auch nicht nur das übliche, sondern auch mal (wohl im normalen Sendebetrieb) zwanzigminütige Krautrock-Monster einschoben.
Ich weiß noch, als hier im Haus der Kabelanbieter gewechselt wurde. Beim Sendersuchlauf im Receiver fand ich beim neuen tatsächlich Radio 21. Wie geil war das.
Heute hab ich Radio 21 immer noch zwischen meinen Internetsendern.